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Hölle oder Himmel? Im Höllental in der Zugspitz Region

von Stefanie Dehler
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Die Höllentalangerhütte unterhalb der Zugspitze. Die Klamm durchs Höllental. Ist über die nicht schon viel zu viel geschrieben worden? Ja, vielleicht schon. Aber man wandert ja auch immer wieder hin! Über besondere Hütten darf auch besonders viel geschrieben werden, insbesondere wenn Neues rund um diese Hütten passiert.

Wetterstein Zugspitz Region

Wetterstein Zugspitz Region

In diesem Artikel stelle ich euch dann noch ein zweites besonderes Zuhause in den Bergen vor – auch als Münchner kann man es genießen, einfach mal in der Zugspitz Region zu übernachten und sich nicht zu den anderen Städtern in den abendlichen Wochenend-Rückreise-Stau zu stellen. Solch ein besonderer Abend verdient dann auch eine besondere Unterkunft: ein Holzfass.

Höllentalklamm - ein Detail

Höllentalklamm – ein Detail

Zur Höllentalangerhütte wandern Tagesgäste hinauf, hier übernachten auch viele Bergsteiger auf ihrem Weg zur Zugspitze. Die Höllentalangerhütte gibt es schon sehr lange an diesem Ort, und doch ist sie ganz neu. Die Höllentalangerhütte liegt nicht unbedingt hoch, aber sie liegt weit hinten im Höllental und damit weit weg vom Alltag.

Und die Höllentalklamm in groß.

Und die Höllentalklamm in groß.

Wenig Hütten haben einen so spektakulären Zustieg wie diese Hütte, der Gang durch die Höllentalklamm ist jedes Mal von neuem faszinierend. Abriss und Neubau der Hütte waren (meiner Ansicht nach) notwendig, sehr umstritten und etwas sehr Besonderes in den bayrischen Alpen. Mir hat die neue Hölle auf den ersten Blick sehr gefallen, das Team rund um Architekten, Hüttenwirte und Alpenverein haben da gutes Auge und guten Zeichenstift bewiesen.

Ein weiteres Indiz dafür, dass das Thema Höllental der Himmel für viele ist: die Ur-Höllentalangerhütte, die aus dem 19. Jahrhundert, wird gerade im Garten des Alpinen Museums in München wiederaufgebaut, gleich neben der alten Jubiläumsgrat-Biwakschachtel. Zu besichtigen ab März 2017 im Rahmen der Sonderausstellung zum Thema “Hütten”.

 Wieder-Aufbau der "Ur-Hölle" im Alpinen Museum München

Wieder-Aufbau der „Ur-Hölle“ im Alpinen Museum München

1893 baute die AV Sektion München am Ende der Höllentalklamm die erste Hütte im Höllental. An der letzten flachen Stelle, bevor Bergsteiger sich an den Anstieg zur Zugspitze machen. An einem hellen weiten Ort, am Ende der dunklen engen Höllentalklamm. Diese “Ur-Hölle” wurde immer mehr erweitert, ausgebaut, häufig besucht, geliebt und kritisiert, und man fing irgendwann an zu diskutieren: die Umweltschutzstandards wurden immer höher, die hygienischen Verhältnisse nicht mehr akzeptabel – niemand erwartet einen Wellness Bereich auf einer Berghütte, aber ohne Ekel auf die Toilette gehen und sich im Anschluss die Hände waschen können, das sollte schon auch auf einer Hütte möglich sein. Also renovieren. Oder nicht?

Blick über die Terrasse zur neuen Höllentalangerhütte

Blick über die Terrasse zur neuen Höllentalangerhütte

Tatsächlich entschieden Alpenverein und Sektion München, die Hütte 2013 abzureißen, neu zu bauen, 2015 wieder zu eröffnen – und im Juli 2016 war ich dann auch endlich einmal da (wenn auch bei mäßig tollem Wetter…). Und während man am hellen Holz der Tische das “Neu” noch erkennt, sieht die Hütte insgesamt aus, als wäre sie schon immer da gewesen!

