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Gipfelbuch Chiemgau: Grat-Wanderung vom Gamsknogl zum Zwiesel

von Stefanie Dehler
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Gamsknogl und Zwiesel sind zwei Gipfel am östlichen Ende der Chiemgauer Berge. Das Besondere an ihnen ist der Grat, der sie verbindet. Ein herrlicher Weg für geübte Berggeher mit einigen kleinen Kletterstellen, der in Verbindung mit Kohleralm und Forsthaus Adlgaß zu einer grandiosen Bergtour mit über 1000 Hm wird.

gamsknogel_zwiesel

Gamsknogl Zwiesel Überschreitung

Wegweiser zwischen Kohleralm und Gamsknogel

Wegweiser zwischen Kohleralm und Gamsknogel

Teile dieser Tour hatte ich vor Jahren einmal in Begleitung von 400 anderen Wanderern erlebt – bei meinen ersten 24 Stunden von Bayern. Da machten wir Mittagspause auf der Kohleralm und kämpften mitten in der Nacht im Forsthaus Adlgaß mit Müdigkeit und Motivation. Meine Tour im Mai war sehr viel einsamer, was nur an drohenden Gewittern am Nachmittag gelegen haben kann, denn die Gratwanderung vom Gamsknogl zum Zwiesel ist ein wahres Zuckerl unter den Bergtouren in Bayern.

Wir starteten früh, trödelten kaum und brachen ins Tal auf, als die Wolken bedrohlicher wurden. Weil dann doch kein Gewitter kam, blieben wir einfach länger im Forsthaus sitzen…

Einsiedl bei Inzell

Einsiedl bei Inzell

Zum Start der Tour empfiehlt sich der kostenlose Parkplatz in Einsiedl, einem Ortsteil von Inzell. Mit Kirche, Bauernhof und See eine Bayern-Idylle wie aus dem Bilderbuch. Der Weg geht schon bald in den Wald hinein und aufwärts – bis zur Kohleralm 650 Hm Serpentinen.

Wanderweg zur Kohleralm

Wanderweg zur Kohleralm

Zum Teil ist unser Weg als SalzAlpenTour gekennzeichnet.

salzalpentour

Auf der Kohleralm gönnen wir uns nicht mehr als ein paar Schlucke Wasser aus dem Brunnen, was eigentlich eine Schande ist. Blumensträußchen stehen auf den Tischen, die Sonne scheint warm auf die Bänke, das Gras leuchtet grün und saftig, ist bereit für die Kühe, die ein paar Tage später herauf kommen werden, wie uns die Hüttenwirte erzählen. Leute wie ich müssen hier eigentlich Kuchen-Pause machen. Wenn da die Gewitter-Warnung für den Nachmittag nicht wäre…

Auf der Kohleralm

Auf der Kohleralm

kohleralm

Von der Kohleralm aus sieht man außerdem schon den Weg hinauf zum Gamsknogl. Der Pfad führt jetzt nicht mehr durch den Wald sondern in der Sonne, immer mit dem Panoramablick, den wir seit der Kohleralm genießen.

Blick zurück zur Kohleralm

Blick zurück zur Kohleralm

Unser Pfad von der Kohleralm zum Gamsknogl Gipfel ist steil, hat ein paar Kraxelstellen für uns parat, ein paar Leitern sowie seilgesicherte Stellen, an denen ein Seil gar nicht notwendig wäre… Gutes Übungsgelände für (noch) mehr Trittsicherheit, wobei ich froh bin, dass es so schön trocken ist. 

Leiter auf dem Weg zu Gamsknogel

Leiter auf dem Weg zu Gamsknogl

Ein Seil, das man nicht braucht...

Ein Seil, das man nicht braucht…

Steiniger Weg zum Gamsknogel

Und rund 45 min nach Verlassen der Kohleralm stehen wir am Gipfel des Gamsknogl. 4 oder 5 andere Berggeher genießen hier bereits, im Gras sitzend, die Ruhe, Sonne und Aussicht.

Gamsknogl Gipfel

Gamsknogl Gipfel

Erfahrene, schwindelfreie und trittsichere Wanderer werden ihre Freude an der folgenden Gratüberschreitung zum Zwiesel haben, dessen Gipfelkreuz man vom Gamsknogl bereits sieht. Der Weg ist zwar rot/ mittelschwer markiert, hat aber ein paar knackige Stellen, bei denen man nicht ängstlich sein darf. Wie gesagt: mit Bergerfahrung ein Genuss!

Blick vom Gamsknogel zum Zwiesel

Blick vom Gamsknogl zum Zwiesel

Von weitem ist ein Weg gar nicht erkennbar, nur ein schmaler Grat, Fels und Latschen. Es geht erst einmal bergab, ausgesetzt natürlich, aber der Pfad ist gut zu gehen, konzentrieren sollte man sich, nicht stolpern und zum Fotografieren und Filmen besser stehen bleiben.

