Das zweite große Ziel beim Skifahren Lernen bei Erwachsenen heißt: rote Pisten fahren, entspannt, flüssig, panikfrei. In Italien, im Skigebiet von Torgnon im Aostatal, habe ich einen ganzen Tag auf roten Pisten zugebracht, was neues Selbstbewusstsein gebracht hat und eine große Portion Pistenglück!
Werbe-Hinweis: Die Tourismuszentrale der Regione autonoma Valle d’Aosta hat mich zu dieser Reise eingeladen.
Die Einteilung von Skipisten in blau rot schwarz, einfach mittel schwer, ist vermutlich auch mit ein wenig Willkür verbunden. Jedes Skigebiet will für jeden etwas im Angebot haben, so dass es schwere blaue Pisten genauso gibt wie leichte rote. Meine Lieblingspiste in Torgnon zählt sicher in die Kategorie leicht rot, aber definitiv ist es eine Piste, die ich sagen wir mal vor zwei Jahren noch nicht gefahren wäre, und auch nicht so entspannt und mit Grinsen im Gesicht.
Torgnon (auf 1.515 m gelegen) erreicht man vom Aostatal aus, in ca 1h 20 min von Pont Saint Martin aus (ca 50 km), was wiederum rund 140 km von Mailand entfernt ist. Zur besseren geografischen Einordnung: wir befinden uns auf der Rückseite des Matterhorns, also in der Nähe der Schweizer Grenze. Pont Saint Martin liegt direkt am Eingang des Aostatals, das eine sehr interessante Geschichte aufweist; was ich dort noch – außer dem Skifahren in Torgnon – empfehlen kann, findest du hier im 2. Erfahrungsbericht aus dem Aostatal.
Wie ich später erfuhr, ist Torgnon ein sehr windanfälliges Skigebiet. Die beiden Sessellifte, die ich hauptsächlich gefahren bin, sind bei Wind vermutlich kein Spaß. Hauben, Sitzheizung und überdachte Talstationen, die man von anderen (moderneren) Skigebieten gewöhnt ist, gibt es hier nicht. Großartigerweise habe ich einen perfekten Tag zum Skifahren in Torgnon erwischt.
Auch hier gab es Mitte Dezember so viel Schnee wie schon lange nicht mehr. Es war das zweite Ski-Wochenende der Saison trotzdem war es unglaublich leer, die Sonne strahlte, der Schnee glitzerte, es gab keine vereisten Stellen sondern bestens präparierte Pisten. Dass keine Urlauber aus Mailand oder Turin so kurz vor Weihnachten da waren, kann man noch verstehen, aber warum die Einheimischen diesen idealen Tag nicht zum Skifahren nutzten, dass konnte mir niemand erklären. Die Bergbegeisterung scheint in Italien anders verteilt als in meinem Basislager im Chiemgau…
Von der Bergstation des Seggiovia quadriposto Collet Sessellifts sieht man eigentlich zum Matterhorn hinüber – dort waren aber so viel Wolken, dass man es nur erahnen konnte. Schade, aber lieber so, als dass ich aus den Wolken auf ein sonnenbeschienenes Matterhorn hätte blicken müssen. Immerhin war uns am Abend vorher am Straßenrand ein sensationeller Blick aufs Matterhorn geglückt, auch weil der Busfahrer an der richtigen Stelle einen Parkplatz fand…
Es gibt im Skigebiet Torgnon zwei blaue Pisten, die man über den Sessellift Seggiovia quadriposto Chantorné erreicht. Leichte blaue Pisten. Die Skilehrerin, die unsere Gruppe begleitete, nutze die blauen Pisten für einige Technik Übungen und entschied dann bald, dass wir (auch der Kollege, der jahrelang nicht skifahren war und relativ unsicher fuhr) doch mal in den Seggiovia quadriposto Collet Sessellift steigen sollten, um von 2.246 m aus die rote Piste herunterfahren sollten. Natürlich war ich mäßig begeistert, aber glücklicherweise machte ich mit. Nach einige Momenten der Panik an einer besonders steilen Stelle – die Skilehrerin wollte mir wertvolle Tipps zur Schulterhaltung geben, während ich all meinen Mut brauchte, um überhaupt eine Kurve fahren zu können – verließ ich die Gruppe und fuhr fortan allein meine Schwünge.
Was wohl die richtige Vorgehensweise für mich ist, auch wenn die Eleganz meines Fahrstils zu Wünschen übrig lässt und ich wohl keine Schönheitspreise im Skifahren gewinnen werde.
Aber es beruhigt meinen Kopf, wenn ich in meinem Tempo fahren kann, ohne dass an jeder Ecke jemand auf mich warten muss. Wenn ich steile für mich unangenehme Stellen erst mal irgendwie rutschend überwinde. Wenn ich eine Piste immer wieder fahre, bei jedem Mal die für mich schweren Pistenabschnitte besser meistere, schneller fahre und flüssiger, dann ist so ein Tag im Moment viel mehr Wert als jeder Tipp vom Skilehrer. Und was auch wichtig ist: mit strahlendem Gesicht auf die Skifreunde oder wie in Torgnon die Kollegen zufahren können, stolz sein, und gemeinsam zum Essen und Trinken niedersetzen. Denn die Einkehr in der Hütte ist mit mehreren dann doch viel schöner als allein.