Der erste Anblick der neuen Höllentalangerhütte, aus der Klamm kommend.

Der erste Anblick der neuen Höllentalangerhütte, aus der Klamm kommend.

Speisekarte, Spendenbaum und tolle Details. Modern und gemütlich.

Speisekarte, Spendenbaum und tolle Details. Modern und gemütlich.

Sie scheint sich an den Fels anzuschmiegen, von der Terrasse gehen sehnsüchtige, skeptische, prüfende Blicke die Waxenstein- und Zugspitzwände hinauf (außer es ist neblig wie bei meinem Besuch), innen ist es gemütlich, mit riesigen Fenstern, ein freundliches Team kümmert sich um die Gäste. Ein wahres Zuhause in den Bergen, das auch im neuen Hüttenbildband von Ritschel und Dauer einen Platz bekommen hat. Und das:

Endlich ordentliche Klos auf der Höllentalangerhütte

Endlich ordentliche Klos auf der Höllentalangerhütte

Und das:

Endlich Hände waschen...

Endlich Hände waschen…

Detail an der Decke in der neuen Höllentalangerhütte

Detail an der Decke in der neuen Höllentalangerhütte

Die Hüttenwirte der Höllentalangerhütte erzählen

An so einem Ort wie dem Höllental zu arbeiten ist ja auch etwas sehr Außergewöhnliches. Ich habe die Hüttenwirte Silvia und Thomas gefragt, was ihren Arbeitsplatz zu etwas so Besonderem macht:

Die Lage unterhalb der Zugspitze, der Ausgangspunkt zur Zugspitze über den imposanten Höllentalklettersteig, der Zustieg durch die imposante Höllentalklamm, das weitläufige Hüttenumfeld mit dem Anger, die Weiterwandermöglichkeit über das Hupfleitenjoch zum Kreuzeckhaus, die Weiterwandermöglichkeit zum Osterfelderkopf, die Weiterwandermöglichkeit über die Rifflscharte zum Rifflriss, der Ausgangspunkt zum Jubiläumsgrat, die neu erbaute Hütte mit ihrer nicht ganz diskussionsfreien Architektur, u.v.m.

Höllentalanger - mal ganz ohne Aussicht

Höllentalanger – mal ganz ohne Aussicht

Wie sie dazu kamen, viele Wochen im Jahr in der Hölle zu verbringen?

Wir, Silvia und Thomas Auer, können auf eine langjährige Erfahrung in der Gastronomie verweisen.

Silvia ist gelernte Köchin und hat nach ihrer Lehre in diversen Gastronomiebetrieben viel Praxis gesammelt. Thomas hat seine Kindheit auf der Braunschweiger Hütte im Tiroler Pitztal verbracht. Dort hat er das Hüttenleben kennen- und lieben gelernt. Nach der dreijährigen Lehre zum Hotel- und Gastgewerbeassistenten absolvierte er die Ausbildung zum staatlich geprüften Skilehrer und Skiführer sowie zum Langlauflehrer.

Seit dem Jahr 1992 bewirtschaften wir im Winter das Familien-Wellness-Hotel im Tiroler Pitztal, direkt am Pitztaler Gletscher, sowie seit 1999 das Tiroler Wirtshaus am Locherboden in Mötz, einem kleinen Wallfahrtsort im Tiroler Inntal.

Die Erfahrung in der Gastronomie, sowie die Naturverbundenheit gepaart mit dem „groß werden“ auf einer Alpenvereinshütte haben uns dazu bewogen, uns um die Höllentalangerhütte zu bewerben und somit den Sommer in den von uns so  geliebten Bergen zu verbringen.

Kapelle an der Höllentalangerhütte

Kapelle an der Höllentalangerhütte

Tipp: Wanderung über den Stangensteig überm Höllental

Für alle, für die die Höllentalangerhütte Ziel einer Tageswanderung ist, für die habe ich zwei Empfehlungen. Zum einen wäre da der Stangensteig als alternativer Rückweg, wenn man nicht noch einmal durch die Klamm wandern möchte (Eintritt zur Klamm hin und zurück 1 Euro für AVMitglieder, sonst 4 Euro), lies hier meinen Artikel zum Stangensteig.

