10 Gipfel und 2.400 Höhenmeter, 2 Hütten, 3 Tage – bei Hüttentouren wie dieser hoch über dem Inntal in Tirol da lacht das Gipfelglück Herz. Es ist schwer in Worte zu fassen, inbesondere der Teil der „7 Tuxer Summits“ durch die Felswüste zwischen Lizumer Hütte und Glungezer Hütte. Und egal, ob du meiner Route folgst, oder die Gegenrichtung nimmst auf einem der Fernwanderwege – ich hoffe, mein Erfahrungsbericht inspiriert und weckt ganz viel Vorfreude!
Ein paar Worte zur Überschrift und zum Thema Fernwanderwege: die beiden Hütten, Lizumer Hütte und Glungezer Hütte, sind Etappenziele auf unglaublich vielen Fernwanderwegen, Alpines Tuxer Trekking Kreuz gennant und beschrieben auf verschiedenen Schildern.
Da gibt es natürlich den Traumpfad von München nach Venedig. Den Adlerweg. Den Inntaler Höhenweg. Die Via Alpina rot. Die Marien Alpinwallfahrt Absam – Trens/ Sterzing. Den Olympiaweg Cortina/ Sarajewo-Garmisch. Und so viele mehr. Ich selbst war „nur“ 3 Tage/ 2 Nächte unterwegs und konzentriere mich daher in der Bezeichnung auf die 7 Tuxer Summits.
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Eine Hüttentour in Tirol: 2 Hütten und 7 Tuxer Summits
1. Etappe der Hüttentour: von Wattens zur Lizumer Hütte
Um die 3 Tage so ruhig und hoch und schön wie möglich zu verbringen, haben wir uns das Hüttentaxi von Wattens auf 564 m bis zum Lager Walchen auf 1.410 m gebucht. Wir sparen uns dadurch relativ lange und langweilige 13 km über Asphalt und Waldwege und erfahren auch noch viel über Wattens und die Gegend.
Ab dem Punkt, wo uns unser humorvoller Taxifahrer absetzt, befinden wir uns auf militärischem Gebiet. Auf Schildern wird vor Laser und Minen gewarnt, vor Schießübungen usw – doch so lange man auf dem Wanderweg bleibt, droht wohl keine wirkliche Gefahr.
Wir folgen dem Zirbenweg, essen uns an Himbeeren satt, genug Trinkwasser gibt es auch. Außer ein paar Kühen treffen wir nicht viele Lebewesen, stehen dann aber plötzlich wie in einem kleinen Dorf auf einer Hochalm. Eingerahmt von Berggipfeln, mit Blick aufs Karwendel stehen hier aber keine hübschen, klischeehaften Almhütten, sondern zweckmäßige Soldatenunterkünfte, verbunden durch armeefahrzeugtaugliche Straßen. Puh.
Die Lizumer Hütte duckt sich an den Rand des „Dorfes“, und hier, auf 2.019 m, ist die “Wanderwelt” dann doch wieder in Ordnung. Es gibt einen kleinen See vor der Hütte, die Murmeltiere pfeifen vor sich hin, wir haben ein kleines Zimmer sogar mit eigenem Waschbecken. Die Stube ist gemütlich (später hört man von allen Tisch das Klackern von Würfeln, das Rascheln von Spielkarten und gelegentliche Juchzer und Seufzer), die Speisekarte groß und vielsprechend!
Ich habe mich für die vegetarische Halbpension entschieden, bekomme eine Petersiliensuppe, fantastische überbackene Zucchini mit Kartoffeln und zum Abschluss einen himmlischen Cheesecake. Angesichts der am nächsten Tag anstehenden langen Etappe frage ich mich kurz, ob nicht ein großer Teller Spaghetti nahrhafter wäre… aber es ist köstlich und genau mein Geschmack und so genieße ich einfach. Ich weiß außerdem – der Proviantbeutel in meinem Rucksack ist prall gefüllt.
2. Etappe der Hüttentour: über die 7 Tuxer Summits von der Lizumer Hütte zur Glungezer Hütte
Knapp 9 Stunden mit Pausen haben wir auf dieser Etappe verbracht, mit ca 1.350 hm im Aufstieg und 750 hm im Abstieg, über insgesamt 7 Gipfel, die “7 Tuxer Summits” (detaillierte Liste siehe ganz unten).
