Warum 7 Gipfel an einem Tag? Warum nicht an 7 Tagen je einen tollen Gipfel mit Alm-Buttermilch, Kaiserschmarrn und Hüttenübernachtung? Warum 7 Summits – weil es die Tour gibt und man ja auch mal ein bisschen was Verrücktes machen muss.
Maren und ich haben einen überaus perfekten Tag für diese anstrengende Tour erwischt, ich habe das Gefühl, ich werde derzeit dafür belohnt, dass ich vor einigen Monaten (fast) ohne zu jammern graue, nasse, kurze, zermürbende Bergtouren gemacht habe. Sonne und Wärme zur rechten Zeit! Wir waren rund 12 Stunden unterwegs bei unseren 7 Summits von Saalbach Hinterglemm. Aber ehrlich gesagt – wenn man „öfter“ mal 24-Stunden-Wanderungen macht, sind 12 gar nicht so wild. Redet man sich ein.

Die Tour beginnt so richtig an der Bergstation des Schattberg X-Press oberhalb von Saalbach*. Ein paar Meter auf einem breiten Fahrweg, dann geht es für den Rest der Tour nur noch auf Pfaden weiter, mal felsig, mal Gras, mal Steine, aber immer schmal, wie ein Bergpfad sein soll. Der Blick ist vom ersten Moment an der Wahnsinn! Was für ein Unterschied zu meinem ersten Besuch in Saalbach Hinterglemm einige Wochen vorher. In einer langen Kette liegen Loferer und Leoganger Steinberge, Watzmann, Steinernes Meer und Hochkönig vor einem, die Hohen Tauern (leider von ein paar Wolken verdeckt), Kitzsteinhorn und Venediger und wenn man sich immer weiter dreht, sieht man in der anderen Ecke den Wilden Kaiser.

Vor einem grasige und felsige Berge in weichen Schwüngen, das Auf und Ab des kommenden Tages liegt vor einem, noch ist kaum ein Mensch zu sehen. Kühe, Pferde, Schafe, Murmeltiere sind aber schon unterwegs, ohne zu wissen, in welch wundervoller Umgebung sie leben dürfen. Der 1. Gipfel, der Stemmerkogel, ist bald erreicht (2.123m), gemütlich setzen wir uns hin und machen erst mal eine Pause. [Wenn man Berichte von anderen Leuten liest, macht wohl eher niemand am 1. Gipfel schon eine Pause, deswegen hat der Stemmerkogel sich hoffentlich gefreut, dass mal jemand länger geblieben ist.]
An jedem Gipfel wichtig: am Automaten den Knopf drücken, Chip dran halten, Foto machen lassen. Anschließend (oder vorher) den Geocache suchen (hier der vom Stemmerkogel) und vor dem Weitergehen noch ins Gipfelbuch eintragen.


Alle Automatenbilder stehen später auf der Website, man kann sich dort registrieren, bekommt ein paar virtuelle Plaketten und kann ein bisschen von seinen Erlebnissen berichten. So sieht das dann aus in der 7 Summits Hall of Fame :

Zum 2. Gipfel geht ein steiler Zickzack-Pfad hinauf, jeder Berg für sich ist ein toller Berg! Leider kann man sich aber auch in der Masse die Namen gar nicht so gut merken, durchzählen und rechnen, wie viel man schon hat und wie viel noch kommt, ist an diesem Tag wichtiger. Man rechnet eh ständig vor sich hin, so was in der Art: Wenn wir um X Uhr am Ziel sein wollen, und 2 1/2 Stunden dorthin vom letzten Gipfel brauchen, wenn wir an jedem Gipfel 15 min Pause machen, wie liegen wir dann gerade wohl in der Zeit? Noch nie habe ich bei einer Wanderung so viel Zeit mit Kopfrechnen verbracht ;-)

Vom 2. (Hochkogel, 2.249m) zum 3. Gipfel (Hochsaalbachkogel, 2.212m) sind es nur ein paar Minuten, hier kommen uns die ersten Leute entgegen, die die 7 Summits in der Gegenrichtung und rennend machen. Ohne großes Gepäck, ohne große Pausen, ohne Schnickschnack wie geocachen. Mir hat unsere Variante definitv besser gefallen, aber jeder wie er/sie mag…

Zum 3. Gipfel wird einem mit einem Stahlseil geholfen, eine schöne kleine Kraxelei, die Konzentration erfordert aber für bergerfahrene, trittsichere Wanderer kein Problem ist. Eine schöne Abwechslung zu den Pfaden vorher (Achtung, die Kraxelstelle kommt nach der Stelle auf dem Foto…). Auch beim Abstieg vom Hochsaalbachkogel muss man sich weiter konzentrieren, aber es ist ja immer noch früh am Tag und wir haben schon 3 gipfelglückliche Momente erlebt, die Sicht ist weiterhin grandios und wir sind voller Vorfreude und Spannung, was noch alles kommt.
Der Weg der 7 Summits ist übrigens bestens ausgeschildert, entweder mit Holzschildern…

… oder mit der römischen 7 in rot auf Stein. Eine Karte braucht man höchstens, um die umliegenden Berge zu bestimmen, das Gewicht kann man sich aber eigentlich sparen.

