Home bergaufbergab Der Frauenmangel beim EOFT Teil 2 – Erklärungen, Argumente, Diskussionen, Boykott

Der Frauenmangel beim EOFT Teil 2 – Erklärungen, Argumente, Diskussionen, Boykott

von Stefanie Dehler
23 Kommentare

Ende September beschrieb ich meinen Unmut über das Nicht-Vorhanden-Sein von Frauen beim EOFT, dem European Outdoor Film Tour. Ich stellte in meinem “rant” mehrere rhetorische Fragen zu der Tatsache, dass stets so wenige oder keine Frauen in den EOFT Filmen auftauchen*. Plakativ beschloss ich für mich, den EOFT zu boykottieren und die Einladung zur glamourösen Premiere dankend abzulehnen (hier geht’s zu diesem Artikel).

Reaktionen gab es viele. Ein paar als Kommentare unter dem Artikel, viele in geschlossenen thematisch passenden Facebook Gruppen, ein paar als persönliche Mails, Twitter, Instagram etc. Viele Kommentatorinnen stellten eine wichtige Frage – wer wählt die Filme beim EOFT eigentlich aus?

Es kam sehr viel Unterstützung, vor allem von Leserinnen, die sich schon mit dem Thema Gleichstellung der Frauen, Sichtbarkeit von Frauen, Chancengleichheit, Darstellung von Frauen und Männern in den Medien beschäftigt hatten.

Es kam viel Unverständnis, von Leuten, die sich offensichtlich mit diesen Themen noch nicht oder wenig beschäftigt haben. Und es kamen heftige aggressive Reaktionen von Feminismus-Hatern. Zu allem später mehr. In der Diskussion zeigte sich, dass der EOFT nicht allein das Problem ist, sondern in der Gesellschaft noch viel zu tun ist, bis Frauen gleichberechtigt sind, Chancengleichheit besteht, gleichbereichtigt dargestellt werden. Der EOFT ist nicht für die Gesellschaft verantwortlich, aber er könnte mitgestalten und mitarbeiten, wenn er denn wollte. Jedenfalls war nach meinem ersten Artikel klar, dass ein Rant Aufmerksamkeit bringt aber ein zweiter, sachlicher Artikel notwendig wird, in dem selbstverständlich auch der EOFT zu Wort kommen darf.

Vorbemerkungen zum Artikel

1) Im Artikel verwende ich hauptsächlich die weibliche Form wie Leserinnen, Unterstützerinnen, Bloggerinnen etc. Männer sind selbstverständlich mitgemeint.

2) Jeder einzelne Film des EOFT ist sicher toll, inspirierend, künstlerisch wertvoll, egal welches Geschlecht die Hauptperson hat. Das streite ich nicht ab. Mir geht es um das Gesamtbild eines Filmabends, einer Tour und da ist es nicht egal, dass da nur Männer auf der Leinwand zu sehen sind. In 80,5 % der EOFT Filme der letzten 10 Jahre waren die Protagonisten ausschließlich Männer!* 80,5%!

3) Die Zitate in diesem Text kommen vor allem aus geschlossenen Facebook Gruppen, deswegen gibt es keine Verlinkungen zur Original-Diskussion. Offen sind die Kommentare unter dem ersten Blog Artikel, die in jeder Hinsicht “interessant” sind. Alle zitierten Personen haben zugestimmt, dass ich sie hier erwähnen darf (danke!). Die Antworten des EOFT liefen über die Presse-Ansprechpartnerin des Veranstalters, die Aussagen stammen von Herrn Geschäftsführer Joachim Hellinger, Geschäftsführer von Moving Adventures und Programmdirektor des E.O.F.T.

4) Ich muss mich hier sehr kurz fassen, das Thema ist sehr komplex. Trotzdem ist der Artikel sehr lang, ich versuche Reaktionen auf den ersten Artikel unterzubringen und meine Meinung darzustellen und zu bekräftigen. Ich habe so viel interessante Hinweise auf Organisationen, Initiativen, auf engagierte Menschen bekommen, ich könnte noch 10 weitere Artikel schreiben. Das werde ich nicht (Berg-Artikel schreiben ist besser für meine Nerven), ich werde das ganze Thema aber beobachten, verfolgen und mich weiterhin für Chancengleichheit und Gleichbehandlung einsetzen.

5) Was auch, teils vorwurfsvoll, angesprochen wurde, was ich überhaupt nicht will: Sätze wie “Obwohl sie eine Frau ist, erlebt sie tolle Abenteuer…”, ich will keine “Frauen-EOFT-Ausgabe“, keine Frauen-Ausgabe von Zeitschriften, die in einem Heft bewusst Frauen thematisieren, bewusst Frauen-Fotos abbilden und sich selbst dafür loben- und beim nächsten Mal ist alles wieder “normal”.

 

Wie der Männerüberschuss beim EOFT entsteht

Die naheliegendste Frage ist natürlich, wer denn überhaupt entscheidet, welche Filme laufen. Wer dann sofort vermutet, dass das bestimmt nur Männer sind, die halt Männer-Filme auswählen – dem ist nicht so. Was ich umso erschreckender finde!

Also Frage: Wer entscheidet, welche Filme beim EOFT gezeigt werden?

Antwort von Joachim Hellinger, Geschäftsführer von Moving Adventures und Programmdirektor des E.O.F.T.:

Es gibt ein Programm-Team mit vier Hauptverantwortlichen (zwei Frauen und zwei Männer, die längste Zeit in derselben personellen Konstellation). Seit rund 10 Jahren suchen sie bei Moving Adventures für die E.O.F.T. nach den besten Outdoor- und Abenteuerfilmen und stellen das vielseitige Programm nach vielen Gesichtspunkten zusammen. Das beinhaltet zum einen die ganzjährige Eigenrecherche nach spannenden Geschichten und Projekten als auch die Sichtung von Einreichungen von Filmemacher*innen, Produktionsfirmen und Athlet*innen. Darüber hinaus steht das Team auch der Schwesterfirma von Moving Adventures namens HelliVentures beratend zur Seite. Dabei gibt das Team auch Empfehlungen ab über mögliche Eigenproduktionen, wenn sie bei ihrer Recherche oder dem Kontakt zu Athlet*innen und Filmemacher*innen auf spannende Geschichten stoßen, die unbedingt auf der großen Leinwand gezeigt werden sollten.

