Von den Pisten im kleinen Skigebiet Skistar St. Johann in Tirol bieten sich wirklich spektakuläre Ausblicke. Auf den Wilden Kaiser, auf das Kitzbüheler Horn, auf das Tal rund um St. Johann.
Für Ski AnfängerInnen bieten die Ausblicke willkommene Anlässe zu einer kurzen Pause, zum Durchatmen, zum Puls runterbringen, nach wilden Fahrten auf roten Pisten. Denn richtig, sobald du es geschafft hast, blaue Pisten entspannt und panikfrei hinab zu wedeln, steigst du ins nächste nervenaufreibende Level auf und willst das auch auf roten können!
Das St. Johanner Skigebiet ist perfekt dafür, denn es gibt kaum blaue. Willst du also die verschiedenen Ecken des Skigebiets kennen lernen, willst du zum Gipfel des Harschbichel auf 1.604m gelangen, dann musst du auf die roten Pisten. Hier erzähle ich dir von einem Traum-Skitag in St. Johann in Tirol, bei dem mir zwar mehrfach der Angstschweiß ausgebrochen ist, der mich insgesamt aber echt stolz gemacht hat auf meine Entwicklung im “Projekt Pistenglück”.
Werbehinweis: Presseeinladung – der Tourismusverband Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol hat die Kosten für Skipass und Mittagessen übernommen.Findest du Inspiration, findest du Gefallen an diesem Artikel und diesem Blog? Lade mich auf einen Kaffee ein!
Der für AnfängerInnen entspannteste Einstieg ins Skigebiet erfolgt über den östlichsten der 3 Parkplätze an den Eichenhof Liften. Du steigst in die 10er Eichenhof Gondel, die erst im Winter 17/18 eröffnet wurde, und kannst dich vom Ende der Gondel zurück ins Tal erstmal auf einer breiten blauen Piste einfahren.
Sogar zwei kleine Wellenbereiche kannst du ausprobieren, was etwas Überwindung kostet, wenn man es noch nie gemacht hat.
Willst du anschließend andere Pisten fahren, musst du zu einer der anderen Talstationen fahren um weitere blaue Pisten fahren zu können – oder ins Level Rot aufsteigen.
Ich war an einem Donnerstag außerhalb der Schulferien in St. Johann in Tirol – entsprechend leer waren die Pisten und ich konnte die volle Breite der Pisten für meine roten Mutproben nutzen. Die meisten der roten Pisten sind herrlich breit und man kann im eigenen Zeitlupentempo recht stressfrei fahren.
Stressfrei, außer man gerät auf die östlichste der Pisten, die 4b. Ich fühlte mich hier wieder an die Anfangszeiten meiner Ski “Karriere” erinnert, so voller Angst über die Steilheit, das gar nix mehr ging. Das einzig Machbare war, parallel zum Hang seitlich cm um cm herunter zu rutschen. Es war einfach alles viel zu steil. Selbst als vor mir zwei Kinder gestürzt sind (nicht schlimm), bin ich keinen Bogen um die beiden gefahren, sondern habe einfach gewartet bis sie sich aufgerappelt hatten, um dann meine Rutscherei gemütlich fortzusetzen.
Noch vor zwei oder drei Jahren hätte ich nach so einem Erlebnis auf einer blauen Piste vermutlich das ganze Projekt Pistenglück, mindestens aber den Skitag beenden wollen. Immerhin diese Mutlosigkeit habe ich überwunden. Keine 10 Pferde hätten mich noch einmal auf diese Piste gebracht, aber es gab ja genug andere! Weniger steil, und mit mehr oder weniger Pflug ganz gut fahrbar.
Zwar war ich allein auf den Pisten unterwegs, wir waren zum Mittagessen aber in der Gipfelhütte verabredet. Das Schlimme am Gipfel des Harschbichl: du kommst nur auf roten Pisten wieder weg. Das Gute am Gipfel: du kannst notfalls mit der Gondel bis zur Mittelstation zurück fahren. Auch wenn dir dieses Wissen wenig hilft, wenn du einmal die ersten paar Meter auf der Piste unterwegs bist und es zum Umdrehen und Gondel fahren zu spät ist.
Mit ein wenig rutschen und warten, bis die schnelleren an mir vorbei waren, ging es aber ganz gut. Das hatte ich bereits vor dem Mittagessen ausprobiert und überlebt und so konnte ich Schnitzel, Skiwasser und Kakao in der gemütlichen Gipfelhütte am Harschbichl genießen.
