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Grandiose Hüttentour zu Schachenschloss und Meilerhütte

von Stefanie Dehler
5 Kommentare

Die Wandersaison im Wettersteingebirge auf 2.366 Meter ist kurz, leider. Nicht mehr lange, dann ist die wunderbare Meilerhütte hoch über dem Schachen und Garmisch-Partenkirchen eingeschneit und nur der Winterraum wird ab und an von ein paar „Verrückten“ aus dem Winterschlaf geweckt.

Wanderschild Meilerhütte Schachen
Wanderschild Meilerhütte Schachen

Ich wollte dieses Jahr unbedingt hin, zum Schachenschloss von König Ludwig, zur Meilerhütte und eigentlich auch auf die Dreitorspitze. Der Samstags-Teil meines Hüttenwochenendes Ende August war auch fantastisch, der Sonntag leider so verregnet, dass ich nächstes Jahr noch mal für Sonnenuntergang, Sonnenaufgang und Dreitorspitzen-Besteigung wiederkommen „muss“. Sobald der Schnee getaut ist!

Wettersteingebirge
Wettersteingebirge

Wandertouren alleine machen mir lange nicht so viel Freude wie Touren mit Bergfreundinnen und -freunden, aber wenn niemand Zeit hast, ist es besser alleine den Rucksack aufzuwerfen als in der Stadt zu versauern. Man muss zwar allein vorsichtiger sein als in der Gruppe, hat aber, wie ihr weiter unten lesen werdet, die seltsamsten Begegnungen auf Solo-Touren.

Ich starte also relativ früh am Samstag morgen am Parkplatz des Skisprungstadions in Garmisch-Partenkirchen. Am Parkautomaten kann man problemlos Tickets für mehrere Tage kaufen, für 2 Tage habe ich faire 4 Euro bezahlt. Erstes Ziel ist die Partnachklamm – die ich von einer sensationellen Wintertour schon kenne. Als Wanderstart nicht schlecht, aber ich muss zugeben, dass die Klamm im Winter um einiges faszinierender ist. Übrigens auch heller, Schnee und Eis haben im Januar ziemlich reflektiert, im Sommer tastet man sich durch so manchen Gang…

Partnachklamm im Sommer
Partnachklamm im Sommer

Am Ende der Schlucht angekommen folgt man dem Weg für ein paar Minuten und schlägt sich dann in den Wald – rechts, gut ausgeschildert, nimmt man die ersten von über 1.600 Höhenmetern bis zur Meilerhütte in Angriff! Recht steil und anstrengend ist es vom ersten Moment an, denn es geht Stufe um Stufe hinauf, durch den schattigen Wald zwar aber stetig stetig aufwärts. Man blickt hinüber zum Graseck und dann auch zum Eckbauern, ich kann mich gut erinnern, wie ich im Liegestuhl des Eckbauern im Winter Pläne für die Schachen-Tour schmiedete! Viel Sicht hat man durch den Wald aber nicht, weder zum Schachen, noch zur Meilerhütte. Der Weg, der dann irgendwann Kälbersteig heißt, ist zwar schön aber recht zäh und eher unspektakulär…

Blick zum Eckbauern
Blick zum Eckbauern

Wer weniger Höhenmeter mag und schneller den Schachen erreichen möchte, kann übrigens von Ellmau aus losmarschieren – der Weg ist von dort aus für Mountainbikes geeignet, das bedeutet im Gegenzug aber breiter, weniger anspruchsvoll, vielleicht auch langweiliger?

[Die Bayerische Schlösserverwaltung hat leider sehr strikte Richtlinien und Vorgaben, was das Fotografieren der Schlösser in Bayern angeht. Deswegen hier leider kein Foto vom Schachenschloss!]

Nach etwa 3 Stunden sieht man dann endlich – noch erschreckend weit entfernt – das Holzhäuschen, das sich Schachenschloss nennt. König Ludwig II von Bayern hat es sich bauen lassen, um 1872 herum, und ist aus der Residenz in München hierher geflüchtet, um zu arbeiten und um mit seiner Dienerschaft zu feiern. Eigentlich war Ludwigs Lieblingsberg ja der Wank – aber dort gab es kein Wasser, so dass der Schachen der bessere Bauplatz war.

