Schafelberg und Kirchberg sind zwei Gipfel oberhalb des Pillersees, in der Nähe von Waidring in Tirol. Im Winter bei den richtigen Schneeverhältnissen sind sie die Highlights einer großartigen Schneeschuhtour, sehr einsam, obwohl sie in gängigen Wanderführern gelistet ist.
Ich erlebte diese 900-Höhenmeter-Tour bei perfekten Bedingungen, pudrigstem Pulverschnee, strahlender Sonne, und wurde am Ende auch noch mit einer Sachertorte belohnt. Diese Tour ist für dich, wenn du Erfahrung mit anspruchsvolleren Schneeschuhen-Touren hast und gute Orientierung, außerdem kann ich sie nur für wirklich gutes Wetter empfehlen.
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Wir starten die Tour am kleinen Parkplatz an der St. Adolari Kirche auf 853 m, die Parkgebühr von 2 Euro kann man sich hinterher im Wirtshaus anrechnen lassen! Am Wegweiser sind beide Gipfel angeschrieben, es geht im Wald auf einem Forstweg entlang, noch ohne Schneeschuhe, es ist schattig und so kalt… In diesen ersten Minuten ist noch nicht ersichtlich, welch Traumtag uns weiter oben erwartet.
An einem großen einsamen Bauernhof etwa 20 Minuten später wird es warm genug die Jacke aus- und die Schneeschuhe anzuziehen. Während wird noch rumwurschteln, werden die Gebäude plötzlich von der Morgensonne beschienen, im Norden zeigt sich zum ersten Mal das lange Band der Steinplatte. Wer dort an diesem Tag beim Skifahren ist, wird nichts von Einsamkeit erzählen können.
Hinter den Höfen sind im Schnee nun deutlich Spuren von Schneeschuhen, Ski und auch Schuhen erkennbar – es scheint ohne Schneeschuhe zu gehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Person so viel Freude hatte und empfehle hier absolut die Tour mit Schneeschuhen zu gehen. Durch den lichter werdenden Wald gelangen wir zur Rechensau-Alm 1.293 m, wo eine sonnige Terrasse mit Steinplatten-Blick zu einer kleinen Tee-Pause einlädt.
Etwa 1,5 Stunden wandern wir nun durch sonniges Latschen-Gelände und durch Wald, die Spur immer gut zu erkennen, mit ein paar steilen Stellen aber ohne große Schwierigkeiten. Andere Menschen sehen wir kaum, was verwunderlich ist – die Tour haben wir nämlich im Schneeschuhführer Chiemgauer Alpen aus dem Rother Bergverlag gefunden. Bei diesem perfekten Wetter, besten Bedingungen, ist es offensichtlich doch mehr Geheimtipp, als der Bucheintrag vermuten ließe.
Das Gipfelkreuz des Schafelbergs steht an einem überwältigend schönen Ort (auf 1.593m)! Man blickt auf der östlichen Seiten hinunter ins Pillerseetal und auf die Leoganger und Loferer Steinberge (vielleicht kennst du den Sommer-Artikel vom Heimkehrerkreuz und Ulrichshorn).
Im Norden sieht man die Steinplatte und andere Chiemgauer Gipfel, nach Osten in den Hang zum Kirchberg-Gipfel und weite Schneefelder, mit grünen Latschenflecken dazwischen. Es gibt eine Bank, es ist windstill, und hier sind sogar andere Leute!
Dennoch bleiben wir nur kurz…Es wartet noch der zweite Gipfel auf uns (nur eine halbe Stunde entfernt) und der Abstieg, auf dem ein schwerer Grat-Abschnitt angekündigt ist. Zurück in die Einsamkeit, eigentlich geht es nur gerade aus, immer bergauf, auch hier einer deutlichen Spur nach, offensichtlich wird dieser Weg sowohl mit Ski als auch mit Schneeschuhen begangen.
85 m höher als der Nachbar und genauso schön: nach einer halben Stunde stehen wir am Kirchberg-Gipfel auf 1.678 m. Das heißt, wir sitzen, denn auch am Kirchberg steht eine Bank und hier ist Zeit für eine längere Pause, mit Blick auf die Kitzbüheler Alpen, die am Schafelberg noch vom Kirchberg verdeckt wurden, und auf den Wildern Kaiser.
Pause.
Dass man so einen Ort für sich allein hat, an einem perfekten Winter-Sonntag!
Vom Kirchberg zurück ins Tal folgt der anspruchsvollste Teil der Tour – es geht über einen relativ schmalen Grat mit ausgesetzten Stellen. Nicht furchterregend schmal, der Schnee ist fest und gut zu gehen, die Sicht perfekt und wir sind erfahren genug. Aber bei weniger guten Verhältnissen kann es hier schwierig werden, und hier will man nicht abstürzen!
Deswegen mein Tipp, wenn Schnee und Wetter nicht perfekt sind, einfach nur bis zum Schafelberg gehen und den gleichen Weg zurück, Kirchberg und Grat-Überschreitung weglassen. Bei Verhältnissen wie an diesem Tag jedoch ist es ein Genuss mit einem Schuss Nervenkitzel.
Am Ende der Gratüberschreitung wird der Weg etwas unübersichtlich, was der Wanderführer zwar erwähnt, er ist aber keine große Hilfe. Was uns hilft: hin und wieder ein Blick in die Strava App, wo man die Sommerwege gut erkennt, auf denen man nichts falsch machen kann.
Allerdings ist die Schneesituation so perfekt…dass wir einfach das machen, wofür Schneeschuhe erfunden wurden: durch den Pulverschnee hüpfen. Teilweise geht mir der lockere Schnee bis zum Knie, noch immer laufen wir in der Sonne, noch immer kaum ein Mensch zu sehen, auch wenn die Spuren eigentlich auf andere Schneeschuhgeher:innen und Skifahrer:innen hindeuten.
Bei anderern Schnee- und Wetterbedingungen kann der Abstieg ganz anders werden, hier muss man immer vor Ort entscheiden und bewerten, was geht, was sicher ist, wie anstrengend es ist. Aber ich kann mich nur wiederholen – wir haben einfach einen perfekten Schneeschuhtag am Schafelberg und Kirchberg erwischt.
Trotzdem ist irgendwann der Spaß vorbei.
Hinter der Raineralm (1.170 m) geht es auf breiten Forstwegen durch schattigen Wald, es wird düster und kalt und langweilig. Die Schilder erzählen Blödsinn, die Zeitangaben scheinen durcheinander geraten. Der Rechensau Bauernhof, den wir im ersten Morgenlicht erlebt haben, liegt schon wieder still und leblos, auf allen Seiten werfen Berge lange dunkle Schatten auf den gar nicht mehr leuchtenden Schnee.
Der Lichtblick, den man braucht, der letzte Antrieb, ist die Tatsache, dass wir ja direkt am Wirtshaus von St. Adolari parken. Als Kaffee und Sachertorte vor uns stehen – und in Minutenschnelle schon in den Bäuchen verschwunden sind – ist der dunkle kalte Wald vergessen, die Welt wieder in Ordnung und im Kopf breitet sich der schöne „alles richtig gemacht“-Gedanke aus.
Datum der Tour: 16. Januar 2022
Alle Höhenangaben stammen aus dem Rother Schneeschuhführer Chiemgauer Alpen. Hier kannst du den Schneeschuhführer bei Amazon bestellen* oder hol ihn dir in deiner Lieblings-Buchhandlung.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.