Mehrfach wurde in der Diskussion um meinen ersten Artikel das Argument genannt, dass es vermutlich Zufall ist, dass in den besten Filmen halt keine Frauen vorkamen. Und warum soll der EOFT dann schlechte Filme zeigen, nur um Frauen dabei zu haben?

Meine Gegenfrage: Was ist denn ein guter Film, was ist ein schlechter Film? Wenn ich 50 Sportlerinnen einen 100-Meter-Lauf machen lasse, dann weiß ich, wer die 10 schnellsten sind. Aber “gute” Filme sind subjektiv. Wir oft wurde schon über schlechte Filme beim EOFT geschimpft!

Es ist (vermutlich) noch nie vorgekommen, dass die 10 besten Filme alle über Mountainbike-Action sind. Oder dass alle zufällig in der Antarktis gespielt haben. Aber zufällig sind immer nur Männer dabei?!

Die Qualität eines Filmfestivals zeigt sich (auch) in der Vielfalt, verschiedene Sportarten, verschiedene Drehorte, alte Menschen und junge, Einzelpersonen und Gruppen, berühmte und unbekannte, behinderte und nichtbehinderte, Männer und Frauen. Hinterher ist es immer Geschmacksache, ob einer Zuschauerin ein Film gefällt oder nicht. Aber über die Vielfalt der Filme bestimmt allein der EOFT!

Damit sind wir bei der 2. Frage an den EOFT:

Nach welchen Kriterien wählt der EOFT die Filme aus?

Antwort von Joachim Hellinger, Geschäftsführer von Moving Adventures und Programmdirektor des E.O.F.T.:

Bei der E.O.F.T.  werden Produktionen des letzten Jahres berücksichtigt – in Ausnahmen auch bis zu 2 Jahren, wenn der Film erst später auf den Festivalmarkt erscheint. Unser Argument die „besten“ Filme möchten wir im Folgenden spezifizieren, da es sich hier natürlich nicht um allgemeingültige Kriterien mit Objektivitätsanspruch handelt – das würde in der Kunst ja gar keinen Sinn ergeben. Unsere Kriterien lassen uns das Programm in einer Art zusammenstellen, dass unser Publikum weiß, was es erwarten darf. Dafür gibt es zwei Ebenen von Auswahlkriterien: Filmbezogene Kriterien und Kuratorische bzw. auf die Zusammenstellung des Programms bezogene Kriterien.

Die „besten“ Filme sind „für uns“ entsprechend Filme, die nach folgenden Kriterien analysiert werden:

  • spannenden Geschichten: der Aufbau sollte eine dramatische Entwicklung mit Fallhöhe, Spannungsbogen und Auflösung mitbringen
  • faszinierende Charaktere/herausragende Athlet*innen: die besonderes Leisten/Erleben und sympathisch sind.
  • Hochwertige Bildgestaltung: die Bildqualität muss für die großen Leinwände gemacht sein, die wir bespielen
  • Internationale Relevanz: Da wir weltweit touren, müssen wir mit den Inhalten global unser Publikum erreichen können
  • Herausragende Leistungen: unser Publikum interessiert sich für das Ausreizen der menschlichen Möglichkeiten im Outdoorbereich
  • Besondere Orte: unser Publikum liebt die Reisen an „Ende der Welt“ in die abgelegensten Regionen, die wir wahrscheinlich nur im Kino bzw. medial erleben können
  • Etwas zu Lachen

 

Das „beste“ Programm ist „für uns“ ein Programm, das nach folgenden Kriterien vielseitig zusammengestellt wurde:

  • Unterschiedliche Sportarten
  • Abenteuer
  • Persönliches Portrait
  • Was zu Lachen
  • Sport-Action
  • Erkenntnisse über Sport, Reisen und Leben
  • Unterschiedliche Längen, damit 6-8 Filme Platz im Programm haben
  • Eindrucksvolle Natur
  • Herausragende Leistungen
  • Diversität in der Auswahl der Protagonist*innen

Selbstverständlich sind das nur einige Hauptkriterien, die letztlich zu unserer finalen Zusammenstellung führen und wir bleiben natürlich im Lizenzierungsprozess auch immer von den Lizenzgebern und deren Zustimmung abhängig.

 

Nur ein kurzer Kommentar von mir zu dieser Aussagen: Immerhin fällt das Wort Diversität, Vielfalt. Applaus!

Die Diskussion über den Frauenanteil beim EOFT

Nun ein paar Gedanken zur ganzen Diskussion, die sich entwickelte. Sie zeigt wie oben angesprochen, dass der EOFT nicht allein das Problem ist, sondern dass unsere Gesellschaft noch immer eine männerbeherrschte ist und noch viele Taten, viele Worte und viel Umdenken nötig sind, um gleiche Chancen für Frauen und Männer in einer Gesellschaft der Vielfalt zu erreichen.

Es gab drei Sorten von Reaktionen auf den ersten Artikel. 1. Zustimmung, Zuspruch, Input, Vergleiche, Unterstützung. 2. Unverständnis, “wenn du sonst keine Probleme hast”, ruhige Diskussionen, mit Personen die offen zugeben, dass sie sich noch nie solche Gedanken gemacht haben, noch nie drauf geachtet haben, Personen, die Fragen stellen. 3. Hass, Agressivität, Beleidigungen, Abstreiten.

Auf Kritik war ich eingestellt. Die meisten „negativen Kommentare“ kamen in relativ ruhigem Ton und wurden oft sehr schnell von Leuten beantwortet wurden, die gute positive Argumente hatten, weil sie sich schon mit dem Thema beschäftigt haben.