Mittagessen am Schachenhaus
Mittagessen am Schachenhaus

Für mich ist es vor allem ein Platz fürs Mittagessen, knapp 4 Stunden und fast 1.200 Höhenmeter nach dem Parkplatz gibt es Buttermilch und Spinatspätzle, vor dem Schachenhaus in der Sonne sitzend, die Beine ausgestreckt, endlich raus aus dem Wald und mitten in der prächtigen Kulisse des Wettersteingebirges. Das sich rauh, unnahbar, grau und mit aufziehenden Wolken fast drohend präsentiert.

Meilerhütte
Kurz vor dem Ziel: die Meilerhütte

Das Tagesziel, die Meilerhütte, ist nun endlich inmitten dieser krassen Berge gerade so erkennbar, was für eine Lage! Noch einmal 500 Meter höher gelegen, richtig weit weg von der Zivilisation… Und der Weg dahin führt nur über einen Pfad, den Rucksack auf dem Rücken, die müden Füße einen Schritt vor den anderen setzend, grasig-felsige Serpentinen, Stück um Stück. Die Aussicht fantastisch, auf Garmisch unten, auf den ganz schön schnell kleiner werdenden Schachen, auf die Berge rundherum. Plötzlich eine Schafherde, zutraulich, hier sind ja auch lange nicht mehr so viele Menschen wie am Schachenschloss. Die Sonne hat sich auch endgültig verabschiedet.

Schafe im Wettersteingebirge
Schafe im Wettersteingebirge

Zum Schluss ein paar Kurven um die Felsen, ein paar steile, steinige Serpentinen und man steht auf der windigen Terrasse der Meilerhütte, genau auf dem Grat, genau auf der Grenze zwischen Bayern und Tirol. Trubelig ist es, Wanderschuhe suchen ihren Platz im Regal (der Vorraum hat eine Heizung – das heißt, Schuhe trocknen und durchgeschwitzte T-Shirts ebenfalls), Bier sucht Hälse, es ist schon klar, dass die Plätze in der kleinen gemütlichen Gaststube knapp werden am Abend.

Ankunft an der Meilerhütte
Ankunft an der Meilerhütte

Hier beginnt jetzt der Teil aus dem Kapitel „wie unfassbar klein die Welt doch ist“ – denn als ich gerade in frischen Klamotten einen Kaffee trinken und meinen Krimi aufschlagen will, kommen tatsächlich mir 6 mehr oder weniger bekannte Menschen aus meinem 2000-Einwohner-Dorf aus der Rhön zur Tür herein! Wer jetzt fassungsloser ist, die oder ich, ist schwer zu sagen, vielleicht auch die gleich informierte Verwandtschaft zu Hause oder auch meine Eltern, die nur mit geringer zeitlicher Verzögerung von der wundersamen Begegnung in Kenntnis gesetzt werden.

An Gesellschaft mangelt es nun nicht mehr, je später es wird, desto mehr rücken die Gäste an den Tischen zusammen, fantastischer Schweinsbraten landet auf den Tischen zwischen allerlei Biergläsern und Schiwasser, Gitarren wandern von einem Sänger zum anderen, nur mein Krimi wird unangetastet die Heimreise antreten. Berggeschichten werden erzählt, wie es sich gehört auf 2.600 Metern und dazwischen bizarre Dorfgeschichten aus der Rhön.

Blick aus dem Fenster der Meilerhütte
Blick aus dem Fenster der Meilerhütte

Um 10 Uhr ist Hüttenruhe, in meinem Lager ist es trotz der 10 Leute darin angenehm ruhig, nur in einer Ecke wird leise geröchelt. In der Nacht leider Krach: tosender Regen, vom Wetterbericht angekündigt, aber wenig willkommen. Weil er einen weckt und weil er die Pläne zunichte macht, am Morgen noch die Dreitorpitze zu besteigen, für die ich Klettersteigausrüstung samt Helm 1.600 Meter hoch geschleppt habe… Früher musste man übrigens raus an die frische Luft, auf die Tiroler Seite, wenn man nachts mal musste. Heute ist die Meilerhütte zwar immer noch rustikal, keine Duschen, nur Waschbecken mit Eimern betrieben, aber zumindest gibt es in der Hütte zwei Plumpsklos. Übernachtung im Lager kostet für DAV Mitglieder 7 Euro.

