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Fernweh-Freitag (7): die Sierra Nevada in Spanien

von Stefanie Dehler
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Das Verrückte an der Sierra Nevada in Spanien: man reist durch eine fantastische Outdoor-Region, hat tagelang 3000er um sich herum, die höchsten Gipfel der iberischen Halbinsel, aber irgendwie – man merkt nix davon!

Sierra Nevada Spanien

Sierra Nevada Spanien

In den Alpen sind überall Bergbahnen und Mountainbiker, in Arco am Gardasee ist jeder Laden einer für Kletterzeugs und Marken-Outdoor-Kleidung, in Imlil bieten selbst Straßenhändler Steigeisen an für Touren im Hohen Atlas, in Norwegen vergehen keine 5 min, in denen du nicht an einer Wandermarkierung vorbei kommst.

In der Sierra Nevada? Kein Mensch hat je von dem fantastischen, einsamen Nationalpark hier gehört. Die Wanderwege rund um den Mulhacén, den mit 3.482 m höchsten Gipfel der Sierra Nevada (und damit auch der höchste Gipfel des spanischen Festlands), sind leer. Angeblich gibt es irgendwo (unbewirtschaftete) Hütten, sagen unsere Guides und deuten mit dem Finger in die Ferne. Von dem massentouristischen Spanien scheinen wir hunderte Kilometer entfernt – dabei sind es nur 1-2 Stunden nach Almería. Die Orte wirken verschlafen, für Outdoor-Fans scheint dies ein Geheimtipp zu sein.

Und während manche Teile Spaniens bereits als eigenständige deutsche Bundesländer gezählt werden, meine Erlebnisse aus der Sierra Nevada passen gut zum Titel Fernweh-Freitag!

Mehrere spanische Tourismusorganisationen* hatten im Sommer ein paar Journalisten und Blogger aus verschiedenen europäischen Ländern eingeladen um uns die Sierra Nevada als Reiseziel vorzustellen. In meinem Artikel lest ihr heute, was mir am besten gefallen und mich am meisten beeindruckt hat – zum Planen für euren Outdoor Urlaub in der ach so unbekannten Sierra Nevada.

Wanderer in der Sierra Nevada

Wanderer in der Sierra Nevada

Berge in der Sierra Nevada

Unsere Tour ging außen herum um die Sierra Nevada, gegen den Uhrzeigersinn, mit Start in Málaga. Auf einem 3000er Gipfel waren wir zwar nicht, aber mindestens einer der 23 3000er (Liste siehe Wikipedia) war eigentlich immer in Sicht. Die Sierra Nevada misst rund 190 km von Ost nach West und 65 km von Nord nach Süd, das Kerngebiet ist seit 1999 als Nationalpark geschützt.

Der höchste Berg der Iberischen Halbinsel: der Mulhacén, 3.482m

Der höchste Berg der Iberischen Halbinsel: der Mulhacén, 3.482m

Die 3000er der Sierra Navada werden größtenteil als technisch einfach beschrieben, dennoch ist es eine Gegend für Wanderer und Bergsteiger mit ausreichend Bergerfahrung, aufgrund der Höhe aber auch wegen der häufig schlechten Beschilderung und Markierung.

Einer Wanderung führte uns im Gebiet des Mulhacén bis auf ca 2.700m – ohne, dass wir andere Wanderer gesehen hätten. Nur teils wild blühende Wiesen, teils kahle und windzerzauste Hügellandschaft.

Skurril: ehemalige Unterstände aus dem spanischen  Bürgerkrieg sind heute offizielle (unbequeme) Biwakplätze, mit Kerzen, Wasser und Schutz vor dem Wind.

Die "Biwakschachtel" am Mulhacén

Die „Biwakschachtel“ am Mulhacén

An vielen Stellen in diesem Bereich der Sierra Nevada sieht man kleine Kanäle fließen, es sind Reste eines Bewässerungssystem der Mauren, die Wasser vom Berg ins Tal leiteten und so auch Monate nach Regenfällen genug Wasser für Felder, Vieh und Menschen hatten.

Wandern an maurischen Bewässerungskanälen in der Sierra Nevada

Wandern an maurischen Bewässerungskanälen in der Sierra Nevada

Berühmt ist die Wanderung mit dem Namen „El integral“ – je nachdem, wie man zählt, wandert man bei der Tour in 5 Tagen auf 25 Gipfel!

Landschaft und Lage des Nationalparks Sierra Nevada

Die geografische Lage macht diesen Nationalpark, wie bei vielen anderen auch, zu etwas ganz Besonderem. Weniger als 100 km sind es vom Mittelmeer bis zu den Gipfeln der 3000er. 5 Micro-Klimazonen auf engem Gebiet, mit extremen Temperaturunterschieden. Am Meer werden noch Mangos angebaut, einen Katzensprung entfernt wachsen nur noch Kastanien und Eichen. An klaren Tagen kann man gegenüber die afrikanische Küste sehen.

In der Sierra Nevada

In der Sierra Nevada

Konstant erschüttern Erdbeben die Sierra Nevada, hier treffen die afrikanische und die europäische Platte aufeinander. Einst, als Gibraltar noch über eine mit Landbrücke mit Spanien verbunden war, kamen Tiere aus Afrika, brachten Pflanzen mit, veränderten das Leben in den spanischen Bergen. Die Landschaft heute ist fantastisch unterschiedlich, von wüstenartigen Gegenden wie den Ramblas de los Yesos, von denen ich euch schon erzählt habe, über den Dehesa del camarate, einen von Wald und Wiesen dominierten Teil des Nationalparks, bis zu den Canyons bei Alcudia de Guadix.