Screenshot einer Diskussion in einer Facebook-Gruppe, ein Ausschnitt des Gesprächs

Unterstützung kam in Form von kurz knackigem „Jo, das alte Bild vom coolen Kerl” von Bloggerkollegin Elke Bitzer bis zu sehr durchdachten Gedanken von Bloggerkollege Sven Giersig:

Alle „falls“ und „wenn“ und Möglichkeiten mal ausgeklammert: Steffis Grundtenor stimmt, finde ich.

Die tradierte Geschlechterrolle „Abenteurer“ gehört durchbrochen, eben weil es genug frauliche Fakten gibt – und die gibt es in der Abenteuer-Historie schon länger. Denke, gerade Essayisten und Eskapisten und Blogger, Naturmenschen (…) sind prädestiniert zum „anders sein“ und sollten das dann auch nicht nur dem Kommerz (der „weiblich“ und „Abenteuer“ oft genug als Alleinstellungsmerkmal vermarktet) überlassen.

Oder von Björn Köcher, aus dessen Worten ebenfalls spricht, dass das Thema für ihn nicht neu ist:

[…]
2. Das ist u.a. so, weil unsere Gesellschaft männerdominiert ist. Da macht weder die Outdoorindustrie noch die Filmindustrie noch die Werbeindustrie eine Ausnahme. An den Schalthebeln sitzen vorrangig Männer (und vorrangig Männer mit größerem Machtbedürfnis als der Durchschnitt). Also wird das Thema Outdoor, Filme machen oder auch Werbung machen eben von Männern geprägt. Zudem sind die Budgets größer, weil ja aber auch der Markt größer ist. Gleichzeitig stelle ich selbst immer wieder fest, dass Frauen zurückhaltender sind, wenn es darum geht, sich selbst zu präsentieren: in Filmen, auf Panel-Diskussionen etc. Auch das macht es schwierig, hier für einen Ausgleich zu sorgen. Btw.: Schwierig, aber nicht unmöglich ?? Bedeutet, selbst wenn es gleich viele Abenteurerinnen gäbe wie Abenteurer, dann würde das Geschlechterverhältnis der Protagonisten bei der EOFT noch nicht viel anders aussehen.

3. Wir werden nicht in wenigen Jahren oder Jahrzehnten verändern, was durch Jahrhunderte oder gar Jahrtausende lange Sozialisation stattgefunden hat und unsere Kultur und jeden von uns prägt.

Einsicht in die Branche hat Nina Rebele: Sie sieht das Probelm gar nicht beim EOFT, sondern im Geld und bei Sponsoren:

Leider spreche ich aus langjähriger Erfahrung wenn ich sage, dass Firmen lieber die Projekte von Männern unterstützen, als die von Frauen. Zumal es tatsächlicher weniger gesponsorte Mädels gibt als Jungs. Das Problem ist nicht die EOFT. Das Problem ist, dass Mädels weniger Möglichkeiten bekommen, überhaupt Medien zu produzieren weil die Mittel dazu fehlen. Und daher die EOFT weniger Material von Damen bekommt
Wenn also mehr Filme von starken Frauen gezeigt werden sollen reicht es nicht, sich über den Mangel an Damen bei Festivals aufzuregen, da das Problem ganz andere Wurzeln hat.

Durch meinen Artikel habe ich Anna Weiß „gefunden“ (oder sie mich), die in der Diskussion viel Kluges gesprochen hat, auf Ihrer Website interessante Dinge schreibt, und sich mit Bloomers Outdoors dafür einsetzt, „Mädchen und Frauen [zu] ermutigen, Berge zu besteigen, Wellen zu reiten, raus zu gehen, die Natur zu genießen – egal wie alt sie sind, egal, was ihre Geschichte ist. Dafür sammeln wir Insider­wissen, praktische Infor­mationen und inspirierende Stories – von und mit #womenintheirelements.“ Anna Weiß hat den 1. European Women’s Outdoor Summit organisiert. Sie sagt:

Es fehlen weibliche Vorbilder. Selbst die krassesten, inspirierendsten Frauen denken oft, ihre Erlebnisse und Abenteuer sind es nicht wert, auf Film gebannt zu werden. Wenn sie es denn gern machen würden, fehlt ihnen oft das Know-how, um Sponsorengelder zu akquirieren. Wenn sie das Know-how und den Mut haben, auf Akquise zu gehen, sitzt da auf Sponsorenseite oft jemand, den Frauen, also Frauensport, einfach mal NULL interessiert. Dann gibts keine Finanzierung, ergo keinen hochwertigen Film, ergo keine Festivalteilnahme. Aber ich denke mittlerweile wirklich, dass wir (Frauen) uns am meisten selbst im Weg stehen. Weil wir so viel an uns zweifeln anstatt einfach zu machen und zu schauen, was passiert. Und uns zu wenig beschweren, wenn uns etwas stinkt.

Dem füge ich noch eins hinzu: Frauen sagen zu selten ihre Meinung, auch in Diskussionen, in Kommentaren. Allerdings kommen gleich ein paar Beispiele der aggressiveren Kommentare, und da verstehe ich jede Frau, die sich auf solche Diskussionen nicht einlassen will. Die sich nicht angreifen lassen will. Dabei ist es so wichtig, Unterstützung zu bekommen, und andere zu unterstützen. Wenn du Unterstützung bekommst, hast du auch die Energie deine Diskussion weiterzuführen und die aggressiven Reaktionen nicht an dich ran zu lassen.

Was mir vorher nicht bewusst war, ist die Vielzahl an Organisationen und Initiativen, die in der Filmbranche ganz ähnliche Beobachtungen machen (zu wenig Frauen!), sowohl vor der Kamera als auch hinter der Kamera. Und die Bewusstsein schaffen wollen und auf Veränderung pochen:

Da gibt es zum Beispiel die MaLisa Stiftung, die das Motto hat „Sichtbar heißt machbar – Für eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter ihre Potenziale voll entfalten können“.

