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Projekt Pistenglück – Skitag 1/2014

von Stefanie Dehler
22 Kommentare

Als Erwachsener Skifahren lernen, das ist kein Spaß sage ich euch. Aber wenn man die Freuden des Skifahrens genießen will – und ich bin davon überzeugt, dass es sie gibt – dann muss man sich durch das ganze Elend durchkämpfen. Wie sagte mein Skilehrer im Pitztal: „Du musst viel Geduld haben!“

Beweis...
Beweis…

Der erste Skitag startete jedenfalls mit einer Ankündigung an der Talstation der Bergbahn in Mandarfen, ziemlich am Ende des Pitztals: Sturmwarnung! Auch das noch – aber obwohl mir vor dem ganzen Projekt Pistenglück eh schon sehr mulmig war, war ein kleiner Sturm kein Grund das Ganze abzusagen.

Schon bei der Schuh-Anprobe im Skiverleih bekam ich eine große Sommer-Sehnsucht, nach leichten Wanderstiefelchen, und nach Flipflops… Aber es hilft ja alles nix, ich nahm Ski, Stöcke und allen meinen Mut und traf meinen Skilehrer zum Einzelunterricht.

Sturmwarnung

Kurze Abstimmung – ja, ich war 5 Jahre vorher schon mal gefahren, sogar 1 rote Piste am 5. Tag, ab dem 4. Tag hatte es damals in der Schweiz auch einigermaßen funktioniert. Aber seitdem war halt nichts mehr passiert und ich konnte auch nicht einschätzen, wie viel man verlernt oder nicht. Wir gingen nicht auf den Übungshang im Tal (Erleichterung!) sondern stiegen in die kleine Gondel, die vom Tal auf 1.680 m zur Sunnaalm fährt (ja, wo ich im Herbst schon gewesen bin!), auf 2.300 m.

Rifflsee Bergbahn
Rifflsee Bergbahn

Die Ski anschnallen ging schon mal gut, dann fuhren wir ein Stück gerade aus, gingen in die Hocke, bremsten mit dem berühmten Pflug. Es ging einen Ziehweg hinunter, dann fingen wir mit dem Kurven üben an, Rechstkurve, Linkskurve, Gewicht verlagern, Kanten in den Schnee, Oberkörper einknicken, auf einem Ski fahren, hüpfen… Hüpfen?!

Ein Stück einen Hang hinunter, langsam immer von rechts nach links, kleiner Ziehweg und dann war da vor der Liftstation ein viel zu steiler Hang. Wo die ganzen 5jährigen drüber fahren als wäre da nix und man als blöder Erwachsener steht da und wartet auf das Loch im Boden, das einen verschluckt und erst im Sommer wieder ausspuckt.

Whiteout
Whiteout

4er-Sessel-Lift fahren. Das ging gut, und das muss man ja auch können. Aus dem Lift aussteigen ist die größere Kunst. Ging aber auch, man freut sich ja über kleine Erfolgserlebnisse. Dann noch mal ein paar engere Kurven und ein breiter Hang, und wir standen an der Sunnaalm und die Stunde war schon vorbei!

Skiparkplatz Sunnaalm

Mein Fazit war zunächst gar nicht so negativ, klar, viel zu langsam, viel zu zögerlich, aber irgendwie würde es schon gehen. Das Fazit vom Skilehrer – Geduld haben, nicht zu viel wollen, noch mal eine Stunde nehmen. Erinnerungsfoto, und weg war er, beim nächsten Schüler.

Skilehrer und Schülerin

Und dann war alles nur noch katastrophal.

Alle Hänge plötzlich doppelt so steil. Alle Anleitungen, wie man eine Kurve fahren soll, aus dem Gehirn weggepustet. Welchen Ski soll man belasten, den Talski? Der Ski, der zum Talski wird? Und in welche Richtung soll dann der Oberkörper gebeugt werden? Und wo in diesem konturenlosen Grau ist überhaupt das Tal?

Ein Desaster.

Sehr ernüchternd. Man steht da wie der letzte Depp, weil „alle“ rundherum es ja können. Und niemand hat Angst. Vor allem nicht die Kinder.

Der Skilehrer hatte wohl recht mit dem Geduld haben müssen. Die dritte und vierte Runde der gleichen Strecke liefen dann schon wieder besser, das Sessellift fahren machte keine Probleme, und die letzte Schussfahrt zur Sunnaalm, die ging dann schon fast als Schussfahrt durch.

