Die Hüttentouren im Steinernen Meer gehören zu den beliebtesten Hüttenwanderungen in den Bayerischen Alpen (und im Salzburger Land). Das Steineren Meer gehört zu den Berchtesgadener Alpen, ist stellenweise sehr einsam, sehr karg. Umso lebhafter sind die Berghütten im Steinernen Meer, wie Inseln der Geselligkeit, des Schutzes, des Ausruhens von den Strapazen des Tages.
Die hier beschriebene Route behinhaltet eine Tagesetappe mit der Überschreitung des Funtenseetauerns – eine sehr anspruchsvolle weglose Etappe. Diese solltest du nur an Tagen mit absolut perfektem Wetter angehen – beim Betrachten der Bilder meiner Hüttentour im Steinernen Meer kann ich manchmal kaum glauben, welch Wetterglück wir hatten und welch abenteurliche Unternehmung das war.
Bizarr ist eine andere Erinnerung an diese Tour: zu einem Meer gehört auch Strand, oder immerhin ein Strandkorb. Der steht auf der Terrasse des Ingolstädter Hauses und ich wollte dort am 3. Tag dieser Hüttentour am liebsten gar nicht mehr aufstehen!
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Etappen-Planung für 4 Tage Hüttentour im Steinernen Meer
Die Alpenvereins-Hütten im Steinernen Meer sind gut verteilt und in Verbindung mit verschiedenen Zu- und Abstiegen lassen sie viele verschiedene Routen-Kombinationen basteln. Im Herbst 2023, als ich die hier beschriebene Tour gewandert bin, war das Riemann Haus wegen Umbau geschlossen. Das ließe sich genauso noch zum Übernachten unterbringen wie das Stahlhaus oder die Hütte im Wimbachgrieß.
Für eine Hüttentour im Steinernen Meer sollte man meiner Meinung nach etwas Bergerfahrung und Trittsicherheit mitbringen, es sollte besser nicht die erste Hüttentour oder die erste alpine Tour mit viel Gepäck sein.
Unsere Tour planten wir jedenfalls wie folgt:
Etappe 1: Königssee bis Wasseralm
Etappe 2: Wasseralm über den Funtenseetauern bis Kärlingerhaus (Achtung, schwer!)
Etappe 3: Kärlingerhaus am Funtensee bis Ingolstädter Haus
Etappe 4: Ingolstädter Haus über Saugasse zum Königssee
Die „berühmten“ Hüttenrunden in den Alpen werden oft schon frühzeitig gebucht, deswegen empfehle ich dir, nicht ohne bestätigte Reservierung hier unterwegs zu sein. Reservieren je früher desto besser… außer du bist sehr flexibel und hast Glück – wie wir in diesem Fall. Zufällig haben wir sehr spontan noch Plätze auf den Hütten in der gewünschten Reihenfolge bekommen und konnten so das perfekte Wetter (zumindest an 3 von 4 Tagen) nutzen.
Etappe 1: Königssee bis Wasseralm
Kann eine Hüttentour schöner starten als mit einer Bottsfahrt über den Königssee? Auch beim x-ten Mal ist es etwas Besonderes, mit all den „normalen“ Boots-Gästen einzusteigen, den Erklärungen des Guides zu lauschen (zugegebenermaßen ist der Altherrenhumor nicht immer für alle lustig), sich natürlich über das Echo zu freuen, immer mit dem Gefühl, die Zivilisation zu verlassen, ganz weit weg auszusteigen.
Für die hier beschriebene Tour fährt man tatsächlich eine Stunde lang mit bis an die am weitesten entfernte Haltestelle, Salet. An sonnigen Tagen ist man alles andere als alleine unterwegs, zusammen mit zahlreichen anderen wandert man zunächst die kurze Strecke zum Obersee, der wirklich unfassbar schön inmitten der Bergwände auf 613 m liegt.
An seinem Ende spaziert man weiter in Richtung Talschluss, wo als nächstes Highlight der höchste Wasserfall Deutschlands wartet, der Röthbach Wasserfall (ca 470 m Fallhöhe). 700 m über dem Obersee liegt die Wasseralm, unser heutiges Ziel. Der Pfad dorthin, der Landtalsteig, ist schmal und steil, ab hier trifft man kaum noch andere Wanderer, nur noch einige andere Bergsteigerinnen und Bergsteiger auf dem Weg ins Steinerne Meer.