Deshate del Camarate

Deshate del Camarate

Deshate del Camarate

Deshate del Camarate

 

Spanische Canyons: Alcudia de Guadix

Spanische Canyons: Alcudia de Guadix

Pflanzen der Sierra Nevada

Aufgrund des Klimas und anderer Faktoren gedeiht in der Sierra Nevada eine überdurchschnittlich hohe Zahl endemischer Pflanzen, also solche, die es nur in dieser Gegend der Welt gibt. Gesehen haben wir Kakteen, Ginster, wilden Thymian, Fingerhut, Minze, Orchideen, Kapern und natürlich Olivenhaine.

Blumen in der Sierra Nevada

Essen und Trinken in der Sierra Nevada

Frisches Brot und Oliven, Sandwiches so lang wie mein Fuß, Ziegenkäse, wilde Erdbeeren, Feigen. Die Mahlzeiten haben oft unzählige Gänge, das Abendessen beginnt häufig erst um 9 Uhr abends. Wenn man nicht gerade im Biwak unterhalb des Mulhacén kauert, kann man es sich in der Sierra Nevada wirklich gut gehen lassen. Die Organisationen, die sich dem Ökotourismus verschrieben haben, legen viel Wert auf lokale Gerichte und frische Produkte, wie etwa die Oliven vom Bauern nebenan liefern zu lassen und nicht von einer namenlosen Riesenplantage irgendwo.

Ganz eindeutig Andalusien!

Ganz eindeutig Andalusien!

Mehr Impressionen aus der Sierra Nevada

Der erste Eindruck von diesem unbekannten, einsamen Gebirge ist also überaus spannend. Mehr als 20 Gipfel über 3.000 Meter, und man sieht kaum Wanderer. Es kostet sicher etwas mehr Zeit und Kreativität, dort Bergtouren zu planen, verglichen mit den Alpen, aber dafür ist man eben auch in einem Gebirge unterwegs, das sonst kaum jemand kennt. Und kann das noch mit den spanischen Stränden, dem guten spanischen Essen und den interessanten Städten kombinieren. Die Welt steckt voller Überraschungen, man muss sie nur suchen.

Weiße Dörfer im Valle del Poqueira/ Alpujarra/ Sierra Nevada

Weiße Dörfer im Valle del Poqueira/ Alpujarra

Pampaneira in der Sierra Nevada

Pampaneira in der Sierra Nevada

Und das Nachbardorf Capileira

Und das Nachbardorf Capileira

Malaga - Großstadt am Rande der Sierra Nevada, am Meer. Kontrastprogramm zu den 3000ern.

Málaga – Großstadt am Rande der Sierra Nevada, am Meer. Kontrastprogramm zu den 3000ern.

Wandern im Reich der spanischen 3000er

Wandern im Reich der spanischen 3000er

Nationalpark Sierra Nevada

Der Fernweh Freitag begann als kleine feine Gipfelglück Serie 2014 und ist dann leider eingeschlafen. Im 5. Teil ging es um Granada und Málaga, und ich hoffte auf nähere Bekanntschaft mit der Sierra Nevada . Hier ist jetzt der 7. Teil der Serie- es geht um die Sierra Nevada. Vielleicht hilft es bei Wünschen tatsächlich, dass man sie aufschreiben muss, damit sie erfüllt werden…

Datum der Reise: 14. bis 18. Juni 2016

*Die Reise wurde organisiert vom Spanischen Fremdenverkehrsamt in München, von TUREBE, der spanischen Vereinigung für verantwortungsbewussten Ökotourismus, der Association Foro de la Carta Europea de Turismo Sostenible de Sierra Nevada, Turismo Andaluz und Diputación de Granada. Vielen Dank für die Einladung!

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Mehr Spanien bei Gipfelglück 

Mehr Touren in Nationalparks bei Gipfelglück

Weitere Ausgaben des Fernweh-Freitags:

Die Ostküste von Australien – segeln, wandern, Städte

Inseln, Lagunen, Atolle – in Tahiti und Bora Bora

Baja California in Mexico – beim Wandern in der Wüste

British Virgin Islands – Segeln in der Karibik

Andalusien – ganz ohne Wanderschuhe

Ins Weltall– eine Sonderausgabe

Sierra Nevada in Spanien – Wüste, Nationalpark, 3000er

 

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4 Kommentare

Griesi 30. Oktober 2016 - 00:01

Ich wusste gar nicht, dass es dort jetzt einen Nationalpark gibt und merke gerade, wie lange es her ist, dass ich Ende der 1980er dort war.

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Stefanie Dehler 30. Oktober 2016 - 22:01

Was hast du denn dort gemacht? Warst du mit dem Motorrad dort?

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Griesi 31. Oktober 2016 - 18:19

Nein, damals waren wir mit einem Geländewagen (vulgo: Fiat Panda) unterwegs.

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Irrungen und Wirrungen: Wegmarkierung in europäischen Gebirgen | Bergfreunde 25. November 2020 - 10:51

[…] es in der andalusischen Sierra Nevada nur spärlich und nicht in einer einheitlichen Systematik. Im Gipfel-Glück-Blog von Stefanie Dehler wird ausdrücklich auf den eher […]

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