Skipiste am Rifflsee

Und dann ließ ich mich zur Talabfahrt überreden, statt die Gondel zurück zum Parkplatz zu nehmen. Und wenn sie noch so blau war, diese Piste, sie war viel zu steil, viel zu glatt, an den Seiten ging es viel zu steil ins Nichts. Es ist nur schlecht, wenn man so etwas zu spät merkt, denn man kann dann nicht mehr zurück. Man kann am Rand warten, bis die Bahn wieder frei ist, man kann überlegen, am Rand der Piste hinabzuwandern. Und sich dann doch noch mal überwinden. Und 2 Meter weiter fahren.

Wenn man nur bremst, nimmt man keine Fahrt auf, und dann funktioniert Skifahren nicht. Und trotzdem ist bremsen irgendwie das wichtigste an diesen ersten Skitagen. Entweder lässig zeigen, dass man immerhin bremsen kann. Oder notfalls sich einfach in den Schnee fallen lassen. Blaue Flecken am Oberschenkel davontragen und immerhin zeigen, wie lässig man nach dem Stürzen wieder aufstehen kann.

Dann fällt man und verliert dabei einen Ski, und muss ihm hinterher krabbeln und versuchen den Ski mitten auf der Piste wieder anzuziehen. 20 Versuche und man hat es geschafft. Was auch funktioniert: die Ski einfach ausziehen, auf die Schulter legen und vorsichtig am Rand absteigen. Ist manchmal die beste Lösung. Es kennt einen ja keiner, so mit Helm und Skibrille.

Ja glorreiches Pistenglück, das war noch nix.

Ich glaube aber zum jetzigen Zeitpunkt noch, dass mir das Skifahren Spaß machen wird, wenn ich es erst einmal einigermaßen kann. Deswegen steht jetzt auch der Termin für den zweiten Skitag fest, es geht wieder nach Tirol, dieses Mal in die Region Kaiserwinkl. Und selbst wenn es sich wieder zum Desaster entwickeln sollte (vielleicht ja nur ein kleines), gutes österreichisches Essen wird es auch dort geben. Und das rückt dann das ganze Ski-Dings einfach in den Hintergrund.

Skipause
Skipause

——-

PS: Wenn man eingefleischter Wanderer ist, muss man sich erst einmal daran gewöhnen, dass man für Skifahren viel Geld ausgeben muss.

1 Tag Skipass: 43 Euro

1 Tag Ausrüstung (Ski, Stöcke, Schuhe): 27 Euro

1 Stunde Skilehrer: 54 Euro

1 Palatschinken+1 Cappucino: 6,60 Euro

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Das Projekt Pistenglück

 

 

 



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22 Kommentare

Der Atle Griesgram 14. Januar 2014 - 22:04

Tapfer.
Ich drücke mich dieses Jahr wieder davor und werde im Sommer wieder über die häßliche Ski-Infrastruktur schimpfen.
Obwohl ich mir schon vorstellen kann, dass eine Skiwanderung toll ist …

antworten
Stefanie Dehler 15. Januar 2014 - 07:28

Ein Artikel mit Schimpferei auf die Infrastruktur kommt in Kürze, denn schön ist es nicht – es wird deswegen aber auch niemand nur einen Skilift abbauen, deswegen mache ich lieber das beste draus :-) LG

antworten
Bernd | KritzelKraxel.net 14. Januar 2014 - 22:15

Ach, Steffi,
das kommt schon noch. Ein tag ist ja quasi nix. Wir haben uns immer eine Woche genommen und fahren auch dieses Jahr wieder in unser Lieblingsgebiet zum Kaunertaler Gletscher. Dort hast Du schöne breite Pisten zum üben.
Wie sagte unser Skilehrer:
„Ruhig!“
„Ich müsst ruhiger werden!“
„Macht einfach das, was ich mache. Überlasst das Denken mir.“
„Und warten!“
Hört sich wirklich dämlich an, aber es passt schon.

Das bekommst Du hin, ganz bestimmt!
Viele Grüße aus dem Norden der Republik, Bernd

antworten
Stefanie Dehler 15. Januar 2014 - 07:27

Dämlich ist ein passendes Wort…1 Woche ist bestimmt besser, aber die Urlaubstage hebe ich mir lieber für den Sommer und weiter entferntere Urlaubsziele auf. Das ist das Dilemma mit den Alpen vor der Haustür. Viele Grüße!

antworten
Anja 14. Januar 2014 - 22:37

Die Situation mit den Kids und die Suche nach dem Loch im Boden zum Verkriechen kenn ich ;-). Meine Woche Kronplatz hat mich gelehrt: Apres Ski super, aber der Rest… Sommer, Wandern, Rad sind eher was für mich. Aber ausprobiert hab‘ ich es wenigstens. Du sprichst immerhin vom nächsten Mal…das gab es bei mir nicht :-). Toi-toi-toi!