Der Gipfel bietet auch diverse Fotomotive, mit Fahnen, Wegweisern, Schneemann, man steht genau gegenüber vom Kitzbüheler Horn, blickt zum Wilden Kaiser, zu den Leoganger Steinbergen, zu den heimischen Chiemgauer Bergen bis raus zur Kampenwand. Wir hatten wirklich einen perfekten Tag erwischt, was das Wetter anging – beste Sicht, keine vereisten Stellen, kein verschwommener Whiteout sondern man sah genau wohin man fuhr. Die Sonne wärmte beim Lift fahren fast frühlingshaft das Gesicht. Wegen solcher Tage habe ich “damals” mit dem Skifahren begonnen, solche Tage will ich mit Sport und Bewegung draußen verbringen.
Nach dem Mittagessen war ich ziemlich platt, muss ich zugeben. Einen ganzen Vormittag rote Pisten fahren war für mich doch antrengender gewesen als gedacht. Anstrengend für die Oberschenkel aber auch für den Kopf. Ungewohnte Steilheit, konstantes Ohje, hoffentlich kann ich das, hoffentlich geht alles gut. Kaum eine blaue Piste zur Entspannung zwischendurch, die dem Kopf sagt, hey, sie kann das doch!
Ich war bis zur mittleren Talstation Harschbichl Hauptkassa herunter gefahren, von wo die Gondel dann bis zur Gipfelstation hinauf gondelt. Ich war abgezweigt und am sehr langsamen, alten Sessellift Jodlalm gelandet, der landschaftlich reizvoll zum Beginn der Pisten 3a und 1a hinauf zuckelt. Und immer wieder den Eichenhof Sessellift , um die rote 4a zu üben – ja, steil, aber herrlich breit und leer genug, um wirklich zu üben, in meinem Tempo, flüssiger, schneller, besser zu werden.
Da ist dann irgendwann der Akku leer und die Luft raus. Ich war auch zu platt um mich noch ganz neuen Pisten auszusetzen, so verpasste ich leider die westlichen Pisten mit der dritten Talstation, der Bauernalm Bahn. Es gibt also für den nächsten Besuch in St. Johann noch genug neue Pisten für mich zu entdecken.
Fazit: Für einen Tag im Skistar Skigebiet St. Johann musst du dich bereits auf rote Pisten trauen. Sonst ist wenig Abwechslung geboten, die vorhandenen blauen Pisten sind nicht zusammenhängend. Für Rote-Pisten-AnfängerInnen kann ich das Skigebiet sehr empfehlen, eben weil man kaum die Option hat, sich über die blauen Pisten zu „schummeln“. Es hilft halt nur eins beim Skifahren lernen: üben üben üben.
Und als persönliches Fazit – Pistenglück war das nicht, aber es war ein großer, weiterer Schritt auf dem Weg dorthin. Ich habe am Ende zufrieden und stolz über meine Fortschritte die Skischuhe ausgezogen.
Infos zum Skigebiet Skistar St. Johann
St. Johann gehört zum Verbund 3 Länder Freizeit Arena, z.B. Mit Lofer, Steinplatte und Winklmoos-Alm. Der Talort St. Johann inTirol ist ca 120 km von München entfernt, 30 km von der Autobahn Abfahrt Kufstein Süd. Laut eigenen Angaben gibt es 20 Hütten und Gasthäuser im Skigebiet, 43 Kilometer Pisten und 17 Seilbahnen Lifte. Von St. Johann fährt ein Skibus die drei Talstationen an, es gibt Skischulen, Skiverleih sowie eine App (die Statistik Funktion mit Höhenmeter berechnen und Sticker sammeln hat bei mir leider nicht funktioniert. Laut Skigebiete-Test.de sind 16 km Pisten rot, 24 km rot und 3 km schwarz.
Die Aufteilung auf drei Talstationen entzerrt den Trubel, das übliche „Chaos“ aus Parkplatz, Bus, Ticketkauf und Einstieg ins Skigebiet. Die blauen Pisten sind nicht zusammenhängend sondern immer mit roten verbunden. In der Skisaison 2018/19 kostet der Tagesskipass für eine erwachsene Person in der Hauptsaison 45 Euro.
Datum des Skitags: 31. Januar 2019
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Pistenplan und mehr Infos zum Skigebiet: www.skistar.com
Das Projekt Pistenglück
- Teil 15 Skifahren in Hovden / Norwegen
- Buchtipp: Skifahren einfach
- Im Kino: STREIF One hell of a ride
- Videos: Skifahren lernen mit Youtube?
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.