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Aostatal – eine Winterreise in Norditalien

von Stefanie Dehler
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Im Dezember 2017 bot sich mir die Chance für einige Tage ins Aostatal zu reisen, einem Alpental in Italien mit klangvollem Namen im Dreiländereck zu Schweiz und Frankreich – ohne recht zu wissen, warum mir der Name so verheißungsvoll schien. In jenem Dezember freuten sich alle über recht viel Schnee zu einem relativ frühen Zeitpunkt im Jahr, das Skigebiet Torgnon hatte bereits geöffnet (wie ich hier schon geschwärmt habe), und wie ihr gleich sehen werdet, hatte der Schnee auch auf andere Programmpunkte unserer Rundreise einen Einfluss.

Dass nur wenige Tage später so viel Schnee fallen würde, dass das Aostatal und das benachbarte Zermatt tagelang Thema in TV Nachrichten und bergaffinen Facebook Gruppen sein würden, konnte zum Zeitpunkt der Reise noch niemand ahnen.

Werbe-Hinweis: Die Tourismuszentrale der Regione autonoma Valle d’Aosta hat mich zu dieser Reise eingeladen.

Sonne und bitterkalt: das Aostatal im Dezember | Italien

Sonne und bitterkalt: das Aostatal im Dezember | Italien

¾ aller Besucher im Aostatal kommen im Sommer, nur ¼ im Winter. Abseits der Skigebiete findet man unverspurte Schneeflächen, ideal zum Schneeschuhwandern – eigentlich, denn viele Unterkünfte liegen im Winterschlaf, es gibt wenig Karten oder Guides, die geführte Schneeschuh-Touren anbieten, für Informationen zur Lawinengefahr muss man sich durchfragen. Viele Restaurants kochen in den Wintermonaten hauptsächlich für die Einheimischen. Das heißt, dass ich hier keine 20 Schneeschuhtouren präsentiere, sondern ein paar kleine feine Tipps für die Vorweihnachtszeit im winterschlafenden Aostatal, wenn der Türchen-Trubel ein paar Tage durch Reise-Ruhe ersetzt werden soll.

Was noch zusätzlich ein schöner Gedanke ist, warum sich das Aostatal in der Vorweihnachtszeit lohnt: Die Stadt Aosta und das Tal haben ihren Namen vom römischen Kaiser Augustus. Und wo erscheint dessen Namen: gleich am Anfang der Weihnachtsgeschichte in der Bibel. “Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde…” Der Advent ist also der beste Zeitpunkt für so eine Reise ins Aostatal!

Forte di Bard: Alpenmuseum

Eine Burg mit vier Etagen klebt am Berghang und bewacht den engen Eingang des Aostatals im Osten auf 380m. Die Römer haben die Straße damals gebaut, Napoleon war hier und konnte nur mit Mühe Piemont erobern, Filme mit Actionhelden wie Avengers werden hier gedreht. Und für dieses Blog ist das Forte di Bard interessant, weil es ein tolles Alpenmuseum beherbergt.

Alpenmuseum Bard | Aostatal

Alpenmuseum Bard | Aostatal

Über vier Schrägaufzüge oder zu Fuß gelangt man zur obersten Etage und betritt einen dunklen Raum mit großen Bildschirmen, auf denen Bergbilder ablaufen. In den folgenden 28 (!) Räumen wandert man durch alle Themen, die die Alpen anzubieten haben, von Dialekten und Bräuchen, von Wetter, Klima und Jahreszeiten, Geologie, Tieren, Blumen, Almstuben und Ställen,von Helden und Heldinnen des Alpinismus und unendlich viel mehr.

Alle Beschreibungen sind leider nur auf italienisch und französisch, es gibt aber eine gedruckte 48-seitige Broschüre auf deutsch.

Alles sehr abwechslungsreich präsentiert, mit einer tollen Mischung aus traditionell und modern, viel zum Anschauen, entsprechend solltest du viel Zeit für das Alpenmuseum Bard einplanen! Und ein gemütliches Café/ Bistro gibt es auch.

