Die Bike & Hike Tour zur Birkkarspitze ist ein Klassiker unter den Karwendel-Touren, und wie es manchmal bei Klassikern so ist, das Schicksal schickt immer erst einmal andere Berggipfel und andere Touren vor.
Sehr spontan kam jedoch diesen Sommer die Zeit für die Birkkarspitze, weil beim Abtelefonieren der Hütten für das Wochenende tatsächlich am Karwendelhaus kurzfristig zwei Betten frei geworden waren und wir sehr spontan zusagten.
Was soll ich sagen: es wurde ein perfektes Wochenende und ich war so begeistert von der Birkkarspitze wie ich es mir Jahre lang ausgemalt hatte!
Die Tour hat durchaus anspruchsvollen Charakter und erfordert Kondition und Bergerfahrung. Ich persönlich habe mich sehr in meinem Element gefühlt, ich liebe das rauhe, wilde Karwendelgebirge und kann mich bis heute an das unbeschreibliche Gefühl am Gipfel mit dem gigantischen Panorama erinnern.
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Mit dem MTB von Hinterriss zum Karwendelhaus 1.765m
Wir starten am Parkplatz am Rissbach, am Ortseingang von Hinterriss (931 m). Mit den Fahrrädern. So weit ich weiß, bin ich noch nie 1000 Höhenmeter mit dem Mountainbike gefahren. Das Gepäck für die Übernachtungstour ist minimal gehalten, aber ein bisschen was braucht man halt doch. Zum Glück starten wir erst einmal flach, auf der Straße bis kurz hinter der Mautstation.
Dort geht es weg von der Straße, von nun an auf breiten Forstwegen, die man sich teilweise auch mit Fußgänger*innen teilt, mit Leuten auf E-Bikes und anderen MTBs. Es geht durch viel Wald, ab und zu mit Blick auf die Fleischbank und andere Karwendelgipfel, es geht leicht bergauf und auch mal bergab, alles ist recht gut zu fahren. Wir können uns ja auch Zeit lassen, das Bett im Karwendelhaus ist reserviert.
Nach ca 2 Stunden erreichen wir das Almgebiet des Kleinen Ahornbodens (1400m) mit grasenden Kühen, einem Brunnen, ein paar Hütten und vor allem: dem gigantischen Blick auf die wilden Karwendel-Zacken, die mich schon so lange faszinieren. Hier bin ich richtig! Und 470 Höhenunterschied sind immerhin schon geschafft.
Ab dem Kleinen Ahornboden wird der Radlweg schwieriger, zum einen steiler aber es gibt auch enge Kurven mit schwer zu fahrenden großen Geröllbrocken und feinem Kies. Der Weg windet sich durch Latschen und Almwiesen, mit toller Sicht auf die Lalidererwände. Teilweise ist schieben angesagt, ich habe morgen ja noch den Gipfel vor mir, ich muss mich nicht völlig verausgaben und bewundere lieber die Umgebung in karwendelgrau und sommergrün. Die Falkenhütte ist in der Ferne zu sehen, aber unser Ziel, das Karwendelhaus, hält sich bis zum Schluss versteckt, selbst noch am Hochalmsattel, zu dem ein letzter fieser Anstieg hinaufführt. Innerlich darf ich hier bereits jubeln – 1000 Höhenmeter geschafft, die letzten Meter zur Hütte rollen wir gemütlich dahin.
Im Karwendelhaus am Fuß der Birkkarspitze
Auf Alpenvereinshütten übernachten, das hatte ich in den beiden Pandemiesommern wirklich sehr vermisst. Endlich geht es wieder! Der Nachmittag ist noch herrlich, von der Terrasse schaut man hinunter auf das Tal, das nach Scharnitz führt, es gibt Kaffee und Sachertorte und diese wunderbare Faulheit, vor dem Gipfeltag einfach nur abhängen zu dürfen. Sehr erfreulich: ein Trinkwasserbrunnen am Eingang zu Hütte, kostenlos Wasser, so viel man will, das ist so wertvoll!
Leider wird es dann voll im Karwendelhaus, sehr voll. Die Hütte liegt am Weg nach Venedig und ist Teil der großen Karwendel-Durchquerung, es ist kurz vor dem Feiertag, das Wetter perfekt, kurzum, der Wirt schiebt immer noch mehr Gäste in die Stube um nachzuholen, was die letzten beiden Sommer nicht möglich war. Spagetti und Salat beim Abendessen sind gut, aber gemütliche Hütten-Atmosphäre stellt sich nicht wirklich ein, in der Stube ist es einfach zu voll. Immerhin schnarcht niemand im Lager unter den Dachschrägen.