antworten
Stefanie Dehler 15. Januar 2014 - 07:25

Der Sommer ist definitv auch mehr meine Jahreszeit- aber irgendwie muss man ja über den Winter kommen… Irgendwann verkriechen sich die Kinder, wenn ich angerast komme hähähä :-)

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LittleMissSunshine 15. Januar 2014 - 09:51

Kleine Kinder in Skigebieten sind demotivierend. Die haben vor nichts Angst – denken nicht nach, sondern fahren einfach.
Wir haben damals einen 6-tägigen Gruppen-Skikurs gebucht, und der war auch jeden Tag sein Geld wehrt. Ein einzelner Tag alleine ist viel zu wenig. Lass dich davon bloß nicht demotivieren!!!

antworten
Stefanie Dehler 16. Januar 2014 - 19:09

Damals in der Schweiz war es bei mir auch eine Woche, das ist schon besser, LittleMissSunshine. Mal abwarten :-)

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Peter 15. Januar 2014 - 14:00

Meine Empfehlung: Ein großartiger Hang zum Lernen ist der untere Hang in Biberwier – flache Piste, kuppelbarer Sessellift, alles quasi im Tal, total unbedrohlich – und es gibt sogar noch Punktekarten. Da kann man von München aus auch einfach mal für einen (halben) Tag zum Üben hinfahren.

Ich bin da schon zweimal mit Leuten gewesen, die das mit dem Skifahren einfach mal ausprobieren wollten, und es lief beide Male echt super. Der Hang ist ideal.

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Stefanie Dehler 16. Januar 2014 - 19:07

Vielen Dank für den Tipp, Peter, das ist ja wirklich nicht so weit. Ich bin gespannt wie das ganze weitergeht…

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Eva 15. Januar 2014 - 15:42

Hi Steffi – kommt mir alles bekannt vor, was du da schreibst :) Ich hab auch diverse Versuche hinter mir, im Erwachsenenalter das Ski fahren zu lernen und ‚Kinder auf der Piste’… puh, demotivierend! Mir war es am Ende offenbar nicht wichtig genug, denn ich hab’s wieder sein lassen, das Ski fahren. Dir viel Erfolg bei den nächsten Versuchen :-)

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Stefanie Dehler 16. Januar 2014 - 19:05

Danke für deine Erfahrungen, Eva. Vielleicht sollte man Anfänger-Pisten nur für Erwachsene einführen. Oder spezielle Zeiten, wo alle unter 16 nur rote Pisten befahren dürfen…

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Erika 15. Januar 2014 - 19:28

Auweiha, das klingt nach nicht so viel Spaß. Aber das nächste Mal wirds besser und das Mal drauf noch besser und das Jahr später dann noch besser und dann ist plötzlich das Selbstvertrauen da, dass man das alles kann. Wirklich! Aber das mit der Geduld, das stimmt definitiv.

Weiterhin viel Erfolg beim Skifahren! Wenn du mal im Allgäu bist, fahr ich gern mit Dir mal die blaue Piste runter. Und Einkehren kann man schließlich bei uns auch ganz phänomenal :)

Liebe Grüße,

Erika
ulligunde.com

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Stefanie Dehler 16. Januar 2014 - 19:03

Danke Erika, ich würde gerne mal mit dir auf die Piste gehen, notfalls nächsten Winter. Ich melde mich :-)

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Christian 16. Januar 2014 - 12:29

Hi Steffi,

vielen Dank für den Artikel und die Eindrücke. Ich habe mich darin wieder gefunden. Ich habe auch erst mit Mitte 20, den Kinder und Teenageralter längst entwachsen, mit dem Skifahren angefangen. Und eigentlich auch nur, weil ich günstig an ’ne Skijacke ran kam. Hehe.

Und jetzt, sieben Jahre später flutscht’s doch schon recht gut. Ich hatte damals aber auch das Glück – so würde ich es im Nachhinein formulieren, dass, so wie diese Jahr, sehr wenig Schnee lag und meine erste Skifahrt, so wie sie geplant war, abgesagt wurde. So landete ich über Umwegen in so einer organisierten Busfahrt inkl. Skilehrer und Skikurs von hier aus in der Fränkischen zum Stubaier Gletscher.

Aber das Glück meinte es noch besser: Bei dem Skikurs – anfangs wollten ca. 15 Personen mitmachen, aber nach der zweiten Abfahrt, oder lieber einem rumstolpern über ein 50 m langen, ziemlich flachen Hang, waren wir dann doch plötzlich nur noch zu dritt. Ich, ne Freundin und der Skilehrer. Voll cool. Und dann ging’s los. Zwei Tage lang.

