Home bergaufbergab Über die Leidenschaft – was das Solsteinhaus, Wanderfreunde und das Bloggen gemeinsam haben

Über die Leidenschaft – was das Solsteinhaus, Wanderfreunde und das Bloggen gemeinsam haben

von Stefanie Dehler
4 Kommentare

kuchen auf dem solsteinhausAls Karwendel-Fan mag ich es, dass man sich diesem Gebirge von vielen Seiten aus annähern kann – vom Achensee, von der Mittenwalder Seite, von Leutasch/ Scharnitz /Seefeld aus oder auch von Süden. Wählt man hier den Einstieg über Zirl, gelangt man zu einer meiner Lieblingshütten, von der ich heute erzählen will, es geht um das Solsteinhaus.

Ich verbrachte dort ein Wochenende im letzten Herbst, zu einer Zeit, in der der Herbst schon wie Winter schien und – fälschlicherweise, wie wir heute wissen – einen schneereichen herrlichen Winter versprach. Das Wetter an jenem September-Wochenende war so, dass wir tatsächlich sehr viel Zeit in der Hütte verbrachten, und ich aus diesem Grund auch sicher weiß, dass das Solsteinhaus eine besondere unter den Hütten im Karwendel und in den Alpen ist.

In diesem Artikel geht es aber nicht allein um die Hütte und die Berge drumherum, sondern es geht vor allem um die Leidenschaft. Wir Münchner Ironblogger, eine Gruppe von leidenschaftlichen Bloggern, Stammtischlern und Freunden, führen derzeit unsere zweite interne Blogparade durch, jeden Tag schreibt ein anderer von uns eben über das Thema Leidenschaft. In meinem Artikel soll es um die Leidenschaft der Hüttenwirte vom Solsteinhaus für ihren Job gehen, um die Wanderleidenschaft von mir und den drei Begleitern, der Leidenschaft beim Bloggen, die für Themenfindung und für die Mitgliedschaft bei den Ironbloggern notwendig ist, und schließlich darum, dass Leidenschaft ihre Grenzen hat und haben darf.

Von Hütten-Erbauern und Hütten-Wirten

Zurück zur Hütte im Karwendel. Leidenschaft war damals nötig, im Jahr 1914, zwischen Zirl und den Karwendel-Gipfeln überhaupt einmal eine Hütte zu planen und zu bauen. Auf 1805m. Gemütlichkeit in die Gaststube hineinzubringen, für Wasser und Abwasser, Lager und kleinere Zimmer, Küche, Terrasse, Materialseilbahn, inzwischen sogar Kletterwand und Slackline zu sorgen. Einen Koch, der kochen kann, und leidenschaftliche Kollegen zum Bierzapfen, Kartoffeln schälen, Wanderwege erklären, Schokoriegel verkaufen. Mehr über die Geschichte könnt ihr auf der Website der Hütte lesen. 

Solsteinhaus am Abend

Heimeliger Blick auf das Solsteinhaus

Nur mit viel Leidenschaft ist es möglich Hüttenwirt im Karwendel zu sein. Von Früh bis spät sich um die Gäste kümmern, auch wenn die wegen des Wetters vielleicht nicht so guter Laune sind, mit schlammigen Schuhen noch mehr Dreck ins Haus bringen, alle gleichzeitig Hunger und Bierdurst haben, andere sagen ab, obwohl man ja Vorräte mit der Materialseilbahn nach oben geschafft hat, oder sie kommen einfach nicht, ohne abzusagen.

Egal bei welchem Wetter: Heidelbeerschmarrn und ein Weißbier

Egal bei welchem Wetter: Heidelbeerschmarrn und ein Weißbier

Von der Leidenschaft von Hüttenwirten und ihren Teams hängt die Atmosphäre und Laune auf einer Berggütte ab, das Wohlfühlen auf einer Hütte beeinflusst das Gelingen einer Bergtour. Und so ist das Team des Solsteinhauses ein perfektes Beispiel für diesen Artikel, man fühlt sich wohl, wenn draußen der Wind pfeift, lehnt mit dem Rücken am Kachelofen, holt sich noch einen Kakao samt Schwätzchen und Hüttenwirt Robert Fankhauser nimmt sich beim Bezahlen am Morgen extra viel Zeit für ein Gespräch mit jedem Gast.

Knödel auf dem Solsteinhaus

Die Leidenschaft der Wanderer

Bei 4 Leuten muss man rechtzeitig anfangen zu planen, um ein Datum für die gemeinsame Hüttentour zu finden, das Ziel und mögliche Touren, die Anreise usw. Nach Wochen von Telefonaten, Kartenstudium und Chatten in Facebookgruppen die böse Nachricht:

der Wetterrbericht ist schlecht.

Am einfachsten wäre es alles einfach abzusagen. In der warmen, trockenen Wohnung zu bleiben, auszuschlafen, endlich mal ins Museum zu gehen. Aber da ist ja die Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht so schlimm wird mit dem Regen, man hat sich ja auch viel zu erzählen und schon lange nicht mehr Kniffel gespielt, und unter Bloggern ist ja immer jemand, der gerade einen Testbericht für eine Regenjacke schrieben will.

Auf dem Weg zum Großen Solstein Gipfel

Auf dem Weg zum Großen Solstein Gipfel

Gegenseitig gut zureden, motivieren, schön reden und natürlich nicht absagen. Und realistisch einschätzen, welche Wege bei dem Schnee machbar sind, welche halt nicht. Die richtige Kleidung wählen. Genug Proviant einpacken. Und sich halt durchkämpfen zum Gipfelkreuz, auch ohne jegliche Aussicht, ohne gemütliches Hinsetzen und Beine ausstrecken, ohne Blümchen fotografieren.