Verschwitzt und zufrieden treffen wir nach 3,5 Stunden an der Wasseralm ein: eine große schattige Almwiese auf 1.416 m, von Wald gesäumt, von Bergen überragt, mit einer Handvoll Gebäude, neben dem Brunnen weht skurrilerweise eine Schweizer Fahne. Die Alm ist klein, gemütlich und rustikal – es gibt nur Bettenlager, keine Zimmer, Waschbecken mit kaltem Wasser, keine Duschen, nur ein Gericht zum Abendessen, kein Handyempfang, aber einen Geocache.
Ich wollte schon lange einmal auf der Wasseralm übernachten, aber die Schlafplätze sind oft schon lange im voraus reserviert. Deswegen bin ich überglücklich, endlich hier zu sein: es gibt Gemüseeintopf und vorher noch einen Schokoladen-Kuchen, die Stille der Nacht ist unglaublich, bis die Hirsche anfangen zu röhren. Im Dämmerlicht sieht man Hirsche auch am Waldrand entlang spazieren. Es fühlt sich sehr weit weg von allem an, ein großer Unterschied zum Trubel am Königssee.
Mit etwas Bergerfahrung ist die Wasseralm gut zu erreichen, selbst eine Nacht hier und dann zurück zum Königssee ist sicher ein Erlebnis. Doch wir haben Glück: für uns ist die Wasseralm erst der Anfang von faszinierenden Tagen im Steinernen Meer.
Etappen-Infos Tag 1
Start: | Königssee, Haltestelle Salet |
Ziel: | Wasseralm, 1.416 |
Länge: | 9 km |
Höhenmeter: | 1053 hm |
Gehzeit ohne Pausen: | 3:33 h |
Etappe 2: Wasseralm über den Funtenseetauern bis Kärlingerhaus
Vorab ist wichtig zu wissen: es gibt einen relativ einfachen Weg von der Wasseralm zum Kärlinger Haus. Mein Bericht handelt nicht von diesem einfachen Weg sondern beschreibt einen äußerst anspruchsvollen Weg, der über den Gipfel des Funtenseetauern zum Kärlinger Haus verläuft. Diesen solltest du wirklich nur bei perfekten Bedingungen gehen und wenn du die entsprechende Bergerfahrung hast.
Wir starten direkt nach dem Frühstück, nachdem der Wetterbericht einen perfekten Tag für unsere Überschreitung des Funtenseetauern verspricht. Das Anspruchsvolle bei dieser Tour: es gibt keinen Weg. Es gibt auch keine Schilder. Es gibt ab und zu Markierungen an Steinen und hin und wieder einen Steinhaufen.
Ansonsten gibt es nur das, was der Name Steinernes Meer verspricht: Steine.
Menschen gibt es so gut wie keine, diese Tour ist sehr einsam. Wir haben tatsächlich ab und zu weit weit vor uns immer einmal zwei Menschen gesehen und uns immer wieder gefreut, sie als kleinen Anhaltspunkt zu haben und irgendwie noch andere Lebewesen in der Nähe zu haben. Sonst waren wie gesagt nur Steine um uns herum.
Die beiden haben wir tatsächlich am Gipfelkreuz getroffen – sie haben sehr lange auf uns gewartet, weil sie unbedingt mit uns sprechen wollten. Weil sie eben auch diese Leere und Einsamkeit gespürt haben und immer wieder nach den anderen beiden weit unter ihnen Ausschau gehalten haben… Aber ich greife vor.
Wir hatten die Beschreibung der Tour aus dem Alpenvereinsführer BG Alpen alpin, Tour 3352. Diese spricht von einem Pfad Richtung Blaue Lacke, auf dem man an einem Wandfuß auf die Buchstaben FT trifft. Der Alpenvereinsführer gibt einem eine grobe Orientierung, vor Ort hangelt man sich dann von Steinhaufen zu Steinhaufen – und manchmal dauert es in der Steinwüste auch mal eine Minute oder zwei, bis man die nächste Markierung erspäht. Bei Nebel hat man hier keine Chance.