Die MaLisa Stiftung wurde 2016 von Maria und Elisabeth Furtwängler gegründet. Ihr Ziel ist eine freie, gleichberechtigte Gesellschaft. Die Stiftung engagiert sich auf internationaler Ebene für die Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. In Deutschland setzt sie sich zudem für gesellschaftliche Vielfalt und die Überwindung einschränkender Rollenbilder ein. Schwerpunkt der ersten Initiativen der MaLisa Stiftung ist die Darstellung von Frauen und Männern in den Medien. Mehr Infos https://malisastiftung.org/.

Dann gibt es WIFTG – Women in Film and Television Germany.

WIFT Germany „vernetzt Medienfrauen und bietet ein Forum für kontinuierlichen Austausch, kollegiale Unterstützung und professionelle Zusammenarbeit. WIFT Germany setzt sich für die Gleichstellung und die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern in allen Bereichen der Medienbranche ein: in den Redaktionen und Produktionsfirmen, bei der Filmförderung und am Set – vor und hinter der Kamera. WIFT Germany setzt sich für die Darstellung differenzierter Rollenbilder von Männern und Frauen in Film und Fernsehen ein.“ WIFT hat einen Forderungskatalog aufgestellt, zur „Gendergerechtigkeit in der Film- und Medienbranche“.

Ich bin also nicht die einzige Bekloppte, die mit neuen Forderungen oder verrückten Ideen ankommt. Ich plappere eigentlich nur nach, was andere schon längst sagen! Aber es ist noch lange nicht überall angekommen und deswegen muss dieses Thema immer wieder angesprochen werden und jede Bloggerin, Facebookerin, Youtuberin, jede Frau hat eine Plattformen um die Wichtigkeit des Themas anzusprechen und damit die anderen zu bestärken.

Ich bin auch nicht die erste im Bereich der Outdoor Bloggerinnen, die sich mit dem Thema beschäftigt.

Kollege Björn Köcher hat bereits 2014 (!) einen Artikel auf St-Bergweh.de veröffentlicht mit dem Titel European Outdoor Film Tour 14/15: Still a Mans World. Darin ein lesenswertes Interview mit der abenteuerlustigen Kajakfahrerin Amber Valenti.

2017 hat Jens Nordmann im Hiking Blog gute Argumente aufgelistet, warum stereotype Geschlechter Rollen im Outdoor Bereich keine Rolle spielen sollten (interessant auch die allesamt sehr friedlichen sachlichen Kommentare!), hier sein Artikel zum Nachlesen.

Der EOFT als Role Model und Vorbild für Kinder?

Mein Argument, dass Filme einen Beitrag bei Kindern leisten, was Vorbilder und Role Models angeht, wurde mehrfach damit abgetan, dass ja eh keine Kinder die Shows besuchen.

Was mir dazu wichtig ist zu sagen: kleine Kinder vielleicht nicht, Mütter und Väter, Onkel und Tanten sind aber in der Show, und die brauchen Bestätigung, dass auch Frauen Abenteuer erleben! Damit sie ihren Töchtern und Nichten mehr zutrauen, ihnen erlauben sich schmutzig zu machen, MTB zu fahren und wegzugehen vom klischeehaften “das machen brave Mädchen nicht”.

Wenn man Kindern von Anfang einredet, dass Jungs mutig und stark sind und Mädchen schwach und ängstlich, dass Mädchen rosa tragen müssen und Jungs das nicht dürfen, das Mädchen sich nicht schmutzig machen und Jungs nicht weinen, dass Jungs die Abenteuertouren gehen und die Mädchen halt die “Mädchen-Touren” – wie soll sich dann etwas ändern? Es geht um gleiche Chancen und Möglichkeiten, um Ermutigung und Bestätigung, um den Abbau von Geschlechter Klischees und Geschlechter Rollen. Wer das abstreitet, darf gerne mal die rosa-hellblau-Falle googlen!

 

Man merkt an den Diskussionen sehr schnell, ob sich die Person mit dem Thema Gleichberechtigung, gleichberechtigte Darstellung von Frauen in Medien schon beschäftigt hat oder nicht. Was kein Vorwurf ist! Manche Themen gehen an dir vorbei, Stichwort Filterblase, jede von uns hat nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Positiv ist, wenn du dich auf eine sachliche Diskussion einlässt, nachfragst, über das Thema nachdenkst und vielleicht anfängst, dich mit einem neuen Thema zu beschäftigen. In Ruhe, sachlich, ohne Pöbeleien.

 

Die aggressiven Töne der EOFT Diskussion

Es ist gut zu diskutieren. Aber warum manche Menschen – und, ja, hier sage ich Männer, weil die aggressiven Meinungen und Beleidigungen nur von Männern kamen – warum man derbe Töne anschlagen muss, ist mir ein Rätsel.

Stinksauer? Bullshit? Engstirnig? Auf Provokation ausgelegt? Puh. Da macht diskutieren Spaß.

Die Diskussion war lang und ausführlich und kostete Nerven. Letztendlich wurde mir durch die Argumente von Kollege Veit Schumacher mit jedem Satz deutlicher, wie viel noch zu tun ist. Wie viel die Frauen noch das „schwache Geschlecht“ sind, denen Mann erst noch erklären muss, wie sie sein sollen. Eine Aussage von Veit:

Nochmal: Es braucht keinen Feminismus. Es braucht einen „NORMALEN“ Umgang mit dem Thema. In der Form, dass Frauen nicht ständig drauf rumpochen, im Mittelpunkt stehen zu müssen, nur weil sie Frauen sind. Eine „FRAU“ sollte sich nicht über ihr Geschlecht definieren, sondern als „MENSCH“ über ihre Ziele, Leistungen und Träume.

Danke, aber ich lasse mir von niemandem sagen, wie ich mich definieren soll! Und seit Generationen leben wir in einer Gesellschaft, in der Männer den Frauen sagen, wie sie sein sollen. Frauen sollten in einer Gesellschaft leben dürfen, in der sie leben, wie sie leben wollen.

