Auf die Südtiroler Berge rechts und links der Brennerautobahn habe ich schon öfter begeistert geblickt – vom Auto aus, und mit dem Gedanken, dass man da ja auch mal hin müsste. Und wie es so ist, kommt immer etwas dazwischen, immer kommt alles anders, doch im Sommer 2018 kam endlich die Zeit für einen dieser Gipfel im nördlichen Eck von Südtirol.
Der Mareiter Stein, ein Berg im Ridnauntal oberhalb von Sterzing, rechts vom Brenner von Norden aus gesehen, wurde im Spätsommer Plan B, weil anders als gehofft kein Dreitausender-Wetter war. So schrieben wir Plan A leicht enttäuscht ab und feierten das, was Südtirol ganz im Norden zu bieten hat: ruhige Berge, leckeres Essen und eine quirlige Stadt.
Worum es also geht in diesem Südtirol-Reisebericht: eine ca. 8 Stunden Wanderung zum Mareiter Stein auf 2.192 m und durch die Gilfenklamm, einen Besuch in Sterzing, das fantastische 4 Sterne S Hotel Gassenhof im Ridnauntal und ein paar Worte dazu, was wir eigentlich geplant hatten und nun auf nächstes Jahr verschieben. Richtig erkannt – der Bericht wird lang!
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Wanderung auf den Mareiter Stein in Südtirol
Vom Balkon unseres Hotelzimmers in Gasse im Ridnauntal lacht das Gipfelkreuz des Mareiter Steins zu uns herunter, so ist das Ziel unserer Südtiroler Bergtour klar gesetzt. Einfach nur rauf und wieder runter wäre uns aber “zu wenig”, und so basteln wir uns mit Karte, Internet und den Experten im Hotel eine passende Runde zusammen.
Der Gassenhof gehört zu den “Wanderhotels”, erkennbar zum Beispiel an den zahlreichen Wander-Wegweisern am Eingang und so können wir direkt vom Hotel auf 1.350 m unsere Bergtour starten. Wir folgen den Wegweisern 24 und 25 B, die uns steil durch den schattigen Wald hinauf führen.
Ich liebe den Moment, wenn man aus dem dunklen Wald auf eine sonnenbestrahlte weite Almfläche tritt, egal ob in Südtirol oder in Bayern. Der Himmel blau, die letzten Himbeeren an den Sträuchern, herbstliche Spinnweben zwischen Zweigen und Wurzeln. Die weiten Wiesen bis zur Kerschbaumer Alm (1.905 m) leuchten in der Herbstsonne, kein Mensch ist zu sehen, weit hinten führen die Almwiesen auf einen lang gezogenen Kamm hinauf – ganz links von uns der Mareiter Stein.
Unser Weg ist weiterhin gut markiert und jetzt flacher, in weiten Schwüngen führt er uns zu den kleinen Gebäuden der Kerschbaumer Alm. Rechts vorbei müssen wir uns durch eine Schlammwiese aus Matsch und Kuh-Hinterlassenschaften kämpfen, irgendwann platscht man bei aller Vorsicht so richtig rein und hofft, dass die Bergschuhe wirklich dicht sind…
Der Weg über die Almwiesen schlängelt sich durch niedriges Gestrüpp und zwischen Felsbrocken hindurch. Eine Herde von sicher 30 Kühen beansprucht plötzlich den Weg für sich und wir halten es für klüger in sicherem Abstand querfeldein Richtung Gratkante zu gelangen.
Unser Gipfelkreuz in greifbarer Nähe haben wir jetzt endlich freien Blick nach Süden und Osten, zum Jaufenpass, nach Sterzing und zu vielen unbekannten Gipfeln, die umgehend auf der To-Do-Liste landen.
Der eigentliche Gipfel auf 2.192 m ist mit einem großen Steinhaufen markiert, mitten auf einem breiten buckeligen Gipfelplateau. Das Kreuz selber steht am Rand zum Ridnauntal hin, vermutlich damit man es von unten (wie ja auch wir von unserem Balkon im Gassenhof) besser sieht.
Hier am Gipfel treffen wir tatsächlich auf die einzigen anderen Wanderer dieser Tour, praktischerweise auf zwei Südtirolerinnen, die viel erzählen, die Namen der umliegenden Gipfel kennen und Interesse an unserer Tour zeigen.
Mein lachendes Auge genießt den sonnigen Südtiroler Gipfel, mein weinendes Auge schaut nach Norden, zum Becherhaus, zum Wilden Freiger 3.418 m – denn das war unser Plan A gewesen, eigentlich. Zwei Hüttenübernachtungen hatten wir gebucht und im Anschluss daran die beiden Nächte im Hotel – eine wie ich finde perfekte Kombination. Doch das Wetter war einfach zu unbeständig für diese Tour, die Schneefallgrenze zum Teil unter 3000m. Also stornierten wir die Hütten wieder, fuhren zwei Tage woanders hin, kamen zum Gassenhof, den wir jetzt vom Gipfel 840 Hm unter uns liegen sehen. Ein paar mal Blinzeln mit dem Weinenden Auge, danach gelingt es uns das Hier und Jetzt zu genießen und das Gipfelglück auf dem Mareiter Stein.