Durch die Höllentalklamm

Durch die Höllentalklamm

Tipp: Übernachten im Holzfass in Grainau

Und Tagesbesucher, die am nächsten Tag z.B. noch mit dem MTB um den Eibsee radeln möchten, empfehle ich Grainau als strategisch guten Übernachtungsplatz, und zwar in einem Schlaf-Fass! 4 Stück davon stehen im Camping Resort Zugspitze in Grainau, oberhalb des Zusammenflusses von Hammersbach und Loisach, mit direktem Blick auf die Alpspitze samt Wetterstein-Nachbarn, und äußerst gemütlich.

Glamping heißt so was heute: Fast so wie ein Zelt, nur ohne Aufbauen, wetterfester und mit richtiger Matratze. Die Wände sind aus Holz und halt rund; zwei, die hier übernachten, müssen sich schon mögen, ein Fass ist klein. Aber es gibt Strom und Heizung, einen eigenen Sonnenschirm, Tisch und Stühle vor dem Fass, Supermärkte gleich nebenan, Sauna, Fitness und ein Bistro, und ganz exclusiv ein besonderes Gefühl des Nachhause-Kommens, wenn man den Schlüssel an der eigenen Fass-Tür umdreht.

Mehr Infos zu den Schlaf-Fässern: www.perfect-camping.de. Preis ab 65 Euro pro Nacht für 2 Personen.

Glamping - schlafen im Fass mit Blick auf die Alpspitze

Glamping – schlafen im Fass mit Blick auf die Alpspitze

Die Lage der Fässer ist äußerst praktisch, nicht weit von der Hauptstraße und vor allem nicht weit von den Wanderparkplätzen in Grainau entfernt. Auch dem Richtung Höllental.

Gefragt nach ihrer persönlichen Lieblingstour, wenn einmal Zeit sein sollte, antworten Silvia und Thomas von der Höllentalangerhütte übrigens:

Die Lieblingswanderung von uns ist der Aufstieg zum Waxenstein, da dieser von wenigen Menschen begangen wird und somit ein kleiner Geheimtipp ist. Der Weg wird auch nicht mehr gewartet und markiert, weshalb er auch eine kleine bergsteigerische Herausforderung bedeutet. Der Rückweg über den Schafsteig in Richtung Rifflriss ist ein einmaliges Erlebnis, da hier Gemsen neben Schafen in unberührter Natur friedlich nebeneinander grasen.

Und schließlich noch einmal zum Alpinen Museum in München: es gibt viele Fotos auf der Website des Alpenvereins, auf denen man die Bauarbeiten verfolgen kann. Man kann schon gut erkennen, was hier gebaut wird, es wurde bereits Richtfest gefeiert, Eröffnung für die Besucher ist aber erst im Frühling 2017.

Vorsicht ist geboten in der Höllentalklamm

Vorsicht ist geboten in der Höllentalklamm

Fazit: Über das Höllental und die Höllentalangerhütte kann man immer wieder schreiben, weil man sie immer wieder besuchen kann. Weil in der Umgebung so viel zu entdecken ist. Und statt Tagesausflug einfach mal dort zu übernachten ist für Münchner wie ein kleiner Urlaub.

Die Zugspitz Region GmbH hat mich zur Übernachtung im Fass eingeladen, vielen Dank dafür. Sie ist der touristische Zusammenschluss des Landkreises Garmisch-Partenkirchen mit den vier Urlaubsgebieten Ammergauer Alpen, Blaues Land, Alpenwelt Karwendel und Zugspitzland.

Datum der Tour: 5. und 6. Juli 2016

 

Weiterlesen:

Bergtouren in der Gegend: Schachen und Meilerhütte | Paragliding und mehr auf der Kreuzalm | Kramer |
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