Der Nationalpark Sierra Nevada (in Andalusien/ Spanien, nicht in Kalifornien/ USA!). Konkrete Vorstellungen, wie es dort aussieht, was Aktiv-Urlauber dort erleben können, hatte ich vor meiner Reise dorthin nicht.
Die Wanderung durch die Ramblas de los Yesos stellte sich als etwas heraus, was ich niemals erwartet hätte: ein heißer Canyon mit roten Felsen, verwinkelt, mit hohen Wänden, mit üppig in rosa blühenden Büschen unter einem knallblauen Himmel. Irgendwie mehr wie einer der berühmten Nationalparks in Amerika als ein paar Landkarten-Zentimeter von Mittelmeer-Stränden entfernt. Eine andere Welt nur ein paar Flugstunden von glücklich mampfenden Kühen auf einer bayrischen Alm entfernt.
Normalerweise startet der Wanderweg durch die Ramblas de los Yesos mitten im Dorf Alboloduy, am östlichen Rand der Sierra Nevada in der Provinz Almería. Bereits im Dorf ist der Weg ausgeschildert, doch wir sparen uns die ersten 3 km und starten am Parkplatz Salto del Caballo, wo der Canyon beginnt.
Zu Beginn ist unser Weg breit, Kiesboden, und schon beim Losmarschieren kann ich gar nicht genug staunen und hinaufblicken und fotografieren.
Im perfekten Kontrast heben sich die roten Felsen vom blauen Himmel ab. Andere Menschen sind hier keine. Aber immerhin Wanderzeichen:
Eine gelb-weiße Markierung wird in Spanien übrigens für Wege zwischen 10 und 25 Kilometer Länge verwendet. Und da man seine Pappenheimer ja kennt, wird falsches Abbiegen nach ein paar Metern ebenfalls durch einen Markierungspfahl gekennzeichnet.
Auf der 13 Kilometer langen Rundwanderung hat man insgesamt je 400 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen, der erste Abschnitt im Canyon ist aber relativ flach. Die Wände rücken zusammen, der Weg wird zum Pfad und immer schmaler. Fotomotive ohne Ende, kaum geht man ein paar Schritte, sieht man eine neue Felsformation, ein neues Türmchen oder einen noch toller blühenden Strauch.
Aufgrund der geologischen Begebenheiten der letzten paar Millionen Jahre entdeckt man nach und nach einige “Sehenswürdigkeiten” der Ramblas de los Yesos. Die Sierra Nevada ist ein Gebirge, das durch das Aufeinandertreffen zweier tektonischer Platten entstanden ist und noch immer wächst, Europa und Afrika stoßen hier aufeinander. Unser wüstenartiger Canyon war einst (vor 6 bis 7 Millionen Jahren) der Meeresboden, ein Meeresarm, der vor 5 Millionen Jahren austrocknete. Entsprechend sind die Ramblas für Geologen interessant, die hier auch Fossilien finden.
„Yesos“ heißt übersetzt übrigens Gips, Geologen sprechen von Gipsspat. Die Wände rechts und links des Weges bestehen aus bröckeligem Gestein (rote Konglomerate, ca. 12 Millionen Jahre alt) , die oberste Schicht (graue Konglomerate) ist härter und wetterfest. Und so entstehen durch die Erosion lustige Gebilde wie der „Feenkamin“.
Und ab und an kracht ein großes Stück der oberen Schicht auch mal herunter und versperrt den Wanderweg, im harmlosesten Falle.
Obwohl es extrem heiß und trocken ist in unserem Canyon, wachsen hier doch erstaunlich viele Pflanzen – grün in den Felswänden findet man Kapern, Thymian und Rosmarin, und während meine Balkonblumen nach einer Woche ohne Gießen vorwurfsvoll die Köpfe hängen lassen, fragt man sich woher mancher Strauch die “Energie” her nimmt, in solcher Blütenpracht zu erleuchten.
„Ramblas“ kennt man als Wort aus Barcelona, die dortigen haben mit denen in Alboloduy nichts gemeinsam – hier sind Gegenden gemeint, die zu manchen Jahreszeiten Flüsse sind, zu anderen Jahreszeiten komplett trocken. Dann ist natürlich die beste Zeit hindurch zu wandern.
Wir mussten aus Zeitgründen leider schon nach einer Stunde umkehren. Eigentlich ist es eine 13 Kilometer lange Rundwanderung, wie mir unsere Begleitung Federica (Kontakt siehe unten) erzählt: man kommt aus dem Canyon heraus, wandert einen Bergkamm entlang und erreicht in einer großen Runde die Einsiedelei oberhalb von Alboloduy, von der man dann einfach ins Dorf hinunter gelangt.
Kommt man dann nach rund 4 Stunden zurück an den Parkplatz in Alboloduy, ist Zeit für eine Einkehr. Frisch gegrillte Garnelen als Tapa zum Bier an der Theke oder lieber ein Kaffee auf der Terrasse, neben den tollen andalusischen Fliesen? Die kleine Bar Zamarulo kann ich euch sehr empfehlen, ein Brunnen zum Staub von den Händen waschen ist gleich nebenan.
