Im Skigebiet Hovden in Norwegen war plötzlich alles anders als in den vorherigen Runden im Projekt Pistenglück. Bisher waren die Fahrten mit den Liften und Gondeln zwischen den Abfahrten ja das Entspannende, die Angst kam erst auf den Pisten. Im Lift konnte ich die Umgebung anschauen, durchatmen und mich innerlich auf die nächste Pistenabfahrt vorbereiten.
Das Hovden Alpinsenter ist ein kleines, ruhiges Skigebiet im südlichen Norwegen, mit herrlich leichten Pisten und einem bitterböse wehenden Wind. Dieser pfiff besonders beißend während der Fahrten mit den Sesselliften. So wurde jede Pistenminute zum wahren Pistenglück! Und jede Liftminute ein bibbernder Kampf um die Motivation weiterzumachen…

Sprung zum Bloggerinnen-Schreibtisch – beim Auswählen und Bearbeiten der Fotos am Laptop merke ich zum Glück nichts mehr vom eisigen beißenden Wind. Mit der Kaffeetasse in der Hand kommen vor allem die Erinnerungen an Sonne, leuchtende Farben, eine traumhafte Landschaft und herrliche grün markierte (!) Pisten zurück. Und davon will ich hier vor allem erzählen.
Werbehinweis: Visit Norway und Destination Hovden haben mich zu der Reise eingeladen und die Organisation sowie den größten Teil der Kosten übernommen. Der Artikel enthält Affiliate Links*.

Zu den Freuden, Privilegien und Inspirationen meines Lebens als Bloggerin gehört es, von Tourismusorganisationen oder anderen Partnern auf Ideen gebracht zu werden, auf die ich selber nie gekommen wäre. Ein paar Tage Frühlings-Skifahren in Norwegen? Von einem Ort namens Hovden hatte ich noch nie gehört, als immer noch relative Ski-Anfängerin hatte ich einen Ski-Urlaub in Norwegen tatsächlich nicht auf dem Plan. Aber hey, ich liebe es die Welt zu entdecken, und ergreife Reise-Möglichkeiten, die sich bieten, beim Schopfe. Und hey – es hat sich so gelohnt!

Natürlich ist es eigentlich viel zu stressig, für 3 Nächte/ 4 Tage in ein Dorf mitten in Norwegen zu fahren. Zu lange unterwegs, ein ökologischer Fußabdruck zum Schämen, auch vor Ort das Gefühl, schon wieder weg zu müssen, bevor man so ganz angekommen ist. In meinem Reisebericht zeige ich dir, warum ich dir dennoch sehr empfehle, im Winter (oder sagen wir, im frühen Frühling) einmal nach Hovden/ Norwegen zum Skifahren zu fahren, so dass es von vorne bis hinten passt.
Skifahren in Hovden: Grüne Pisten und Fjell-Blick
So wohl ich mich inzwischen auf mir bekannten Skipisten fühle, so zögerlich, so “misstrauisch” bin ich immer noch bei neuen Skigebieten. Was ist, wenn ich plötzlich auf einer horrormäßig steilen schmalen Piste lande, die mich in Panik versetzt? Was wenn ich stürze? Wenn ich Ski oder Stöcke verliere?
Das Tolle, Beruhigende am Skigebiet Hovden: es gibt nicht nur schwarze, rote und blaue Pisten sondern auch noch grüne. Grüne Pisten sind sehr leicht! Vergleichbar mit leichten, flachen blauen Pisten in den Alpen. Kein Grund zur Panik, kein Horror, sondern tatsächlich das so lange ersehnte Pistenglück, das gemütliche Gleiten auf Schnee, die Sonne im Gesicht.
Am Gipfel des Nos auf 1.183 m zeigen sich deutlich alle Vorzüge des Skigebiets, und auch die Unterschiede zu Skigebieten in den Alpen. Nur knapp über 1000 m hoch befindet man sich in Norwegen schon über der Baumgrenze, in den weiten, kahlen Fjell-Hochebenen. Keine zackigen Berg-Skylines zu sehen sondern weich geschwungene weiße Kuppen. Einsam, ohne Lebenszeichen, vom “trubeligen” Nos-Gipfel abgesehen. 420 m unter dem Gipfel sieht man weit verteilt die Häuser von Hovden liegen, umgeben von einigen spiegelglatten, weißen Flächen – zugefrorene Seen.
Hovden liegt im südlichen Teil von Norwegen, zu südlich für Nordlichter, leider! 290 km westlich von Oslo, 210 km nördlich von Kristiansand, südlich der Hardangervidda. Die Gegend ist absolut schneesicher von November bis Mai. Die meisten Gäste im Winter sind Norweger, viele haben eine eigene Hütte, in die sie an den Wochenenden kommen. Dauerhafte Einwohner: Gerade einmal 500. Schneesicher bedeutet: fast 150 Skitage pro Winter (die deutschen Skigebiete zum Vergleich sind froh über 100 Skitage!).

