Yoga in Worte zu fassen, all die positiven Auswirkungen von regelmäßigem Yoga in Worte zu fassen, das fällt mir noch immer schwer. Ich hatte es bereits einmal versucht, hier im Rahmen der “Fit für die Berge” Serie. Damals wollte ich von Kraft und Balance, Fokussierung und Gelenkigkeit reden und wie das Yoga Training dich bei Klettersteigen, Bergtouren und anderen Outdoor Aktivitäten unterstützen kann.
Wobei ich Yoga seit vielen Jahren um des Yogas willens praktiziere und nicht (nur) um mich auf andere Sportarten vorzubereiten.
Seit kurzem gibt es im Bergverlag Rother ein Buch zu genau diesem Thema: Yoga für Kletterer und Bergsportler, von Petra Zink, und ich versuche mich hier an einer Rezension. Versuchen, weil mich als erfahrene Yogi das Buch zuerst überhaupt nicht angesprochen hat, nach einer Weile dann schon. Und ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht, welchen BergsportlerInnen ich dieses Buch empfehlen würde.
Werbehinweis: Der Verlag hat mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Der Artikel enthält Affiliate Links*.
Zunächst ein paar Fakten zum Buch:
Es gibt zwei große Aufteilungen, zum einen nach Sportart (Bouldern, Sportklettern, Alpinklettern, Bergsteigen und Skibergsteigen), zum anderen nach Körperbereich (Yoga für Unterarme, Handgelenke und Finger, für den Rücken, für die Schultern, für Beine und Hüften). Die Asanas, Yogaübungen, für die Körperbereiche werden den Sportarten dann wie in einer Playlist zugeordnet.
Dazu gibt es viele allgemeine Texte zum Warum und Weshalb, zur Atmung, zur Psychologie sowie Erfahrungsberichte von “berühmten Yogis” wie Kletterin Martina Čufar Potard oder Yoga Bloggerin Simone Fleischhacker. Vielleicht, weil auch die Autorin die Gesamtheit der Faszination Yoga schwer in Worte fassen kann, Yoga auch sehr persönlich ist und viele Meinungen und Erfahrungen gut ein Gesamtbild formen.
Ein für mich wichtiger Bestandteil des Yogabuchs: “geheime” Passwörter zu Online Videos, mit denen du verschiedene Übungen als Flow mit Anleitung durchziehen kannst, als zusammenhängende Yogaübung.
Es gibt keine Sanskrit Namen der Übungen, wie es erfahrene Yogis gewöhnt sind. Ich finde es schade, weil ich den Klang der Sanskrit Sprache mag und nach Jahren der Yoga Praxis mit den Namen auch die entsprechende Übung verbinde. Wie ich jetzt mehrfach gehört habe, wirkt das Sanskrit und eh alles angeblich Esoterische aber abschreckend auf AnfängerInnen. In dem Fall erfüllt das Buch natürlich seinen Zweck, indem es nüchtern und technisch den Schwerpunkt auf die korrekte Ausübung von Körperhaltungen legt.
Einzelne Asanas werden sehr im Detail mit Foto und Beschriftung gezeigt, siehe oben das Beispiel der Asana Pferd (Vátáyanásana). Was macht die Ferse, wohin ziehen die Zehen, in welche Richtung zeigt der Daumen. Das ist für Anfängerinnen sehr technisch finde ich, für erfahrene Yogis dagegen nützlich zur Selbstüberprüfung, wie gut man eine Position wirklich kennt.
Sich verbessern ist natürlich immer gut. Aber: In der täglichen Yogapraxis ist es nicht so entscheidend, wohin genau dein Daumen zeigt – du musst im Yoga nicht perfekt sein. Du machst, was dir gut tut, abhängig von der Tagesverfassung, und ein bisschen machen ist immer besser als gar nicht machen.
Deswegen glaube ich, dass es am Anfang des Yoga Praktizierens ablenkt, zu viel an die perfekte Haltung des Daumens zu denken. Dass das eigentliche Eintauchen ins Yoga, mit Atmung, tiefer Konzentration, in einen Flow geraten etc. leidet, wenn ich zu sehr auf technische Details fixiert bin. Wenn ich die Übungen x, y und z nacheinander nur durchziehe, weil sie für Bergsteigerinnen empfohlen werden, dann mache ich meiner Meinung nach “Gymnastik-Übungen”, die Yoga Namen tragen und dadurch „cool“ sind.
Sich selber eine Abfolge von Asanas überlegen, bei der man in einen Flow gerät UND dabei Übungen absolviert, die einen auf eine Klettertour vorbereiten oder der Regeneration dienen, das halte ich schon für sehr fortgeschritten. Das mache ich selber auch nicht. Ich gehe zu einer Yoga Lehrerin oder suche mir “fertige Abfolgen” auf Youtube, habe einen Stapel Yoga DVDs, bei denen ich nicht selber über Sequenzen nachdenken muss sondern einfach das ausführe, was die Stimme der DVD oder LehrerIn mir sagt.
Von daher bin ich froh über die 5 Videos, die über die Website zum Buch abgerufen werden können, jeweils etwa eine halbe Stunde lang, mit entspannten Beschreibungen der einzelnen Asanas, auch unter Berücksichtigung der Atmung, die für mich ein wichtiger Bestandteil von Yoga ist. Petra Zinks Stimme ist sehr angenehm, ich lasse mich von ihr gerne eine halbe Stunde durch die Yoga Session leiten.
Fazit: Yoga ist sehr persönlich, es gibt verschiedene Stile, die Tagesform, die Bedürfnisse an einem bestimmten Tag bestimmen die Intensität der Übungen. Der Flow ist mir persönlich wichtig, das Zusammenspiel aus Atmen und Körperhaltungen. Was einem persönlich gut tut, findet man nach einer Weile des Ausprobierens heraus.
Deswegen halte ich für das Wichtigste: anfangen und ausprobieren! Nicht von indischen Begriffen und Vorurteilen abschrecken lassen. Ausprobieren geht auf verschiedene Weise und damit ziehe ich letztendlich auch mein Fazit für das Buch: Finde heraus, ob dir einzelne Übungen vor oder nach dem Klettern gut tun. Ob eine Sequenz deine Muskeln für die Boulderhalle stärkt. Oder ob du lieber ein Video startest und dich eine halbe Stunde lang anleiten lässt, vielleicht hinterher die genauen Erklärungen studierst. Beginne dich mit Yoga zu beschäftigen und du wirst herausfinden, wie gut es dir tut und was dir gut tut.
Auch als Nicht-Anfängerin gefällt mir das Buch – durch die Mischung aus Videos und durch die Berichte der BersportlerInnen, die portraitiert werden. Sie bestärken mich darin, Yoga weiterhin zum festen Bestandteil meines Alltags zu machen und meinen Körper quasi nebenbei noch fitter für meine Berg-Aktivitäten zu machen.
Infos zum Yogabuch “Yoga für Kletterer und Bergsportler”
Petra Zink, Yoga für Kletterer und Bergsportler, erschienen 2018 im Bergverlag Rother. 168 Seiten mit 299 Fotos, ISBN 978-3-7633-6086-4. Hier kannst du das Yoga-Buch bei Amazon bestellen.*
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Aus der Gipfelglück „Fit für die Berge“-Serie: Yoga
Petra Zink bei Instagram: @petrazinkyoga
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
1 Kommentar
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