Mann warf mir Frauenfeindlichkeit dem EOFT gegenüber vor – so krass würde ich das nicht ausdrücken. Mir ist lediglich aufgefallen, dass sie dieses Jahr (und schon früher) nur Männer in ihren Filmen zeigen und das missfällt mir. Blogger-Kollegin Bianca Gade dazu:

[…]Sie setzen sich nur leider auch nicht für mehr Sichtbarkeit von Frauen ein – was ihnen aber angesichts der Bekanntheit gut zu Gesicht stünde. Und das darf man in der heutigen Zeit zurecht kritisieren.

Mein Wunsch nach Gleichstellung und Chancengleichheit wurde als “Genderwahn” abgetan. Vielen Dank.

Warum manche Menschen Männer dann noch glauben, sie müssten mit mir in privaten Nachrichten „weiterdiskutieren“, ist mir unbegreiflich, steht doch in der Öffentlichkeit dazu, was ihr denkt, aber hört auf, sexistische Nachrichten zu verschicken. Darauf zu antworten kostet viel zu viel Energie und Lebenszeit.

Diskutieren und „diskutieren“ im Netz

Es hat mich größtenteils beeindruckt, wie Leute diskutiert haben, meist ruhig und besonnen, mit ein paar aggressiven Ausnahmen. Die schlimmsten Hate-Kommentare und Beleidigungen kamen als private Nachrichten oder E-mails und die werde ich hier nicht wiederholen. Aber mein Respekt ist gestiegen vor Menschen, die sich tagtäglich dem Hass im Netz aussetzen, die für ihre Meinung, ihre Sache einstehen und dafür kämpfen, bei großen Dingen, nicht nur beim Frauenanteil eines kleinen Outdoor Filmfestivals. Und vermutlich ist es jetzt für mich an der Zeit, das Buch „Hass im Netz: Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können“ der grandiosen Ingrid Brodnig zu kaufen.

Ja, das ist ein Affiliate Link zu Amazon. Wenn du clickst und etwas bestellst, erhalte ich eine kleine Provision, ohne dass du mehr bezahlst. Allerdings werde ich alle Provisionen, die ich über diesen Link einnehme, an die Digital Media Women spenden.

 

Fazit zur Diskussion um den Frauenanteil beim EOFT

Was ist nun die Moral von der Geschicht, das Fazit?

Wir leben noch immer in einer von Männern bestimmten Gesellschaft, in vielen Köpfen ist die Mär vom “schwachen Geschlecht” noch immer tief verankert, und so schnell ändert sich das alles auch nicht.

Außer es wird immer wieder angesprochen.

Deswegen geht mein Appell an jede einzelne Leserin. Und an jeden Leser: sag deine Meinung! Unterstütze diesen Artikel, in dem du ihn kommentierst, ihn teilst. Sage dem EOFT, was dir nicht passt! Zu viele ärgern sich und halten den Mund, so ändert sich nichts. Sag deine Meinung! Und bleibe dabei höflich, ohne zu hetzen, ohne aggressiv und ausfällig zu werden. Vernetze dich, damit du Rückhalt und Unterstützung hast, wenn eine Diskussion sagen wir mal „schwierig“ wird.

Auch Schweigen kann sehr laut sein.

Worte sind mächtig. Worte können viel erreichen.

Mein Appell an alle, die das für “übertrieben” halten – denk einfach mal drüber nach. Ob nicht vielleicht doch etwas Wahres dran sein könnte. Achte auf die Anzahl von Frauen in den Medien. Auf Podien, in Zeitschriften, auf Websites, in Filmen. Werden Frauen da wirklich gleichberechtigt dargestellt? Schau dir auf Twitter @wievielefrauen an. Wenn du ein Mann bist, versuche dich in die Lage einer Frau zu versetzen. Und akzeptiere, dass Frauen eine Situation anders wahrnehmen und dass ein reiner Männer-EOFT bei ihnen anders ankommt als bei dir.

Der EOFT hat eine gesellschaftliche Verantwortung, da er laut Wikipedia “vielen wenig bekannten Sportlern und Filmemachern als Sprungbrett [dient], um ihre Leistungen einem großen Publikum zu präsentieren und sich in der Szene zu etablieren.” Schöne Worte sind schöne Worte. Aber viel besser wären Taten.

Es gibt noch viel zu tun bis zur Chancengleichheit, bis zur Gleichberechtigung und zur gleichberechtigten Darstellung von Frauen in den Medien. Es gibt viele Frauen (und ein paar Männer), die sich engagieren. Danke allen für euren Zuspruch und eure Arbeit! Danke den Media Women Connect für ihr Manifest auf den Medientagen München. Danke allen, die wenigsten über dieses Thema nachdenken und versuchen zu akzeptieren, dass da etwas nicht in Ordnung ist.

Es sind viele kleine Worte und Taten, die große Dinge ändern.

Dies ist im übrigen meine Meinung. Wir leben in einem Land mit Meinungsfreiheit und Pressefreiheit. Beides gilt es zu schützen.

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*Gezählt habe ich nicht. Twitter User @Xeflix schon. Er recherchierte für eine Studienarbeit den Frauenanteil in EOFT-Beiträgen. In den letzten 10 Jahren waren in nur 19,5 % der Filmbeiträge weibliche Akteure vertreten. In 70 von 87 Filmen (80,5 %) waren die Protagonisten ausschließlich Männer.

 

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23 Kommentare

Jens 28. Oktober 2018 - 11:32

Hallo Steffi, ich bin schockiert, dass Du schlimme Hate-Kommentare und Beleidigungen als private Nachrichten oder E-Mails bekommen hast. Das tut mir Leid und macht mich sehr, sehr traurig.

Es zeigt leider, dass Du mit Deinem Artikel genau ins Schwarze getroffen hast und auch in der Outdoor-Szene Gleichberechtigung ein Thema ist. Und genau da, sollte es meiner Meinung nach keins Sein.

Aus Deinem Artikel und den Diskussionen nehme ich für mich mit, mehr auf das Thema zu achten und ganz bewusst auch mal die Frauenperspektive einzunehmen.

