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Schneeschuh-Hüttentour im Zahmen Kaiser

von Stefanie Dehler
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Die Wanderung zur Pyramidenspitze im Kaisergebirge stand schon „damals“ auf meiner 2013er Wunsch-Gipfel-Liste. Bei der tollen Schneeschuh-Hüttentour neulich mit Markus von Outdoor-Blog.org habe ich den Gipfel immerhin schon aus der Nähe gesehen, allerdings nicht erreicht. Wieder einmal war es – fand ich – vernünftiger umzukehren, warum, erfahrt ihr weiter unten.

Blick auf den Wilden Kaiser in Tirol

Blick auf den Wilden Kaiser in Tirol

 

Markus alleine hätte den Gipfel wohl ohne Probleme erreicht und wäre am gleichen Tag noch nach München zurück (Zitat…). Ich alleine hätte schon viel früher umgedreht und hätte mich in der Vorderkaiserfeldenhütte durch die Speisekarte gefuttert. Zusammen aber hatten wir eine sehr tolle, sonnige Tour im Kaisergebirge, einen entspannten Hüttenabend, und die Pyramidenspitze bleibt halt noch eine Weile auf der Liste stehen.

Startpunkt für die Tour ist der Parkplatz Kaisertal im Kufsteiner Ortsteil Sparchen auf 496m. In allen Quellen liest man, dass sich der Parkplatz im Kufsteiner Ortsteil Sparchen befindet, dank Leserin @imanitram hat sich aber herausgestellt, dass die korrekte Ortsbezeichnung Eichelwang/ Ebbs lauten muss! Kufstein beginnt erst nach der Brücke.

Wer kein Pickerl kaufen will, fährt in Oberaudorf von der Autobahn ab, durch Ebbs durch, kurz vor Sparchen ist der Parkplatz dann ausgeschildert. Bezahlt wird in der Imbiss-Bude, 2,50 Euro pauschal – allerdings sollte man dem Imbiss-Buden-Mann nicht hinsichtlich der Schneelage trauen! Der Unterschied zwischen Parkplatz und Berg ist nämlich riesig, er hat keine Ahnung, … und man braucht auch ein wenig Selbstbewusstsein, die Schneeschuhe sichtbar am Rucksack den breiten, recht steilen Weg Richtung Vorderkaiserfeldenhütte mitzuschleppen. Die meisten Spaziergänger gehen nicht weiter als zur Hütte, Winterausrüstung ist erst danach erforderlich…

Kufstein und Pendling

Kufstein und Pendling

Schnee unter den Füßen hat man erst ab der Ritzaualm, die auf 1.161 m liegt, das besondere bis hier ist der mit jedem Schritt schöner werdende Blick auf den Wilden Kaiser, der wirklich wild aussieht, fast wie die Dolomiten, sehr reizvoll! Zwischen Ritzaualm und Vorderkaiserfeldenhütte wird der Weg dann schmaler und führt auf gut gespurtem Weg im Zickzack den Hang hinauf. Auch ohne Schneeschuhe gut zu machen. Die Terrasse vor der Hütte (auf 1.389 m) liegt in der Sonne, traumhaft ist der Blick ins Inntal, es duftet herrlich nach Kaiserschmarrn…

wandern im Zahmen Kaiser Gebirge

wandern im Zahmen Kaiser Gebirge

Doch wir gehen erst einmal weiter, der Pfad wird immer schmaler, führt durch den Wald, hinter dem Abzweig zur Naunspitze ist es Zeit Gamaschen anzuziehen und nicht lange, dann haben wir den Gipfel des Petersköpfl erreicht (1.745m). Hier begrüßt der Chef die Wanderer…

Schneemann am Petersköpfl

Schneemann am Petersköpfl

… und der Blick auf den türkisen Inn ist einfach herrlich. 1.200 Höhenmeter haben wir hier schon überwunden, das sollte man vielleicht mal erwähnen, für die einen ist das viel, für die anderen wenig – siehe oben ;-) Die Sonne wärmt in windstillen Momenten schon wie im Frühling, doch der Föhn-Sturm, der den Münchnern Biergarten-Wetter beschert, bläst hier oben eisig…

Inntal vom Petersköpfl aus

Inntal vom Petersköpfl aus

Zwischen den Latschen windet sich der Weg nun auf und ab, rechts und links in wilden Kurven, mir kommt es vor wie in einer Achterbahn. Weit und breit keine Pyramidenspitze zu sehen, dafür dunkelgrüne Latschen vor knallblauem Himmel, die runden Kuppen hier im Zahmen Kaiser ein krasser Gegensatz zu den Spitzen des Wilden Kaisers nur ein kurzes Stück entfernt.

