Zwei Aussichtsgipfel, eine Gratwanderung und ein Weg durch eine sonnige Schlucht, die Wanderung zur Notkarspitze in den Ammergauer Alpen ist viel mehr als nur einen Gipfel von der Liste abhaken. Anstrengend ist es schon, aber die Tour bietet jede Menge schöne Plätze zum Pause machen.
Start ist am Parkplatz am Ettaler Sattel* auf 869 m, auf der linken Seite noch vor Ettal, wenn man von Oberau den Berg hinaufgeschlängelt ist (Gebühr 3 Euro, dafür gibt’s ein Dixiklo am Parkplatz!).
Einige wenige Minuten spaziert man entspannt neben einer Blumenwiese entlang, schon bald biegt der Weg in den Wald ab, wird zum Pfad und ganz schön steil. Über Wurzeln und Steine führt er, manchmal matschig, ab und an öffnet sich der Blick auf Ettal, auf den Laber und bald auch in der anderen Richtung auf Garmisch und das Wettersteingebirge.
Den Ochsensitz auf 1.515 m bemerkt man durch den Wald kaum, der noch mal 204 m höhere Gipfel des Ziegelspitz dagegen ist ideal für eine Pause. Vom Ziegelspitz aus sieht man schon den Nachbarn Notkarspitze, und ab jetzt herrscht Gegenverkehr, denn die Tour ist beliebt und wird in beiden Richtungen begangen.
Der Grat hinüber zur Notkarspitze ist bequem zu gehen, mit ein paar Kraxelpassagen aber nie wirklich ausgesetzt – trittsicher sollte man sein, aber es gibt keine Stellen, vor denen man Angst haben müsste. Wegmarkierungen findet man auf dieser Tour übrigens kaum – der Weg ist aber immer gut zu erkennen.
Nach ziemlich genau 3 Stunden ein letztes Mal schnaufen und der letzte steile Anstieg auf 1.889 m ist geschafft. Windig ist es, jede Menge Leute hocken in den Mulden, und die Aussicht ist herrlich!
Für den Abstieg gibt es nun mehrere Varianten: die Mehrheit der Wanderer nimmt den direkt Weg nördlich am Notkar runter zur Ettaler Mühle. Oder – wenn sie an der Mühle gestartet sind – sie machen ihre Runde über den Grat zu Ziegelspitz und Ochsensitz komplett. Wieder andere gehen vom Gipfel südlich, steil, durch Latschen, und gelangen zum Hasenjöchl:
Hier folgt man nun den Schildern nach Ettal – sie stehen an allen wichtigen Stellen, Karte und Intuition helfen ein wenig bei der Wegfindung, denn Markierungen gibt es weiter so gut wie keine. Durch den Wald geht es, zur Rossalm, wo ein paar Häuschen in der Wildnis stehen und schwere Baumaschinen von Waldwirtschaft zeugen.
An einem unscheinbaren Schild links in die Wiese abbiegen, weiter durch den Wald, bis zu einem kleinen steilen Stück, das mit einem Drahtseil gesichert ist. Geübte Wanderer bräuchten dies eigentlich nicht, aber wenn es schon mal da ist, kann man es auch anfassen…(in der Karte mit Leiter als Klettersteig markiert – halte ich persönlich für etwas übertrieben, aber es scheint abzuschrecken, denn es sind hier kaum Wanderer unterwegs…)
Und dann beginnt die große Überraschung, der Weg ist in der Karte nur noch gepunktet eingetragen und führt durch eine richtige kleine Schlucht, mitten durch den Gießenbach, bzw hin und her von Ufer zu Ufer. Hier sind tatsächlich auch Wegmarkierungen, damit man den besten Weg durch den Bach findet. Es plätschert leise, rechts und links gehen die Felsen hoch, und die paar Wanderer hier fühlen sich wie in einem geheimen Tal, das sie durch einen versteckten Zugang erreicht haben.
Ausgeschildert ist die Schlucht nirgends, schwer oder gefährlich ist sie nicht – einfach nur eine glückliche Entscheidung, diesen Weg gewählt zu haben. Zwischen Ende der Schlucht und Parkplatz muss man leider noch einen breiten langweiligen Fahrweg ohne jegliche Highlights überstehen – nach rund 6,5 Stunden (mit Pausen) erreicht man wieder den Ettaler Sattel und kann dann auch noch zur Ettaler Mühle fahren und dort einkehren.
*Erstaunlicherweise existiert sogar ein Wikipedia-Artikel über den Ettaler Sattel
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
3 Kommentare
Die Notkarspitze ist wirklich herrlich zum Erwandern und anstrengend, dass blieb mir auch noch in Erinnerung. :D
Einen schönen Bericht hast du über die Tour geschrieben.
Schöne Grüße :)
Conny
Danke und schöne Grüße zurück :-)
Eine schöne Tour, Steffi! Auf dem Weg zum Nachbargipfel, dem Brünstelkopf, war das Geröllbett vom Gießenbach vor einigen Jahren für mich eine ebenso schöne Überraschung wie für Dich. In einem kleinen Wanderführer steht noch zu lesen: „Wenn hier ein Radler mit geschultertem Mountainbike entgegenkommt, ist das kein Irrläufer, sondern nur ein Sportler, der getreulich die Tourenbeschreibung im Bike-Guide von Elmar Moser befolgt.“ Gut zu wissen. ;-)