Mit der eigenen Leidenschaft und der der Wanderfreunde macht man das beste aus dem Tag und dem Wetter, lässt sich am Gipfelkreuz fotografieren und das Hauptthema wird der nächste Besuch, im Sommer, wenn dann wirklich die Sonne scheint und man vom Großen zum Kleinen Solstein blicken kann. Wenn man dann den Freiunger Höhenweg bis Seefeld wandert. Beim nächsten Mal halt. Und dieses Mal machen wir halt einfach ein paar spektakuläre Fotos.

Am Gipfelkreuz des Großen Solstein

Am Gipfelkreuz des Großen Solstein

Leidenschaft und Bloggen

Womit wir bei der Leidenschaft der Blogger angelangt sind. Will jemand einen Wanderbericht über eine Schlechtwettertour lesen, mit einheitsgrauen Fotos? Schreibt man einen Artikel, nur um dem Ironblogger Druck nachzugeben?

Ironblogger “verpflichten” sich, jeder Woche (mindestens) einen neuen Artikel zu veröffentlichen. Andernfalls zahlt man 5 Euro in die Kasse. 5 Euro können schon weh tun, aber man hat ja auch einen Qualitätsanspruch an sich selber, will die Leser nicht langweilen, will die eigene Zeit nicht verschwenden, will im besten Fall etwas schreiben, was jemandem nächsten Herbst bei der Tourenplanung hilft.

Manchmal braucht es dann einen kleinen Anstoß wie “was schreibe ich denn nun zum Thema Leidenschaft” um ein Erlebnis aus dem letzten September hervorzukramen und endlich Solsteinhaus und Großen Solstein unterzubringen. Die beide ins Gipfelglück Blog rein gehören, aber mit Leidenschaft ge- und beschrieben und nicht nur um der 5-Euro-Strafe zu entkommen.

Viele Ideen... für Wanderungen und für Blog Artikel

Viele Ideen… für Wanderungen und für Blog Artikel

Die Grenzen der Leidenschaft

Und zum Schluss noch ein paar Worte über die Grenzen der Leidenschaft. Manchmal scheint der Anteil des Leidens am Vorhaben zu übermächtig und die innere Stimme drängt einen zum Nein.

Wie in unserem Fall auf der Karwendeltour, als am Tag nach der Tour auf den Großen Solstein Zeit für eine zweite Tour wäre. Der eine Teil unserer Gruppe macht sich auf den Weg zur Erlspitze. Nach Norden statt nach Südosten, aber sonst das gleiche wie am Tag vorher: keine Sicht, keine Sonne, rutschige Wege, Nebel und Nieselregen, natürlich auch frische Luft, Bewegung, Gespräche mit Freunden…

Aber meine Wander-Leidenschaft hat ihre Grenze erreicht und ich sage nein. Bleibe auf der Hütte am Kamin, trinke Kaffee, blättere durch Zeitschriften und Alpenvereins-Jahrbücher (kennt ihr schon meinen Artikel “Was macht man bei Dauerregen auf einer Berghütte”?), balanciere auf der Slackline und versuche mich an kunstvollen Wolken-Fotos. Leidenschaft fürs Nichtstun. Die Erlspitze mache ich dann wirklich mal bei Sonne. Um dem leidenschaftlichen Hüttenteam wieder mal hallo zu sagen.

Leidenschaft äußert sich manchmal auch...bei Klotüren.

Leidenschaft äußert sich manchmal auch…bei Klotüren.

Mehr Facetten der Leidenschaft lest ihr diesen Monat bei den Kolleginnen und Kollegen der Münchner Ironblogger, jeden Tag jemand anderes. Gestern Meike bei Start Talking, morgen Johannes auf Ein Auge ist genug. Hier die Gesamtübersicht zur Blogparade. Jede Woche könnt ihr auf der Website sehen, wie leidenschaftlich in München und Umgebung gebloggt wird. Wenn ihr mitmachen wollt, meldet euch bei mir. Oder folgt dem Spektakel auf Twitter bei @ironbloggermuc und unter dem Hashtag #ironbloggermuc.

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4 Kommentare

Sonya | soschy on tour 15. April 2016 - 19:10

Deine drei Hauptleidenschaften in einem wundervollen Artikel vereint. Das Solsteinhaus kannte ich noch nicht und will jetzt unbedingt mal hin.
Mir gefällt auch dein Abschnitt mit den Grenzen der Leidenschaft. Sehr ehrlich und sehr richtig.

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Stefanie Dehler 17. April 2016 - 17:35

Danke :-)

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Tiroler 9. August 2016 - 16:50

Sehr unterhaltsamer Blog mit schönen Touren – herzliche Grüsse aus der Region Hall-Wattens in Tirol!

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Leidenschaft – Johannes Mairhofer 21. Oktober 2018 - 08:57

[…] Dieser Beitrag ist Teil der neuen Blogparade Leidenschaft der Münchner Iron Blogger. Die Ironblogger sind eine lustige Gruppe bestehend aus sympathischen Bloggern, über die ich hier schon mehrfach geschrieben habe. An 30 Tagen im April bloggen verschiedene Autoren ihre Ansichten zu diesem Thema und verknüpfen somit viele verschiedene münchner Ironblogger, die spannende Ansichten und Einblicke zu dem Thema haben. Der gestrige Beitrag über die Wanderleidenschaft, die Leidenschaft der Hüttenwirte und die Grenzen der Leidenschaft (und noch einiges mehr) stammt von Stefanie Dehler.  […]

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