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Alpenüberquerung – Die Wanderung auf dem E5 (Teil 3)

von Stefanie Dehler
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Braunschweiger Hütte E5 Oberstdorf Meran
Tag 4 bis 6 auf dem Weg zwischen Oberstdorf und Meran

Wenn die Sonne scheint, ist alles anders beim Wandern. Im Nachhinein waren die Tage 1 bis 3 toll, aber wirklich Spaß gemacht hat die Wanderung über die Alpen auf dem E5 erst ab Tag 4. Als die Sonne schien…

Und gemütlich beginnt der 4. Tag noch dazu, nach dem Frühstück in der Pension steht nämlich erst einmal Seilbahn fahren an, es geht mit der Gondel von Zams auf den Venet. Die Unterkunft haben wir übrigens über die Tourist Info in Zams gefunden, die uns aber eigentlich nur das Unterkunftsverzeichnis vorgelegt haben und dann angekreuzt, welche billigen Pensionen in Richtung Seilbahn liegen. Auf die Frage nach einer Empfehlung kam nur ein „Die sind alle gleich“… Die zweite, bei der wir dann angerufen haben, hatte dann auch ein Zimmer frei, und eigentlich wars auch egal.

Vom Venet zur Braunschweiger Hütte

An der Bergstation wars dann wieder kalt und etwas wolkig, der Weg über den Venet-Gipfel leider ziemlich voll Schnee, deswegen gings über den Höhenweg, der matschig am Hang des Venets entlang führte. Auf der Gogles Alm ein schnelles Glas Buttermilch, auf der Galflun dann erstes richtiges Alm-Feeling: vor der Hütte in der Sonne sitzen und Kuchen essen. Und dabei spielt ein anderer Wanderer auf seinem Alphorn…

Viel Zeit ist nicht, die Etappe ist noch lang. Es geht ins Tal hinunter, durch Blumenwiesen!!, nach Wenns. Hier lege ich mich in die Sonne, während der Griesgram shoppen geht. Er braucht für die winterliche Alpenüberquerung eine Badehose… Dann steigen wir in einen Bus.

Blumenwiesen in Tirol E5 Alpenüberquerung

Die Busfahrt ist E5 Standard, es gibt aber auch eine wunderschöne Variante über den Kaunergrat, die 3 Tage länger dauert, aber einfach nur toll ist. Diese Variante war im Juni leider so verschneit, dass an eine Begehung nicht zu denken war, und die Gruppen mit den Bergführern nehmen selbstverständlich den Bus, was wir dann auch gemacht haben. ABER: wir sind im August dann noch mal wieder nach Tirol gefahren und haben dann nur die Kaunergrat Variante gemacht – sehr zu empfehlen, Bericht dazu hier.

Zurück zu unserer Busfahrt, der Postbus schlängelt sich etwa eine Stunde durch das Pitztal bis nach Mittelberg. Viel Sonne, einerseits schön, andererseits bringt sie den Schnee zum Schmelzen, was die Tour hoch zur Braunschweiger Hütte zu einer ziemlichen Sauerei werden lässt. Zunächst folgen wir einem breiten Weg am Bach entlang, es geht Richtung Gletscher. In längeren Serpentinen zunächst, steil und anstrengend, tiefer, weicher Schnee, der einen rutschen lässt, die Blicke auf Berge und Gletscher sind dafür vom allerfeinsten. Schon von weit unten sehen wir die Hütte vor knallblauem Himmel auf uns warten! Ein Weg oder Wegzeichen? Nichts mehr als die Spuren der 40 anderen, die sich vor uns hier hoch gewagt haben. Aber vergessen sind Mützen, Handschuhe, lange Unterhosen und die Sehnsucht nach heißem Tee… Der Blick von der Hütte – grandios! 2.758 m hoch. Und wenn ich mich richtig erinnere, fing das hier mit den Schnäppsen an :)

Pitztaler Jöchl E5 Oberstdorf Meran

Über das Pitztaler Jöchl nach Zwieselstein

Tag 5 geht noch mal richtig in den Schnee, zum letzten Mal eigentlich. Das Pitztaler Jöchl ist unser Zwischenziel, knapp unter 3.000m, ausgesetzt, kleiner Kletterpassagen, aber harmlos, wir überholen sogar andere Wanderer. Von oben runter wird’s richtig lustig. Der ein oder andere setzt sich auf seinen Rucksack und rutscht auf ihm Richtung Parkplatz Rettenbachgletscher, die anderen hüpfen,rutschen, fliegen durch den tiefen weichen Schnee in der Sonne hinterher. Erster Sonnenbrand macht sich breit.

