Interlaken ist ein idealer Ausgangspunkt für einen kurzen Winterurlaub in der Schweiz, wenn man tagsüber verschiedene Wintersportgebiet kennenlernen und abends die Annehmlichkeiten einer Stadt genießen will. Auch Leute, die nie Latein in der Schule hatten (also Leute wie ich), erkennen im namen inter und lacus – zwischen den Seen. Im Osten der Brienzer See, im Westen der Thuner See, dazwischen die Stadt.
Was ich sehr faszinierend fand: vor über 100 Jahren, als der Massentourismus so langsam begann in Europa (ich hatte im Studium tatsächlich mal eine Vorlesung über Tourismus-Geschichte, sehr interessant!), waren erst wenige Ziele auf der Landkarte der Reisenden verzeichnet. Interlaken war einer dieser ersten Hot Spots, jeder wollte einmal die berühmten Schweizer 4000er sehen. Prächtige Grand Hotels wurden erbaut, die auch heute noch überall zu sehen sind. Wer den Film Nordwand gesehen hat, erinnert sich vielleicht an die Touristen und die Grand Hotels. Die Jungfraubahn feiert dieses Jahr ihren 101. Geburtstag! Tourismus hat hier Tradition.
Und in der heutigen Zeit? Ich hatte ja schon gesagt, dass ich noch mal auf das Thema Chinesen zurückkommen will. Hier ist eine große Parallele zu vor 100 Jahren- denn jetzt fangen die Chinesen und Inder an, Europa zu erkunden. Und wo fahren sie hin? Nach Interlaken und aufs Jungfraujoch. Spannende Sache.
Was auch toll ist: mitten in der Stadt gibt es die Höhematte, eine große Wiese, von der man bei gutem Wetter zur Jungfrau blicken kann, wo manchmal Konzerte stattfinden. Und wo – mitten in der Stadt – die Paraglider landen. Für buten Flecken an grauen Wintertagen.
Abendessen: Mir hat das Essen bei Le Petit Casino vorzüglich geschmeckt. Herzhaftes Rösti mit Speck und Spiegelei in einer Pfanne. Genau richtig, wenn man den ganzen Tag an der frischen Luft war. Das Restaurant ist leicht zu finden, mitten in der Stadt (Höheweg 71) in der Nähe des Casinos.
Alpine Pearls: Unter diesem Namen haben sich 28 Urlaubsorte in den Alpen zusammengeschlsosen, die besonderen Wert auf nachhaltigen Tourismus und umweltfreundliche Mobilität legen. Erreichbarkeit mit der Bahn (Interlaken hat sogar zwei Bahnhöfe, West und Ost), Transport vor Ort ohne das eigene Auto, Klimaschutz, umweltfreundliche Innovationen sind Kriterien für die Aufnahme. In Interlaken kann man zum Beispiel viele Busse kostenlos benutzen. „Perlen“ gibt es in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Slowenien und Frankreich. Ich bin zwar mit dem Auto angereist, war vor Ort aber nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.
Anreise: Mit dem Auto von München nach Interlaken geht sehr viel schneller als mit der Bahn (2-3 h weniger), ist aber doch was für Fortgeschrittene Autofahrer ;-) Für die Schweiz braucht man z.B. eine Autobahnplakette (33 Franken, gültig für ein ganzes Jahr). In der Bodensee-Gegend fährt man ein Stück durch Österreich, hier muss man aufpassen, nicht über die Autobahn zu fahren, da man a) sonst für die paar Minuten eine Vignette braucht („Korridor-Vignette“ bei einer bestimmten Strecke) und b) sollte man in Österreich sowohl bei Hin- als auch bei der Rückfahrt tanken, wenn man schon mal da ist!
Busfahren: Die Fahrten mit dem Bus vor Ort haben mich ans Busfahren in Neuseeland erinnert: vor dem Aussteigen bedankt man sich laut beim Fahrer und verabschiedet sich von ihm! Die Postbusse hatten außerdem Hinweise, dass sie kostenloses Wlan anbieten, was ich großartig finde, nur hat es leider bei keiner meiner Fahrten funktioniert.
EigerMönchUndJungfrau: Von der Stadtmitte von Interlaken sieht man die Jungfrau herüberlachen. Um Eiger und Mönch zu sehen, muss man die kurze Strecke (etwa 15 km) nach Grindelwald weiterfahren. An meinem Ankunftstag war dort noch etwas länger Sonnenschein als weiter unten im Tal in Interlaken. Ich war geflasht! Hier muss ich im Sommer noch mal zum Wandern hinkommen!