A propos Gewicht, der Inhalt des Rucksacks besteht neben (hurra, nicht benötigter!) Regenkleidung vor allem aus Essen und Trinken. Es gibt keinerlei Einkehrmöglichkeit, leider, also sollte man sich gut mit Brot, Obst, aufmunternden Leckereien, Power-Energy-Eiweiß-Riegeln und vor allem Wasser eindecken. Ich hatte 5 Liter dabei und die waren auch leer, als wir am Auto ankamen. Es gibt unterwegs weder Brunnen noch Bäche, an denen man Wasservorräte auffüllen könnte, höchstens in der letzten Stunde des Abstiegs. Und am Ende kein Wasser mehr zu haben stelle ich mir ziemlich schlimm vor…

Um die Mittagszeit erreichen wir Gipfel Nummer 4, den Bärensteigkogel (2.225m), ein knubbeliger Gipfel mit Platz für uns und einen anderen Wanderer, der aber in der Gegenrichtung unterwegs ist. Laut Beschreibung ist hier mit „ersten Ermüdungserscheinungen“ zur rechnen, was zu einem Running Gag bei uns wird. Wirkliche Gipfelmüdigkeit kann ich persönlich gar nicht feststellen – kaum ist ein Gipfel erreicht, ist jeder noch so steile schweißtreibende Anstieg vergessen und die Vorfreude auf den nächsten Gipfel beginnt!

Irgendwo hier soll im folgenden Wegabschnitt nun ein Unterstand sein, und irgendwo ist hier die Hälfte der Strecke geschafft, eine Abstiegsmöglichkeit nach Hinterglemm besteht. Plötzlich sind jede Menge Leute unterwegs, und obwohl es recht anstrengend ist, sind wir doch bald wieder allein. Die Rechnerei mit der halben Strecke und wann wir wohl am Ziel sind, erreicht ihren Höhepunkt. An den Strommasten, kleiner Skandal, passiert man einen weiteren Gipfel, der Weg verläuft knapp unterhalb des höchsten Punktes, deswegen zählt er wohl nicht als 8. Zum Beweis dieses Steinmännchen, aus lauter Gipfelgier bin ich etwas vom Wege abgekommen…

Am 5. Gipfel finde ich den Geocache nicht. Doof. Dafür helfen wir anderen Wanderern eine Sonnenbrille zu suchen, es ist Zeit das T-Shirt zu wechseln und den High-Protein-Energy-Snack hinunterzuwürgen, die Enttäuschung über den DNF bleibt. Manlitzkogel heißt Nummer 5 und ist 2.247m hoch.

Schaut man nur auf die Höhen der Gipfel, sieht die Tour ja nach einem entspannten Höhenweg aus – weit gefehlt, es geht beständig auf und ab, am Ende haben wir 1.414 Höhenmeter in den Beinen und 24 Kilometer Strecke.

Den 6. Gipfel könnte man glatt übersehen, zwischen 5 und 7 sieht man tief unter sich ein paar „Hügel“, wer gute Augen hat, erkennt an einer schroffen Kante ein Glitzern und kann dies als Gipfelkreuz und Fotografierautomat identifizieren. Der Mittagskogel mit seinen flachen 2.092m bekommt von uns nicht viel Aufmerksamkeit, schnell die Fotos und den Cache, Maren will nicht mal den Rucksack absetzen… Der Blick geht einfach die ganze Zeit zwischen Uhr und Geißstein hin und her.
Und ehrlich gesagt:
Würde man sich jetzt an den Abstieg ins Tal machen, wäre das ok an dieser Stelle, man hat bereits eine wirklich tolle Tour hinter sich, das Auto ist noch weit weg, man folgt dem Weg Richtung Lengau mit den Augen, blickt dann zum Geißstein und denkt sich wie hirnrissig es doch ist, jetzt noch auf diesen riesigen hohen Gipfel steigen zu müssen. Nur damit man auf 7 Gipfeln war statt „nur“ auf 6? Zum Glück gibt es dieses Blog und die Sorge vor dem peinlichen Absatz „…und dann ließen wir den 7. Gipfel in Ruhe und stiegen hinab ins Tal um auf der Alm…“ – natürlich sind wir weitergegangen!
Tatsächlich bin ich in jeder Hinsicht froh darüber, denn der Geißstein ist meiner Meinung nach der schönste der 7 Gipfel. Ein an einigen Stellen anspruchsvoller Weg, man bekommt neue Ausblicke auf das Kitzbüheler Horn und andere Berge, die vorher verdeckt waren (leider unmöglich zu identifizieren, obwohl ich es so so gern gewusst hätte, was man da hinter dem Wilden Kaiser wohl sieht…), traumhaft bunte Blumenwiesen, weil es zu steil für hungrige Kühe ist, kaum noch Menschen unterwegs, das Licht wird zum späten Nachmittag sanfter und leuchtender und während des ganzen Aufstiegs – ja, es geht noch mal 300 Meter plus Gegenanstieg vom Mittagskogel hinauf! – freue ich mich auf den letzten Gipfel und das Gipfel-Snickers!
Lange sieht man gar nichts vom Geißstein Gipfel, irgendwann dann endlich eine Ecke vom Gipfelkreuz, etwas später ist es tatsächlich nur noch 5 Minuten entfernt und um 16.30 Uhr ist laut juchzen und frohlocken angesagt. Foto machen,

