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Überschreitung Hochfelln – Hochgern: eine lange Wanderung in den Chiemgauer Alpen

von Stefanie Dehler
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Hochfelln und Hochgern gehören zu den schönsten und zu meinen liebsten Bergen im Chiemgau, wo ich lebe. Beide habe ich schon mehrfach bestiegen, von verschiedenen Seiten, in verschiedenen Jahreszeiten. Aber immer nur einzeln. Wie wäre es wohl, wenn man beide gleich hintereinander besteigen würde? Der Gedanken kam mir immer öfter, vor allem, wenn man von weiter weg die beiden Gipfel so schön nebeneinander sah.

Im Spätsommer 2022 fühlte ich mich fit genug für 23 km und 1700 hm, das Wetter passte auch und los gings zur Überschreitung von Hochfelln und Hochgern. Der Chiemsee ist immer wieder zu bewundern auf dieser Tour, oft bist du aber auch umgeben von Bergen und Hügeln und es gibt zahlreiche Hütten und Almen zum Einkehren und Kraft tanken.

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Gipfelglück bei der Hochfelln und Hochgern Überschreitung
Portrait mit Chiemsee: Gipfelglück bei der Überschreitung von Hochfelln und Hochgern. Foto: @bergundball

1.Abschnitt der Hochfelln-Hochgern Überschreitung: von Ruhpolding auf die Strohnschneid

Bei der Planung dieser Wanderung musst du vor allem einen passenen Startpunkt und einen passenden Zielpunkt für dich bedenken – alles dazwischen fügt sich dann fast wie von selbst. Busse und Züge fahren unter der Woche häufiger als am Wochenende. Mit mehreren Personen und mehreren Autos bist du flexibler, aber auch das musst du gut planen. Für mich war zumindest der Start einfach: ich bin einfach zu meiner Haustür (auf ca 690 m) hinaus spaziert und Richtung Westen gegangen.

Den Weg zur Strohnschnneid kenne ich gut von früheren Touren, deswegen muss ich dabei nicht sehr auf den Weg achten, mache auch wenig Fotos. Es geht lange durch Wald, wenn man den Grat erreicht, hat man schon einen schönen Blick auf das flache Land rund um Traunstein – schon bald erblickt man auch den Chiemsee zum ersten Mal.

Die erste kleine Pause lohnt sich dann am Gipfelchen der Strohnschneid auf 1.484 m, nach ungefähr 2 Stunden. Kurz und im Stehen, wir setzen uns nicht einmal auf die kleine Bank, denn der Weg ist noch lang!

Auf dem Weg über die Strohnschneid zum Hochfelln
Auf dem Weg über die Strohnschneid zum Hochfelln

2.Abschnitt der Hochfelln-Hochgern Überschreitung: von der Strohnschneid zum Hochfelln

Dieser Wegabschnitt gehört vielleicht zu den schönsten in den Chiemgauer Alpen: er ist einsam, immer den Grat entlang auf den Hochfelln zu, den man mit der Bergstation der Seilbahn, der Hütte und der Kapelle schon weitem erkennt. Der Weg ist schmal mitten durch die Latschen hindurch. Auch deswegen ist es gut, dass wir früh losgewandert sind, in der Mittagshitze kann es hier sehr heiß werden.

Am frühen Morgen leuchten die Farben der Latschen, des Himmels und des Chiemsees unten um die Wette.

Nach etwa 3 Stunden sind wir am Hochfelln auf 1.671 m angekommen, machen ein schnelles Foto am Gipfelkreuz zur Dokumentation und trinken an der Hütte im Stehen ein Skiwasser. Flüssigkeit ist gut, wir haben noch so viel vor, obwohl das bisher Erreichte doch sonst schon eine schöne Wanderung beschreibt, bei der wir uns vom Hochfelln Gipfel wieder auf den Weg nach Hause machen.

Nicht heute, heute geht es noch weiter.

Latschen mit Chiemseeblick
Der Blick auf den Chiemsee begleitet auf der langen Überschreitung von Hochfelln und Hochgern
Gipfelkreuz Hochfelln
Das Gipfelkreuz am Hochfelln, das erste Highlight der Überschreitung

3.Abschnitt der Hochfelln-Hochgern Überschreitung: vom Hochfelln durch das Eschelmoos zur Bischofsfellnalm

Der nächste Abschnitt hat für mich etwas Beunruhigendes. Will ich wirklich noch weiter gehen? Bin ich wirklich fit genug für noch einen Gipfel und wird das Wetter halten? Noch könnten wir umplanen und zurück nach Ruhpolding wandern und es wäre auch ein schöner Tag gewesen.