Wir starten den Tag mit einem für eine Hütte außergewöhnlich guten Frühstück- es gibt Bio Fair Trade Kaffee, bereits aufgeschnittene Äpfel, Käse vom Nachbarn der Lizumer Hütte. Hätte ich gewusst, dass Brote für unterwegs im Frühstückspreis enthalten sind, hätte ich meinen Rucksack lange nicht so voll packen müssen. Man merkt, dass hier die Fernwanderer auf dem Weg nach Venedig Station machen, die nicht so oft an Supermärkten zum Proviant-Einkauf vorbei kommen.
“Am Anfang nicht trödeln, hinten raus wird es anstrengend” – die Warnung des Hüttenwirts der Lizumer Hütte klingt in den Ohren nach, doch keine Chance. Wir treffen auf so viele Murmeltiere gleich hinter der Hütte, es ist unmöglich, einfach so an ihnen vorbei zu gehen. Wir schauen und fotografieren und kommen dadurch nur sehr langsam voran.
Am ersten Gipfelkreuz des Tages, am grasigen Nördlichen Schober auf 2.448 m, zeigen sich zum ersten Mal die Gletscher der Zillertaler Alpen am südlichen Horizont.
Mit einem Male geht die Graslandschaft dann in Fels über, einen Weg erkennt man nicht mehr, aber überall am Fels genug Markierungen. Es wird mühselig und anstrengend, dennoch nicht schwer.
Irgendwann fängt es auch an, dass uns immer mehr Leute entgegen kommen – die meisten gehen in der anderen Richtung, sowohl jene, die bis nach Venedig wollen als auch die auf den anderen Fernwanderwegen. Die meisten Beschreibungen verlaufen jedenfalls von West nach Ost, ich kann aber versichern, dass die Gegenrichtung auch funktioniert. Mehr Höhenmeter bergauf als bei “den anderen”, die Kraxelstellen, wo auch mal ein Stahlseil hängt, haben wir meistens rauf geklettert, was ich persönlich angenehmer finde.
Das Blockgelände ist anstrengend. Lange ist das Ziel diffus, der lange Grat im Auf und Ab scheint endlos. Aber es ist großartig! Wir haben genug Wasser und mehr als genug zu essen dabei. Die Landschaft rechts mit Inntal, Karwendel und Nordkette ist genauso gewaltig und faszinierend wie die links mit den Stubaier und Tuxer Alpen.
Das Wetter macht mir ein wenig zu schaffen – kontinuierlich weht ein kalter Wind auf unserem Grat. Doch er scheint dafür verantwortlich, allen Regen und Schlimmeres von uns fern zu halten. Ein wildes Wolkenspiel fegt am Himmel um uns herum, da donnert es, dort taucht plötzlich ein Regenbogen auf – aber bei uns fällt kein Tropfen, zischt kein Blitz hernieder. Zum Glück.
Wir sind platt und überwältigt von einer grandiosen Tour, als wir endlich am Glungezer Gipfelkreuz stehen, als endlich eine grüne DAV Fahne im Wind flattert und ein Dach zu erkennen ist. Die Glungezer Hütte duckt sich in eine felsige graue Mulde zwischen den Gipfeln von Glungezer und Sonnenspitze. Sie hat eine große Sonnenterrasse, die heute relativ leer ist, und eine gemütliche Stube, wo uns das Hüttenteam gleich zu einem Schnaps einladen will.
Ich sehe davon ab, die einzelnen Gipfel und die Wege dazwischen zu beschreiben, da sprechen die Fotos für sich, denke ich. Es war genau die richtige Menge an Leuten unterwegs, alle waren in Laune für kurzes Geplauder, für den Austausch zur weiteren Route und zum gegenseitigen Bekräftigen, welch tollen Tag wir alle doch erwischt haben.
Durch all das Grün und das viele Wasser ist die Lizumer Hütte ein sehr angenehmes Ziel nach dieser Bergtour, die Glungezer Hütte dagegen ist vom Charakter viel alpiner und wirkt wirklich wie ein Schutzhaus.