Skifahren rund um den Nos 1.183m
Die Orientierung im Skigebiet ist relativ einfach. Der zentrale Punkt ist der Gipfel des Nos auf 1.183 m, es gibt zwei Sessellifte, mit denen man jeweils mehrere Pisten erreicht, und dazu ein paar Teller- und Schlepplifte. Was die Orientierung etwas schwieriger macht: es gibt keine ausgedruckten Pistenpläne wie in den Alpen-Skigebieten, und auf der großen aufgestellten Karte an der Talstation haben die Pistennummern nicht übereingestimmt mit dem Plan, den ich mir aus einer Broschüre ausgerissen und mitgenommen hatte. Aber kein Drama, man nimmt halt das, was man vorfindet (stets in der Hoffnung, dass man nicht auf einer schwarzen Horror-Piste landet…).

Besonders begeistert haben mich in Hovden die Ausblicke von den Pisten, auf die Weite, auf die Leere, und auf den See Breivevatnet im Tal. Den See sieht man besonders eindrucksvoll vom westlichen Skilift aus, von den Pisten 20 und 22. In der Woche, ohne Schulferien waren die Pisten leer und damit lässig und stressfrei, so dass man immer kurz anhalten und die Sicht genießen konnte. Die grünen Pisten waren herrlich entspannt und die roten knackig anspruchsvoll, durchaus eine Herausforderung für mich, eine positive. Und im Hinterkopf dazu der Stolz, dass ich solche Pisten jetzt kann, und vor ein oder zwei Jahren hätte ich es eben nicht gekonnt!

Wenn halt nicht der bitterböse Wind gewesen wäre. Die Sessellifte haben keine Sitzheizung und keine Windhauben, wie sie beim kleinsten Lüftchen in den Alpen Skigebieten heruntergeklappt werden. Selbst mit Stirnband unterm Helm, mehreren Schichten unter der Jacke und den Reißverschluss so hoch gezogen wir möglichst, mit einem Halstuch beim Liftfahren bis unter die Skibrille gezogen, der Wind pfiff über die Lifte hinweg, unglaublich. Eine Bankräuber-Sturmhaube hätte Abhilfe geschafft, was einige norwegische Jungs wohl wussten, woran ich überhaupt nicht gedacht hatte beim Packen.

Aufwärmen in einer gemütlichen Alm, bei heißer Schokolade oder Suppe? Leider Fehlanzeige, einkehren kann man nur an Talstation, in einer Pizzeria und einem SB Restaurant. Bei den Norwegern sehr beliebt waren tatsächlich die Picknick Tische im Freien, wo sie selbst mitgebrachte Snacks verzehrt haben. Das Tal war auch windgeschützt, kein Vergleich zum Skilift – aber für Hüttenfans wie mich fehlt halt doch was Entscheidendes.
Mehr Informationen zum Skigebiet: www.hovdenalpinsenter.no. Preise für den Winter 2018/19: Tagesskipass Hauptsaison 470 NOK (ca. 49 €), Nebensaison 450 NOK (ca. 47 €)
Skiverleih: Sport 1.no, an der Talstation des Skigebiets, 1 Tag Alpinski für Erwachsene 365 NOK (ca. 38 €), 1 Tag Langlaufski für Erwachsene 220 NOK (ca. 23 €)

Nachmittags in Hovden/ Norwegen
Nach einem Tag in der Kälte, ob auf der Piste oder der Loipe, ist aufwärmen und entspannen angesagt. Was ich sehr genossen habe: im Hotel mit einer Tasse Tee (dank Wasserkocher im Zimmer) gemütlich im Sessel sitzen, Blick auf die Loipe, einen Krimi lesen (siehe unten) und immer wieder mal ein paar Momente durchs Fenster die Langläufer draußen beobachten.
Alternative: das Badeland, ein kleines Hallenbad mit lautem Kinderbereich mit Rutschen und kleinem Planschbecken (nichts zum Bahnen schwimmen) und einem ruhigeren Erwachsenen-Teil mit Sauna, Dampfbad, Whirlpool und Liegen, die einen traumhaften windstillen Blick zum Gipfel des Nos und seinen Skipisten bieten (www.badeland.com)

Langlaufen in Hovden/ Norwegen
Langrennsløyper heißen Loipen auf norwegisch. Lang gerannt bin ich nicht, aber beim Langschlurfen in den Loipen rund um Hovden (170 km insgesamt) hat mich wieder einmal die Lust gepackt, endlich richtig Skaten zu lernen.