Unzählige Schilder weisen in alle möglichen Richtungen, zur Bründlingalm und nach Bergen, ich kenne einen Weg Richtung zum Röthelwandkopf, der dann auch nach Bergen weitergeht, zur Nesslauer Schneid könnten wir weiterwandern, Farnbödenalm, Thoraualm. Aber nein, wir folgen dem Weg wie geplant hinunter ins Eschelmoos, ein Almgebiet auf 1075 m. Der Weg ist fast wild, sehr einsam, obwohl wir in der Nähe einer Seilbahn sind, unterwegs zwischen zwei der berühmtesten Berggipfel im Chiemgau.

Die Unruhe wird weniger. Ich grinse sogar vor mich hin, wenn uns Leute begegnen und möchte am liebsten allen erzählen, auf welcher Tour wir hier unterwegs sind. Nach einer Weile kenne ich mich auch wieder aus: vom Eschelmoos bin ich schon einmal Richtung Hochgern aufgestiegen. Damals sind wir bis zur Hinteralm mit dem Fahrrad gefahren und von dort dann zu Fuß weiter zum Hochgern.

Hier findest du meinen Artikel dazu: Bike & Hike von Ruhpolding auf den Hochgern

Ich erkenne den kleinen Wiesenpfad, der zur versteckt liegenden Hinteralm führt, an der wir heute vorbei gehen müssen. Nach 600 Höhenmetern Abstieg vom Hochfelln und einer flachen Passage geht es jetzt wieder bergauf. Puh, es wird ernst – gemächlich durchs Almgebiet, dann wird es noch einmal steil werden. Deswegen: Pause! 6 Stunden sind wir bereits unterwegs.

Vom Hochfelln ins Eschelmoos
Unterwegs zwischen Hochfelln und Hochgern: Blick hinunter zu Nesslauer Schneid und Thoraualm

4.Abschnitt der Hochfelln-Hochgern Überschreitung: von der Bischofsfellnalm auf den Hochgern

Auf 1.385 m, inmitten von Almwiesen und mit Blick auf die umliegenden Chiemgauer Gipfel, befindet sich die Bischofsfellnalm. Getränkeflaschen liegen im kühlen Brunnenwasser zur Selbstbedienung, an den Tischen sitzen entspannte Gäste, essen, trinken, lassen es sich gut gehen. Hühner laufen zwischen den Tischen herum. Ich möchte ewig hier sitzen bleiben. In den Oberschenkeln merke ich, dass ich heute schon auf dem Hochfelln war.

Ja, aber habe ich denn eine Wahl? Ohne Fahrrad würde der Rückweg nach Ruhpolding übers Eschelmoos und breite Forstwege sehr sehr lang und zäh. Das klingt nicht sehr verlockend. Also doch in die andere Richtung, zum Hochgern. Kaffee und Kuchen zur Motivation schmecken herrlich, dann brechen wir auf.

Pause an der Bischofsfellnalm
Vor dem Anstieg zum Hochgern: Pause an der Bischofsfellnalm

Bis zum Hochgern ist es eigentlich nur steil steil steil. Nicht sehr schön zu gehen, aber es geht auch nicht mehr um schön zu diesem Zeitpunkt, nur noch ums Ankommen. Unser Pfad mündet in den Weg, der vom Hochgernhaus herüber kommt, ich erinnere mich an dieses Stück, als ich mich nach rechts drehe – und direkt über mir den Gipfel des Hochgern vor mir sehe, mit sehr vielen Menschen, wie üblich. 7 Stunden seit dem Start in Ruhpolding.

Ein kurzes Abschlagen am Gipfelkreuz, dann geht der Blick nach Osten: zum Hochfelln Gipfel. Da waren wir doch „gerade“ erst. Wow, das ging irgendwie doch besser als befürchtet! Wie toll, endlich an einem Tag auf Hochfelln und Hochgern zu stehen!

Gipfelkreuz Hochgern im Chiemgau
Geschafft: das Gipfelkreuz am Hochgern in den Chiemgauer Alpen
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5.Abschnitt der Hochfelln-Hochgern Überschreitung: vom Hochgern nach Staudach

Der Hochgern hat auf 1.744m im Grunde zwei Gipfel – einen mit dem Gipfelkreuz und einen mit einer Miniatur-Kapelle, in der das Gipfelbuch liegt. Ich war hier schon oft, aber dieser Tag ist etwas Besonderes. Meistens war ich vermutlich nicht so erschöpft… Gleichzeitig weiß ich, dass noch der Abschnitt ins Tal vor uns liegt. An dieser Stelle weiß ich allerdings noch nicht, welche böse Überraschung da auf mich wartet und wie sehr man sich auf diesem anstrengenden Weg konzentrieren muss.

