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Gipfelbuch: Fleischbank (Karwendel) im Herbst

von Stefanie Dehler
6 Kommentare

Rißtal im Karwendel im HerbstEin sonniger Samstag im Herbst – da packt halb Bayern (also die Hälfte, die nicht auf der Wiesn ist) das Bergradl und die Wanderschuhe ins Auto und macht sich auf den Weg in die Eng im Karwendel, Richtung Großer Ahornboden. Tagelang kreisen die Gespräch darum, „wie gelb“ es denn schon ist.

Wie voll müsste es eigentlich heißen…aber zum Glück bleiben die meisten Menschen im Tal und nur ein kleiner Teil wandert rechts und links zu den Karwendelgipfeln hinauf, und ganz wenige parken schon an der Mautstation und wandern hinauf zu einem der feinen, leichten Karwendelberge: auf die Fleischbank (2.026m). Was man hier neben Ruhe und Aussicht auch findet: das herrlichste Brotzeitplatzerl der Alpen. 

auf dem Gipfel der Fleischbank

auf dem Gipfel der Fleischbank

Wenn man früh dran ist und Glück hat, findet man vor der Mautstation noch einen Parkplatz am Herzoglichen Alpenhof. Hat man Pech, zahlt man Maut und biegt unmittelbar nach der Mautstation im Rißtal nach links auf den Parkplatz auf 942 m (Maut z.Zt. 3,50 Euro). Etwa 5 min lang wandert man dann noch entlang der Straße, ein Auto nach dem anderen röhrt an einem vorbei, nur unterbrochen von ruhigen Radlfahrern. Nach den Häusern und dem kläffenden Hund der Fuggerangeralm, sobald man gelbe Wegweiser sieht (hier sind auch noch mal 3 Parkplätze für die ganz frühen Vögel), biegt man links in die Wiese ab, weg von den Autos und ihren Abgasen, hinein in die Berge.

Bergtour auf die Fleischbank im Rißtal

Zunächst quert man einen Bach, wo man auch noch mal die Trinkflasche auffüllen kann, schließlich ist schon eine ganz Weile vergangen seit dem Frühstück und dem Rucksack packen in München. Der Weg zum Gipfel ist wirklich nicht spektakulär, er ist nicht steil, nicht gefährlich, nicht abwechslungsreich – um die Kollegen von Höhenrausch zu zitieren: „Es geht solange bergauf bis man oben ist.“ In vielen Serpentinen, auf die komme ich später noch zu sprechen.

Wanderweg zur Fleischbank im Karwendel

Der Pfad ist meistens gleichmäßig zwei Fuß breit, es geht durchweg sonnig den Hang hinauf – ab und an kommt man an ein paar Bäumen vorbei, wo man dann prüft, wie gelb sie schon sind. Die Sonne ist herrlich – und vor allem die Sicht, denn durch die immer besser werdenen Ausblicke ist einem eigentlich egal, wie interessant der Pfad gerade ist. Genau gegenüber erstreckt sich das Johannestal mit dem Johannesbach, der im Sonnenlicht glänzt. Talauswärts blickt man auf graue Gipfel der Nördlichen Karwendelkette, taleinwärts sieht man den Rißbach und die Straße sich weiter schlängeln. Gegenüber thronen die Falken – Kleiner Falk, Rißer Falk, Laliderer Falk, Turmfalk und Totenfalk. Und immer wieder golden-gelbe Ahornflecken, noch nicht das ganz große Spektakel, aber ein Beginn, und zwar einer vor immer blauer werdendem Himmel.

Blick ins Johannestal

Blick ins Johannestal

Es ist herrlich warm, während der zwei Stunden Aufstieg bis zum Grat sieht man kaum andere Menschen, auch der Autolärm ist bald nicht mehr zu hören. Dann kommt ein Mann von oben entgegen – in Mütze und warmen Handschuhen! Das lässt Böses ahnen, und richtig, am Grat erwartet einen der Wind. Es sind jetzt vielleicht noch 20 min bis zum Gipfel, den man hier tatsächlich zum ersten Mal sieht! Wie es sich für einen Grat gehört, wird der Pfad schmaler, wurzeliger, ausgesetzt- nach links geht es steil hinunter, rechts etwas weniger, aber in Nebel und Regen möchte ich dort nicht unterwegs sein.

Grat zur Fleischbank

Die wirklich schmalen Stellen sind nur ein paar Meter lang, dann wird es bis noch mal etwas steiler aber nicht mehr sehr ausgesetzt und es kommt tatsächlich ein Mountainbiker von oben entgegen!

Blick zurück vom Gipfel auf den Grat und den Biker...

Blick zurück vom Gipfel auf den Grat und den Biker…

Gipfel Fleischbank in Tirol

Die grasigen letzten Meter zum Gipfel sind angenehm zu gehen und endlich hat man auch Zeit, sich die „Rückseite“ der Fleischbank richtig anzuschauen – der Schafreuter ist ganz nah, der Guffert gut zu erkennen, und laut Karte ist auch meine geliebte Mondscheinspitze nicht weit. Am Gipfel selbst ist nichts als Gras – das Gipfelkreuz steht ein paar Meter niedriger und vielleicht 8 Leute liegen herum. Liegen, denn das beste bei dem Wind ist, sich eine Mulde zu suchen und ins Gras zu kuscheln.