Wissenswertes über die Ramblas de los Yesos-Wanderung in der Sierra Nevada
Der östliche Teil der Sierra Nevada in der Provinz Almeria, ist viel trockener und wüstenartiger als der westliche Teil in der Provinz Granada. Kein Wunder also, dass das Land immer wieder zur Filmkulisse wird, für Indiana Jones, James Bond, Italo-Western (Für eine Handvoll Dollars), Dr. Schiwago uvm.
Aktuelle Wanderbedingungen: man sollte sich vor einer Wanderung in der kleinen Tourist Info in Laujar de Andarax nach den Bedingungen erkundigen. Praktischerweise arbeitet dort die Deutsche Federica Ther, die sich bestens auskennt, was Wanderungen in diesem Teil der Sierra Nevada angeht. Sie veranstaltet zudem geführte Touren, Infos dazu auf www.al-mihras.com. Oder auch per E-mail federica (at) al-mihras (punkt) com.
Es ist in der Rambla sehr heiß und trocken, also unbedingt Trinkwasser mitnehmen! Nach Regen herrscht hohe Steinschlaggefahr. Der Rundweg wird meist gegen den Uhrzeiger gegangen, er befindet sich nicht im Nationalpark sondern im Naturpark Sierra Nevada, eine etwas niedrigere Schutz-Stufe.
Alboloduy ist ca. 30 Minuten mit dem Auto von Almería entfernt, ist also gut als Tagesausflug vom Strand-Urlaub machbar. Man kann aus Deutschland zeitweise direkt nach Almería fliegen (zum Beispiel Sommer 2016 mit Germania von München und Düsseldorf) oder aber nach Málaga zum Beispiel mit Lufthansa von München in 3 Stunden, dort ein Auto mieten, die Stadt ansehen und dann zur Rundreise durch die Sierra Nevada starten.
Übernachten: warum nicht mal in einer Höhle? In der Gegend rund um Alcudia de Guadix leben die Spanier tatsächlich noch in Höhlen. Im Sommer schön kühl, im Winter warm, mit Handynetz und WLAN ist es eher kompliziert. Manuel Aranda hat vor einigen Jahren beschlossen, auch ein Hotel in Höhlen unterzubringen. Die Zimmer des “Casas Cuevas del Tío Tobas” sind geräumig, haben runde unebene Wände und Decken aber schon Strom, Bäder und Küchen. Sie erinnern ein wenig an Hobbit Häuser! Es gibt draußen einen kleinen Pool, Restaurant, ein paar Esel, sowie Blick auf die Dreitausender Picon de Jerez, Juntillas und Cerro Pelao. Ca. 45 min Fahrtzeit von Alboloduy. www.tiotobas.com
Nachhaltiger Tourismus: die Unternehmen, die sich in der Organisation Ecoturismo Sierra Nevada (www.ecoturismosierranevada.com, auf spanisch) zusammengeschlossen haben, bemühen sich darum, den Tourismus in der Sierra Nevada voranzubringen. Sanft, also in einer Weise, die die Natur schützt, die den Bewohnern langfristig wirtschaftliche Ergebnisse bringt in einer lebenswerten Umgebung, und die Besucher einen naturnahen Aktivurlaub ermöglicht.
Offenlegung: Ich bin in den Ramblas de los Yesos im Rahmen eine Pressereise gewandert, zu der Ecotourismo Sierra Nevada internationale Journalisten und Blogger eingeladen hat, um die vielfältigen Möglichkeiten von nachhaltigem, vernünftig geplantem Tourismus in der Sierra Nevada in Andalusien vorzustellen. Ein weiterer Artikel mit mehr Tipps für Wanderer kommt bald.
Datum der Tour: 17. Juni 2016
Weiterlesen:
Ein paar Eindrücke aus Málaga und Granada aus dem Jahr 2014 findet ihr im Fernweh-Freitag Andalusien.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
5 Kommentare
Serh geherte Stephanie,
Danke viele mahl fur ihre Sierra Nevada artikel.
Thank you for your help, we need it.
Víctor Fernandez.
Hallo liebe Stefanie,
Vielen Dank für den ausführlichen Artikel über den Sierra Nevada Nationalpark. Wir warten gespannt auf den zweiten Post!
Mit besten Grüßen aus Granada und von Sierraysol.
Teresa und Lisa
Schön, dass Sie in der Sierra Nevada im letzten Monat zu erfüllen. Solch eine große Erfahrung .
Hola chica … da hast du Recht: Als wäre man im Südwesten der USA. Ein bisschen Zion, ein bisschen Bryce Canyon, ein bisschen … – Sehr schade nur, dass ihr so kurz in den Nationalpark geschaut habt. Hätte auch die weiteren Kilometer und Ausblicke sehr spannend gefunden. Da gibt es wohl was nachzuholen! :-)
Hasta pronto, nos vemos!
Was im Gedankengang bedeutet, dass ich endlich mal in den Südwesten der USA reisen muss. Dringend. Aber Spanien erreicht man schneller :-)