Der Sommer ist für Bergtouren da, nicht zum Bloggen. Berggehen und Radlfahren zu Feierabend und am Wochenende waren mir in den letzten Wochen immer wichtiger als am Laptop zu sitzen. Über 20.000 Höhenmeter sind dieses Jahr schon zusammen gekommen und unzählige Meter beim Baden im See.
Oft bleibt es in letzter Zeit bei Fotos auf Instagram – wenn ihr euch für Touren in Ruhpolding, Reit im Winkl und in den restlichen Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen interessiert, folgt am besten dem Gipfelglück Account! Denn vermutlich wird es auch die nächsten Wochen nicht anders sein…erst an den langen dunklen Winterabenden kann ich dann alles nachholen. Ganz besondere Bergtouren sollen aber weiterhin möglichst schnell auch im Blog auftauchen. Wie etwa die folgende Hüttenglück-Klettersteig-Tour zum Persailhorn bei Saalfelden im Salzburger Land.
Sonnwend ist in den Bergen ein besonderer Termin. Der längste Tag des Jahres wird gefeiert, das Licht genutzt und durch Feuer noch verlängert. Man schmückt die Berge, stellt in der Dunkelheit eine Verbindung zwischen Tal und Berg her.
Gab es am “echten” Sonnwend für mich nur eine kleine Radltour am Feierabend am Hochfelln, sollte es am folgenden Wochenende zu einer besonderen Hütte, zu einem besonderen Berg gehen, an dem Sonnwend besonders gefeiert werden sollte. Die Alpenvereinssektion Saalfelden am Steinernen Meer wollte das Persailhorn mit Feuern beleuchten, die man vom Tal aus und von der Peter-Wiechenthal-Hütte gut gesehen hätte (1.752m), auf der Hütte war die Hüttenruhe aufgehoben, und es wäre ein rauschendes Fest geworden, wenn denn das Wetter mitgespielt hätte. So hat, als es dunkel wurde, vor allem der Regen gerauscht, ein Fest war es aber trotzdem.
Zwischen 1924 und 1926 baute der Maurer Peter Wiechenthal aus Saalfelden die später nach ihm benannte Hütte, am Südwest-Rand des Steinernen Meeres, 1.000 Meter über dem Ort Saalfelden. Die Hüttenwirtin Christiane Feller ist dagegen noch ganz neu und kümmert sich mit Begeisterung und Engagement um ihre Gäste. Wie ein Wirbelwind scheint sie an jedem Ort gleichzeitig zu sein und backt ganz nebenbei nachts um 10 noch den Kuchen für den nächsten Tag. Köstlichen Kuchen übrigens…
Eine Schaukel hat die Hütte übrigens auch, recht guten Handyempfang, schöne Zimmer, eine gemütliche Stube, aussichtsreiche Terrasse und, trotz Wasserknappheit, einen ordentlichen Waschraum. Gebaut ist sie überraschend hoch, wie ein Turm, der sich dem Persailhorn entgegen streckt.
Vom Gipfel des Persailhorn (2.350m) winkt eine außergewöhnliche Gipfelfigur zur Hütte hinunter.
Zum Gipfel gelangt man über zwei Klettersteige, den Wildental Klettersteig (B/C) und den Südwand Klettersteig (A/B). Unsere Gruppe teilte sich auf; aufgrund des gemeldeten schlechten Wetters hatte ich meine Kamera zu Hause gelassen und ich bin dankbar für alle Fotos, die Herr Bergundball unterwegs gemacht hat.
Wir entschieden uns, den Südwand Klettersteig sowohl rauf als auch runter zu gehen, was eine sehr gute Entscheidung war! Man erinnert sich im Abstieg zwar an den Aufstieg, Tritte und Griffe sind aber völlig anders. Die Tour ist teilweise sehr ausgesetzt und steil, aber man findet immer die passenden Stellen für Füße und Hände, der Klettersteig ist gut für Anfänger bzw. wenig geübte geeignet. Bergerfahrung sollte man haben, auch ein wenig Klettersteig-Erfahrung – denn wenn man erst einmal angefangen hat, kommt man nicht „einfach so“ wieder weg, wie das eben so ist bei Klettersteigen.
Der Südwand Klettersteig macht besonders viel Spaß, weil er so abwechslungsreich ist. Es gibt Leitern, auch eine liegende Leiter, die im Prinzip nicht schwierig sind – knifflig ist manchmal der Ein- bzw Ausstieg. Und es eine komplett andere Bewegung im Aufstieg und im Abstieg.
Dann gibt es felsig-grasige Stellen, die besonders im Abstieg anspruchsvoller sind. Weil man erst einmal entscheiden muss, ob man vorwärts oder rückwärts abklettert. Und notfalls halt mal den Hintern mitbenutzt.
Eine Stelle mit Eisenbügeln an einer glatten Wand ist besonders gut zum Fotografieren geeignet. Zum Klettern völlig harmlos, wenn man den Riss im Fels an einer Stelle mitbenutzt.
Was sich zum Südwand Klettersteig am Persailhorn noch sagen lässt:
- er ist auch für kleinere Menschen gut machbar, ich mit meinen 1,62 m hatte an keiner Stelle aufgrund der Körpergröße Schwierigkeiten
- es ist immer mit Gegenverkehr zu rechnen, meist gibt es aber gute Ausweichstellen oder es wird halt gewartet. Schien mir komplett unproblematisch – wobei wegen der Wettervorhersage vermutlich weniger Leute unterwegs waren als an guten Tagen.
- Ewas nervig ist das sperrige Seil, nicht immer gleiten die Karabiner entlang, mehrfach haben sie sich verhakt und es waren Verrenkungen oder Zurückklettern notwendig, um die Karabiner zu befreien.
- Beim Absteigen hilft es, in „Abseil-Haltung“ zu gehen, sich richtig am Seil festzuhalten und damit abzuklettern.
Den Südwand Klettersteig auf- und auch wieder abzuklettern erfordert an vielen Stellen Konzentration bei jedem Schritt. An vielen Stellen macht es einfach nur richtig viel Spaß, auf diesem Weg zum Gipfel des Persailhorns zu gelangen. Und die Tour stärkt auf jeden Fall das Selbstbewusstsein, gibt Zuversicht für weitere Klettersteige.
Noch zur Info der Vollständigkeit halber:
Parkplatz: Bachwinkel 3km außerhalb von Saalfelden auf 870m, kostenlos
Zustiege: am schönsten über den Jägersteig, am schnellsten über den breiten Normalweg
Fazit: eine tolle Hütte, ein toller Berg, und Sonnwend ist auf jeden Fall etwas Besonderes, auch wenn es regnet, gewittert, und das Feuerwerk im Tal nur kurze Zeit zu beobachten ist.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
1 Kommentar
Zur P. Wiechentaler Hütte haben wir von Saalfelden auch schon oft aufgeblickt. Dein schöner Bericht hat sie auf unserer ToDo-Liste nun noch weiter nach oben geschoben… :)