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Was macht man bei Dauerregen auf einer Berghütte?

von Stefanie Dehler
17 Kommentare

Regen und NebelWas ich diesen „Sommer“ gelernt habe: zum Bergsteigen und Wandern gehört auch das Warten auf besseres Wetter dazu, und auch dies ist eine Fähigkeit, die man erst einmal lernen muss.

An zwei Wochenenden, am Hochvogel und an der Marmolada, war genug Zeit eingeplant, um mehrere Gipfelmöglichkeiten zu haben bzw den Gipfel bei wirklich gutem Wetter zu besteigen. Im Prinz-Luitpold-Haus saß ich 4 Stunden am Samstag Vormittag „fest“, wegen Dauerregen, im Refugio Pian dei Fiacconi etwa 7 Stunden, einen ganzen Samstag, wegen Dauerschnee. Dazu die Abende, aber Hüttenabende sind ja meist erfreuliche Erlebnisse.

Was macht man da die ganze Zeit, wenn man gefrühstückt hat, die Hütte im Dauerregen, Nebel und Schnee versinkt? Ich habe diesen Sommer so einiges getestet:

– Vor allem aus dem Fenster schauen und das Wetter beobachten. Beobachten und diskutieren.

– Skat spielen.

– Maumau spielen.

leere Gaststube einer Berghütte

– Diskutieren, welche Kartenspiele man noch kann, welche Regelunterschiede es gibt, dass man mit einer 4. Person auch Doppelkopf spielen könnte, dass Skat spielen auch ohne Reizen und Punkte aufschreiben geht aber eigentlich doof ist.

– Aus dem Fenster starren.

– Münzen in die Sammelbüchse der Bergrettung werfen.

– Kniffeln.

Regenwetter auf einer Hütte

– Eine heiße Schokolade bestellen.

– Angelaufene Fensterscheiben frei reiben, damit man besser rausgucken kann.

– Rücken an Rücken sitzend, die Beine ausgestreckt, in aller Ruhe ein Buch lesen.

Dauerregen am Prinz-Luitpold-Haus

– Im 30 Minuten-Rhythmus an die frische Luft gehen um das Wetter zu begutachten.

– Mit den Hüttenwirten plaudern.

– Sich freuen, dass man in einer Hütte ist. Und nicht im Zelt.

– Aus dem Fenster glotzen und sich vorstellen, ein Bär käme vorbei.

– (Noch) Einen Kaffee trinken.

Blick aus dem Fenster

– Mit den Leuten plaudern, die gerade mal an der frischen Luft waren, und fragen ob es schon heller wird.

– Die Speisekarte fürs Abendessen 3 mal durchlesen und die Vorzüge von Gamsbraten und Kässpätzle vergleichen.

– Wichtige Bergsteiger-Knoten wiederholen (siehe auch hier)

– Die Leute am Nebentisch neidisch beobachten, weil sie das Malefiz-Spiel aus dem Schrank ergattert haben.

abwarten und Tee trinken

– Bei vorhandenem Seil und sonstiger Gletscherausrüstung die Spaltenbergung üben.

– Hunde und Katzen streicheln. Oder versuchen sie herbeizulocken, wenn sie kein Interesse an gestreichelt werden zeigen.

– Am Abend die Fenster nicht aus den Augen lassen, damit man einen möglichen Sonnenuntergang nicht verpasst!

– Die Wanderkarte studieren und davon träumen, wo man bei gutem Wetter überall hinwandern könnte.

– Die Fotos an den Wänden zum 35. Mal anschauen.

regen_20140815_134553

– In zerfledderten Alpin-Heften jahrzehntealte Interviews mit den Huberbuam lesen.

– Rumlaufen und prüfen ob das Handy nicht doch irgendwo ein winziges Internetsignal abgreifen kann, um mit der Wetter-App herauszufinden, wann der Regen aufhört.

– Der Katze beibringen, wie man Doppelkopf spielt. Oder einen Prusikknoten perfekt knotet.

– Aus dem Fenster blicken und einfach mal das Nichtstun genießen.

Regenjacke anziehen

– Entnervt aufgeben – Regenjacke, Regenhose, Handschuhe und warme Mütze anziehen, Regenhülle über den Rucksack ziehen, rausgehen. Dabei ordentlich rumjammern, innerlich aber stolz mit Beckerfaust auf und ab hüpfen, weil alle anderen noch sitzen bleiben. Sich bewundern lassen. Das Kopfschütteln der anderen ignorieren.