Auch bei den Loipen hat Hovden vier Schwierigkeitsgrade (grün sind die leichten Loipen im Ortsbereich, teilweise durch Flutlicht auch abends zu nutzen), teilweise im Tal, teilweise in hohen Lagen, und häufig sehr einsam! Du fühlst dich wie eine winzige Figur in einter weiten weißen Fjell-Landschaft, bei pfeifendem Wind, bestens präparierten Loipen und guter Beschilderung. Und der Skiverleih hat für Anfänger excellente Ski – mit integrierten Fellen, mit denen Bergauf-Passagen zwar anstrengend sind aber nicht zum Verzweifeln. Der Blick beim Langlaufen in Hovden wird immer vom Skigebiet am Nos angezogen, und der beste Startpunkt für eher ungeübte Langläuferinnen wie mich: direkt am Hotel. Es geht auf und ab, überall sind LangläuferInnen jeden Alters unterwegs und doch kein Gefühl von Massen.

Übernachtung im Hovden Resort
Allein das Frühstück im Hovden Resort…! Morgens gegen 8 kommt Mitte März gerade rechtzeitig die Sonne hinterm Hügel hervor, um die dunkelbraunen Holztische an der riesigen Fensterfront in warmes Licht zu tauchen. Zur Auswahl gibt es mehrere Sorten knuspriges Brot und natürlich skandinavisches Knäckebrot, Müsli und frisches Obst, Eier und herzhafte Speisen, den leckeren norwegischen Karamell-Ziegenkäse (brunost) und wie es sich gehört: ein Waffeleisen, für ein perfektes Frühstück, das Stunden hätte dauern dürfen (hätten nicht der herrliche Schnee und die Sonne sehr laut gerufen).
Abends knistert ein Kaminfeuer in der Lobby des Hovden Resort und die ganze Lobby duftet nach Holzfeuer. Der Skibus hält direkt vor der Tür, es gibt ein kleines Nebenhaus als Skiaufbewahrung (nix muffiger Keller!), und über die Loipe Nr. 22, die direkt hinterm Hotel am Fluss Otra vorbeiführt, gelangt man in ein paar Minuten sowohl in die Dorfmitte als auch in noch ruhigere Ecken am Fluss. Mehr Infos: www.hovdenresort.com


Zum Skifahren nach Norwegen?
“Mal eben nach Hovden” ist von Süddeutschland aus schwierig, es ist ein weiter, langer Weg, mit dem Flugzeug von München über Oslo nach Kristiansand und dann mit dem Bus oder Auto weiter durch das Setesdal nach Hovden. Ein Erholungs-Kurzurlaub ist das nicht, und unter ökologischen Gesichtspunkten auch mit dem Gewissen schwer vereinbar. Anders sieht es von Norddeutschland aus, wenn man mit Auto und Fähre ganz anders flexibel ist.

Das Setesdal zwischen Kristiansand und Hovden ist laut “DuMont Norwegen der Süden”-Reiseführer ein “Märchental”, eine “Augenweide” und gehört zu den 10 Highlights des südlichen Norwegens. Wer das Dreiseengebiet im Chiemgau kennt: so ähnlich sieht es im Setesdal aus, nur auf 100 km ausgedehnt statt auf 20! Die Straße R9 führt immer am Fluss Otra entlang, der mal wild schäumend, mal breit und träge Richtung Meer fließt. Seen sind im Winter riesige glatte Flächen, unberührt, das Tal macht fast einen ausgestorbenen Eindruck, wären nicht die Handvoll Orte und einzelne Gehöfte von Zeit zu Zeit. An manchen Stellen ist das Tal eng, mit steil aufragenden Felswänden, an anderen Stellen wird es breit, mit kahlen sanft geschwungenen Hügelkuppen. Nadelwälder findet man häufig, immer wieder Elch-Warnschilder – doch gezeigt hat sich mir leider kein einziger Elch.

