Der Hochgern ist vermutlich der Berg, auf dem ich am häufigsten gewesen bin, in den Chiemgauer Alpen und überhaupt. Dennoch hat es ca 8 Jahre gedauert, bis ich mal nicht über den Normalweg von Marquartstein hinauf gegangen bin sondern seine ruhige Seite entdeckt habe!
Es war ein sonniger Pfingstsonntag, an den beiden Gipfeln des Hochgern ging es rund, doch meine Variante war herrlich ruhig, gerade die richtige Stufe anstrengend, voller kleiner Highlights. Wir reden hier dennoch nicht von einem Geheimtipp, der Weg ist von Ruhpolding aus beschildert und markiert.
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1.Etappe zum Hochgern: mit dem MTB von Ruhpolding ins Eschelmoos
Start für diese Tour ist tatsächlich an meiner Wohnungstür – mit dem Fahrrad geht es gemütlich die 100 Hm und 7 km bis zum Parkplatz Urschlau (ca 770m). Dort kann man sich an den Hinweistafeln die Route noch mal anschauen.

Weiter geht’s an der Urschlauer Achen entlang ins Tal hinein, bis die Asphaltstraße sich gabelt und zum Forstweg wird. Der linke Weg führt ins Röthelmoos hinauf, wir fahren nach rechts weiter – am Eschelmoosbach entlang, am Südwesthang des Gründberg.

Es wird steiler und ich schalte sofort ein paar Gänge runter. Es ist aber nicht “schlimm steil”, ich merke, dass ich gut voran komme, gleichmäßig trete und noch gar nicht ans Absteigen denke. Was mich stolz macht: noch vor zwei Jahren hätte ich es niemals ohne Schieben bis ins Eschelmoos geschafft!
Es scheint sich also auszuzahlen, sich in niedrigen Gängen Forstwege hinaufzuquälen… Einerseits hat man sich das Bergab-Fahren dann auch richtig verdient, andererseits wäre es mir gerade bei dieser Tour viel zu langweilig und zäh, die 7 km ins Eschelmoos über einen breiten Forstweg zu wandern.

Aber so als Bike & Hike Variante – perfekt!
Nachdem wir einen einsamen Bauernhof passiert haben, machen wir eine kleine Pause an der Eschelmoosklause (ca auf 1.000m). Als Salzgewinnung und Holzwirtschaft noch weniger von Maschinen geprägt waren, wurde hier das Wasser gestaut um Holz Richtung Traun und dann in Richtung der Saline in Traunstein zu transportieren.

Der Weg zum Eschelmoos ähnelt dem Weg “nebenan” im Wappbachtal, ein Bach, Wiesen, Bäume…nur viel weniger Menschen. Fast keine. Außer uns nur ein Eichhörnchen und singende Vögel. Eine weite, einsame Almfläche öffnet sich vor uns, als wir das Eschelmoos erreichen (1.077 m). Rechts von uns ist der Hochfelln nun sichtbar, links der Hochgern, beide in ungewohnten Formen, Silhouetten und Perspektiven.


2.Etappe zum Hochgern: zu Fuß vom Eschelmoos zum Hochgern
So langsam bekommen wir Gesellschaft, so einige Berggeher*innen kommen aus Bergen herauf ins Eschelmoos. Wir stellen die Fahrräder ab, etwas versteckt, damit niemand auf dumme Gedanken kommt. An der Hinteralm auf 1.131 m werden bereits die Sonnenschirme aufgespannt und die Tische hergerichtet – vielversprechend, hier werden wir auf dem Rückweg sicher einkehren.
Aber erst einmal geht es jetzt zu Fuß weiter. Matschige Serpentinen durch die letzten Meter Bergwald am Rande der Waldgrenze erwarten uns. Enzian und andere Sommerblumen rechts und links, daneben ein paar Schneereste.

Wir gelangen zur Bischofsfellnalm, die Blicke schweifen über die weite offene Almlandschaft, die Sonne strahlt auf uns herab und lässt die letzten Schneereste schmelzen. Eine Überraschung wartet auf uns: Krokusse. Jede Menge Krokusse.


Kühe finden hier noch lange nix zum Fressen…
Ein Stück Weg ist weggebrochen; die Lawine, die ihn mitgenommen hat, müssen wir überklettern. Nun wird es steil, immerhin ist schon mal das Gipfelkreuz des Hochgern zu sehen. Der letzte Aufstieg zum Hochgern ist irgendwie immer steiler als erwartet.

Nach 3 ¾ Stunden erreichen wir die kleine Kreuzung, wo der “Normalweg” vom Hochgernhaus herüber kommt. Vor allem kommen viele Wanderer herüber. Noch ein paar Schritte – am “1. Gipfel”, dem mit dem Gipfelkreuz auf 1.747 m, befinden sich sicher 20 Leute. Drüben, am andern Gipfel, noch einmal 20 Leute, die im Gras sitzen. Sie schauen auf die umliegenden Berge, auf den Chiemsee, ich schaue auf die Bischofsfellnalm und freue mich, dort unten gleich wieder meine Ruhe zu haben.

3.Etappe: vom Hochgern über die Hinteralm zurück
Noch ein Bissen vom Brot, ein Schluck Wasser, dann machen wir uns auf den Rückweg. Es geht flott dahin, bergab, der Alm-Einkehr entgegen. Vorbei an den Krokussen, über die Lawinen, hin zum Enzian.
Und dann ist es Zeit für die Almeinkehr. Es gibt ein Weißbier alkoholfrei und fantastischen Schmandkuchen, der auf der Zunge zergeht.

Die Hinteralm hat diesen Sommer endlich wieder geöffnet, fast alle Tische sind belegt. Die einen kommen wie wir vom Hochgern, die anderen nur schnell von Bergen auf einen Kaffee, wieder andere sind länger unterwegs, mehrere Tage auf dem Salzalpensteig.
Nach dem Kuchen folgt das, worauf ich mich seit 6 Stunden freue: 7 km nur bergab. Das Grinsen in meinem Gesicht wird breit und breiter, der eine oder andere Jauchzer schallt durch das Tal am Eschelmoosbach.
Gemächlich rollen wir die letzten Kilometer aus, wir schaffen es vor lauter Übermut sogar, ein paar E-Biker auf dem Weg zu überholen.
Fazit: Eine Traumtour! 1100 Höhenmeter insgesamt, 14 km mit dem Fahrrad. Der Besuch am Hochgernhaus fehlt irgendwie, aber auch die trubelige Hochgernseite hat ihre ruhigen Tage. Und dann kommt halt noch ein Besuch auf dem Hochgern dazu.
Datum der Tour: 9. Juni 2019
Alle Höhenmeter aus der Alpenvereinskarte Bayerische Alpen – Chiemgauer Alpen Mitte Hochgern, Hochfelln. Du kannst die Wanderkarte hier bei Amazon bestellen*.


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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.