Einer der schönsten Plätze in Graz liegt nicht in der Stadt, sondern 60 Meter über ihr: der Schlossberg. Er übt eine spezielle Anziehungskraft aus und selbst bei einer kurzen Städtereise nach Graz lohnt es sich mehrfach hier herauf zu kommen. Morgens früh in aller Ruhe, abends zum Sonnenuntergang, um mittags dem Flötenspieler in historischem Gewand zu lauschen oder die faszinierende Standseilbahn auszuprobieren. Und gänzlich ungeplant steht dann doch wieder ein Berg – nicht ganz im Mittelpunkt – aber doch am Anfang meines Graz Reiseberichtes.
Museen und Cafés besuchen, das wäre der Schlechtwetterplan für diesen Kurztrip gewesen. Doch während die Alpennordseite unter Regen und Schnee stöhnte, verwöhnte Graz mich an Ostern mit Sonne und Wärme, so dass die Museen unwichtiger wurden, Draußen-Aktivitäten in den Vordergrund rückten. Die Stadt Graz und ihre Umgebung kann ich euch sehr für ein langes Wochenende empfehlen, es gibt viel zu sehen und zu tun – hier meine Highlights:
Kurz Wandern in Graz: durch die Rettenbachklamm
Eine kurze Straßenbahnfahrt (mit der Bim!) von der Innenstadt entfernt kann man zu einer tollen kleinen Wanderung durch die Rettenbachklamm starten (Bim Nr. 1 bis Waldhof/ Rettenbachklamm). Die Klamm ist als mittelschwere Wanderung ausgeschildert („Trittsicherheit erforderlich. Bei Starkregen und Hochwasser nicht begehbar.“), bei gutem Wetter aber mit Schuhen machbar, die man eben so auf einer Städtereise dabei hat (also keine Bergschuhe notwendig).
Zeitweise ist es eine überraschend kraxelige Strecke, wenn auch nie schwer. Durch hellgrünen Frühlingswald am plätschernden Bach entlang wandern, zu Vogelgezwitscher und knackenden Zweigen, das ist doch viel viel schöner als auf Asphalt in der Stadt! Mit der Rettenbachklamm hat man in Graz dann alles zusammen. Nach ca 2 Stunden gehen erreicht man die Bim Station Mariatrost und zuckelt wieder zurück in den Trubel der Stadt.
Kaffee und Kuchen in Graz
Kuchen (und Kaffee) mit Aussicht heißt in Graz: Die Cafés sind so gemütlich eingerichtet, dass man oft gar nicht weiß wo man zuerst hinschauen soll. Auf die Kuchentheke, oder den Fußboden, die Stapel mit Zeitschriften, oder einfach die anderen Gäste. Viele Studenten (laut Wikipedia fast 32.000), viele Hipster, vom Schlossberg auf Stadt und Fluss, vom Straßencafé auf historische Gebäude.
Die Auswahl fällt schwer bei den vielen Cafés und Restaurants. Zwei Empfehlungen: den schönsten Fußboden hat definitiv das Café Promenade am Burggarten! Und in der Kaiserfeldgasse, ums Eck von der Neuen Galerie (siehe unten) ist eine der vier Filialen von Tribeka, was für Trink besseren Kaffee steht. Modern gemütlich, ich hätte hier Stunden verbringen können. Jeden Tag.
Besichtigungen in Graz
Die Murinsel, am besten abends im Spiel wechselnder Farben.
Den Park des Schloss Eggenberg, UNESCO Welterbe und Spielplatz eines großen Ensembles von Pfauen, die den Besuchern eine tolle Show präsentieren!
Die Neue Galerie im Joanneumsviertel mit Werken aus den letzten 200 Jahren – mit Landschaftsmalerei, wo man den ein oder anderen Lieblingsberg entdeckt, mit faszinierenden Tier-Gemälden und verstörenden Installationen, die man eigentlich nicht braucht. Und sich deswegen lieber auf den bequemen Bänken oberhalb des unterirdischen Eingangs in die Sonne legt.
Länger Wandern bei Graz: aufs Rennfeld (1.629 m)
Viel Wald, viel Forstwege, viele steile Abschnitte – der Weg auf das Rennfeld von Pernegg (ab Kraftwerk) aus ist teilweise nicht sehr spannend. Aber alle Anstrengung ist vergessen, wenn man am Feuer in der Ottokar Kernstock Hütte am Gipfel des Rennfeld neben den riesigen Funkantennen sitzt. Kaffee trinkt, Suppe isst, ein Ei geschenkt bekommt, wegen Ostern, und mit dem Hüttenwirt plaudern kann. Hier waren wir einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Mehr wandern in Graz
Mit den Wanderungen aufs Rennfeld und durch die Rettenbachklamm bin ich schon ein wenig auf den Geschmack gekommen, diesen Teil der Steiermark besser kennen zu lernen. Gert vom Gipfelrast-Blog ist der Experte auf (und in) diesem Gebiet und stellt hier seine Wandertipps für einen Graz-Stadt-Wander-Urlaub vor! Gipfelrast & Gipfelglück haben immerhin schon gemeinsam Aussicht genossen, nicht von einem Berg sondern von der Restaurant-Terrasse im 5. Stock über Graz, deswegen weiß ich, dass man sich auf die Gipfelrast-Empfehlungen verlassen kann.
Ein letzter Stop auf dem Heimweg: Die Lurgrotte Peggau
Wir nahmen an der einstündigen Führung durch diese größte wasserdurchflossene Tropfsteinhöhle Österreichs teil. Die vor allem durch die spannende Erzählung des Guides begeistert. Ohne ihn hätten wir auch die eine schlafende Fledermaus nicht gesehen. Und der kleine Bach macht den Höhlenspaziergang durch die Lurgrotte Peggau tatsächlich zu etwas Besonderem.
Fazit: Ich kann Graz sehr für eine kleine Wochenend-Städtereise empfehlen, mit einer guten Mischung aus historisch und modern, Kulturprogramm, Einkaufen, Kaffee & Kuchen und aber auch Naturerlebnis, in der Stadt selber oder ein kleines Stück außerhalb!
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Datum der Reise: 14. bis 17. April 2017
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
5 Kommentare
Es freut mich sehr, dass es dir in unserer Stadt so gut gefallen hat! Vielleicht darf ich ja schon bald den einen oder anderen Gipfelglück-Leser hier begrüßen… ;)
Das wäre schön. Notfalls komme ich noch mal wieder :-)
Hallo Stefanie.
Wow, was für ein schöner Bericht. Da wäre ich auch gerne mit dabei gewesen. :D Besonders am Gipfelkreuz mit dem Kaffee trinken.
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Danke Tessa, und viele Grüße zurück :-)
[…] Welche meiner Wandertipps sie damals berücksichtigt hat und wie es ihr gefallen hat, könnt ihr hier […]