Abstieg von der Meilerhütte
Abstieg von der Meilerhütte

Der Rest ist schnell erzählt. Kaffee und Müsli und traurige Blicke aus dem Fenster, das ist das Frühstück. Wolken, Regen, Wind, alles grau draußen. Packen, Regenklamotten anziehen und Handschuhe, man merkt dem Regen an, dass er bald zu Schnee werden wird… Gleicher Weg hinunter zum Schachen (man könnte auch auf der anderen Seite des Grats absteigen, zum Beispiel nach Leutasch, aber dann wirds etwas schwierig, zum Auto zurück zu kommen), die Schafe blöken auch im Regen vor sich hin, überalle bunte Regenjacken-Flecken der Mitwanderer. Lust zum Reden hat hier niemand, jeder will nur so schnell wie bei dem glatten nassen matschigen Untergrund möglich ins Tal.

Nur für Geübte!
Nur für Geübte!

Am Schachenschloss komme ich gerade rechtzeitig an, um die 10 Uhr Führung mitzumachen – 4,50 Euro für 25 Minuten Führung lohnen sich tatsächlich, die Führerin erzählt spannend vom Kini und das oberste Stockwerk ist ein unglaublicher orientalischer Salon, ein völlig andere Welt verglichen mit dem schroffen Wettersteingebirge rundherum. Keine Fotos erlaubt, leider…

Den ursprünglichen Plan, über das Reintal nach Garmisch zurückzuwandern, verwerfe ich zugunsten des kürzeren Wegs über den Kälbersteig, denn noch immer ist es nass und grau. So schnell wie es halt geht bei dem glitschigen Untergrund geht es ins Tal, zwischendurch hört der Regen mal auf, im Moment, wo ich die Regenjacke ausziehen will, fängt es wieder an, warm ist es trotzdem, und Spaß macht es überhaupt nicht. Aber was bleibt einem übrig als immer weiter zu gehen?

Blick vom Schachen aufs Wettersteingebirge
Blick vom Schachen aufs Wettersteingebirge

Nach relativ kurzer Zeit trete ich verschlammt, nass und verschwitzt am Ende der Partnachklamm aus dem Wald – mittenrein in die Garmisch-Urlauber aus aller Herren Länder, die mit Schirmchen und Schühchen halt irgendwas machen wollen bei dem Wetter. Ich komme mir vor wie der Yeti… und heize durch die Klamm ohne auch nur einmal zum Fotografieren stehen zu bleiben. Mein Rucksack und der daran baumelnde Helm werden erstaunt angestarrt. Selten war ich so froh, nicht mit der Bahn unterwegs zu sein sondern mein Auto am Parkplatz zu erreichen, mit trockenen Klamotten, einer Heizung und Schokolade. Obwohl, stimmt nicht, ich bin immer froh, wenn ich Auto statt Zug fahren kann :)

Herbstblumen
Herbstblumen

Fazit

Eine Nacht auf der Meilerhütte kann ich jedem Freund von Hüttentouren sehr empfehlen – innerhalb von ein paar Stunden ist man weit weg vom Alltag und von der Zivilisation, die Blicke rundrum sind der Wahnsinn, auch bei Wolken und Nebel. Fit sollte man sein für die Tour – sogar ich hatte heftigsten Muskelkater, erst am Donnerstag konnte ich wieder schmerzfrei Fahrrad fahren. Aber das ist es wert!

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5 Kommentare

Rebecca 12. September 2013 - 18:34

Schade, dass das Wetter am Sonntag so schlecht war. Aber so habe ich die Chance, nochmal mitzukommen – die Spinatspätzle MUSS ich probieren! :)

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Stefanie Dehler 13. September 2013 - 08:00

Ja, das machen wir nächstes Jahr, ich muss unbedingt noch mal hin :)

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Reiselinks der Woche: Fotoausrüstung, Tipps für Flughäfen, Hüttentour und mehr | TravellerblogTravellerblog 14. September 2013 - 09:40

[…] wieder gerne lese ich Steffis Beiträge zu ihren Touren – “GRANDIOSE HÜTTENTOUR ZU SCHACHENSCHLOSS UND MEILERHÜTTE” zeigt euch nicht nur eine spannende Tour, sondern auch wieder schöne Bilder von unterwegs […]

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Florian Westermann 29. März 2016 - 11:24

Wirklich eine tolle Tour! Es wird Zeit, dass die Saison wieder beginnt. Ich hatte jetzt genug Schnee :-)

Liebe Grüße
Flo

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Stefanie Dehler 29. März 2016 - 20:29

Ich stimme dir da zu, Flo, aber ich glaube uns fragt keiner… Es ist noch ganz schön weiß im Moment.
Viele Grüße :-)

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