Zahmer Kaiser im Schnee

Zahmer Kaiser im Schnee

Mit Schneeschuhen läuft es sich inzwischen viel besser, man sinkt nicht ein und noch ist der Weg auch breit und gut zu gehen. Wir passieren die nicht groß markierten Gipfel von Einserkogel (1.924m) und Zwölferkogel (1.912m), 1.400 Höhenmeter über Kufstein, blicken auf den Walchsee, wo ich kürzlich noch mit dem Heißluftballon gefahren bin, und sehen dann in der Ferne den Gipfel, der die Pyramidenspitze sein muss – noch ziemlich weit weg. Und der Weg ist plötzlich nur noch eine schmale Spur, andere Wanderer haben wir schon ewig nicht mehr gesehen, es geht steil bergauf und steil bergab, und rechts geht ein riesiger glatter Hang Richtung Tal. Vorsichtig Schritt für Schritt schlurfen wir weiter, es kostet Überwindung, aber man muss ja auch mal an seine Grenzen gehen um zu sehen, was man alles kann.*

Zahmer Kaiser und Walchsee

Blick vom Zahmen Kaiser auf den Walchsee

Und umkehren muss man auch können. Es ist nämlich schon Nachmittag, die Pyramidenspitze ist noch weit entfernt, in der schmalen Spur kommt man nicht schnell voran, der Weg führt noch mal ein ganzes Stück nach unten, bevor es wieder hinaufgeht, und auch auf dem Rückweg warten noch einige Gegenanstiege. Die ich nicht bei Dunkelheit gehen möchte.

Der Abend und die Übernachtung auf der Hütte waren für mich von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der Tour gewesen. Mit dem Kaiserschmarrn-Geruch in der Nase geht es also auf den Rückweg. Und die steilen schmalen Stellen sind ohne Schneeschuhe tatsächlich viel besser zu gehen, Fersen in den Schnee hacken ist doch sicherer als mit doppelt so breiten Schneeschuhen herumwackeln…

Abendsonne im Zahmen Kaiser

Abendsonne im Zahmen Kaiser

Das Licht der Nachmittags- und Abendsonne lässt Himmel, Latschen, Schnee und Felsen wunderschön leuchten, und während Markus noch einen Abstecher zum Gipfel der Naunspitze macht, genieße ich pünktlich den Sonnenuntergang vor der Vorderkaiserfeldenhütte.

Sonnenuntergang Vorderkaiserfeldenhütte

Sonnenuntergang Vorderkaiserfeldenhütte

Als erste Aktion in der Hütte gönne ich mir einen Luxus: eine heiße Dusche! 6 Minuten für 3 Euro 50, gut investiertes Geld. Natürlich wäre es auch ohne gegangen, aber ich habe es sehr genossen!

Genauso wie das Weißbier und die Speckknödl in der warmen Stube, mit Blick auf die Lichter von Kufstein, die Musik mit Ziehharmonikas und Harfe einer Gruppe von Jugendlichen, samt Schuhplattler-Einlage, das übliche Blättern in einem alten Alpenvereins-Jahrbuch, das Plaudern über vergangene und geplante Bergtouren.

Wie es halt so ist auf einer Hütte, gemütlich und behaglich, die Anstrengung des Tages und die viele frische Luft merkt man wohlig in den Knochen. Trotz der Lichter von Kufstein ist man weit weg von der Zivilisation.

Abendessen Vorderkaiserfeldenhütte

Knödl und Kraut auf der Vorderkaiserfeldenhütte

Ein völlig anderes Bild am nächsten Morgen: keine Sicht, es schneit, alles ist träge, bis auf den einen Ziehharmonikaspieler, der schon wieder an seinem Instrument klebt. Müsli zur Stärkung für den Rückweg – denn etwas anderes macht wenig Sinn. Schuhe und Kleidung sind super getrocknet im warmen Abstellraum, einer nach dem anderen macht sich auf den Weg ins Tal.

Frühstück Vorderkaiserfeldenhütte

Frühstück auf der Vorderkaiserfeldenhütte

 

Es schneit noch immer, doch nicht weit hinter der Rizaualm wird der Schnee zu Regen und jegliche Farbe ist aus der Landschaft verschwunden. Eine komplett andere Welt da unten im Tal… Dafür aber auch kein Stau auf der Autobahn und wir sind doppelt so schnell wie am Samstag morgen unterwegs.

Trüber Sonntag in den Bergen

Mein Tipp für die Tour zur Pyramidenspitze: am ersten Tag bis zur Vorderkaiserfeldenhütte wandern (knapp 2 Stunden), dann übernachten, und am nächsten Morgen früh los Richtung Gipfel. Dann hat man mehr Zeit für den doch recht weiten Weg, das Auf und Ab, und vermeidet im Sommer zudem die sicherlich große Hitze in den Latschen auf dem Weg zwischen Hütte und Gipfel.

Hier findet hier den Bericht von Markus in seinem Blog.

Vorderkaiserfeldenhütte

Vorderkaiserfeldenhütte

*Es gibt von den Stellen keine Fotos, ich hatte anders im Kopf als zu fotografieren :)

 

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2 Kommentare

Tobias 30. September 2014 - 14:10

Ein sehr schöner Bericht zu einer Schneeschuh-Tour mit tollen Fotos (und auf dem Tiefblick-Bild nach dem Schneemann) sieht man auch noch mein Wohnhaus am Inn.) :-) Im Sommer kann man die Pyramidenspitze über das Winkelkar auch aus Norden besteigen (mit kurzem Klettersteigabschnitt, unschwierig). Falls dieses Jahr genug Schnee fällt, werde ich Deine Tour auch mal mit Schneeschuhen nachwandern. Viele Grüsse aus dem Kaisergebirge! Tobias

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Stefanie Dehler 11. Oktober 2014 - 16:34

Ja, das war eine wirklich schöne Tour. Und das Winkelkar werde ich mir für nächstes Jahr mal merken.

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