Die Wanderung auf dem Schnitzlerweg von der Axalp zum Hinterburgseeli ist vom Weg her eher unspektakulär- einfach zu gehen, genau richtig, wenn man noch immer mit einer fetten Erkältung kämpft, aber froh ist, draußen an der Luft und in der Sonne zu sein. Wenn unten im Tal in Brienz am See schon alles im Schatten liegt im Winter, ein paar Hundert Meter höher am Südufer aber die Sonne so strahlt, wie ich mir Winter vorstelle, genau richtig.
Und ich würde behaupten, dass die Tour auf dem Schnitzlerweg bei Schnee noch viel schöner ist als im Sommer, warum das so ist, dazu muss ich ein wenig ausholen.
Zum einen ist der Ort Brienz seit 1816 berühmt für Holzschnitzer, Christian Fischer fing damit an, Drechsel- und Schnitzarbeiten an Touristen zu verkaufen. Zum anderen fegte am 26. Dezember 1999 der Orkan Lothar über Europa, vor allem über Frankreich, die Schweiz, den Schwarzwald. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht wirklich daran erinnern kann, aber meine Begleiterin von Interlaken Tourismus hat mir viel berichtet: über die Millionenvon entwurzelten Bäumen, die horrenden Schäden für die Holzwirtschaft, die Toten, die Verwüstung. Dann aber kamen einige Schnitzer aus Brienz auf eine Idee, sie halfen beim „Aufräumen“, brachten Ordnung ins Chaos- und aus den verbliebenen Baumstümpfen auf dem Weg zum Hinterburgseeli schnitzten sie wundervolle Figuren!
(Das war die Vorgeschichte!) Und diese Figuren werden durch den Schnee noch mal schöner, die Fantasie wird angeregt, was der Schnee wohl versteckt und man kann sich tolle Geschichten dazu ausdenken. Viele Figuren sind leider komplett vom Schnee verborgen, von daher ist der Sommer dann im Vorteil. 80 Figuren stehen inzwischen am Weg, eine schöner als die andere. Die Tiere wie Eichhörnchen z.B. wirken lebensecht, vor allem ein Fuchs war unglaublich! Die Personen haben feinste Gesichtszüge, sie wirken äußerst lebendig. Wie dieser Holzhacker:
Meine Lieblingsfiguren war das Paar, das unten abgebildet ist. Natürlich schreit er, weil er so viel Schnee im Gesicht hat, aber warum grinst sie so? Schadenfreude? Hat sie an einem Tannenzweig gezogen und er hat eine Ladung Schnee abbekommen? Gerade bei diesen beiden gibt der Schnee wirklich das gewisse Etwas.
Zwischendurch, das gehört auch zu kleinen Wanderungen dazu: Einkehr auf der Hütte. Es gibt Glühwein, Punsch und: Ovomaltine! Wir sind schließlich in der Schweiz!
Und dann erreichen wir das Hinterburgseeli. Völlige Stille, nur weil die Fläche komplett glatt und eben ist, erkennt man überhaupt, dass hier ein See ist. Die Felsen darüber leuchten in einer bräunlichen Farbe, so als wären auch sie bloß aus Holz geschnitzt.
Blick nach Norden zum Brienzer Rothorn (den Blick von der anderen Seite auf diese Kette gibts von der Lombachalp übrigens). Da soll es für den Sommer eine tolle Gratwanderung geben.
Ein Pippi Langstrumpf Mädchen, auch wenn man nicht richtig sieht, was sie da in der Hand trägt.
Man kann es nicht so 100% erkennen, aber der Bogen rechts ist kein Ast, sondern eine Metallstange, und der junge Mann wird beim Pinkeln im Wald erwischt.
Er ist einer von Max und Moritz oder? Tolle Haare, tolles Gesicht – aber was hat dieser Wanderer bloß am Hinterkopf?
Hat er einen Hammer in der Hand? Ein Bierglas? Jedenfalls einen schönen Schleier überm Kopf.
Zwischendurch wieder Blick nach Norden, auf den Brienzer See und links in der Ecke auf die Axalp.
Und etwas Abendrot gabs dann sogar auch noch:
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Die Axalp erreicht man gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Von Interlaken nach Brienz fahren Züge, zur Axalp fährt der Postbus. Man kann dort oben auch übernachten, ich stelle mir das sehr ruhig und idyllisch und tiefenentspannend vor. Vorzügliches Abendessen gibt es im Chemihüttli!
Die Alpine Pearls und Interlaken Tourismus haben mich auf die Tour eingeladen, vielen Dank dafür!
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
6 Kommentare
Hallo Stefanie,
vielen Dank für den schönen Bericht mit vielen Bildern, die manche Erinnerungen geweckt hat an meine erste mehrtägige Schneeschuhtour. Wir hatten damals -2007- auf der Axalp übernachtet. Sehr urig und morgens einen faszinierenden Sonnenaufgang.
Liebe Grüße
Dorothee
Den Sonnenaufgang kann ich mir gut vorstellen dort oben, schönes Fleckchen Erde!
ein schöner Bericht von dir. Welche Figur hast du gemacht :-)
lg Bernd
Jemand muss ja Fotos machen und davon berichten. Schnitzen überlasse ich anderen ;-)
Warst du mit den Schneeschuhen oder zu Fuss unterwegs? Und was von beidem würdest du mehr empfehlen?
Bei dieser Tour zu Fuß, das ging wunderbar.
Auf der Lombachalp aber mit Schneeschuhen: https://www.gipfel-glueck.de/winter-kurztrip-interlaken-schneeschuh-wanderung-lombachalp/
Am besten vor Ort fragen, wie die Verhältnisse sind, mit Schneeschuhen sinkt man nicht so tief ein, aber das Problem gab es beim Schnitzlerweg gar nicht.