Neulich auf einem Chiemgauer Gipfel: 5 Wanderer haben sich jeweils ein Fleckchen für ihre Brotzeit gesucht, halten das Gesicht in die Herbstsonne, schweigen. Es nähert sich ein weiterer Wanderer, enttäuscht meint er zum Gruß: „Und ich dachte, ich wäre hier heute allein.“ Die anderen fünf so, wie aus einem Munde „Ja, das dachte ich auch.“
So geht das auf der Sonnwendwand, nirgends steht ihr Name angeschrieben, man erreicht sie am besten mit der ausgedruckten Wegbeschreibung von Höhenrausch, und dann muss man den Gipfel doch mit anderen teilen!
Die Sonnwendwand ist so ein Berg, über den ich eigentlich gar nicht schreiben will, der ein Geheimnis bleiben soll, ein Insidertipp. Es kann doch jeder auf die Nachbarberge steigen, auf die Kampenwand oder den Weitlanerkopf. Aber wer weiß schon, ob in dem Outdoor-Blogger-Adventskalender, dessen 14. Türchen dieser Artikel ist, alle Geschichten so wahr sind? Vielleicht ist die Sonnwendwand gar nicht im Chiemgau? Oder heißt sie vielleicht Mondscheinwand?
Die Sonnwendwand ist ideal für eine kurze Herbsttour; hat man mehr Zeit, kann man auch zur Kampenwand oder zum Hochgern weiterwandern. Am Bach entlang durch den Klausgraben, über Almwiesen, ein wenig durch Wald geht es, im Sommer findet man hier schöne Badeplätze, denke ich. Vom Startpunkt am Wanderparkplatz bei Hainbach weg (auf 665 m, zwischen Aschau und Sachrang, 2 Euro pro Tag) herrscht Ruhe. Lediglich gleich am Anfang kommen ein paar Jugendliche vom Berg herunter, Schlafsäcke unterm Arm und leere Bierkisten in der Hand. Ansonsten: niemand.
Die Dalsen-Diensthütte würde ich am liebsten sofort kaufen, als ich vorbeikomme, so herrlich ist sie gelegen.
An der Hofbauernalm, im Herbst ist leider keine Einkehr mehr möglich, kommen erstmals zwei Mountainbiker vorbei, einzeln, nicht zusammen.
An der richtigen, selbstverständlich nicht markierten Stelle muss man vom Weg in die Wiese abbiegen, auf ein paar Bäume zuhalten. Ob ihr wirklich richtig geht, erkennt ihr, wenn ihr die Schilder zum Gipfelkreuz seht…
Noch immer ist der Name Sonnwendwand nicht aufgetaucht, wenn man nicht aufpasst, läuft man am letzten Abzweig schnell vorbei. Was schade wäre, denn der Blick vom Gipfel auf gerade mal 1.512 m ist herrlich, auf Chiemsee und Kampenwand, auf Spitzstein und Weitlanerkopf, auf Hochries und Aschau.
Für den Abstieg kann man sich ruhig an die breiteren Forstwege durch den Buchenwald halten, über die Almen zurück würde der Abschiedsschmerz vielleicht zu groß, so bleibt die Freude, ein geheimes Stück Chiemgau entdeckt zu haben.
Hier geht es zu mehr Wander- und Reisetipps für den Chiemgau – nicht alle so geheim!
Alle Höhenangaben aus der Kompass Karte Nr. 10 Chiemsee- Chiemgauer Alpen. Auf dieser Karte ist der Berg zwar verzeichnet, aber nicht mit direktem Wege…
Dies war also schon das 14. Türchen im #outdoor Advent, dem Outdoor Blogger Adventskalender. Gestern konntet ihr bei René von Outdoor Spirit etwas lesen, morgen geht es bei Jörn von Fox Trails weiter. Und alle vergangenen und künftigen Türchen findet ihr hier bei Sven. Das feine Logo ist von Torben vom Wandervideoblog!
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Das klingt nach einer schönen Wanderung! Danke für den Tipp – ich werde ihn nicht weiterempfehlen, die Tour im Frühjahr aber selbst ausprobieren :)
Richtige Vorgehensweise, viel Vergnügen bei der Tour :-)