Geht eine Gruppe von Wanderern einen nicht enden wollenden Forstweg hinunter, nach einem Gipfel, nach einem Hüttenbesuch, dann gerät die Unterhaltung manchmal auf Abwege, kommt man vom Hölzchen aufs Stöckchen und manch Wissenschaftler oder Schullehrer würde sich die Haare raufen. Wie schwer ist ein Berg? Wie entsteht Föhn? Und warum ist Schnee weiß?
Alle Schlaumeier, Besserwisser und Angeber sollten für künftige Diskussionen einmal das neue Buch “Wie viel wiegt ein Berg? – Wissenschaft über der Baumgrenze” von Jacopo Pasotti durcharbeiten, um beim nächsten Forstweg-Grübeln mit besonderem Berg-Wissen glänzen zu können. Es verspricht “einen Blick hinter die bekanntesten Gipfelmythen”.
In der Schule hätten sich wohl wenige von uns vorstellen können, einmal freiwillig ein Physik Buch zu lesen, aber wir schauen ja auch Galileo im Fernsehen an und lösen Earth Caches mit neu gewonnenen Erkenntnissen aus Geologie und Biologie. In meinem Buchtipp kommen nun Einblicke in Meteorologie, Botanik, Zoologie und Geografie dazu.
Die Kompliziertheit der 67 behandelten Fragen ist unterschiedlich, manche Dinge versteht man bei einmaligem Durchlesen, andere Kapitel sind mehr für richtig Fortgeschrittene mit abgeschlossenem Physikstudium. Manche Phänomene wollte man schon immer einmal erklärt haben. Andere Fragen hätte man sich selber nie gestellt. Manches ist nur zum Klugscheißen (Weshalb sind nicht alle Berge spitz?), andere haben praktischen Nutzen (Warum man sich wie bei Gewitter verhält? Wie gewinnt man mit einem perfekten Schneeball eine Schneeballschlacht?). Man sollte allerdings wissen, wem gegenüber man Worte wie „Potenzialdifferenz“ erwähnt. Wer weiß schon, welche Bücher die Wanderfreunde gelesen haben.
Das ein oder andere passt sicher auch für Kreuzworträtsel oder man kann bei einer Quizshow im Fernsehen glänzen. Zum Beispiel: Was sind Magnaghi, Vavilov, Palinuro, Marsili, Sisifo und Eolo?
a) Monde, die um den Neptun kreisen
b) die wichtigsten Unterwasservulkane im Tyrrhenischen Meer
c) Gesteinsarten der Anden
Richtig ist b), das Kapitel dazu heißt „Die Vulkane Italiens“ und erzeugt sehr viel Reiselust (besonders bei Leuten, die eh gerade einen Flug nach Neapel zum Vesuv gebucht haben hihi).
„Wie viel wiegt ein Berg“ selber kommt mal ironisch-witzig daher, manchmal ganz schön fies und arrogant, wenn etwa ein Sachverhalt mit „Wie wir ja alle wissen…“ erklärt wird. Wissen wir nicht, sonst würden wir ja das Buch nicht lesen.
Illustriert ist das Buch mit außergewöhnlichen Zeichnungen und hilfreichen Grafiken von Alessandro Damin. Insgesamt werden 67 Fragen beantwortet, unterteilt in 4 Themenbereiche (Berge von unten, Berge von innen, Berge von außen, Berge von oben) sowie 18 Kapitel. 296 g sind leicht genug, dass richtige Klugscheißer das Buch auch auf die nächste Bergtour mitnehmen und beim Wandern oder nach dem Abendessen auf der Hütte daraus zitieren können!
Infos: Wie viel wiegt ein Berg? Wissenschaft über der Baumgrenze, Jacopo Pasotti, Klappenbroschur, 208 Seiten, Format 13,4 x 2,2 x 21,1 cm, erschienen im November 2015 im Atlantik Verlag, ISBN 978-3-455-70015-2, Preis 16,99 Euro
Der Atlantik Verlag hat mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, vielen Dank. Ihr könnt Wie viel wiegt ein Berg? Wissenschaft über der Baumgrenze hier bei Amazon*bestellen.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.