Diese Lage macht es schwieriger die Glungezer Hütte zu versorgen, trotzdem gibt es Strom und Wlan. Die Speisekarte am Abend ist winzig verglichen mit der Lizumer Hütte, wir entscheiden uns für wärmende Linsensuppe und später noch für das letzte Brot aus dem Rucksack. Die berühmten Spaghetti Kathmandu gibt es leider nur bis 16 Uhr…
3. Etappe der Hüttentour: von der Glungezer Hütte über den Patscherkofel nach Innsbruck
Für den dritten Tag unserer Hüttentour am Inntaler Höhenweg stehen immerhin noch drei Gipfel auf dem Programm, aber erst einmal gibt es Frühstück. Ein cleverer Zug des Hüttenteams, es gibt auf der Glungezer Hütte Frühstück in zwei Schichten. Zuerst alle, die über die 7 Tuxer Summits zur Lizumer Hütte wollen, alle anderen eine halbe Stunde später. Damit ist der Ansturm aufs Buffet mit ganz viel tollen Müslizutaten entzerrt, die Venedig-Wanderer kommen rechtzeitig los. Auf der Terrasse steht ein Wasser-Kanister, aus dem wir uns Wasser für den Weg abzapfen dürfen.
Unsere heutige Etappe ist zwar kürzer, dennoch starten wir früh. Das Wetter heute…, man weiß nicht, was es bringt, und der Weg zurück zum Auto in Wattens ist weit.
Nur ein paar Minuten von der Hütte entfernt und 30 m höher ist der Gipfel der Sonnenspitze auf 2.639 m. Wir nehmen ihn natürlich mit, freuen uns übers Gipfelglück am frühen Morgen und die Sicht aufs Inntal, auf Innsbruck, die Nordkette und vieles mehr.
Schließlich geht es weiter, weiter auf dem Grat über dem Inntal. Es ist etwas zäh, doch bei dieser Art Hüttentour gehen die Beine ja irgendwann von alleine und der Rucksack ist auch leichter geworden. Links unter uns sehen wir Wege, die zum Meißner Haus führen, irgendwo weit vor uns, mit leichtem auf und ab, soll der Patscherkofel liegen, einer der Innsbrucker Hausberge. Den man von der Autobahn kennt, weil man hier aus dem Inntal zum Brenner abbiegt.
Von ein paar Schafen abgesehen ist es zunächst ganz schön einsam. Für unseren zweiten Gipfel legen wir die Rucksäcke etwas versteckt ins Gras, gehen steil, auf sehr schmalem Pfad zur Viggarspitze hinauf. Wo zugegebenermaßen (auf 2.306 m) die Aussicht nicht so viel anders ist als an der Sonnenspitze… die Zugspitze ist am Horizont zu erkennen!
Zurück am Hauptweg ist es dann mit der Einsamkeit vorbei – wir geraten ins Seilbahn-Einzugsgebiet des Patscherkofels. Ungewohnt, plötzlich so viele Menschen, aber in meinem Kopf überwiegt der Gedanke des Privilegs, dass ich hier schon den dritten Tag unterwegs sein darf.
Viel mehr freut mich der farbliche Kontrast zum Vortag – statt durch steingrau wandern wir heute durch unzählige Grün-Schattierungen, von heidelbeerstrauchgrün bis zirbengrün.
Rund 3 Stunden nach Abmarsch von der Glungezer Hütte haben wir schließlich den Patscherkofel auf 2.248 m erreicht, und offen gestanden auch schnell abgehakt. Es ist kein schöner Berggipfel. Voller Menschen, dazu eine riesige Fernseh-Antenne, ehemalige Skiliftanlagen, breite Wege. Immer wieder erhaschen wir einen Blick auf die Autobahn Richtung Italien und sogar auf die beeindruckende Europabrücke.
Aber wir haben unser letztes Gipfel-Ziel erreicht, den Patscherkofel, zu dem wir so oft schon von unten, von der Autobahn, heraufgeschaut haben.
In den ersten paar Forstweg-Serpentinen erfahren wir im Gespräch von einer Einheimischen, dass es nicht wirklich einen “schönen Weg” auf den Patscherkofel gibt. Sie zeigt uns aber eine Abkürzung zur Seilbahnstation, rechts und links wachsen genug Heidelbeeren zum Sattessen, wir erfahren vom Unmut über die 2017 neu gebaute Seilbahn und die extremen Winde am Patscherkofel.
