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Gipfelbuch Chiemgau: Hike & Swim Hausgrabenkopf & Weitsee

von Stefanie Dehler
4 Kommentare

Gipfelglück erlebe ich ja ziemlich häufig. Doch für die Bergtour auf den Hausgrabenkopf im Chiemgau Mitte Mai reicht dieses Wort nicht aus.

Manchmal ist das Gipfelglück nämlich noch ein wenig größer als an “normalen” Bergtagen: Wenn man am ersten richtigen Sommer-Sonntag einen einsamen Berg aussucht, „allein zu zweit“ am Gipfel die Aussicht genießt, unterwegs gerade einmal 5 andere Menschen trifft und sich dann noch überwindet in einem noch-ganz-schön-kalten Bergsee zu schwimmen.

Gipfelkreuz Hausgrabenkopf
Gipfelkreuz Hausgrabenkopf

Der Hausgrabenkopf befindet sich zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl im Chiemgau, ist ein Nachbar des Dürrnbachhorns. Die Tour ist sehr steil, aber auch schön schattig an heißen Tagen, und wie schon gesagt sehr einsam.

Parkplatz in der Wildbachfurt
Parkplatz in der Wildbachfurt

Start ist (auf ca 800m) in der Wildbachfurt, in der man links (auf der B 305 aus Ruhpolding kommend) das Auto parkt. Rechts vom Graben gelangt man auf einen Radlweg bzw einen kleinen Pfad, nicht beschildert, aber immer deutlich zu erkennen.

Waldweg im Dreiseengebiet
Waldweg im Dreiseengebiet

Auf weichem Waldboden unter hellgrünen Bäumen geht es in ein kleines Tal hinein. Braunes Laub raschelt unter unseren Füßen, die Vögel singen, von der Bundesstraße hört man ein Motorrad nach dem anderen – der Sommer ist da.

Bachquerung auf dem Weg zum Hausgrabenkopf
Bachquerung auf dem Weg zum Hausgrabenkopf
Wandern am Bach entlang
Wandern am Bach entlang

Wir queren einen Bach, die Felswände rücken immer mehr zusammen und der Weg wird ordentlich steil. Er ist auch nur noch knapp 2 Füße breit, Serpentine um Serpentine arbeiten wir uns den Hang hoch. Ja, es ist extrem steil, aber wir haben den Wald fast für uns alleine und endlich muss man in T-Shirt und kurzen Hosen nicht mehr frieren!

Steiler Weg zum Hausgrabenkopf
Steiler Weg zum Hausgrabenkopf
...und immer noch steiler...
…und immer noch steiler…

Wir erreichen eine Art Plateau, auf dem wir erst mal verschnaufen, der nächste Wegabschnitt ist weniger steil. Wir sehen immer mal rüber zum Dürrnbachhorn…

Blick zum Nachbarberg, dem Dürrnbachhorn
Blick zum Nachbarberg, dem Dürrnbachhorn

…aber auch hinüber zu Gurnwandkopf, Hörndlwand und Unternberg, die wir am Tag zuvor überschritten haben (Tourenbericht folgt). Von gegenüber sieht alles friedlich aus, aber wir können uns in unserer Ruhe und Einsamkeit den Hörndlwand-Trubel schaudernd vorstellen…

In leichtem Auf und Ab geht es weiter durch den Wald. An einer ausgesetzten Stelle müssen wir den Hang queren; für erfahrene Berggeher unproblematisch, lediglich eine niedrige Latsche am Anfang dieser “Schlüsselstelle” macht für große Leute den Einstieg etwas schwer.

Ausgesetzte Hangquerung Foto: @bergundball
Ausgesetzte Hangquerung
Foto: @bergundball

Unerwartet spektakulär ist der Blick hinunter auf der Südseite, Richtung Dürrnbachhorn. Das Tal sieht aus wie ein wilder kleiner Canyon, mit tiefen Gräben, Felsnasen und Wasserfällen.

Der Canyon am Fuße des Dürrnbachhorns
Der Canyon am Fuße des Dürrnbachhorns

Auf dem Hausgrabenkopf-Gipfel

Im Endspurt kommt ein matschiges Stück Hang, immer noch unter Bäumen, noch einmal wird es steil, dann stehen wir mit durchgeschwitztem Shirt und großem Grinsen auf unserem kleinen Gipfel – auf 1.409m, nach etwa 2 Stunden und rund 600 Höhenmetern. Weit und breit keine anderen Menschen zu sehen.

Unter uns leuchten herrlich blau Weitsee, Mittersee und Lödensee. Um uns herum viel Wald in unzähligen Grüntönen und weiter höher Wilder Kaiser, Chiemgauer Berge, die Hörndlwand mit ihren Nachbarn und das Dürrnbachhorn.

See 1 im Dreiseengebiet, der östlichste: Lödensee
Eingang zum Dreiseengebiet mit dem Förchensee
See 2 im Dreiseengebiet: der Mittersee
Dreiseengebiet: Lödensee
See 3 im Dreiseengebiet, der westlichste: Weitsee
See 3 im Dreiseengebiet, der westlichste: der Weitsee

Zwei andere Wanderer nähern sich – der Gipfel des Hausgrabenkopf ist zu klein für 4 Leute und wir können auch den anderen ihr einsames Gipfelglück. So brechen wir auf und merken im flotten Abstieg, wie steil der Weg wirklich ist. Herrlich, wie schnell man voran kommt, wenn man bergab geht…

Enzian. Jetzt ist Sommer!
Enzian. Jetzt ist Sommer!