Mittagessen im Skigebiet Torgnon: Alpe Gordzà
An der Bergstation des Sessellifts B (Seggiovia quadriposto Chantorné) steht die gemütliche Almhütte der Alpe Gordzà, wo man fantastisches Mittagessen à la Aostatal bekommt: Speck, Brot, Käse, Zwiebelkonfitüre zur Vorspeise, Polenta mit Pilzen zum Hauptgang und einen Karamellpudding zum Nachtisch. Mehr Infos
Infos zum Skigebiet Torgnon
Im Skigebiet gibt es die Gondel aus dem Tal zu einem kleinen Plateau sowie drei Sessellifte. 2 blaue Pisten, 7 rote und 3 schwarze mit insgesamt 25 Pistenkilometern. Auf dem Pistenplan sind jede Menge Loipen und Schneeschuhwege zu sehen sowie ein Funpark, ich bin allerdings nur Ski gefahren und fast nur auf der Piste 4 namens Collet. Skipass für 1 Tag 30 Euro, Ermäßigungen gibt es an Werktagen und für halbe Tage. Mehr Infos
Skiverleih: Noleggio Sci Torgnon befindet sich ein paar Minuten von der Talstation der Gondel entfernt. Leihgebühr für Ski, Schuhe, Stöcke für 1 Tag: 22 Euro. Mehr Infos
Monte Cervino ist der italienische Name des Matterhorns, Cervinia bzw Cervino Ski Paradise ein Verbund von Skigebieten vom Aostatal über das Matterhorn bis Zermatt. Ein Tag reicht vermutlich für Torgnon, bei einem längeren Skiurlaub lohnt es sich auch die anderen nahen Skigebiete auszuprobieren. Mehr Infos
Übernachten in Torgnon im Aostatal: Hotel Zerbion
Das kleine 3-Sterne-Hotel befindet sich mitten im Ort, auf ca 1.500 m gelegen. Zu Fuß sind es nur 10 Minuten zur Talstation der Gondel, die Zimmer des familiengeführten Hotels sind einfach aber schön eingerichtet. Es gibt einen kleinen Spabereich und sehr gutes Essen im Restaurant. Besonders gemütlich ist die Lobby im Hotel Zerbion mit Kaminfeuer, Sesseln und Katze, wo man entspannt die Zeit zwischen Skifahren und Abendessen verbringen kann, mit einem Krimi und einem Cappucino oder Glas Rotwein. Mehr Infos
Ein Ski-Krimi aus dem Aostatal: Der Gefrierpunkt des Blutes
Im Nachbartal, etwa 65 Auto-Kilometer von Torgnon entfernt, gibt es das Skigebiet Champoluc. Dort spielt der Krimi Der Gefrierpunkt des Blutes von Antonio Manzini. Der Ermittler der Polizei von Aosta, Rocco Schiavone, muss den Mord an einem Mann aufklären, der auf der Skipiste vom Fahrer einer Pistenraupe gefunden wird. Die Geschichte ist gut, nur leider ist der Kommissar extrem unsympathisch. Dennoch ein empfehlenswerter Krimi, wenn man zu Besuch im Aostatal ist.
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Fazit
Beim Skitag in Torgnon hat für mich alles perfekt gepasst. Man musste kaum an einem Lift warten, die Sonne schien, der Blick auf Becca d’Aver, Mont Meabé, Cima Bianca und Punta Tsan waren großartig. Die Pisten genau richtig, wenn man das Projekt rote Pisten angehen will. Gute Skifahrer haben einen Tag ihren Spaß, für Anfänger sind die blauen Pisten super. Die Orientierung in dem kleinen Skigebiet ist einfach, so dass sich der Besuch auch für nur einen Tag lohnt. Persönlich glaube ich, dass ich an dem Tag einen großen Schritt in Richtung Pistenglück auf roten Pisten gemacht habe – jetzt muss es weitergehen auf schwereren roten Pisten.
Weiterlesen
- Blogger Kollege Martin ist großer Fan vom Aostatal, in seinem Blog findet ihr spannende Artikel über Skitouren, Geocachen und Klettersteige
- Website der Regione autonoma Valle d’Aosta
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Toller Artikel, ich würde am liebsten gerade wieder losfahren. Valtournenche und Cerninia weiter oben im Tal sind auch gute Adressen. Torgnon hat mir so gut gefallen weil es so übersichtlich ist und auch herrliche Einkehrmöglichkeiten bietet.
Ja, der erste Besuch im Aostatal war wirklich super, ich glaube, ich muss da auch noch mal hin.