Dafür vielen Dank!

Liebe Grüße, Jens

antworten
Stefanie Dehler 28. Oktober 2018 - 11:39

Danke, Jens!
Wenn ich einige Leute zum Nachdenken anregen kann, dann ist schon viel erreicht.
Viele Grüße,
Steffi

antworten
Julia Rappich 28. Oktober 2018 - 12:22

Liebe Steffi, danke für deinen Artikel und dafür, dass du dich für so ein wichtiges Thema einsetzt, deine Stimme erhebst und aufzeigst, wo es noch Aufklärung und Sensibilisierung braucht. Ich finde es sehr mutig was du hier tust und deine Blogeinträge sind meiner Ansicht nach sehr wertschätzend geschrieben, du zeigst Fakten auf und arbeitest anhand dieser das Thema ab. Hasspoastings zu bekommen für solch wertvolle Arbeit finde ich absolut unangebracht und zeigt wieder Mal wie viel Angst es auch macht, wenn Frauen sich stark zeigen und positionieren.
Ich habe mit zwei Kolleginnen eine Frauengruppe in einem alpinen Verein in Wien gegründet und wir versuchen Frauen eine Plattform zu bieten um im alpinen Bereich mit ihren Kompetenzen (die es so sehr gibt und die gezeigt werden sollen) sichtbar zu werden. Wir haben uns auch schon bei einer Veranstaltung in Wien mit Gipfel-Glück vernetzt. Wir erleben ein hohes Interesse und bekommen auch Unterstützung von Männern im Verein (zum Glück gibt es das auch). Natürlich ernten wir auch kritische Stimmen und wir erleben immer wieder wo auch unsere Grenzen sind. Von einer Gleichberechtigung im Bergsport sind wir weit entfernt!!
Umso mehr freut es mich mitzubekommen, dass es noch mehr Frauen gibt die für Gleichberechtigung in diesem Bereich stark machen – Danke dafür!!
Lieben Gruß
Julia

antworten
Stefanie Dehler 28. Oktober 2018 - 12:54

Danke für deine ermutigenden Worte, Julia. Neben der Kritik, dem Unverständnis und der schweigendne Masse weiß ich dies sehr zu schätzen!
Es gibt zum Glück viele engagierte Personen und Gruppen, die Chancengleichheit etc voranbringen wollen. Und je mehr Aufmerksamkeit alle bekommen, desto eher wird sich hoffentlich etwas ändern.
Viele Grüße
Steffi

antworten
Irene Reithner 28. Oktober 2018 - 19:17

Liebe Steffi, danke für Deinen wichtgen Artikel. Das Problem der unsichtbaren Frauen ist allgegenwärtig, zum Beispiel in der Wissenschaft. Die Physik-Nobelpreisträgerin 2018 Donna Strickland war Wikipedia keinen Beitrag wert. LG, Irene

antworten
Stefanie Dehler 28. Oktober 2018 - 19:41

Ja Wikipedia ist auch so eine Katastrophe. Es gibt viel zu tun!
Viele Grüße und trotzdem einen schönen Abend, Irene.

antworten
Melanie Hundacker 29. Oktober 2018 - 09:28

Danke Steffi! DER HAMMER, was du da bisher geleistet hast!
Als Frau in der Öffentlichkeit zu stehen und täglich mit mir unbekannten Menschen zusammen zu sein ist absolut toll und bereichernd, doch bezogen auf das Thema Gleichbetechtigung, täglich harte Arbeit und manchmal auch schockierend. Und in Gesprächen stelle ich leider immer wieder fest, das die unbedachten kleinen Aussagen die sind, die mir klar machen, das es noch viel zu tun gibt. Vielen Menschen fällt nämlich leider gar nicht auf, welches veraltete Frauenbild sie haben und das es ganz heimlich und schleichend, durch viel Klein-Klein und Nebensächlichkeiten in Nebensätzen oder unbewusstem und vermeintlich höflich gemeintem Verhalten so vermeintlich harmlos und zurückhaltend, doch mit voller Kraft zuschlägt.
Ich nehme deinen Artikel zum Anlass, nun nochmals ganz vermehrt Menschen zu ermuntern, eine neue Blickweise anzunehmen, zu leben und danach zu handeln – vor allem Frauen…. denn schlussendlich können z. Zt. nur Frauen Veränderungen anstossen. Also mach weiter, und motiviere andere so wie mich, immer weiter und immer mehr darauf zu achten, das wir gleichberechtigt sein müssen… glückauf-Grüße aus dem Ruhrgebiet

Viele Grüsse von unterwegs
Melanie Hundacker

antworten
Stefanie Dehler 29. Oktober 2018 - 22:07

Was für einen selbst selbstverständlich ist, kann für andere völlig unbegreiflich sein. Deswegen war ich sehr froh in der Diskussion dieses „da habe ich noch nie drauf geachtet“ zu hören mit dem Vorsatz, sich künftig mit dem Thema Gleichstellung zu beschäftigen. Das ist schon viel wert, wie du sagst sind es viele kleine Dinge, die ein Gesamtbild formen. Gegenseitig motivieren und gegenseitig unterstützen, so kommen wir weiter. Danke für deine Worte!

antworten
Elke Bitzer 29. Oktober 2018 - 09:46

Liebe Stefanie,

ich bin weit davon entfernt Bergsport zu betreiben, aber eines kann ich sehr gut einschätzen, nämlich die Einseitigkeit mit der Wagemut und abenteuerlicher Einsatz der Frauen wahrgenommen wird. Ich schrieb es schon an anderer Stelle, dies beginnt schon in der Kindheit. Hier werden bei öffentlichen Veranstaltungen immer wieder die kleinen Jungs fokussiert. Teilnahmewünsche der Mädels werden, so meine Erfahrung, ignoriert.
Ich finde das Thema insgesamt noch weiter ausbaufähig. Ich bleibe jedoch bei Deiner Auslassung und kann für mich nur feststellen: Die teilweise vollkommen unsachlichen und undifferenzierten Äußerungen mancher Diskussionsteilnehmer, auch in geschlossenen Gruppen, darf nicht dazu führen uns Frauen den Mund zu stopfen.