Step by Step und so wie von dir beschrieben … am Ende kamen wir auch ziemlich gut die blauen Pisten runter und es machte mit jeder Abfahrt mehr und immer mehr Spass …

Die zwei Tage endeten mit den Worten: „Jetzt wisst ihr wie’s geht, jetzt müsst ihr Kilometer machen …“ Dann kommt die Routine und mit der Routine der Spass.

Rückblickend würde ich sagen, der Skilehrer hatte recht. Also dranbleiben, der Spass kommt. Garantiert. ;-)

Liebe Grüße
Christian

antworten
Stefanie Dehler 16. Januar 2014 - 19:02

7 Jahre? So viel Geduld habe ich nicht! Vielleicht klappt’s ja früher :-) Viele Grüße!

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Phil (killerwal.com) 18. Januar 2014 - 20:10

„Skifahren im Pflug?! Ne, ne, ne, so fangen wir lieber erst gar nicht an. Du fährst Schuss, und irgendwie lernst du des Lenken schon.“ – Das waren die Worte meiner „Skilehrer“, die mir damals nachdem ich nach Bayern gezogen war, auf die Bretter geholfen haben.
Ich habe Skifahren auf die harte Tour gelernt: Keine Stöcke, kein Helm – nur zwei Bretter und oben gab’s nen kleinen Schubs. Der erste Tag auf der Piste dürfte einer der schmerzhaftesten in meinem ganzen Leben gewesen sein. :)

Ich hoffe du bist in besseren Händen *g*

LG Phil

antworten
Stefanie Dehler 22. Januar 2014 - 21:52

Man braucht immer eine gute Geschichte zum Erzählen- ich höre mir deine gerne demnächst ausführlich an :-) LG

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Claudia 19. Januar 2014 - 21:56

Liebe Steffi,

halt durch…und lerne die Grundlagen und gewöhne Dich an die Ski um dann schnell auf den Telemark-Stil zu wechseln..viel besser um bergauf zu laufen, da die Bindung und die Schuhe nicht so schwer und starr sind und außerdem die Gelenke weniger in Mitleidenschaft gezogen werden. Und die Kombination Telemark für die Skitour ist perfekt…wenn Du im März die Grundlagen geschafft hast, kommst Du mit uns zum http://www.telemarkfest.de und nach 3 Tagen Workshop mit Gleichgesinnten Bergfreunden und Skiverleih inkl. bist Du eh infiziert ;-) Bis denn, liebe Grüße aus dem Pott
Claudia

antworten
Stefanie Dehler 22. Januar 2014 - 21:51

März ist bestimmt noch zu früh, aber ich behalte es mal im Auge :-) Danke und LG.

antworten
Petra 5. Februar 2014 - 09:06

Liebe Stefanie,
da waren wir ja fast zur gleichen Zeit im selben Tal unterwegs, wenn auch an etwas anderer Stelle (Jerzens). Ich bin nach 30 Jahren wieder auf die Bretter gestiegen und hatte richtig Angst, zumal ich nie richtig Skifahren konnte. Falls es ok ist, dass ich hier mal einen Link setze, ist hier mein Erfahrungsbericht dazu: http://autorenblog.writingwoman.de/index.php/blog/blogging/skifoan/ Es kann nämlich auch anders gehen. Weil der beste Tipp, den der Skilehrer mir gab, war folgender: Wenn du um die Kurve fahren willst: Ski ausstellen und mit der Hand, die danach zum Tal zeigen soll, das Knie berühren. Wenn du also eine Kurve nach links fahren willst, den rechten Ski leicht in Schneepflugposition stellen und die rechte Hand ans rechte Knie führen. Dadurch wird der Talski so belastet, dass du den Bergski im Prinzip in die Luft heben könntest, was das Drehen erleichtert. Und grundsätzlich immer in Richtung Tal schauen.
Nachdem ich vor der ersten Stunde wirklich geheult hatte, aus Angst, ich würde mir alle Knochen brechen, stand ich am dritten Tag strahlend auf der Piste und habe echte Glücksmomente eingesammelt, und die gibt es bekanntlich nicht so oft. Und, by the way: Ich bin schweineunsportlich.
Was sicher auch geholfen hat: Ich bin 1,76 groß und hab mir 1,49m kurze Carvingski geliehen. Früher waren die Bretter so groß wie ich.
Toi, toi, toi – der Spaß kommt bei dir sicher auch noch!
Liebe Grüße
Petra

antworten
Stefanie Dehler 9. Februar 2014 - 10:49

Man muss halt irgendwann mal aufhören an rechts und links und Berg und Tal zu denken -das denken dauert viel zu lange, es muss einfach so funktionieren. Und das wird schon irgendwie kommen :) Dir auch weiterhin viel Spaß beim Skifahren!

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