Wanderung vom Mareiter Stein zur und durch die Gilfenklamm in Südtirol
Der Abstieg vom Mareiter Stein ist alles andere als lockeres Bergab-Hüpfen, der Gratverlauf hat so einige Gegenanstiege parat. Außergewöhnlich viele bunte Schmetterlinge flattern um uns herum. Leider hört man von rechts, von der Straße zum Jaufenpass, immer mehr Straßenlärm, vor allem Motorräder, die wild beschleunigen und abbremsen.
Der Grat ist mal schmal mal breit, erst herrlich in der Sonne, doch bald wandern wir durch den Wald, immer recht steil bergab. Es zieht sich… bis uns der Wald endlich oberhalb des Platz-Hof ausspuckt, wir eine Weile auf der kleinen Straße bergab gehen und dann schon die Wegweiser am kleinen Wiesenweg zur Gilfenklamm entdecken.
Die Klamm hat sowohl am oberen als auch am unteren Ende Eingang, Kassenhäuschen und Bushaltestellen. Sie ist mit 2,5 km tatsächlich ziemlich lang und es gibt zahlreiche Varianten und Tourenvorschläge für den Rückweg. Mit der activeCARD ist der Eintritt gratis.
Ich bin froh,dass wir die Gilfenklamm nach unten gehen dürfen, die Beine werden schwer nach den letzten Wander-Tagen. Und ich genieße die Blicke auf die tiefe Schlucht sehr! Die Gilfenklamm ist grün, wild bewachsen, Baumstämme liegen quer, das Wasser des Ratschingser Bachs tost laut unter uns. Über Brücken und Holzstufen gehen wir recht weit über dem Wasser, für uns mehr Vogelperspektive als dass wir nass gespritzt werden. Die Wände der Schlucht rücken immer mehr zusammen, die Wasserfälle, Strudel und Becken sind sehr beeindruckend. Nach unten wird es ruhiger, das Tal breiter, der Bach sanfter, nach ca 45 min sind wir durch. Ein toller Abschluss der Bergtour und ein ganz anderes Klamm-Erlebnis als etwa bei Partnachklamm oder Höllentalklamm.
Die Region Ratschings/ Ridnauntal gehört zu den Alpine Pearls (von denen ich ja bereits Bled/ Slowenien und Interlaken/ Schweiz besucht habe!), denen weniger Auto und mehr ÖPNV ein wichtiges Anliegen ist. Mit der “activeCARD” (gibt’s incl. zur Hotelübernachtung) ist das Busfahren gratis – perfekt für unsere Tour. Denn am Ende der Gilfenklamm erreichen wir den Ort Stange mit seiner Bushaltestelle, wo ein Mal pro Stunde der Bus von Sterzing durchs Ridnauntal vorbeikommt. Die Bushaltestelle in Gasse ist direkt vor unserem Hotel – dort angekommen, geht es direkt in den entspannenden und kulinarischen Teil des Tages über.
Verwöhnen lassen im Hotel Gassenhof****s im Ridnauntal/ Südtirol
Verschwitzt, erschöpft und nur einen Müsliriegel im Magen, so kommen wir ins Hotel zurück, das Hotel, das wir oben vom Gipfel aus so gut erkennen konnten. Und in jeder Hinsicht hat mir der Gassenhof gezeigt, dass ein Berghotel mindestens so schöne Bergerlebnisse liefern kann wie eine Berghütte. Anders halt. Im Gassenhof werden Magen und Muskeln verwöhnt, Geist und Seele ebenso, und mit Hunderten kleinen perfekten, wunderschönen Details hat mich das Hotel im Ort Gasse vom ersten Moment an begeistert.
Da sind die Ledersessel und Tische aus Baumstümpfen in der Lobby, wo es jeden Nachmittag Kuchen gibt und einen Begrüßungs-Prosecco. Der Holzfußboden im Zimmer schmeichelt den nackten Füßen, die Hände wollen über die glatten dekorativen Holzscheiben an der Wand genauso streichen wie über die rauhen Balken, die den Schlaf- vom Wohnbereich trennen und Haken für Jacken und Rucksäcke haben. Im Hotel stehen alte geschnitzte Heiligenfiguren neben einem Aquarium, daneben eine lange Liste mit geführten Wanderungen für die nächsten Tage. Den Nachmittags-Kuchen haben wir an einem Tag auch draußen auf der Terrasse auf einem gemütlichen Sofa genossen – und dabei zum Mareiter Stein hinauf geschaut.
Spartanisches Dasein auf einer Berghütte kann ich gut ertragen, wenn Duschen Luxus sind und dich schon warmes Wasser im Waschraum in Verzückung geraten lässt. Umso mehr genieße ich aber das wohlige Gegenteil in einem Berghotel wie hier im Gassenhof: die Regendusche auf dem Zimmer, ein paar Bahnen oder Kreise im Pool und minutenlanges Nichtstun im heißen Whirlpool, gefolgt von ein paar Saunagängen, einem Dampfbad, einem kühlen Whirlpool, um dann mit einem Glas Wasser und einem Apfel, in den Bademantel gekuschelt, die Ruheräume aufzusuchen. Und hier sind die Wellness-Architekten vom Gassenhof wirklich kreativ gewesen: es gibt eine kleine Stube mit Heubetten, in einem anderen Raum hängen Korb-Schaukelstühle von der Decke, im gedämpften Licht verschwindet der Muskelkater fast wie von selbst.