Freilichtmuseum Ballenberg: Nach ein paar Minuten Busfahrt von Brienz aus erreicht man den Ballenberg. Freilichtmuseen gibt es ja viele, dieser Besuch war für mich aber etwas besonderes. Das Museum hat im Winter eigentlich geschlossen, man darf aber auf das Gelände, aus Brandschutzgründen müssen alle alten Häuser gut erreichbar sein und so sind die Wege zwischen den Häusern offizielle Wanderwege.
Aus jedem Kanton der Schweiz gibt es hier Gebäude, im Sommer arbeitern darin Handwerker, 250 Tiere leben hier und es werden sogar Seidenraupen gezüchtet! Eine sehr besondere Stimmung herrscht im Winter, weite unberührte Schneeflächen, unglaubliche Ruhe (von den Militärflugzeugen abgesehen, die die Sicherheitskonferenz von Davos überwachten) und glitzernde Sonne. Das Gelände ist riesig – wir sind in 2 Stunden gerade so einmal überall vorbei gelaufen und waren nur in 2 oder 3 Häusern drin, Sonderführungsprivileg :-) Unter anderem gibt es ein Haus, bei dem man Isolierung, Renovierung und moderne Nutzung testet für Häuser, die z.B. unter Denkmalschutz stehen. Toll! www.ballenberg.ch
Lesestoff: Passende Lektüre durchaus „Die Wand aller Wände„, auch wenn der Eiger nicht direkt Interlaken ist. Aber zumindest nicht weit entfernt ;-) Für unterwegs hatte ich mir die „Gebrauchsanweisung für die Schweiz“ eingepackt (Urlaub mit Auto, viel Platz für Bücher!), bei dieser Serie kann man sehr viel Glück haben mit den Autoren oder sehr viel Pech. Die Schweiz-Gebrauchsanweisung ist so mittendrin, teilweise höchst langweilig, teilweise höchst amüsant. Tatsächlich kennt man keinen Schweizer Politiker, kommt in unseren Nachrichten nicht vor! Die Abkürzungen für Vornamen sind köstlich (Pitsch=Peter, Tömel=Thomas usw) und ich wusste vorher nicht, dass man beim Kartenspielen in der Schweiz die Karten gegen den Uhrzeigersinn austeilt! Insgesamt aber eher zäh… Ihr könnt die Gebrauchsanweisung für die Schweiz über diesen Amazon Link* bestellen.
Mitbringsel aus Interlaken: Käse! Bei Chäs Fritz in der Jungfraustrasse gibt es zum Beispiel Käse aus Milch von der Lombachalp!
Mittagessen in Brienz: Gegenüber vom Bahnhof Brienz (der übrigens direkt am See liegt) kann sehr gut im Restaurant Weisses Kreuz essen. Goethe war auch schon da, 1779. Ob er sein Essen damals schnell gemalt hat, bevor er den ersten Bissen probiert hat?
Schokolade: Bei jeder Tafel, von der ich das erste Stück Schokolade probiere, denke ich – das ist jetzt wirklich die beste. Und von den drei getesteten gibt es wahrlich keinen Favoriten. Sie haben alle einen Fehler – sie sind bereits aufgegessen… Schokolade ist teuer in der Schweiz, aber ihr Geld wert!
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Die Alpine Pearls und Interlaken Tourismus haben mich auf die Tour eingeladen, vielen Dank dafür!
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Mehr aus Interlaken:
Schneeschuhtour auf der Lombachalp
Vollmond-Schlittenfahren am Niederhorn
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Hallo Steffi, da bekomme ich doch gleich wieder Fernweh!
Ich habe da auch noch eine Rechnung offen (wir waren mal im Sommer in Grindelwald- unbedingt machen!): am Faulhorn gibt eine der längsten, wenn nicht die längste Rodelbahn Europas. Man muss bisschen dafür arbeiten, aber dann…
Seufz :)
Es ist wirklich eine tolle Gegend, die man wohl mal in allen Jahreszeiten sehen muss. Ich habe ja jetzt für das ganze Jahr die Autobahn Vignette, muss ich eigentlich ausnutzen :) Viele Grüße!