Wir wären noch im Patriarchat verhaftet, gäbe es nicht Frauen, die sich deutlich und unverrückbar für die Gleichwahrnehmung von Frauen und Männern einsetzen. JA, es gibt Frauen denen das wurscht ist. Das darf auch sein. Jede soll leben, wie sie es mag. Das bedeutet aber nicht, dass die Lebensform „Das macht mein Mann schon“ die einzig akzeptable ist.

Jens, Dir danke ich ausdrücklich für Deine immer wieder offene und ausgesprochen sympathische Art der Wahrnehmung.

antworten
Stefanie Dehler 29. Oktober 2018 - 22:04

Ich bin immer froh, deine Perspektive zu hören, Vielfalt ist wichtig für das Große Ganze.
Herzliche Grüße aus den Bergen!

antworten
Outdoormädchen 30. Oktober 2018 - 08:07

Hey Steffi,

Danke für Deinen zweiten Beitrag. Solche Diskussionen sind gut!
Leider irgendwie erstaunlich, dass hier (außer Jens) nur Frauen kommentieren…

Ich find’s super spannend zu lesen, wie die EOFT mit dem Thema umgeht. Danke fürs Fragen also.

Und: für mehr Räubertöchter auf dieser Welt!!!

Liebe Grüße,
Corinna

antworten
Stefanie Dehler 30. Oktober 2018 - 08:13

Diskussionen finden halt nicht nur im Blog statt sondern auch an anderen Stellen, und da haben durchaus auch Männer diskutiert.
Was mir aber sehr wichtig ist: ich möchte Leute zum Nachdenken bringen, dass sie einfach mal im Alltag drauf achten, wo wie viele Männer und wie viele Frauen zu sehen sind. Und wenn die Leute merken, dass da etwas nicht in Ordnung ist, dann sind wir schon einen Schritt weiter.
Unterstützende Kommentare sind aber sehr schön und sehr wichtig, danke, Corinna!

antworten
Inka Chall 30. Oktober 2018 - 08:53

Ganz große klasse Stefanie, ich feier Dich und diesen Artikel!
Und ich kann dem nur zustimmen! Wenn ich früher versucht habe, Unterstützung für Abenteuerreisen zu bekommen, wurde ich immer als Frau belächelt. Als Frau alleine auf Tour zu gehen heißt, sich blöde Sprüche anhören zu müssen, dass man „eso“ sei und offensichtlich etwas im Leben vermisse, um diesen Ausgleich zu brauchen, man sei auf der Suche (und natürlich eigentlich nach „ihm“). Sowas müssen Männer sich nicht anhören.
Und als Frau mittlerweile Mitte 40 ist es noch schlimmer: Wir sind weder abenteuertauglich und schon gar nicht „instagrammable“ (sprich auch filmtauglich).
Die fehlende Unterstützung resultiert dann in zweierlei: Dem Gefühl „ich bin es nicht wert“ und den tatsächlich fehlenden Filmen/Abenteurerinnen in der Öffentlichkeit.
Meine Kampf-Zeit ist leider vorbei, ich bin zu müde, das noch weiter auszutragen. Umso mehr feier ich Dich dann hier. :)
Liebe Grüße
Inka

antworten
Stefanie Dehler 3. November 2018 - 08:19

1000 Dank für deine Wort! Kämpfen macht leider müde, ja, und manchmal ist es für sich selbst besser, dann einen einfachen Weg zu gehen. Aber so ein positiver Kommentar ist so viel wert, weil er andere (=mich) pusht, ermutigt, weiter zu machen. Und diesen Scheiß zu beenden, von dem du sprichst. Also, feiern :-)

antworten
David 30. Oktober 2018 - 11:56

Hallo Steffi,

vielen Dank für deinen Artikel!

Ich möchte das von allen meinen Vorredner*innen Gesagte auch nochmal unterstreichen. Dein Artikel im Speziellen und das aktive Eintreten für Gleichberechtigung im Allgemeinen sind wichtig, richtig und unabdingbar für eine faire Gesellschaft.

Ich arbeite in einem Hochseilgarten und seit mehreren Jahren gehen wir immer wieder mal zusammen als Team zur EOFT. Ich gehe bereits seit 2014 nicht mehr mit, weil mich das angesprochene Geschlechter-Ungleichgewicht in der Filmauswahl schon damals sehr gestört hat. Leider habe ich sehr lange relativ wenig mit anderen Menschen darüber gesprochen und nur im stillen (relativ unwirksamen) Protest verharrt. Mittlerweile weiß ich um die Notwendigkeit des offenen Stellungbeziehens. Interessant ist, dass dieses Jahr die interne Diskussion zum Thema Geschlechterrollen bei der EOFT bei uns im gesamten Team viel präsenter und zu deutlich mehr Boykotten geführt hat als früher.

Was ich damit sagen möchte ist, dass unsere internen Diskussionen, sowie dein Artikel, als auch viele andere Beispiele in meinem und dem Alttag vieler anderer Menschen meines Umfelds zumindest einen leichten Trend zeigen: Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit den nach wie vor gesellschaftlich und institutionell verankerten Ungerechtigkeiten, unter denen Frauen leiden müssen und versuchen daran etwas zu ändern. Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass es nicht nach wie vor massiven Handlungsbedarf gibt. Ganz im Gegenteil! Ich möchte nur allen Mut machen und Hoffnung geben, die etwas ändern wollen und immer wieder auf Widerstände treffen.

Es wird noch lange dauern, bis wir die tradierten und ungerechten Vorurteile überwunden haben, aber wir sind auf dem richtigen Weg!

Liebe Grüße

David

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Stefanie Dehler 30. Oktober 2018 - 21:11

Vielen Dank für deinen Kommentar, David! Manche Gedanken brauchen Zeit, bis sie laut werden und zu Taten werden. Aber sie sind der erste Schritt zur Verbesserung. Und ich stimme dir zu, dass es zumindest immer werden, die sich Gedanken machen. Danke für deine Unterstützung!