Minikirche auf dem Hochgern im Chiemgau
Minikirche auf dem Hochgern im Chiemgau

Ganz oben sprach ich von der Wichtigkeit, Start und Ziel zu planen. Vom Hochgern bieten sich verschiedene Wege hinunter ins Achental. Von Oberwössen, Marquartstein und Staudach fahren Busse, entweder über Reit im Winkl Richtung Ruhpolding, oder Richtung Prien, Bernau, Übersee, von wo aus Züge Richtung Traunstein und Ruhpolding fahren.

Allerdings ist das am Sonntag Abend wirklich nicht einfach. Wenige Verbindungen, in großem Abstand, dann muss man evtl. den letzten Abschnitt unter Zeitdruck entlang hetzen? Wir haben uns für eine bequeme Variante entschieden: wir lassen uns in Staudach privat abholen.

Wir müssen so nicht auf die Zeit achten und ich lerne noch einen neuen Weg kennen, den sogenannten „Steinacker“ bis zur Staudacher Alm. Der Name klingt wahrlich nicht nach weichem Gras und bunten Blumenwiesen, nein, und der Weg ist genau, was sein Name verspricht. Ein holpriger Acker, mit Steinbrocken, glitschig und rutschig, schmal und steil. Genau, was man nach zehn Stunden Wanderung eigentlich wirklich nicht mehr will.

Aber was hilft alles Jammern, davon geht es auch nicht schneller oder besser. Es gilt sich noch ein letztes Mal zu konzentrieren, bei jedem Schritt zu schauen, dass man nicht ausrutscht. Wie war das am Vormittag am Hochfelln? Hätten wir da nicht einfach umkehren können, dann wäre uns das hier erspart geblieben…

Abstieg vom Hochgern nach Staudach
Letzte Etappe der Hochfelln-Hochgern Überschreitung: Abstieg nach Staudach

Am Ende des Steinackers erreichen wir wieder liebliches Almgebiet, als wäre nichts gewesen, als wäre es nur ein böser Traum gewesen, diese letzte halbe Stunde.

Auf 1.150 m, auf der Staudacher Alm, herrscht ein wenig heile Welt – wenn die Leute alle wüssten, wo wir herkommen, was wir heute schon gemacht haben! Zur Belohnung gibt es ein Schnittlauchbrot – gemütlich an die warme Hauswand gelehnt, ein kühles Getränk auf dem Tisch, ich hätte auch die dreifache Menge essen können. Was für ein Tag!

Hochfelln-Hochgern Überschreitung: Pause auf der Staudacher Alm
Hochfelln-Hochgern Überschreitung: letzte Pause auf der Staudacher Alm

Der Endspurt ist dann kaum noch der Rede wert, wir müssen nur noch bis zum „Holzlagerplatz“ in Staudach auf 540 m und dort in ein bequemes Auto einsteigen. Das haben wir uns verdient! Insgesamt waren wir 10 Stunden und 41 Minuten unterwegs. Ein großartiges Erlebnis.

Datum der Tour: 4. September 2022

Alle Höhenangaben stammen von Wanderschildern und aus der Kompass Wanderkarte 14 Berchtesgadener Land Chiemgauer Alpen. Hier kannst du die Wanderkarte bei Amazon bestellen* oder hol sie dir in deiner Lieblings-Buchhandlung.

Unterwegs auf der Überschreiung von Hochfelln und Hochgern
Unterwegs auf der Überschreiung von Hochfelln und Hochgern

Anmerkungen zur Beschilderung und Wegfindung bei der Überschreitung von Hochfelln und Hochgern

Was ich eigentlich mit diesem Bericht erreichen möchte: such dir einfach mal neue Wege. Verbinde zwei Orte, die du sonst nur einzeln gehst, du wirst sie ganz neu entdecken!

Wenn du genau diese Tour gehen willst, empfehle ich dir, auf Komoot von meiner Seite den GPX Track runterzuladen und über eine App oder GPS Gerät dieser Route zu folgen. Aber wie gesagt: plane deine persönlichen Start- und Zielpunkte!

Du befindest dich hier in einem Wandergebiet mit vielen vielen Wegen, in allen Schwierigkeitsgraden. Ich kann dir nur sehr empfehlen, dich vorher gut mit deiner Route zu beschäftigen – unterwegs würdest du zu viel Zeit verlieren, alles würde noch länger dauern, wenn du nicht sicher bist, wohin du eigentlich gehen willst. Neben GPX Dateien hilft natürlich auch eine Wanderkarte bei der Orientierung und viele Wegweiser versichern dir zumindest, dass du in der richtigen Richtung unterwegs bist.

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Bike & Hike: von Ruhpolding auf den Hochgern

Im Blog: weitere Tourenberichten im Chiemgau

Touren zum Nachradeln und Nachwandern: Gipfelglück Profil auf Komoot

Feuersalamander im Wald
Feuersalamander im Wald

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