Bergab klettern Richtung Zwiesel

Bergab klettern Richtung Zwiesel

Blick zurück zum Gamsknogl

Blick zurück zum Gamsknogl

Ab und an gibt es mal eine Kletterstelle, nicht schwer, und selbst für Leute wie mich, die nicht gerne bergab klettern, gut zu meistern. Nur die Kamera habe ich irgendwann eingepackt, damit sie mir nicht vor dem Körper baumelnd gegen den Fels knallt. Nach einer Weile geht es dann eben und dann wieder bergauf, der Zwiesel ist 30m höher als der Gamsknogl.

Gratwanderung zum Zwiesel

Gratwanderung zum Zwiesel

Im Blick zurück sieht der Grat noch spektakulärer aus als er eigentlich ist. Und abgesehen von ersten drohenden Wolken haben wir einen perfekten Tag erwischt, sonnig, warm, trockenes Gelände, mit blauem Himmel und durftenden Latschen, nur wenig andere Wanderer unterwegs. Es zieht sich teilweise etwas, immer noch eine Kurve um zwei Latschen und der Gipfel des Zwiesel scheint einfach nicht näher zu kommen.

Blick auf den Grat zwischen Gamsknogl und Zwiesel

Blick auf den Grat zwischen Gamsknogl und Zwiesel

Nach rund einer Stunde sind wir am Zwiesel angekommen. Die Wolken gefallen mir gar nicht, deswegen wird es nur eine kurze Pause. Wir gehen nicht einmal die paar Meter rüber zum Zennokopf, auch dort steht ein Gipfelkreuz, von wo man einen tollen Blick auf Bad Reichenhall hat. Der Zwiesel steht gegenüber von Predigtstuhl, Hochschlegel und Lattengebirge – auch hier war ich schon einmal, bei der 12-Stunden-Schneeschuh-Tour rund um Berchtesgaden.

Gipfelkreuz am Zwiesel

Gipfelkreuz am Zwiesel

Blick zum Zennokopf

Blick zum Zennokopf

Vorsichtig aber zügig gehen wir ein Stück den Grat zurück Richtung Gamsknogl und biegen dann rechts auf den Steig ab. Hier liegt zu Beginn noch Schnee, die Spur ist aber fest und gut sichtbar, auch hier kann man sagen, mit Bergerfahrung gar kein Problem.

 

Der Steig ist teils steil, teils entspannt, immer hat man den Frillensee unten im Tal im Blick. Es kommen uns Wanderer aus dem Tal entgegen, die wohl weder Wetterbericht gehört noch Wolken angesehen haben. Wir erreichen den Wald, hier ist es immerhin geschützt, wenn der Regen losgeht (und die Bäume sollten inzwischen mehr Blätterdach haben als auf der Bocklweg-Radtour).

Kühe am Forsthaus Adlgaß

Ein langes Stück flacher Forstweg und wir betreten ein weiteres Mal eine Seite Bayern-Bilderbuch, endlich trifft man wieder mampfende Kühe auf Wanderungen. Sie weiden vor dem Forsthaus Adlgaß, die menschlichen Gäste lassen sich Kaffee und Kuchen schmecken. Idylle. Als wir uns dem Zaun nähern, fällt mir ein – auch hier waren wir damals bei den 24 Stunden von Bayern 2012. Mitten in der Nacht! Schon damals fand ich es toll, jetzt genieße ich es total, hier die geniale Bergtour (fast) abschließen zu können, bei Rhabarberkuchen und einem Bier. Mysteriöserweise gibt es kein Foto, ich muss also noch mal hin, zum Forsthaus, und die Fotos nachholen. 

Forsthaus Adlgaß

Forsthaus Adlgaß

Anschließend noch ein Stück die Straße entlang, in den Wald abbiegen, gemächlich dahin spazieren. Als wir über einen Wiesenweg schließlich nach7 Stunden wieder Einsiedl erreichen… hat uns weder Regen noch Gewitter erreicht. So ist das manchmal. Und lieber so als unvorsichtig ins Donnerwetter geraten.

Weiher bei Einsiedl

Weiher bei Einsiedl

Datum der Tour: 29. Mai 2016

Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte Berchtesgadener Land Chiemgauer Berge.

 

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4 Kommentare

Rebecca 17. Juni 2016 - 07:11

Hey Steffi,

eine super schöne Wanderung hast du da gemacht! Wären die Wochenenden doch gerade nur nicht so verregnet… :( Hoffen wir mal auf einen schönen Juli!

Liebe Grüße

Rebecca

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Stefanie Dehler 20. Juni 2016 - 16:58

…oder ein schönes Juni-Ende, sieht ja gut aus gerade :-)
Viele Grüße!

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Rebecca 20. Juni 2016 - 20:23

Das stimmt – Daumen drücken! :)

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René 22. Februar 2018 - 08:14

Hi Stefanie. Auch ich war damals bei den 24 Stunden von Bayern dabei! Ein wirklich schöne Runde hast du da vorgestellt die ich unbedingt mal gehen muss! Danke!

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