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Gipfelbuch Kampenwand – ein Lieblingsberg

von Stefanie Dehler
15 Kommentare
Kampenwand_Aussicht

Ein Bericht über die Wanderung auf die Kampenwand im Chiemgau? Ernsthaft?

Jeder war doch schon mal da, ob mit Wampn oder ohne*, dank Seilbahn kommt auch jeder ohne Schwierigkeiten hin, zumindest bis zur Steinlingalm, und durch ihre Berühmtheit ist es eigentlich immer viel zu voll dort. Brauchts da einen Gipfelglück-Artikel?

Doch bei meinem letzten Besuch, im Super-Herbst 2015, musste ich zum einen feststellen, wie schön es halt wirklich dort ist, und zum anderen, für wie viele Leute die Kampenwand tatsächlich ein Lieblingsberg ist! Und der darf im Gipfelglück ja dann nicht fehlen, ich kann also den potenziellen Urlaubern schon mal eines ihrer künftigen Urlaubshighlights zeigen und die hier Lebenden in Erinnerungen schwelgen lassen und zu erneutem Besuch animieren.

advent 2015

Übrigens: dieser Artikel ist das 8. Türchen des Outdoor-Blogger-Adventskalenders. Gestern war Wanderfreundin Nadine an der Reihe, morgen könnt ihr einen Beitrag bei Jörg von Outdoorsüchtig lesen. Klickt euch mal durch bei all den lieben Kolleginnen und Kollegen! 

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Kampenwand am Morgen

Will man wenigstens ein bisschen Ruhe haben, so gilt an der Kampenwand wie an allen Seilbahn-Bergen: früh losgehen und einen Weg möglichst weit weg von der Talstation suchen. Für die Kampenwand empfehle ich den (dennoch riesigen) Wanderparkplatz bei Aigen/ Hintergschwendt (auf ca 600m), von dem aus sich das Ganze als schöne Rundtour gestalten lässt.

Kampenwandparkplatz
Parkplatz Aigen Hintergschwendt

Von Anfang an ist der Weg zum Kampenwand-Gipfel als schwarz also schwer markiert, wovon sich aber niemand abschrecken lässt, doch dazu später mehr. Der Weg bis zur Steinlingalm ist einfach, nie extrem steil und ruhig (Orientierung Richtung Roßboden/ Sultensattel/ Steinlingalm). Viel Aussicht gibt es zunächst nicht, der Weg führt durch schattigen Wald, das einzige Geräusch sind die im bunten Laub raschelnden Füße. 

Im Wald zur Kampenwand
Wanderweg zur Kampenwand

Nach etwa 1h endet der Wald, mit jedem Schritt wird die Sicht nun herrlicher, geradeaus auf die Kampenwand, oben auf ein ständig wechselndes Wolkenschauspiel, nach Osten die Chiemgauer Hochplatte, Hochfelln und Hochgern, Watzmann und Loferer Steinberge usw usw. 

Wolken über der Chiemgauer Hochplatte
Wolkenreste über dem Chiemgau

Fast eben geht der Weg für eine Weile, zur Steinlingalm hin kommen noch ein paar Höhenmeter hinzu. Die Alm auf 1.473m liegt noch völlig im Schatten der Kampenwand, von der Bergstation der Seilbahn (Talstation in Aschau im Chiemgau) kommen vereinzelte Spaziergänger geschlendert.

Wandern zur Kampenwand

Zwischen der Steinlingalm und dem Gipfel verläuft kein eindeutiger Weg, zwischen Steinen, Latschen und Gras haben sich jede Menge verzweigte Pfade gebildet, zunehmend wird es steil.

Wegsuche hinter der Steinlingalm
Wegsuche hinter der Steinlingalm

Früh am Morgen (relativ…) sind nur eine Handvoll Leute unterwegs zum Gipfel, die meisten machen einen geübten, trittsicheren Eindruck und doch greift jeder ab und an an einen Stein zum Festhalten und Ausbalancieren.

Schrofen Kampenwand
Morgens zwischen Steinlingalm und Gipfel
Kurz vor den Kaisersälen
Kurz vor den Kaisersälen

Am Ende des steilen Hanges erreicht man jedes mal aufs Neue faszinierende Hallen aus Felsen, die Kaisersäle, hoch streben die Felswände an allen Seiten, weit oben erkennt man ein Stück blauen Himmel. Der Weg durch die Hallen ist deutlich markiert, an einer Stelle helfen ein paar Eisenstifte weiter, ein anderes Mal muss man sich dünne machen und durch eng stehende Felswände quetschen, am Ende noch eine schmale mit Stahlseil versicherte ausgesetzte Stelle überwinden. Hier hat die schwarze Wegmarkierung durchaus ihre Berechtigung, und manchmal wundert man sich als erfahrener Wanderer schon, dass hier nicht mehr Unfälle passieren.