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Lutz Eichholz 2. November 2018 - 07:51

Spannend :). Ich finde allen Thesen nachvollziehbar.

Gab es den Frauen die Filme eingereicht haben? Inwiefern geht die EOFT auf Sportler selbst zu oder schaut sie nur was es gibt und wartet passiv auf Sportler/innen die etwas einreichen?

Als selbst gesponsorter Sportler kam es mir nicht so vor das es Frauen schwerer haben Sponsoren Geldern zu bekommen. Mir wurde es teilweise angeraten doch eine Frau mitzunehmen (Vorteil beide Kollektionen der Kleidung können gezeigt werden). Zusätzlich hab ich gemerkt das viele Teams zumindest eine Frau haben wollen/müssen und deswegen die sportliche Leistung und Marketing hinter dem Geschlecht zurückgestellt ist. Falls diese Beobachtung stimmt würde ich aber nicht sagen das es positiv ist.

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Stefanie Dehler 3. November 2018 - 08:15

Als Mann kommt es dir vielleicht anders vor als den Frauen, die es schwierig finden, Sponsoren zu finden? Es ist viel Wahrnehmung und aus eigener Perspektive sehen in dem ganzen Thema. Ich habe selber keine eigenen Erfahrungen im Sponsoring – ich bin die, die an dem Abend Filme sehen will und Kleidungskollektionen sehen und kaufen will… Und ich empfinde es tatsächlich als sehr positiv, wenn in beidem bei den gezeigten Menschen eine Vielfalt zu erkennen ist, und nicht nur einseitig. Danke für deinen Kommentar!

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Moritz 24. November 2018 - 13:00

Lebe Steffi,

ich und meine Partnerin sind selbst von mehreren Firmen gesponserte Weltreisende und weiß von zwei Firmen, dass sie uns für ein Sponsoring ausgewählt gegen, gerade weil wir beide Geschlechter repräsentieren. Die Personen, die bei uns über die Vergabe eines Sponsorings entscheiden haben waren übrigens überwiegend weiblich.
Ich verstehe deine Perspektive und würde mir auch eine größere Vielfalt bei Veranstaltungen wie dem EOFT wünschen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob du hier die richtigen kritisierst. Die vom EOFT genannten Kriterien zur Filmauswahl sind meiner Meinung nach alle sinnvoll und nachvollziehbar.
Ich glaube wichtiger ist es mehr Frauen zu motivieren, sich für Sponsorings zu bewerben, ihre Abenteuer zu dokumentieren und dann medienwirksam öffentlich darzustellen.
Mich persönlich würde das Geschlechterverhältnis der eingereichten Filme, bzw. der überhaupt zur Diskussion stehenden Filme interessieren. Ich bin mir fast sicher, dass Frauen da unrepräsentierter sind als beim EOFT selbst.

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Stefanie Dehler 24. November 2018 - 14:39

Hallo Moritz,
wie ich geschrieben habe, ist der EOFT nicht das einzige Problem sondern Teil des Problems. Ich bin mir sicher es ist richtig, den EOFT zu kritisieren. Er erreicht viele Menschen als großes bekanntes Filmfestival, und er könnte am Gesamtproblem – nicht-existente Gleichberechtigung, nicht-existente Chancengleichheit – etwas ändern. Die Kriterien klingen nett, sind aber nicht mehr als nette Wort.
Es ist schön, dass es für euch persönlich mit Sponsoren funktioniert. Gäbe es einen Film, wäre es doch toll, wenn der EOFT ihn zeigen würde.
Auf welches Weise möchtest du denn Frauen motivieren? Hast du da Ideen?

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Alois Igelspacher 12. Dezember 2018 - 23:07

Ich kann mir gut vorstellen, dass es für Frauen viel schwieriger ist, an Sponsorengelder zu kommen als für Männer. Es gibt beispielsweise auch deutlich mehr Männer als Frauen, die vom Bergsport leben können. Und vermutlich erhalten die männlichen Berufsbergsteiger auch mehr Geld von ihren Sponsoren.
Allerdings könnten Frauen dies zumindest indirekt durch ihr Kaufverhalten ein wenig beeinflussen, indem sie Firmen boykottieren, die nur Männer sponsern und bevorzugt Produkte solcher Firmen kaufen, die auch Frauen sponsern.
Eine wichtige Rolle spielt im Vorfeld des Sponsorings auch die Reichweite einer Person im Internet. Wenn Frauen bevorzugt Artikel, Videos etc. über Outdooraktivitäten von Frauen anklicken, ansehen und in den sozialen Netzwerken teilen, können sie damit diese Sportlerinnen stärken.
Bei den Auswahlkriterien der EOFT ist mir außerdem noch speziell ein Punkt aufgefallen. Dort heißt es: „Ausreizen der menschlichen Möglichkeiten im Outdoorbereich“. Ich glaube das Bedürfnis sich durch extreme Leistung zu profilieren, ist bei Männern einfach stärker ausgeprägt. Frauen sind hier vielleicht einfach vernünftiger. Das Publikum will aber gerne das Extreme sehen.

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Stefanie Dehler 16. Dezember 2018 - 11:11

Viele Gedanken, aber was macht man daraus? Firmen boykottieren, Frauen Artikel auf Twitter teilen sind viele kleine Schritte, die sicher etwas bewirken können. Der EOFT mit seinem Einfluss könnte halt ein großes Zeichen setzen. Danke für deinen Kommentar.

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Frauenseilschaften: Blogs, Events und Gruppen für Bergladies - Fjella 7. März 2019 - 22:11

[…] Ausrüstung und Büchern, aus dem Chiemgau und der ganzen Welt. Ihr Rant zum EOFT 18/19 Teil 1 und Teil 2 war ein wichtiger Anstoß für unser Projekt „Outdoorfrauenpower“. Stefanie hat in Worte […]

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