Diese Weglosigkeit verbunden mit der Einsamkeit ist für den Kopf einerseits wirklich anstrengend, angesichts des guten Wetters aber auch ein spannendes Abenteuer, weil wir Schritt um Schritt merken, wie gut wir hier trotz allem voran kommen und in welch grandioser Landschaft wir uns bewegen. Welch Unterschied zu all den vielen Menschen am Königssee nur einen Tag zuvor.
Der Fortschritt ist langsam, auch weil man so konzentriert auf die Steinhaufen ist, aber die Buckel, Gipfel und Grate rücken kontinuierlich näher und es wird dann auch etwas steiler.
Welch Erleichterung, als der Gipfel in greifbare Nähe kommt, wir das Gipfelkreuz erkennen und die beiden anderen Menschen als eine Bergsteigerin und einen Bergsteiger unterscheiden können.
Natürlich ist eine Tour erst vorbei, wenn man wieder unten ist vom Berg. Aber der Gipfel des Funtenseetauern auf 2.579 m ist ein wichtiges Zwischenziel, von hier geht es bergab, von hier wird es einen Weg geben und sogar andere Menschen. Doch vor dem Abstieg kommt eine ausgiebige Gipfelpause, die Aussicht ist wahrlich grandios von hier. Und als kleines Menschlein im weiten Steinernen Meer wird man ein wenig demütig.
Wir unterhalten uns eine Weile mit den anderen beiden, eine automatische „Berg-Freundschaft“, wie man sie nur auf solch einsamen Gipfel erlebt. Wenn man sich an solch einem Punkt trifft und über Banales wie das Wetter plaudert, bleiben die wichtigen Dinge unausgesprochen.
Eine ganze Weile schauen wir in jede Richtung, der Funtenseetauern ist ein grandioser Aussichts-Berg mit 360 Grad Blick. Welch perfekten Tag wir erwischt haben!
Nahezu windstill ist es, die Herbstsonne wärmt, da hält man es lang aus auf so einem Berggipfel wie dem Funtenseetauern inmitten des Steinernen Meeres. Doch der Weg zum Kärlingerhaus ist noch weit und die Lust auf einen Kaffee wächst und wächst.
Der Steig bleibt zunächst noch anspruchsvoll, ausgesetzt und steil. Doch einerseits ist da das Selbstvertrauen, das schlimmste Stück schon gut gemeistert zu haben, andererseits wird es auch bald besser.
Je weiter wir absteigen, desto grüner wird die Umgebung. Durch Grashänge führen erste erkennbare Wege, der Funtensee kommt ins Blickfeld, daneben das Kärlinger Haus. Gleichzeitig sieht man weit hinten schon das Ingolstädter Haus, das Ziel für den folgenden Tag.
Schließlich erreicht man sogar Bäume und die reinsten Spazierpfade. Das Kärlinger Haus ist abgelegen und einsam, eine kleine grüne Insel im weiten rauhen Steinernen Meer. Diese Hütte der DAV Sektion Berchtesgaden (1.630 m) stand schon so lange auf meiner Wunschliste, welch ein Ziel nach dieser Etappe. Vielleicht ist es nur Einbildung, aber schon am Seeufer habe ich Kaffeeduft in der Nase.
Schnell eingecheckt und umgezogen, dann stehen auch schon Kaffee und Kuchen vor mir. Eine angemessene Belohnung für diesen aufregenden Tag!
Etappen-Infos Tag 2
Start: | Wasseralm |
Ziel: | Kärlinger Haus, 1.630 m |
Länge: | 10 km |
Höhenmeter: | 1.234 hm |
Gehzeit ohne Pausen: | 4:59 h |
Etappe 3: Kärlingerhaus am Funtensee bis Ingolstädter Haus
Frostig beginnt Tag 3, es ist Herbst und nicht mehr Sommer. Wir genießen den Blick auf den Funtensee, ähnlich wie man ihn von der Funtensee Webcam kennt! Im Jahr 2001 wurde hier mit -45,9 Grad die niedrigste Temperatur in Deutschland jemals gemessen, aber laut Wikipedia zählt das für den Deutschen Wetterdienst nicht so richtig… Schade.