Kaisersäle an der Kampenwand
Kaisersäle an der Kampenwand
Wegsuche an der Kampenwand
Kampenwand und die Kaisersäle
kampenwand_kraxelei

Hat man den „Canyon“ hinter sich gelassen, gibt es bis zum Gipfelgrat noch ein paar schrofige Stellen, dann ist man endlich in der Sonne und gefühlt die ganzen Ostalpen breiten sich vor den eigenen Füßen aus. Der Herbst sorgt dafür, dass die Luft klar, die Sicht weit, und die Hohen Tauern am Horizont deutlich schneebedeckt sind.

kampenwand gipfel

Zum Gipfelkreuz auf 1.669 m gelangt man über eine kleine Stahlbrücke, zur relativ frühen Stunde – es ist 11 Uhr, 2 Std seit dem Parkplatz – sitzen hier nur eine Handvoll schweigsame andere Wanderer und halten ihr Gesicht in die wärmende Sonne.

kampenwand dohle
Blick auf den Chiemsee
Blick auf den Chiemsee

Und während ich, auf dem Boden sitzend, mit dem Rücken ans Gipfelkreuz gelehnt, zwei herumhüpfende Dohlen beobachte, wird mir klar, warum die Kampenwand eine solche Anziehungskraft ausübt auf Besucher wie Einheimische. Der Gipfel ist schnell erreicht, die Sicht spektakulär und die Kraxeleien im letzten Abschnitt bringen etwas Abwechslung in die Tour. Die anderen Wanderer erzählen sich, wie oft sie dieses Jahr schon hier waren, im Nebel, im Schnee, halt so, wie wenn unsereins einen Spaziergang im Englischen Garten macht. 

Kampenwand Gipfelkreuz
Das Gipfelkreuz der Kampenwand erinnert übrigens an die Gefallenen der Weltkriege, es ist das größte in den Bayrischen Alpen. Gut zu merken fürs nächste Gipfelkreuz-Quiz.

Und dann ist da ja noch die Steinlingalm zu Füßen der Kampenwand. Nach einer halben Stunde wird es voll am Gipfel, man kann unterm Gipfelkreuz nicht mehr ungestört sitzen, auch nicht mehr auf den Steinen auf der anderen Seite der kleinen Stahlbrücke. Beim Abstieg kommt eine nicht enden wollende Reihe von Menschen entgegen, längst nicht alle in ordentlichen Bergschuhen, man hofft, dass alle heil nach oben und wieder hinunter kommen.

Pause an der Steinlingalm

Ich erwische die halbe Stunde, in der die Sonne zwischen den Felsen auf die Terrasse der Steinlingalm scheint, genieße meinen Kuchen, stoße mit ein paar Mountainbikern aus Rosenheim auf den herrlichen Tag an und versuche die vielen Menschen um mich herum auszublenden. Es ist hier halt wie es ist…

Um die Tour zu einer Rundwanderung zu machen, kann man den steilen Weg bergab über die Gorialm und die Schlechtenbergalm nehmen (im Herbst beide geschlossen), man kommt am Liftstüberl vorbei, das geöffnet ist und immer noch viel Sonne hat (unbedingt merken fürs nächste Mal…), auf einer sonnigen Bank mache ich später noch eine Pause um die Paraglider an der Hochries zu beobachten.

kampenwand_gipfelblick

Kampenwand und Steinlingalm sind im Wanderbuch Weißbier Touren verewigt. Die Steinlingalm hat auch im Winter geöffnet, zwischen Sommer- und Wintersaison ist immer ein paar Wochen geschlossen. Auf der Website könnt ihr viel über die Geschichte der Alm nachlesen, wahre Begebenheiten wie auch Sagen!

Was einen guten Wander- Zeitpunkt angeht: die Tour auf die Kampenwand ist für den Herbst nicht wirklich geeignet, sie verläuft viel zu sehr im Schatten und die Terrasse der Steinlingalm liegt nur kurz in der Sonne, zu schnell verschwindet diese schon wieder hinter dem Westgipfel. Die Sicht vom Ostgipfel allerdings ist im Herbst grandios!