Im Tal angekommen fahren wir ein paar Minuten hinüber zum Weitsee. Die ausgewiesene Badestelle liegt an der Radlstrecke Ruhpolding-Reit im Winkl und ist im Sommer damit äußerst beliebt. Heute jedoch räkelt sich nur ein Dutzend Leute im Gras, jede Menge nach der Einsamkeit am Gipfel aber wohl kein Vergleich zum Trubel am Chiemsee oder Waginger See. Blauer Himmel, grüner Wald, grüne Wiesen, blaues Wasser – Bayern-Idylle wie auf einer Postkarte.

Der Weitsee zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl
Der Weitsee zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl

Ins Wasser zu gehen kostet dennoch Überwindung – vor ein paar Tagen hat es noch geschneit, es ist erst Mai. Noch dazu liegt meine Badekleidung zu Hause, die Unterwäsche dient heute als Bikini. Schritt für Schritt wate ich tiefer ins Wasser, die Badestelle ist perfekt dafür. Arme nass machen, Wasser ins Gesicht spritzen, sogar das tut schon gut nach der schweißtreibenden Wanderung zuvor. Als das Wasser bis zur Hüfte reicht, werden die Füße bereits eisig, es hilft nur noch – ganz rein.

Baden im Bergsee im Mai. Kostet Überwindung. Foto: @bergundball
Baden im Bergsee im Mai. Kostet Überwindung.
Foto: @bergundball

Brüllen. Nach Luft schnappen. Schnelle Schwimmbewegungen um irgendwie wieder warm zu werden. Freuen. Und nach zwei Minuten wieder raus, grinsend, zu Handtuch, Salamibrot und der Wärme einer menschlichen Umarmung.

Infos

Die Tour ist auch mit dem Bus machbar, die Linie 9506 hält an den Haltestellen Weitsee Badeplatz oder Mittersee.

Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 14, Berchtesgadener Land Chiemgauer Alpen

Datum der Tour: 22. Mai 2016

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4 Kommentare

Jürgen Hülswitt 11. Juni 2016 - 15:26

Hallo
Stefani, bin zufällig auf Deine Seite “ HIKE & SWIM HAUSGRABENKOPF
& WEITSEE “ gelandet! Toller Bericht mit schönen Bildern ! Bin zwar
nur ein “ Zuagroaster “ ( jetzt 10 Jahre Inzell ) aber auch ich liebe
die einsamen Wege und kenne mich in der Gegend ganz gut aus. Habe die
Tour auf den Hausgrabenkopf vor ca. 2 Jahren gemacht. Mein Tipp : Man
muß nicht den selben Weg zurückgehen! Vom Gipfelkreutz aus südlich und
weglos eine steile Wiese runter( besser zur Sicherheit Steigeisen
einpacken),später südwestlich halten danach wieder südlich, bis man auf
einen Weg trifft der in den Chiemgauradweg mündet!( keinesfalls in die
Gräben absteigen!) Zum
Weitsee : Von Deiner Badestelle aus den Uferweg südlich weitergehen bis
Du zu einem Kiesstrand kommst! Dort wunderschöne Bademöglichkeit auch
ohne Klamotten; wir machen dort alle seit Jahren FKK ! Viele Wanderer
und Biker kommen vorbei um dort ein zwangloses Bad zunehmen.
Weitere interresante und einsame Bergtouren : Der Saurüsselkopf oder die
Adlerkopfüberschreitung in wilder einsamer Landschaft in der Gegend
zwischen Rauschberg und Sonntagshorn gelegen ! Einfach mal googeln !
Servus, und viel Freude bei Deinen weiteren Touren !

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Stefanie Dehler 11. Juni 2016 - 15:55

Hallo Jürgen, danke für deine Tipps, ich lerne die vielen „geheimen“ Wege im Chiemgau gerade kennen :-)
Mein nächster Bericht hier im Blog geht übrigens über eine Inzeller Tour, Gamsknogl und Zwiesel.
Auch dir viel Spaß bei den Touren und beim Weiterlesen hier.

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Patrick Kufner 22. September 2019 - 00:51

Die „Schlüsselstelle“ bei der steilen Rinne bildete für mich leider das „Aus“ der ansonsten schönen Tour. Ich bin zwar erfahrener Bergwanderer, aber ausgesetzte Stellen mag ich nicht, und da ich allein unterwegs war und die Stelle doch sehr abrutschgefährdet aussah drehte ich dort wieder um – kurz vor dem Gipfel. Es wäre schön, wenn dieses Stelle (z.B. vom Alpenverein) ein wenig befestigt würde, damit man sie einigermaßen gefahrlos begehen kann. Ich jedenfalls hatte keine Lust dort unbeabsichtigt hinuterzurutschen, in eine steilen Felshang wo mich keiner mehr hören würde und garantiert auch kein Mobilfunkempfang herrscht. Trotzdem danke für die Tourenbeschreibung.

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Stefanie Dehler 22. September 2019 - 10:15

Das ist schade, aber es ist richtig auf die Vernunft und die innere Stimme zu hören. Wenn es nicht weiter geht, ist es halt so, auch das gehört ja zum Kapitel „Bergerfahrung“. Danke für deinen Kommentar und viel Vergnügen bei deiner nächsten Tour!

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