Und ein paar Stunden später gipfelglücklich ein Bier bestellen und eine Suppe, sich darüber freuen sich überwunden zu haben, das beste aus dem Tag gemacht zu haben. Und kurz diskutieren, wer mit Karten mischen dran ist.

 

Und, was macht ihr so, wenn ihr wegen Wetter auf einer Hütte festhängt?

———

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17 Kommentare

Steve 13. September 2014 - 08:47

Genau so ist es!
Hihi…genial!

antworten
Reiner 13. September 2014 - 09:27

ja…genau so geht’s ab :-) Speisekarte, Alpenvereinskarte und und und alles schön auswendig lernen, wenn man nämlich das nächste mal, bei schönem Wetter auf der Hütte ist, mehr Zeit für die Touren hat
Gruß Reiner

antworten
Michael 13. September 2014 - 15:48

Genialer Artikel. :-)
Hab so etwas ähnliches schon mal im Zelt erleben dürfen, äh müssen. Da hat man es in der Hütte schon schöner. Im Zelt dauert es dafür nicht so lange bis man sich überwindet und doch aufbricht.

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Simone 14. September 2014 - 13:00

Oft kommt man an solchen Wochenenden ja auch schon nass auf der Hütte an. Ich renne dann jede Stunde in den Trockenraum und hole mir die Bestätigung, dass meine Sachen Minute um Minute weniger feucht sind (zumindest bilde ich mir das ein) :)

antworten
Sven 14. September 2014 - 13:22

Schöne Liste, genau so geht’s, das süße Nichtstun :-)

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Robert Springer 16. September 2014 - 13:34

Schlafen, und dann, weiterschlafen :D

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Jens | Hiking Blog 16. September 2014 - 15:47

Respekt, ich würde es gar nicht so lange in der Hütte aushalten ;-) Dazu bin ich viel zu ungeduldig und zu selten in den Bergen…

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Stefanie Dehler 21. September 2014 - 10:21

Alles eine Sache der Übung, Jens :-)
Manchmal muss man es aushalten, schlechtes Wetter in den Bergen kann halt zu gefährlichen Situationen führen, sowohl nasse Felsen als auch Nebel oder Schneesturm… Man hält es aus, wenn man muss.

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Karin 18. September 2014 - 13:00

Klasse.

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wooki 18. September 2014 - 18:34

sehr schöne Zusammenfassung bzw. Auflistung. ;-) Viele der Punkte beim diesjährigen Versuch den Heilbronner Weg zu gehen durchlebt, der dann dank Regen und Sturm abgebrochen wurde…

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Rebecca 20. September 2014 - 10:33

Genial! Vor allem beim Studium der (Speise)karte und der Wanddekoration habe ich mich wiedererkannt :) Letzte Woche war ich für sechs Tage in der Brenta, da waren wir teilweise auch schon mittags auf der nächsten Hütte. Am Anfang ist das Nichtstun noch total entspannend, aber auf Dauer wird es ziemlich zermürbend…

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Stefanie Dehler 21. September 2014 - 10:19

Bei ein paar anderen Punkten dürftest du dich ja auch wiedererkannt haben, unser Refugio-Tag hat die Auflistung ja schon ein wenig beeinflusst :-) LG!

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Martin 20. September 2014 - 16:53

Haha :D Finde den Beitrag super!
Das Studieren der Speisekarte führt bei mir meist zu Fressattacken…

antworten
Stefanie Dehler 21. September 2014 - 10:16

Steve, Reiner, Michael, Simone, Sven, Robert, Karin, wooki, Martin – danke für eure Kommentare, es freut mich sehr, dass euch der Artikel so gefallen hat :-)

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Thorsten 22. September 2014 - 15:19

Sehr schöner Text, ich muss da an einen Text von John Krakauer denken („An’s Zelt gefesselt“ aus „Auf den Gipfeln der Welt“). wo er darüber schreibt, wie man zwei Wochen im Zelt in Sturm in Patagonien rumkriegt.
Von daher: Schlimmer geht’s immer :-)

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Gipfelbuch: Marmolata - Gipfelglück 25. September 2014 - 21:15

[…] ganzen Samstag also in der Hütte, schauen ins Schneegestöber hinaus (was wir noch gemacht haben, ist hier nachzulesen) und träumen vom Gipfel. Denn so ist das mit den großen Bergen, da geht man nicht so einfach hin […]

antworten
theTRAVELR 26. September 2014 - 10:51

Grandioser Artikel. Ersetze Hütte durch Flughafen, dann kenne die Herausforderung im Moment hauptsächlich von Dienstreisen… ;-)

Viele Grüße, Christian

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