Im Vergleich zum Vortag sind wir sehr entspannt unterwegs. Wir haben einen Weg, der Weg ist markiert, die Sonne scheint und das Ingolstädter Haus sieht man schon von weitem und läuft kilometerlang darauf zu. Murmeltiere pfeifen ihr Lied, mächtig schaut der Große Hundstod auf unsere Wanderweg durchs Steinerne Meer. Nicht lange, wir sitzen auf der sonnigen Terrasse auf 2.119 m.
Nach dem Einchecken und einem Getränk auf der Terrasse stellen wir fest, dass es noch zu früh für „Feierabend“ ist. Aus den Gipfeln rund um die Hütte wählen wir uns den Westlichen Schindlkopf aus.
Etappe 3a: Westlicher Schindlkopf
Es ist fast mehr Spaziergang als Wanderung und eigentlich denken wir die ganze Zeit an den Strandkorb auf der Terrasse, eine Kuchenpause und das Abendessen. Nach der anspruchsvollen Etappe am Vortag genießen wir das entspannte Gehen ohne viel Gepäck, das Entspannen und Kopf ausruhen.
Unschwer geht es 250 Höhenmeter über einen steinigen gut erkennbaren Pfad…
… und schon stehen wir am Gipfelkreuz auf 2.357 m. Schon wieder Pause, noch ein Sonnenbad, im Herbst saugt man ja jeden Sonnenstrahl auf in Vorbereitung auf den nahen Winter.
Eigentlich ist alles perfekt auf diesem Hütten-Berg, doch ich weiß, dass etwas noch perfekter ist: der Strandkorb auf der Terrasse am Ingolstädter Haus. Wir spazieren zurück und legen endlich die Beine hoch, es gibt ein Stück Kuchen, Kater Pauli legt sich schnurrend dazu und es kann wirklich nicht mehr schöner sein!
Etappen-Infos Tag 3
Start: | Kärlinger Haus |
Ziel: | Ingolstädter Haus, 2.119 m |
Länge: | 9 km |
Höhenmeter: | 869 hm |
Gehzeit ohne Pausen: | 4:02 h |
Etappe 4: Ingolstädter Haus über Saugasse zum Königssee
Schwer zu glauben, nach einem Nachmittag im Strandkorb: Der vierte Tag unserer Hüttentour beginnt mit Regen an den Fensterscheiben. Er war angekündigt, aber irgendwie hofft man ja doch immer, es würde noch anders werden, dass der Wetterbericht sich mal täuscht.
Unser Glück: nach dem Frühstück hört der Regen wenigstens auf, Nebel und Wolken begleiten uns aber durch den Tag. So ist es im Herbst, und so schnell ändert sich das Wetter in den Bergen.
Wir wandern den Weg zurück bis zum Kärlinger Haus und wenden uns dann in Richtung der „Saugase“ – der schnellste Weg zum Königssee. Es wird keine Spaß-Etappe sondern eine der Sorte „da müssen wir jetzt durch, wir müssen halt nach Hause“. Es zieht sich alles – wie oft am letzten Tag, wenn das Abenteuer schon vorbei ist. Es wird wieder wärmer, aber alles ist immer noch feucht und klebrig, so langsam ist halt eh die Dusche notwendig.
Und so erreichen wir nach über 5 Stunden wieder den Königssee – nass, dreckig, verschwitzt und sehr zufrieden! In St. Bartholomä (618 m) ist es trubelig wie immer, schlechtes Wetter scheint hier nicht alle vom Ausflug abzuhalten. Wir stehen lange in der Schlange, warten auf unser Boot, sitzen dann mit all den sauberen, ordentlichen Ausflüglern im Schiff und fahren gen Dusche und Zivilisation.
Etappen-Infos Tag 4
Start: | Ingolstädter Haus |
Ziel: | Königssee, St. Bartholomä |
Länge: | 16 km |
Höhenmeter: | 346 hm |
Gehzeit ohne Pausen: | 5:28 h |
Zeitraum der Tour: September 2023
Die Fakten zur Tour stammen aus eigenem Tracking mit Strava. Alle Höhenangaben stammen aus der Kompass Karte 14 Berchtesgadener Land, Chiemgauer Alpen. Hier kannst du die Kompass Wanderkarte bei Amazon bestellen* oder hol sie dir in deiner Lieblingsbuchhandlung.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.