284 m unter dem Gipfel steht also der Betonklotz der neuen Bergstation, nur ein paar Meter entfernt vom Patscherkofelhaus (Alpenvereinshütte der Sektion Innsbruck). Nunja. Nach all der privilegierten Einsamkeit der letzten Tage kann ich gerade so akzeptieren, dass ein Berg “für alle” da sein muss… ein Getränk auf der Hütte, dann verschwinde ich mit einem Grinsen – eigentlich will ich allen erzählen, wie toll es wird, wenn sie einfach mal weiterwandern, nach Osten, zu den wilden einsamen Tuxer Gipfeln.
Wir nehmen die Gondel ins Tal und fliegen innerhalb von ein paar Minuten von 1.964 m auf 1.009 m hinunter. Direkt vor der Talstation steigen wir in den Stadtbus Linie J und fahren bis zur Haltestelle Sillpark in Innsbruck, von der es nur ein paar Minuten zu Fuß bis zum Innsbrucker Hauptbahnhof sind. Fast geschafft – nur noch die S-Bahn bis Fritzens-Wattens. Die letzte Etappe sind die 1,5 km über den Inn und über die Autobahnbrücke durch Wattens am Schwimmbad vorbei zum Auto – und irgendwie kommt es mir vor, als wären wir 3 Wochen am Berg gewesen und nicht 3 Tage. Also genau, wie es sein soll.
Fazit zur Hüttentour entlang der 7 Tuxer Summits
Gefühlt ist man sehr nahe an der Zivilisation auf dieser Hüttentour – so nah an Innsbruck! Aber ist man erst einmal unterwegs schwebt man über den Dingen (auch wenn schweben nichts mit dem Hoppeln über Blockgelände zu tun hat…). Durch die Länge durchaus anspruchsvoll, viel Gipfelglück, zwei tolle Hütten – insgesamt eine Hüttentour ganz nach meinem Geschmack!
Nur der Vollständigkeit halber – das sind die Gipfel sowie andere wichtige Punkte an den 7 Tuxer Summits:- Nördlicher Schober 2.248 m
- Naviser Sonnenspitze 2.619 m (Abstecher, haben wir ausgelassen)
- Naviser Jöchl 2.479 m
- Grafmartspitze 2.720 m
- Grünbergspitze 2.790 m
- Rosenjoch 2.796 m
- Kreuzspitze 2.746 m
- Kreuzjöchl 2.575 m
- Gamslahnerspitze 2.681 m
- Glungezer 2.677 m
Datum der Tour: 30. August bis 1. September 2019
Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 290-1 Rund um Innsbruck. Hier kannst du die Wanderkarte (ein Set von 2 Karten + Naturführer) bei Amazon bestellen*.
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Kontakt zum Taxi: Hüttentaxi Lizumer Hütte
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
6 Kommentare
Moin,
ach wie schön das einfach aussieht! Als Küstenkind sind das immer beeindruckende Bilder und Erlebnisse. Das macht gleich Lust, in die Berge zu fahren. :-)
Beste Grüße
Tobias
So wie wir „Bergmenschen“ uns an Küstenbildern erfreuen :-) Danke für deine netten Worte!
Sehr schöne Reisebilder, danke für die Inspiration. Ich mag Naturfotografie sehr, diese saftigen Farben sind unglaublich.
Danke für deine netten Worte!
liebe Stefanie, danke für die ausgesprochen schöne, klare und sehr motivierende 7-TuXer-Beschreibung (die ich vor einigen Jahren erdacht habe, http://www.7tuxer.at), die mich selber immer wieder fasziniert. sehr schöne eindrucksvolle Bilder. Fazit:1 A Tourenempfehlung.
Ein Hinweis: mehr dazu und über die TuXer Berge in meinem neuen Buch ‚Di TuXa‘, das große TuXer Alpenbuch, auf http://www.gerald-aichner.at – Di TuXa .
Vielen Dank für deine netten Worte!
Unerreichbar, die Tuxer Berge gerade… aber in guter Erinnerung :-)