Kampenwand Kaisersäle

Ein letzter Grund für die Anziehungskraft der Kampenwand ist vielleicht auch die gute Sicht, die man von der Autobahn auf sie hat, und durch die markante langgestreckte, zackige Form ist sie mindestens so gut bestimmbar wie der Wendelstein. Und jedes Mal, wenn man über die Salzburger Autobahn fährt – oder wieder mal im Stau steht – denkt man über den nächsten Besuch auf der Kampenwand nach. Bedenkt meine Worte bei eurer nächsten Fahrt auf der A8!

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Mehr Infos zur Gegend in den Reisetipps für den Chiemgau

Datum der Tour: 5. November 2015

Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 10 Chiemsee Chiemgauer Alpen.

*Für die Nicht-Bayern: es gibt da so einen Spruch, den jeder Bayer 3 mal am Tag aufsagt, sobald irgendein passendes Stichwort fällt… I gangat gern auf d‘ Kampenwand, wann i mit meiner Wamp’n kannt‘ (Rechtschreibung und Version aus der Wikipedia übernommen).

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15 Kommentare

Jay Be 8. Dezember 2015 - 17:52

Hallo Stefanie,
schöner Beitrag im Adventskalender :-)
Ich muss zugeben ich war da noch nie. Bin auch sehr selten in den Bergen zum Wandern. Dein Artikel bekräftigt mich aber wieder da auch mal was zu planen. Einfach so schön dieser Aussichten.

Liebe Grüße
Jürgen

antworten
Stefanie Dehler 8. Dezember 2015 - 21:31

Danke :-) Dann solltest du auf jeden Fall mal auf die Kampenwand gehen, wenn du noch nie dort warst. Der Berg, die Almen und die Gegend rundherum sind wirklich wunderschön!

antworten
Jay Be 9. Dezember 2015 - 10:53

Das werde ich machen. Ich war schon mal am Chiemsee und in der Gegend, aber nicht auf der Kampenwand.
Hach es gibt noch sooo viel zu entdecken :-)
Danke Dir und liebe Grüße
Jürgen

antworten
Stefanie Dehler 15. Dezember 2015 - 00:03

Wenn du auf die Kampenwand gehst, sag Bescheid, dann machen wir ein Bloggerevent draus :-)

antworten
Uli 12. Dezember 2015 - 15:17

Hallo Steffi,

gut, die Kampenwand ist ganz sicher kein Berg für einsame Wandertouren, aber auf jeden Fall einer der Berge, die ich am häufigsten besucht habe.
Sogar gerne mit der Seilbahn. Mit und ohne Kraxe. Von der Hochplatte kommend. Hinauf zum Gipfelkreuz oder auf der Steinlingalm die Wampn weiter wachsen lassen.
Die Alm und die Aussicht von oben sind es einfach wert.

Viele Grüße,
Uli

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Stefanie Dehler 13. Dezember 2015 - 20:12

Die Kombination mit der Hochplatte reizt mich auch, da habe ich bei meinem letzten Besuch drüber nachgedacht. Ist was für nächstes Jahr :-) Viele Grüße!

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Lutz Prauser 14. Dezember 2015 - 10:57

Eigentlich hab ich es ja nicht so mit den Bergen – mit dem vorgelagerten See schon eher. Aber die Kampenwand ist schon was Besonderes.
Wobei es da im Sommer zugeht wie auf dem Stachus. Zu viele Leute in Flip-Flops und Sandalen, die da durch die Berge stapfen. Da ist es an der etwas abseits gelegenen Gedererwand durchaus ruhiger. Aber da führt ja auch kein Lift rauf :)

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Stefanie Dehler 15. Dezember 2015 - 00:01

Manchmal schlendert man ja tatsächlich auch gern über den Stachus, bei 40 Grad durch den Springbrunnen durch… obwohl einem ein See ja noch lieber wäre :-)

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Thomas 15. Dezember 2015 - 13:59

Danke für diesen schönen Bericht. Da kommen gleich wieder Erinnerungen an meine Tour auf die Kampenwand hoch: http://www.breitengrad66.de/2014/10/01/auf-den-gipfel-der-kampenwand/

Schöne Grüße
Thomas

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Veronika 3. Februar 2018 - 13:50

Hallo ich war im Herbst 2017 auf der Kampenwand. Wunderschön!!!!! Florian die Kampendohle haben wir auch gesehen.

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Stefanie Dehler 3. Februar 2018 - 19:34

Ja, wunderschöner Berg :-)

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