In den Dörfern stehen weißgestrichene Holzkirchen, die mich an die Norwegen-Reise vor zwei Jahren auf dem Olavsweg erinnerten, wo wir häufiger Stabkirchen am Wegesrand besucht haben. Die einzigen Farbkleckse weit und breit: die typisch roten Häuser.
Im Winter ist wichtig zu beachten: viele Parkplätze/ Parkbuchten im Setesdal sind zugeschneit und werden nicht geräumt. Auch wenn die Hinweisschilder noch so schöne Aussichten und Sehenswürdigkeiten anpreisen, im Winter besteht leider nicht oft die Möglichkeit zum Anhalten und noch weniger, auf einen Kaffee irgendwo einzukehren.
Die Reise durch so eine besondere Landschaft ist nun tatsächlich auch der Grund, warum ich dir Hovden als Winter-Reiseziel empfehle. Nicht für 4 Tage, von denen man gefühlt mehr Zeit im Flugzeug und im Auto verbringt. Nimmst du dir aber vielleicht eine Woche Zeit, oder 10 Tage, startest in Oslo mit einem Stadt-Aufenthalt, fährst nach Hovden zum Skifahren und Langlaufen und dann weiter durchs Setesdal nach Kristiansand, an der traumhaft schön verschneiten Küste entlang, dann wird das eine Reise mit Erholung und Pistenglück. Ich könnte ja selber sofort losfahren, sofort!

Buchtipp: Leopard von Jo Nesbø, Band 8 der Harry Hole Serie
Der Schneescooter schnitt sich durch die unendliche, leere Landschaft. Schnee und Wind hatten alle Konturen verwischt und geglättet, so dass die Landschaft wie eine Meeresoberfläche aussah, aus der sich das gewaltige Massiv des Hallingskarvet wie eine bedrohliche Monsterwelle erhob.
Ein großer und wichtiger Teil von Jo Nesbøs Krimi spielt im norwegischen Schnee, im einsamen Fjell in der Nähe von Ustaoset, von Hovden gesehen auf der anderen Seite der Hardangervidda. Solche Krimis zeigen eine Seite Norwegens, die man als Besucher nicht mitbekommt, weit weg von der Idylle aus Loipennetz und knisternden Kaminfeuern. Sie lehren uns einiges über den Alltag, über das wenig romantische Leben der Norweger, die nicht am Wochenende den Luxus haben, sorgenfrei in eine Hütte in den Bergen fahren zu können.
Und zugegeben, wenn man an einem grauen, nebligen Wintertag unterwegs ist, durch das menschenleere, nahezu bewegungslose Setesdal fährt, dann verwundert es nicht, dass Nesbø auf solch trübsinnige, brutale, verzweifelte Geschichten kommt… Das privilegierte Gefühl, es sich mit dem Krimi auf einem kuscheligen Hotel-Sofa gemütlich zu machen, kann man dann aber umso mehr genießen. Hier kannst du „Leopard“ von Jo Nesbø bei Amazon bestellen*.

Fazit: Für eine Globetrotterin mit Dauerfernweh wie mich war der Norwegen Ausflug etwas Besonderes, kein Erholungsurlaub sondern tatsächlich Recherche, das Notizbuch und die Kamera stets griffbereit, den Artikel im Hinterkopf. Im eisigen Nordwind unterwegs. Das Gute: zurück bleiben tatsächlich all die schönen Erlebnisse, nicht der Reise-Stress, die Sonne, nicht der Wind, der Duft der Waffeln, der wärmende Tee aus der Thermoskanne auf der Loipe, nicht die Kammer der Autovermietung am Flughafen und die Stimme des Navis sondern die Blicke auf die weiten weißen Fjell-Landschaften. Und die Gewissheit, dass ich Gelegenheiten zum Reisen so oft wie es geht ergreifen sollte.
Datum der Reise: 15. bis 18. März 2018
Alle Höhen- und Längenangaben aus dem Infomaterial von Visit Norway und Destination Hovden.


Projekt Pistenglück | Skifahren lernen für Erwachsene in Hovden/ Norwegen
Das Projekt Pistenglück
- Teil 15 Skifahren in Hovden / Norwegen
- Buchtipp: Skifahren einfach
- Im Kino: STREIF One hell of a ride
- Videos: Skifahren lernen mit Youtube?
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Vielen Dank für den tollen Artikel! Darf ich fragen, ob Sie Ihre Fotos mit einer professionellen Kamera aufnehmen oder nutzen Sie dafür Ihr Smartphone?
Gemischt – beim Skifahren habe ich aber keine Kamera dabei, nur das Smartphone.