Die Erinnerung an die Bergtour auf die Schärtenspitze duftet nach Sommer. Nach endlosen hellen, sonnigen Tagen in kurzen Hosen, mit kalten Getränken und langen Aufenthalten am Gipfelkreuz. Schließe ich im kalten dunklen Dezember die Augen, träume ich mich zurück auf die felsigen steilen Zacken zwischen Hochkalter und Watzmann und zu einem oder dem Ziel aller Kuchenliebhaber in Bayern, zur Blaueishütte.
Zum Kuchen essen auf die Blaueishütte schaffen es die meisten Wanderer über den Normalweg ohne Probleme, für die Runde, die ich hier beschreibe, sind Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Wer bergerfahren ist, wird die Tour genießen.
Start ist am Parkplatz Pfeifenmacherbrücke, zwischen Berchtesgaden und der Ramsau (auf ca 800m). Was zuerst wie ein Wald aussieht, wird bald mehr zu einem Dschungel. Weit oben endet die Ostwand der Schärtenspitze, unbezwingbar für Wanderer scheint sie von unserer Position.
Von der Hochalm zur Schärtenspitze
Durch den Wald…
…gelangen wir zur Almfläche der Hochalm. Aus ein paar herumliegenden Steinen…
…wird bald eine Felswüste mit wenigen grasigen Flecken. Markierungen sind zwar da, ein Weg aber nicht wirklich. Anstrengend zu gehen, aber nicht schwierig bis jetzt.
Der Weg führt zu hoch aufragenden Wänden, zum Teil rot gefärbt, und in einer Rinne geht es nun immer steiler nach oben, Richtung Eisbodenscharte.
Die Eisbodenscharte auf 2.049 m erreichen wir ziemlich genau 3 Stunden nach dem Start der Tour. Ein Blick nach vorne, hinunter zum Hintersee…
…und ein Blick zurück auf das gerade gekraxelte Wegstück…
…und dann ein Blick nach rechts, wo der Weg weiterführt zur Schärtenspitze.
Auch wenn es so nah aussieht, dauert es noch eine gute Stunde bis zum Gipfel. Weitere seilversicherte Stellen, ab und zu ausgesetzt, an vielen Stellen geht es steil in die Tiefe. Auf den letzten Metern muss man sich schon konzentrieren, aber der Weg lässt sich gut gehen, die 360 Grad Ausblicke grandios und der Gipfel ja nicht mehr weit.
Dann erreichen wir den Gipfel der Schärtenspitze (2.153m), und: besetzt. Nachdem wir den ganzen Vormittag über kaum 5 Leute getroffen haben, ist nun fast gleichzeitig mit uns eine Klettergruppe zum Gipfel gekommen. Angeschlichen über die Nordwand…
Wir finden ein Plätzchen für die Brotzeit, weit weg vom Gipfelkreuz, und bewundern das Panorama. Eine ganze Weile. Im Sommer ist es einfach so schön, auf einem Berggipfel zu sitzen und die Welt um sich herum zu betrachten.
Von der Schärtenspitze zur Blaueishütte
Die nächste Etappe vom Gipfel der Schärtenspitze bis zur Blaueishütte hat es noch einmal in sich, Konzentration ist gefragt, nicht (nur) Gedanken an Kuchenstücke. Der steile schotterige Weg ist oft unangenehm zu gehen, ich bin froh, als wir die steilsten Stücke hinter uns haben. Inzwischen sieht man auch immer mehr vom Blaueis, dem nördlichsten Gletscher der Alpen. Auch er geht immer mehr zurück, liegt aber so schattig, dass er noch vorhanden ist…
Durch leichte Gras- und Felslandschaften gelangen wir dann endlich zur Blaueishütte (1.680m), zum Trubel, tobenden Kindern, Ende der Berg-Ruhe, her mit dem Kuchen.
Die Kuchen-Vitrine in der Stube ist für eine Berghütte wirklich einzigartig, die Auswahl fällt schwer. Dann ist auch diese Hürde gemeistert, wir sitzen vor der Hütte in der Sonne, strecken die Beine in die Sonne und die Kuchengabel in den Mund und freuen uns auf den Rückweg – nach dem anspruchsvollen Aufstieg mit vielen Kraxelstellen ist ein entspannender breiter Forstweg zurück zum Parkplatz doch genau das richtige.
Und hier könnte dieser Sommertraum zu Ende sein. Über Forstwege gibt es ja nicht viel zu berichten.
Wenn, ja wenn da nicht der Begleiter gewesen wäre, der eine „Abkürzung“ gehen möchte. Über ein Steiglein, das uns zwar zur Straße führt aber weit weg von unserem Parkplatz. Die Sonne knallt von oben, der Asphalt glüht von unten, doch es herrscht eisiges Schweigen. Alle Autos ignorieren meinen hilfesuchend gereckten Daumen. Der Traum vom Forstweg ausgeträumt.
Seit diesem Tag ist das Wort „Abkürzung“ nicht mehr das gleiche, den anstrengenden letzten Tourenabschnitt aber schaffen wir natürlich auch noch und ziemlich schnell vergisst man die ätzenden letzten Kilometer neben der vielbefahrenen Straße. In Erinnerung bleiben der grandiose Aufstieg, die Atmosphäre am Gipfel und natürlich der Kuchen.
Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 14 Berchtesgadener Land Chiemgauer Alpen
Datum der Tour: 30. Juli 2016
Weiterlesen
Mehr Hüttentouren
Gipfelglück Reisetipps rund um Berchtesgaden
Mehr Bergtouren im Juli
—-
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
5 Kommentare
Hey Steffi,
die Tour ist klasse, die bin ich vor Jahren mal gegangen… Ich bin genau die gleiche Runde gegangen, die Ausblicke sind echt toll :-)
Liebe Grüße
Flo
Ein sehr schöner Bericht mit tollen Bildern von einer unserer Lieblingstouren! Und der Kuchen von der Hüttenmama Gitti ist wirklich »erste Sahne«, das haben wir sogar in unserem Buch »Bergerlebnis Berchtesgadener Land« im Bruckmann Verlag geschrieben, in dem genau diese Runde als Tourenvorschlag erscheint.
Liebe Grüße aus dem BGL
Brigitte und Michael
Die Tour war für mich auch eine der schönsten 2016, die mache ich bestimmt wieder einmal. Viele Grüße aus dem Chiemgau.
Wo ist die Abkürzung-das Steiglein geendet? Liebe Grüße Lutz
Am Holzlagerplatz – ein paar km weg von der Pfeifenmacherbrücke…