Die Namloser Wetterspitze ist ein Nachbarberg der Gartnerwand in den Lechtaler Alpen, von der ich hier kürzlich schon erzählt habe. In Verbindung mit einer Übernachtung auf der Anhalter Hütte ist ihre Besteigung eine großartige Bergtour, und dennoch haben wir unterwegs kaum andere Wanderer gesehen. Ein Geheimtipp also! Und die Anhalter Hütte selber hat für mich persönlich einfach alles, was eine gute Hütte haben muss.
Die Gartnerwand-Tour endete ja in Lermoos, von dort ging es direkt weiter zur nächsten Tour: Zunächst fahren wir – bei unsicherem Wetter – etwa eine halbe Stunde bis ins Dörfchen Namlos (auf 1.225m), wo wir gleich am Ortseingang das Auto abstellen. Der Weg Nr. 616 führt am Brentersbach entlang eine lange Zeit sehr flach ins Tal hinein. An einer Brücke sehen wir eine Markierung zu unserem Tagesziel…
… und nun beginnt ein stetiges, manchmal schlammiges Auf-und-Ab am Bachufer durch das Brennhüttental– schön, aber ohne dass wir wirklich Höhenmeter machen. Irgendwann geht es dann nur noch bergauf, über Geröllpfade, über Almwiesen, an Latschen vorbei.
Es fängt auch an zu regnen, zunächst reicht es aber, den Rucksack abzudecken und selber kurz Schutz unter den Bäumen zu suchen. Es erinnert mich an den Bericht, den Maren hier letztes Jahr über den Lechtaler Höhenweg geschrieben hat, auch da war so schlechtes Wetter auf der Anhalter Hütte…
Aber: wir haben richtig Glück! Wir kommen an einen Abzweig, wo wir links die Wiese hinauf gehen, rechts sehen wir den Pfad für den nächsten Tag zur Namloser Wetterspitze. Kühe kommen in Sicht und mächtige Wände erheben sich vor uns. Nach jeder Kurve, jeder Kuppe meinen wir die Anhalter Hütte sehen zu müssen (es ist der Hunger, der uns weiter antreibt, schließlich waren wir morgens schon auf der Gartnerwand!) und die Freude ist groß, als sie endlich am Fuß der steilen Heiterwand auftaucht.
Die Stube der Anhalter Hütte (auf 2.038m) ist klein, gemütlich, und voller Leute, vor der Hütte wird gegrillt, Duschen gibt es nicht, im Treppenhaus lüften und trocknen stinkende Klamotten – die Anhalter Hütte liegt am Fernwanderweg E4 und einige der Gäste sind wohl schon längere Zeit unterwegs. Für uns gibt’s erst mal Suppe.
Und ein Bier, oder mehrere… Unterhalb der Hütte, im Plötzigbach-Tal, rasen die Wolken entlang, ein faszinierendes Schauspiel, das nur von gutem Abendessen unterbrochen wird.
Und nach dem Essen? Scheint die Sonne. Also nehmen wir unser Bier mit raus…
…und erst mal kann ich gar nicht aufhören zu fotografieren, weil das Abendlicht Hütte, Felsen, See, Wiesen und die Leute strahlen und leuchten lässt.
89 Menschen können auf der Hütte übernachten, Lebensmittel kommen nur mit dem Hubschrauber oder zu Fuß mit dem Rucksack herauf – auf der Anhalter Hütte ist man weit weg vom Alltag. Der Abend endet mit Hüttenmusik und Rotwein, die Nacht mit 5 Leuten im Lager ist relativ ruhig und am nächsten Morgen kümmern wir uns erst einmal um die Kühe, bevor es Richtung Gipfel geht.
Zunächst wandern wir bergab zu schon erwähnter Wegkreuzung, dann auf dem Anhalter Höhenweg über Almwiesen und Latschen bis zum Grubigjoch (2.185m). Die letzten 400 Höhenmeter werden dann etwas ausgesetzter und steiler, es geht am Grat entlang und zum Teil passt gerade einmal ein Fuß auf den Pfad.
Wirklich gefährlich ist es aber nicht. Die Aussicht wechselt von grandios zu nicht vorhanden, je nachdem, in welche Richtung man gerade schaut.
Sehr steinig sind die letzten Meter vor dem Gipfel der Namloser Wetterspitze (2.553m) – und dort haben wir jede Menge Platz, andere Menschen sind erst einmal nicht in Sicht. Zwei kommen tatsächlich später noch, da wollen wir aber eh gerade absteigen…
Ein paar zerfetzte Gebetsfahnen flattern, die Sicht auf die umliegenden Berge und Bergketten ist unbeschreiblich. Ammergauer Alpen in der einen Richtung, die Allgäuer in der anderen, wie etwa den Hochvogel, von dem ich in Kürze berichten werde.
Allerdings trödele ich zu lange mit dem Fotografieren – immer mehr Wolken ziehen auf, es wird kalt, und dann ist es für die Fotos zu spät, nur noch Nebel und Wolken rundherum. Ein paar Fetzen reißen immer mal auf, aber für gute Panorama-Fotos muss ich wohl noch mal hin.
Beim Rückweg nehmen wir an einer unscheinbaren Weggabelung den Pfad zum Putzenjoch, ein langer Abstieg liegt nun vor uns. Bald wieder auf Almwiesen und an Bächen entlang,
zum Teil ist das Gras so hoch, dass man kaum einen Pfad sieht. Dafür aber jede Menge Schmetterlinge, die sich sogar fotografieren lassen!
Eine letzte Einkehr wartet noch auf uns – im Almdorf Fallerscheinalpe gibt es Busladungen voller Menschen, jede Menge Fliegen, aber auch Kaiserschmarrn…
… und nur ein paar Minuten weiter den Weg runter, mitten im Wald: Wlan!
Man braucht allerdings ein W-lan-Kabel…
Der Rest zieht sich. Es geht über einen Asphaltweg, dann wieder in den Wald und zu einer kleinen Hängebrücke über eine Schlucht, der folgende Pfad Richtung Namlos nimmt kein Ende. Vom dortigen groß angekündigten Dorffest ist nichts zu sehen, dafür fängt es an zu schütten. Doch noch Zeit für die Regenjacke, für die letzten 2 Minuten eines fantastischen Wochenendes.
*Höhenangaben aus der Kompass Karte Lechtaler Alpen Hornbachkette
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Datum der Tour: Sommer 2014
![Gipfelglück am Großglockner](https://www.gipfel-glueck.de/wp-content/uploads/2016/12/rumhocken_20160802_071228.jpg)
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
4 Kommentare
Puh, gut zu wissen, dass ich demnächst mein W-LAN-Kabel immer mit auf Bergtouren nehmen sollte :P
Es wiegt auch nicht so viel, passt in jeden Rucksack :-)
Hallo Stefanie, gibt es auf der Anhalter Hütte Bücher und Spiele?
Gibt es jetzt Duschen?
Mit freundlichen Grüßen!
Hallo Antje,
leider kann ich dir beides nicht aus Erfahrung beantworten – 2014 habe ich die Tour gemacht und den Artikel geschrieben. Auch auf der Website der Hütte habe ich spontan nichts lesen können dazu.
Trotzdem viele Grüße!