Zum Gipfel der Birkkarspitze 2.749m
Unsere Fahrräder stehen recht einsam an der Mauer vor der Hütte am nächsten Morgen, wo doch am Nachmittag kaum ein Parkplatz zu finden war. Wir lassen sie noch eine Weile stehen, erst einmal geht es zu Fuß los zum höchsten Gipfel des Karwendel Gebirges. Der Weg ist leicht zu finden – einfach allen anderen hinterher.
Früh am Morgen ist es noch angenehm kühl und schattig, der Weg ist anstrengend doch muss er später, wenn er in der Sonne liegt, noch sehr viel anstrengender sein. In einigen Kurven durch Lawinenverbauungen geht es in einen Latschenhang hinein, bevor das berüchtigte Schlauchkar beginnt: ein Schlauch aus Geröll, durch das ein schmaler Pfad führt. Es ist kein Grashalm mehr zu sehen, man hat kaum das Gefühl voran zu kommen, dabei geht es stetig bergauf.
Am Schlauchkarsattel scheint große Pause angesagt, der Blick ist schon hier wirklich gigantisch. Ein Platz für die Pause ist es aber vor allem für diejenigen, die den weiten Weg zum Hallerangerhaus vor sich haben und deswegen den Gipfel auslassen. Wer auf den Gipfel will, macht nur schnell ein Foto und kraxelt weiter.
Am kleinen Biwak der Birkkarhütte (2640 m) vorbei beginnt der Aufstieg zum Gipfel, der Weg ist nun noch einmal anspruchsvoller als es der Geröllweg durchs Schlauchkar war. Man muss nicht klettern, es gibt allerdings einige seilversicherte Kraxel-Stellen, der Weg ist sehr ausgesetzt und erfordert ab und zu die Hand am Fels.
Aber schon eine Viertelstunde später stehen wir am Gipfel der Birkkarspitze auf 2.749 m – zusammen mit nur wenig anderen Leuten, die Mehrheit bleibt tatsächlich am Sattel unten.
Die Aussicht ist wahrlich unbeschreiblich. Gefühlt sieht man alles, was sich Münchner Hausberge nennt, den bayerischen Teil wie auch das gesamte Karwendel und unzählbar viele Tiroler Gipfel, vom Wilden Kaiser bis zum Großglockner. Die Einschnitte der großen Täler lassen sich gut erkennen, die Sicht ist einfach perfekt, besser hätten wir es nicht erwischen können. Von irgendwoher klingen Kuhglocken herrauf.
Wir machen ausgiebig Pause, schauen in alle Richtungen, denken an frühere Touren auf die umliegenden Gipfel zurück, setzen neue auf unseren Touren-Wunschzettel.
Abstieg und Abfahrt
Der Rückweg erfolgt auf der gleichen Route wie der Aufstieg. Das erste Stück zum Schlauchkarsattel ist anspruchsvoll, danach ist es vor allem anstrengend und fast schon nervig – im Schotter und Geröll des Schlauchkars rutscht man mehr als dass man geht, die Sonne brennt herunter.
Am Karwendelhaus ist schon wieder Halligalli, kein Wunder, es ist ein sonniger Sonntag und mit den E-Bikes fliegt es sich ja flott herauf… Wir ziehen uns um, trinken ausgiebig Wasser und freuen uns auf die letzte Etappe der Bike & Hike Tour zur Birkkarspitze, die uns für alle Mühen belohnen wird!
Wobei das erste Stück bis zum Kleinen Ahornboden noch einige enge steile Abschnitte zu bieten hat. Die Oberschenkel brennen, die Hände verkrampfen sich am Lenker, es ist volle Konzentration gefragt.
Noch eine Pause am Brunnen am Kleinen Ahornboden, dann ist es wirklich nur noch ein 500 Höhenmeter-Ausrollen. Über die Forstwege des Johannestals fliegen wir an allen vorbei, die nach Hinterriss zurück wandern (müssen), die Gegenanstiege merkt man kaum. Wohlig erschöpft kommen wir wieder in Hinterriss an.
Nach Jahren des Wartens auf diesen Gipfel hat es das Schicksal wirklich gut gemeint und ein perfektes Wochenende für die Bike & Hike Tour zur Birkkarspitze ausgesucht.
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Datum der Tour: 13. und 14. August 2022
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.