Am Parkplatz nur noch Beton, kein Schnee mehr, das Ötztal empfängt uns eher Wanderer-feindlich, schön ist das teilweise nicht. Winter-Gebiet. Aber ich erinnere mich an eine Pause am Bach und eine an der wunderbaren Löplealm, Buttermilch und Germknödel in der Sonne, und eine letzte Begegnung mit den geführten Gruppen, sie gehen weiter Richtung Vent, Martin-Busch-Hütte und Ötzi, wir wandern weiter nach Zwieselstein.

Ötztal Österreich am E5 Oberstdorf Meran

Auf dem Weg sind wir ab jetzt die einzigen E5 Wanderer, es gibt Blumen und Wälder und Berge und Sonne! In Zwieselstein hat fast alles zu, wir finden dann doch noch eine Pension und auch ein Restaurant. Blick auf einen wunderschönen Berg, aber unfassbarerweise kann die Kellnerin nicht sagen, wie er heißt…

Am nächsten Tag ist es Zeit für Italien, nächster Halt Südtirol! Hinauf durch den Wald, über einen nahezu unüberwindlichen Bach, ab und an ein kleines Schneefeld, die Straße zum Timmelsjoch kommt in Sicht, mit vielen Autos, Wohnmobilen, Motorrädern, Rennrädern. Oben am Pass Touristen-Wahnsinn, den wir nicht mehr gewöhnt sind. Schnell die Käseplatte verspeisen und Rucksäcke auf und – halt, noch nicht weiter.

Es gilt zunächst eins der lustigsten Gespräch der ganzen Tour zu führen. Situation wie gesagt, viel motorisierte Menschen und wir mit den Rucksäcken. Eine deutsche Familie sieht uns aufbrechen und sagt fassungslos: „Ihr seid den ganzen Weg hier hoch gelaufen?“ Liebe Freunde, was soll ich anderes sagen als die Wahrheit, also ist meine Antwort „Ja, von Oberstdorf aus“. Entsetzen und Verständnislosigkeit. „Ihr habt wohl nix besseres zu tun?“ „Nein, deswegen gehen wir auch noch bis Meran.“ „Aha. Ja, und folgt ihr denn da einem Weg oder geht ihr einfach so?“ Ich wollte erst was vom Stand der Sonne und so erzählen, habe dann aber nur auf das aufgemalte Wanderzeichen gezeigt und habe die Leute stehen lassen.

Ziege am Timmelsjoch E5 Alpenüberquerung

Das Tal vom Timmelsjoch runter ist wunderschön, nur mit Ziegen bevölkert, die keine dummen Fragen stellen. Hier bezweifle ich, dass die Autoren des Rother Wanderführer wirklich gewandert sind – sie haben das Wegstück viel zu nüchtern beschrieben, das Tal hätte viel mehr Begeisterung verdient! Am Pass befindet sich auch die Grenze, und leicht bergab geht es jetzt nach Südtirol hinunter. Zusammen mit einem komischen Muskelschmerz, der mich noch 2 Tage begleitet aber nicht wirklich stört. Rabenstein ist unser Ziel, eine Pension am Anfang des Passeiertals. Es kommt mir vor, als wäre ich seit Wochen in der Sonne unterwegs, bergauf, bergab, bergauf, bergab. Fortsetzung folgt.

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Berichte zu meiner Alpenüberquerung

Alpenüberquerung E5 Etappen 1 bis 3

Alpenüberquerung E5 Etappen 4 bis 6

Alpenüberquerung E5 Etappen 7 bis 9

Alpenüberquerung E5 Etappen 10 und 11

E5 Kaunergrat-Variante

Tipps für die Planung und Durchführung der E5 Alpenüberquerung

Alpenüberquerung E5 Extras (Literatur, Wanderkarte, Tipps)

Alpenüberquerung E5 Vorbereitung und Tipps

Und: Interview mit TV Moderatorin Tamina Kallert über ihre Alpenüberquerung auf dem E5

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Empfehlungen: Ausrüstung für Hüttentouren**

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2 Kommentare

Hasemann Michael 25. Juli 2016 - 09:25

Wir starten am 24.08 die E5.Wie komme ich am besten Mittwochs von Meran nach Oberstdorf zurück?

antworten
Stefanie Dehler 25. Juli 2016 - 12:18

Es gibt Fernbusse, die über den Brenner nach München fahren, oder sonst mit dem Zug über München nach Oberstdorf. Genauer weiß ich es leider nicht, weil wir damals nicht nach Oberstdorf zurück mussten… Oder zurück wandern ;-)
Viel Vergnügen und alles Gute für die Tour!

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