Eine lange einsame Wanderung entlang des Brenner Grenzkamms, eine Gegend, an der man sonst ja meist nur vorbeifährt, auf dem Weg nach Südtirol oder an den Gardasee: darum geht es in diesem Tourenbericht.
Die Tour über drei Gipfel startet mit einer entspannten Übernachtung auf einer Alm und endet (fast) an einem der schönsten Bergseen Tirols. Dazwischen liegt vor allem Gras, ein paar Latschen, den Blick auf Südtirol zur linken, Tirol zu rechten teilt man mit wenig anderen Menschen und nur einer Handvoll Kühe. Eine spannende Tour, ideal für einen bewölkten Tag im August, wenn die Sonne nicht allzu stark brennt aber auch erst spät untergeht.
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Das Wipptal und die Sattelbergalm – Tal 1
Gries am Brenner ist grob unser Startpunkt für diese Tour. Den Ort im Wipptal sieht man von der Brenner Autobahn, über riesige Brücken rauscht den ganzen Tag der Verkehr. In Gries biegt man in ein noch kleineres Tal ab, das Obernberger Tal, und im Ort Vinaders, kurz hinter der Kirche, parken wir das Auto und wandern los zur Sattelbergalm.
Man weiß ja nie, welche Küche einen auf einer Alm erwartet, deshalb schlage ich mir unterwegs den Bauch mit Himbeeren vom Wegesrand voll. Die Küche der Sattelbergalm überrascht dann aber überaus positiv. Erst gibts Mohnkuchen, später vorzügliche Knödl und irgendwann steht dann auch ein Viertel Wein auf dem Tisch in der gemütlichen Stube.
Wir sind an diesem Abend die einzigen im großen Lager der Sattelbergalm, durchs Dachfenster blickt man zurück Richtung Innsbruck – die Autobahn deutlich zu erkennen in Form einer Scheinwerferschlange, dahinter der Patscherkofel und die Nordkette.
Mehr Infos: www.sattelbergalm.at/
Die Wanderung auf dem Brenner Grenzkamm – Tag 2
Der zweite Tag startet mit einem großartigen Frühstücksbuffett der Sattelbergalm – Sachertorte zum Frühstück, wo gibt es das sonst schon!
Dann geht es auf die ersten Höhenmeter – erst entspannter Forstweg bis zur Grenze und dann steil nach oben, immer an den österreichisch-italienischen Grenz-Steinen entlang. Die GPX Daten findest du unten verlinkt auf meinem Komoot Profil. Links von uns ist Italien (mit dem bekannten Grenzkamm-Radweg), oft sehen wir die Autobahn und ihre Brücken, rechts ist Österreich, wo sich die Berge lange in den Wolken verstecken.
Auch am Gipfel des Sattelbergs auf 2.115 m ist es noch trüb – tief unter uns (also 500m) sehen wir die Sattelbergalm, dahinter den Patscherkofel und die Nordkette.
Die nächsten Stunden verlaufen in lockerem Auf und Ab, meist auf schmalen Pfaden, immer in der Nähe der Grenzsteine. Auf unserem Wanderweg sind wir relativ einsam unterwegs, ab und zu sehen wir unter uns Menschen auf dem Radweg radeln. Der Weg ist vor und hinter uns weithin sichtbar – und damit auch die wenigen anderen Wanderinnen und Wanderer.
Unser nächstes Zwischenziel ist das Kreuzjoch – ein markanter Berg mit riesigem Gipfelkreuz (2.242 m) Es führt seltsamerweise kein Weg hinauf, weder in den Karten, noch vor Ort sichtbar. Also querfeldein, was kein Problem ist, es ist halt steil. Ein paar Kühe grasen hier aber weit weg vom Gipfelkreuz und völlig unbeeindruckt von den Menschen.
Wie auf den Bildern zu erkennen, wird das Wetter Stunde um Stunde besser, die Sonne zu grell zum Fotografieren, aber der blaue Himmel bessert die Stimmung erheblich!
Auch mehrere Geocaches verkürzen die Zeit (am Sattelberg zum Beispiel oder in der Nähe der Eisackquelle). Mit 19 km ist dies schon ein sehr langer Weg, der Kondition erfordert.
Höchster Punkt der gesamten Tour und auch sonst ein Highlight ist der Hohe Lorenzenberg/ Monte San Lorenzo auf 2.313 m. Hier treffen wir zum ersten Mal auf mehrere Menschen, die alle südtirolerisch sprechen, und haben einen schönen Blick auf die Autobahn, die große Kurve bei Sterzing, die ins Eisacktal führt, und am Horizont im Dunst sogar die Geislerspitzen und den Langkofel. Wir grübeln über das Ridnauntal mit dem Mareiter Stein, können ihn aber nicht 100% identifizieren.
Auf der anderen Seite nach Norden hin sieht man einen kleinen blauen Punkt: den Obernberger See, unser Ziel. Die mächtigen Tribulaun-Gipfel hängen in den Wolken, ansonsten ist alles sehr grün, heiß und sonnig geworden. Wir machen eine lange Pause – wir haben noch einiges an Weg vor uns, aber es wird nun vor allem bergab gehen.
Unser Pfad führt zunächst durch Wiesen, dann Latschen und bald erreichen wir die Baumgrenze, mit schattigem Bergwald zwischen steilen Wiesen, die von Bauern mühsam gemäht werden. Blumen blühen in allen Farben, es summt und brummt, manch alte Hütte erscheint wie aus einer kitschigen Tirol-Postkarte.
Noch kitschiger ist dann natürlich die Wallfahrtskapelle Maria am See, die auf einem kleinen Hügel auf einer Insel im türkis leuchtenden Obernberger See (1.594 m) thront. Im See wird gebadet, plötzlich sind überall Menschen auf breiten Spazierwegen und wir kommen uns vor, als wären wir von weit weit her gekommen.
Der Rest ist dann schnell erzählt. Vom See geht man noch einmal etwa eine halbe Stunde bis zur „Waldesruh“. Hier im Talschluss des Obernberger Tals auf 1.439 m gibt es einen großen Parkplatz, ein Wirtshaus und: eine Bushaltestelle! Am Abend vorher auf der Sattelbergalm haben wir unsere Kurtaxe entrichtet, was bedeutet, dass wir kostenlos mit dem Bus fahren dürfen. Perfekt, denn der Bus fährt uns durch Obernberg bis nach Vinaders, wo am Wanderparkplatz unser Auto wartet.
Nach einer Übernachtung in Gries gab es dann noch eine Fortsetzung dieser Tour und in Kürze erscheint dieses dann auch hier im Gipfelglück Blog.
Datum der Tour: Anfang August 2024
Alle Höhenangaben stammen aus der Kompass Wanderkarte 290 Rund um Innsbruck. Hier kannst du die Wanderkarte bei Amazon bestellen* oder hol sie dir in deiner Lieblings-Buchhandlung.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.