Mehr Infos: www.fortedibard.it

Blick von der Burg auf den Ort Bard am Eingang des Aostatals | Italien

Blick von der Burg auf den Ort Bard am Eingang des Aostatals | Italien

Aosta: Weihnachtsmarkt in Römischen Ruinen

Das Aostatal besucht “unsereins” natürlich wegen der Outdoormöglichkeiten, in so einem Alpental möchte man so viel Zeit wie möglich in der Natur, im Nationalpark, in den Bergen, auf den Skipisten verbringen. Aber die Stadt Aosta (auf 580m gelegen) ist so schön, dass man am Anfang, am Ende oder während der Reise auf jeden Fall einen Tag oder zwei hier verbringen sollte!

Stadtrundgang durch Aosta | Norditalien

Stadtrundgang durch Aosta | Norditalien

In einem Städtchen mit Blick auf hohe Berge (der sehr präsente Mont Émilius ist 3.557 m hoch) herumspazieren, an der einen Straßenecke französisch angehaucht, an der anderen italienisch, das allein ist schon toll an einem Ruhetag zwischen Skifahren und anderen Bergaktivitäten. Dazu römische Ruinen, von Amphitheater über Brücken und mächtige Tore wie der Augustusbogen bis Stadtmauer, das war für mich sehr überraschend und eine tolle Erfahrung. Aber dazu kamen in Aosta noch der Schnee und vor allem: der Christkindlmarkt direkt an den Ruinen des Theaters. Ohne Allerweltsschnickschnack an den Buden, sondern viele regionale Leckereien, Wein, Speck, Lagerfeuer, Papeterie, und lauter Menschen, die glücklich ihr Gesicht in die Sonne hielten – einfach herrlich. Die Vorweihnachtszeit mal in ganz anderer Umgebung, die Römer und Napoleon im Hinterkopf, aus solchen Gründen begeistert mich das Reisen und das Kennenlernen anderer Täler, Länder, Kontinente.

Verschneites Römisches Theater in Aosta | Italien

Verschneites Römisches Theater in Aosta | Italien

Von der Stadt abgesehen – Dank unseres Hotels in Aosta hätte ich auch tagelang strömenden Regen gut ausgesessen. Ein Traum von einer Lobby mit Bücherregalen, lauter unterschiedlichen Lesesesseln und jazziger Hintergrundmusik, ein Zimmer mit einem Mix aus sehr modern und gleichzeitig altmodisch, Bergblick vom Fenster und ohne Ende Kuchen zum Frühstück! Vielleicht gehört das Hotel Duca di Aosta zu den Top 10 der schönsten Hotels, in denen ich jemals war (und vielleicht müsste ich darüber mal einen Blogartikel schreiben, auch wenn der wenig mit Gipfeln, aber viel mit Glück zu tun hat).

Mehr Infos zum Hotel: www.alpissima.it

Lobby & Bibliothek im Hotel Duca di Aosta in Aosta | Aostatal, Italien

Lobby & Bibliothek im Hotel Duca di Aosta in Aosta | Aostatal, Italien

Perloz im Gressoney Tal

Im völligen Winterschlaf liegt das Tal um Perloz, nördlich von Bard und Pont-Saint-Martin führt die Straße Richtung Monte Rosa. Das Tal hat Bergbau-Vergangenheit, Orte sind nach spanischen Ingenieuren benannt, eine Freiheitsglocke erinnert stolz an dunkle Zeiten des Kampfes gegen die Nazis. In der Ferne thront schneeweiß der Mont Mars, 2.599 m hoch, ganz nah, über den Dörfern und Kastanienwäldern, der Croix-Corma, 1968m.

Der Croix-Corma ist wohl der Hausberg der Menschen in Perloz, oder? Ich ernte ungläubige Blicke. Ein Hausberg? Auf den die Einheimischen im Winter gehen, wandernd, mit Tourenski, mit Schneeschuhen, hinunter rodeln? Anscheinend nicht, der Berg scheint halt da zu sein, ohne dass das Bedürfnis zum Raufgehen und Runterschauen da wäre. Hier im Chiemgau sind unscheinbarere Berge Dauerziel der Feierabend Berggeher, Sommer wie Winter…

Kein Hausberg - auf den Croix Corma möchte niemand... | Perloz, Aostatal, Italien

Kein Hausberg – auf den Croix Corma möchte niemand… | Perloz, Aostatal, Italien

Je länger wir uns in dem Tal aufhalten, desto sehnsüchtiger meine Blicke zum Croix-Corma – was mich unten hält: das fantastische Mittagsmahl in der kleinen Trattoria Ca du For. Das Menü: sogenanntes Arme-Leute-Essen im einzigen Wirtshaus des Ortes. Hier ist es mollig warm nach einer kalten Schneewanderung, die Köchin persönlich serviert einen „Zupa“ genannten dicken Brei aus Kohl, Brot und Käse, frisches Brot mit weißem Lardo (Speck), Honig und Kastanien, Apfelkuchen. Wein und Wasser. Ohne Website, die besten Infos gibt es auf Trip Advisor.

