Was macht man an einem grauen November April-Tag, wenn man keine Bergtour machen kann: Man geht ins Museum. In München zum Beispiel ins Alpine Museum des Alpenvereins, das idyllisch mitten in der Isar auf der Praterinsel liegt. Die aktuelle Ausstellung lautet „Alpenverein und Bergsteigen 1918 bis 1945„, sie wurde gerade bis zum 21. Oktober 2012 verlängert. Mein Fazit: nicht schlecht, aber im November im Alpenvereinsmuseum in Innsbruck fand ich doch viel interessanter…
Im Garten des Museum kann man vor dem Museumsbesuch schon einen kleinen Rundgang machen und verschiedene Gesteinsarten der Alpen mal mit Namen kennen lernen: Glaukonitsandstein, den roten Karrekalk oder auch den Bozener Quarzporphyr und ein verirrter Wandersmann, dem die Regentropfen vom Hut perlen, sitzt da auch und starrt in seine Wanderkarte…
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Die Zeitspanne, um die es in der Ausstellung geht, ist schon eine spannende, denn es passieren viele, hauptsächlich schreckliche, Dinge in Deutschland. Bergwandern und Bergsteigen werden politisch – Juden werden aus den Alpenvereinssektionen ausgeschlossen, gleichzeitig wird das Erstbesteigen von Wänden wie der Eiger Nordwand oder Gipfeln wie dem Nanga Parbat zur Heldendaten „für Deutschland“ und mehr mit Kampf verglichen als mit Sport.
Aber auch: die ersten Frauen gehen Bergsteigen und auf Expeditionen! Umweltschutz und die Erschließung der Alpen durch Seilbahnen werden erstmals ernsthaft diskutiert. Südtirol wird italienisch. Alpinismus ist olympische Disziplin! Bergsteiger sind Helden. Es entstehen große Ausrüster wie das Sporthaus Schuster in München, Ausrüstung wird besser – aber was für ein Vergleich zu heute. Mit der Kleidung, mit der man damals versucht hat, den Nanga Parbat zu steigen, mit der würden wir heute nicht zum Perlacher Mugl aufbrechen!
All diese Themen werden relativ kurz erklärt, mit ein paar Exponaten, Fotos, viele eher langweilige Briefe und Dokumente, besonders zur Politik und Verwaltung des Alpenvereins. Sicher wichtig zur Aufbereitung der Vergangenheit, aber Filmaufnahmen aus fernen Gebirgen wie dem Kaukasus waren da schon sehr viel interessanter.
Nun, für einen Regensonntag ist das Museum des Alpenvereins sicher keine schlechte Idee, aber wer Zeit hat, sollte lieber nach Innsbruck fahren und dort die wirklich tolle Ausstellung im Alpenvereinsmuseum ansehen.
Oder gleich nach Bern, denn dort wurde gerade das Schweizer Pendant neu eröffnet: Das Alpine Museum der Schweiz hat umgebaut und zeigt gerade seine Sammlung sehr unkonventionell: ordentlich auf dem Fußboden nebeneinander gelegt sind Ausrüstungsgegenstände, Kunstwerke, Hirschgeweihe und Hüttenbücher. Die Besucher gehen auf Stegen hindurch und können mit Ferngläsern genauere Blicke auf die Exponate werfen. Die Ausstellung klingt im Bericht der Zeitung „Der Bund“ toll, die eigene Website ist weniger ansprechend. Zu sehen leider nur bis 26. August – das wird wohl knapp, die nächsten Wochenenden sind leider schon sehr verplant. Aber der Anfang scheint vielversprechend, vielleicht gibt’s im nächsten November ja mal ein graues Regenwochenende, das sich für einen Museumsbesuch eignet.
Öffnungszeiten Alpines Museum München:
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.