Nun fehlen noch ein paar abschließende Worte zur fantastischen Küche im Gassenhof. Um wieder den Vergleich zur Berghütte zu bemühen – Kaspressknödl oder Spagetti in einer vollbesetzten Stube, ein geteilter Kaiserschmarrn hinterher, ohja, ich bin ein großer Fan von gutem Hüttenessen. Und genauso sehr liebe ich es, wenn kreative Köche einen kleinen überraschenden Gang nach dem anderen präsentieren und du am Ende nicht sagen kannst, was der beste war. Du kannst eigentlich gar nichts mehr sagen. Ein paar Highlights, die Küchenchef Stefan Volgger uns aufgetischt hat: ein Meerrettichmousse mit hausgeräuchertem Forellenfilet. Einen Graukäsepressknödl aus Steckrübencreme (siehe Foto). Statt Suppe einen Minzsaft oder einen Jogurt-Buttermilchdrink! Frische Waffeln zum Frühstück. Hausgemachte Ricottagnocchi mit Babyspinat und Rohschinken. Eine „Variation von Apfel, Jogurt und Haselnuss“. Und jede einzelne Scheibe Brot mit Speck schmeckt vom ersten bist zum letzten Bissen so, wie Südtirol schmecken soll.
Ein Bummel durch Sterzing in Südtirol
Hatte ich nicht noch kürzlich am Tegernsee gesessen (nachzulesen hier) und über die Alpenüberquerung Tegernsee – Sterzing sinniert? Ein paar Tage später flaniere ich nun tatsächlich zu beiden Seiten des berühmten Zwölferturms von Sterzing herum (auf 948 m), durch die Fußgängerzone der Neustadt und der Altstadt, durch eine große Buchhandlung und Feinkostläden, an hübschen bunten Häusern vorbei.
Zum Ende des kleinen Südtirol-Urlaubs sind wir noch in Sterzing, wobei wir die Alpen ganz normal mit dem Auto überquert haben, nicht zu Fuß, leider. Sterzing ist etwas Besonderes, als erste größere Stadt nach dem Brenner. Dem berühmten Alpenpass, der früher für das Trennende zwischen Nord und Süd stand und heute gerne das Verbindende sein möchte – ein schöner Gedanke, den ich im neuen Museum im alten Zollgebäude am Brennerpass gelesen habe. Der Silberbergbau brachte Sterzing Reichtum, dazu die günstige Lage direkt an der Straße, die Norden und Süden verband und verbindet. Deutsche Könige auf dem Weg nach Rom machten hier Station, Heinrich Heine, Andreas Hofer, Goethe natürlich. Ob es damals aus der Konditorei der „Lilie“ – heute Vier-Sterne-Hotel, seit 1461 ein Wirtshaus – auch so herrlich geduftet hat? Gut vorstellbar!
Heute ist Sterzing für Südtirol Urlauber eine angenehme Abwechslung, wenn man den berggeplagten Waden und Oberschenkeln eine Pause gönnen möchte. Bergblick hat man in alle Richtungen und du kannst vor allem deinem Magen etwas Gutes tun. Ob Südtiroler Schmankerltris (Sterzinger Käsenocke, Spinatknödl und Schlutzkrapfen), Lavendel-Honig-Eis oder Souvenirs kaufen im Supermarkt – nach ein paar Stunden Sterzing verlässt du Südtirol gen Norden mit einem wohligen Gefühl, im Magen, in den Waden, im Herzen. Und du hoffst, dass du bald wieder den Brenner Richtung Süden fahren darst.
Denn wie steht es im Verzeichnis der Vitalpina Hotels (zu denen der Gassenhof ebenfalls gehört) so richtig geschrieben:
Sie ist wie ein Sog, Südtirols Bergwelt
Datum der Reise: 4. bis 6. September 2018
Alle Höhenangaben aus Infomaterial der Region Sterzing-Ratschings und des Hotels
Weiterlesen
Kuchen und ein Backbuch aus Sterzing: Wallys Kuchenzauber
Website Hotel Gassenhof www.gassenhof.com
Website Hotel Lilie in Sterzing www.hotellilie.it
Website Sterzing-Ratschings www.sterzing-ratschings.it
Website Südtirol www.suedtirol.info
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Liebe Stefanie,
das ist ein toller Bericht mit wunderschönen Bildern. Ich liebe Südtirol und bin oft im Vinschgau. Im Ridnauntal war ich allerdings noch nie und Sterzing kenne ich nur vom Autofahren. Im nächsten Jahr würde ich dort gerne mit meinem Freund wandern.
Liebe Grüße
Ina
Ja mach das mal, ich kann es sehr empfehlen (wobei der Vinschgau natürlich auch toll ist!)