Gipfel der Fleischbank im Karwendel

Gipfelkreuz Fleischbank

Endlich was futtern und den Blick herum wandern lassen auf Karwendeltäler und Gipfel, grüne Wiesen und gelbe Bäume. Alles strahlt und leuchtet in der Herbstsonne. Von einigen Bergen glitzert Schnee herüber – von weit weg sieht das schön aus…

Mein Tipp, damit beim Abstieg die Zeit schneller vergeht: versuchen die Serpentinen zu zählen. Weil die geraden Stücke zwischen zwei Kehren oft so lang sind, ist das gar nicht so einfach, schon bei der 4. weiß ich nicht, ob es nicht schon die 5. ist. In der 8. sitzt ein Wanderer und will sich unterhalten, reden bringt einen natürlich total aus dem Zählen raus. 17 könnte auch 27 sein, Kerben in den Wanderstock schnitzen wäre etwas übertrieben, würde es aber leichter machen.

Weg zur Fleischbank im Karwendel

Das Highlight auf dem Rückweg: die Jagdhütte Steilegg auf 1.558 m, windstill, einsam, das oben angekündigte schönste Brotzeitplatzerl, das man sich vorstellen kann. Das war auf dem Hinweg natürlich auch schon da, aber von anderen Wanderern in Beschlag genommen, und dann geht man besser einfach schnell, mit neidischen Blicken, daran vorbei.

Jagdhütte Steilegg

Mit dem Serpentinenzählen ist es dann natürlich ganz vorbei. Auch die Pause am 2. zu querenden Bach ist zu lange, als dass man sich an die laufende Kurvennummer exakt erinnern würde. Weiter unten werden die Flachstücke zwischen den Kurven kürzer, das Zählen wird etwas einfacher, bei „ungefähr 50“ erreicht man wieder das Tal und die Straße. Sollte einer der geschätzten Leser mal ganz konzentriert an der Fleischbank unterwegs sein, oder so ein Klickzählgerät dabei haben – ich korrigiere meine Zahl gerne.

Wobei sie natürlich völlig egal ist. Auch wenn weite Teile des Rißtals schon im Schatten der Berge liegen, auf der Fleischbanktour ist man bis zum Ende in der Sonne unterwegs. Im Sommer wäre dies brutal, im Herbst ist es ein Genuss, das Gesicht immer wieder mal in die Sonne zu halten.

Herbstwanderung im Karwendel

Einkehrmöglichkeiten gibt es direkt an der Fleischbank keine, im Tal aber einige. Wenn man auch im Herbst noch nachmittags in der Sonne sitzen möchte, empfehle ich das Gasthaus zur Post in Vorderriß, direkt an der Kreuzung wo es links nach Wallgau, rechts zum Sylvensteinsee geht. Man bekommt zwar den Straßenlärm ab, aber eben auch noch viel Sonne. Und es gibt Zwetschgendatschi.

Kuchen im Gasthaus Post

Die Bergtour auf die Fleischbank lässt sich durch verschiedene Überschreitungen noch schwieriger und aufregender gestalten, indem man entweder das Schönalmjoch oder das Grasbergjoch mit in eine Runde einbezieht, damit wird die Tour bedeutend anspruchsvoller. Möchte man es gemütlich haben, ohne großen Ambitionen, kann man sich dem Serpentinenwahnsinn aber auch durchaus zwei mal hingeben. Wodurch auch die Chance steigt, den Platz an der Jagdhütte für die Brotzeit zu ergattern.

Die letzten Meter zum Gipfel

Die letzten Meter zum Gipfel

Fleischbank Nordseite

Fleischbank Nordseite

Der Weg ist eindeutig zu erkennen - ist aber dennoch gut markiert.

Der Weg ist eindeutig zu erkennen – ist aber dennoch gut markiert.

...und als noch Farbe übrig war, wurden einfach noch ein paar Herzchen auf die Karwendelsteine gemalt.

…und als noch Farbe übrig war, wurden einfach noch ein paar Herzchen auf die Karwendelsteine gemalt.

 

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Mehr Tipps zum Karwendel

Mehr herbstliche Wanderungen

Datum der Tour: 3. Oktober 2015

Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 26 Karwendelgebirge

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6 Kommentare

futzipelz 7. Oktober 2015 - 21:28

Tolle Wanderung.
Ich bin nächste Woche im Karwendel. Im Herbst sind die Ahornböden Pflicht …. Und auf die Wanderung kannte ich noch nicht.

Viele Grüße und danke für den Tipp!

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Stefanie Dehler 8. Oktober 2015 - 08:46

Ui, da wünsche ich dir schon mal eine tolle Zeit!
Ich kann dir die Fleischbank Tour auf jeden Fall empfehlen – mit den angesprochenen Möglichkeiten eine Runde draus zu machen wird es noch mal interessanter.

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Robert 9. Oktober 2015 - 18:26

Dein Bericht macht Lust auf diese tolle Wanderung. Muss endlich mal in fremden Gefilden wildern. Allein die Zeit ist es die mir fehlt.
Danke für den Tipp.

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Stefanie Dehler 11. Oktober 2015 - 09:51

Ich denke bei deinen Bildern auch immer, dass ich viel öfter ins Allgäu fahren müsste…Als Motivation habe ich mir jetzt einen Allgäu Schneeschuhtouren-Führer besorgt, vielleicht wirkt das. Viele Grüße!

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Jan 22. Oktober 2015 - 17:09

Was für eine schöne herbstliche Karwendeltour. Das Karwendel ist wirklich einmalig. Ich wünschte, ich könnte da häufiger vorbeischauen… Viele Grüße Jan

antworten
Zwischen den Wolken im Karwendel › Outdoor-Blog.org 27. Oktober 2015 - 10:00

[…] wenn man gerade darunter steht. Nach einiger Zeit stehen wir vor einem Holzhaus welches von meiner Bloggerkollegin Stefanie als der Perfekte Brotzeitplatz beschrieben wird. Wir gehen jedoch weiter, es ist schließlich noch […]

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