Kastanien, Brot, Lardo, Wein im Gressoney Tal | Aostatal, Italien

Essen für arme Leute UND für begeisterte Bloggerinnen: Kastanien, Brot, Lardo, Rotwein im Gressoney Tal | Aostatal, Italien

Später, satt und zufrieden, bei der Weiterfahrt, beschäftigt mich eine Frage – wie das wohl alles von oben aussieht, vom Gipfel des Croix-Corma, und ob Brot, Speck, Kastanien und Apfelkuchen dort noch besser schmecken?

Wintersport im Aostatal

28 Skigebiete, 800 km Pisten, 300 km Loipen. Umgeben von einem Viertausender-Viereck aus Mont Blanc, Monte Rosa, Matterhorn und Gran Paradiso. Viele sonnige Plätze im Haupttal entlang des Dora Baltea Fluss und seinen 13 Nebentälern bieten herrliche Blicke auf die hohen Berge. Abseits des Trubels der Skigebiete: Stille, Dunkelheit, Einsamkeit und Ruhe. An Orten wie dem Naturpark Mont Avic mit dem einzigen Bergkiefernwald der Alpen beginnt der Winter-Tourismus gerade erst, mit den richtigen Karten, richtigen Guides und Beschilderung, mit richtig viel Zeit – was könnte man da tolle Schneeschuh-Touren unternehmen!

Gipfelglück im Aostatal - in Chemp, im Hintergrund der Croix Corma | Italien

Gipfelglück im Aostatal – in Chemp, im Hintergrund der Croix Corma | Italien

Castello di Issogne

Manchmal muss man ja zum eigenen Glück gezwungen werden. Das Aostatal ist voller Burgen, ungeheizt größtenteils, beeindruckend aber eben ungemütlich. Auf dem Weg zum Flughafen am Heimreisetag noch eine Burg besichtigen? Beim Castello di Issogne (auf 387m) ist die Hauptattraktion auch noch im Freien, so dass dir die Kälte durch die Füße in alle Poren des Körpers kriecht, und doch bist du froh, zu deinem Glück gezwungen worden zu sein. An den Außenwänden der Burg sind Fresken zu bewundern, in leuchtend bunten Farben, Originalzustand (kein Wunder: tiefgefroren, vermutete jemand aus unserer Gruppe…).

Fresken im Castello di Issogne | Aostatal, Italien

Fresken im Castello di Issogne | Aostatal, Italien

Die Bilder erzählen aus dem Alltag der Burg- und Dorfbewohner im 15. Jahrhundert. Und das wirklich besondere: auf den Fresken sind jahrhundertealte Grafitti zu lesen. Pilger aus dem fernen Deutschland haben die Bilder als Gästebuch verwendet genauso wie italienische Besucher, französische, unentzifferbare. Auf den ersten Blick denkst du dir “welche Deppen…”, und dann erzählen genau diese Grafitti eine zweite interessante Geschichte. So, dass du fast die Kälte des Aostatals im Dezember vergisst. In Erinnerung bleiben dann aber nicht die kalten Füße sondern das Gefühl, einen wunderbaren einzigartigen Ort auf der Welt kennen gelernt zu haben. Und der Vorsatz, beim nächsten Winterbesuch im Aostatal vorher einen Everest-Ausstatter zu kontaktieren, für einen Stiefeltest!

Höhenangaben aus diversen Karten und Infomaterial des Aostatals.

Datum der Reise: 14. bis 17. Dezember 2017

Wanderschilder für den Sommer und für erfahrene Schneeschuhgeher mit Orientierungssinn | Aostatal, Italien

Wanderschilder für den Sommer und für erfahrene Schneeschuhgeher mit Orientierungssinn | Aostatal, Italien

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