Cache finden, ins Gipfelbuch eintragen und den grandiosen Blick am Gipfel auf 2.363m genießen. Wenn ihr mal in der Gegend Urlaub macht und einen Spaziergang eine gemütliche Wanderung machen wollt, geht einfach nur auf den Geißstein, was für ein toller Berg!
An dieser Stelle der Geschichte wünscht man sich dann einen Fallschirm oder einen Flying Fox, stattdessen macht man sich auf den 2 1/2 stündigen Abstieg zur Lindlingalm… Der Weg ist auf weiten Strecken ganz schön steil und anspruchsvoll, weiter ist volle Konzentration gefragt und es geht relativ langsam voran. Murmeltiere pfeifen einen lautstark an, weil man ihre Nachmittagsruhe stört, aber wenigstens geht es nur noch bergab, bergab… durch Wiesen, hüfthohes Gras, über Bäche (ohne Brücken!) und endlich sieht man weit unter sich die Lindlingalm liegen.
Die Stammleser werden sich erinnern – in der Nähe der Lindlingalm steht Die Brücke, und sie steht zu meiner Freude auch immer noch! Noch größer ist die Freude allerdings, als wir dann im Auto sitzen. Der Abstieg zieht sich sehr, aber was bleibt einem anderes übrig als immer einen Schritt vor den anderen zu setzen und von der Dusche, dem Abendessen und dem Bett zu träumen und zu wissen, dass man die Wahnsinnstour bald geschafft hat.
Fazit meiner 7 Summits of Saalbach Hinterglemm
Ich sehe keine Veranlassung mich diesen Strapazen noch einmal auszusetzen (höchstens den Cache am 5. Gipfel…) aber ich kann jedem die Tour wirklich sehr empfehlen – ihr braucht einfach genug Wasser, willensstarke Wanderfreunde, gute Trittsicherheit und Kondition und vor allem einen starken Willen immer weiter zu gehen. Macht die Tour bei gutem Wetter, bei Wolken und Regen würde mir die Motivation durch die grandiose Aussicht fehlen und manche Stellen können bei Nässe und Schlamm auch durchaus gefährlich werden. Es geht hier nicht über die höchsten Berge Österreichs, aber man schaut zu ihnen hin, der Weg ist das Ziel und die sieben Gipfel sind das Ziel und der Parkplatz ist das Ziel. Und ein Glas Rotwein am Ende des Tages, nach dem man dann einfach glücklich lächelnd in einen tiefen tiefen Schlaf fällt …
Nach den 7 Summits
Ich bin normalerweise ja wirklich gerne Gast auf Berghütten, je höher gelegen und je weiter weg vom Tal desto besser. Nach den 7 Summits war ich aber unendlich froh, in einem schönen Hotel** wie dem Saalbacher Hof übernachten zu können – eine warme Dusche, die nicht nach 2 min kalt wird, außer man schmeißt noch mal 2 Mark 50 ein, sehr sehr köstliches Essen (Salat, Vorspeise, Suppe, Kaiser Franz Josefs Leibgericht und überaus fantastische Palatschinken mit Heidelbeeren – wäre ich nicht so müde gewesen, ich hätte mich in der Nacht zum Reste essen in die Küche geschlichen…), ein Aufzug um in den 4. Stock zu kommen und ein weiches breites Bett ohne Schnarcher weit und breit und ohne Wanderer, die am nächsten Morgen um 3 in ihren Plastiktüten rumrascheln. Und am nächsten Tag:

*Die Seilbahn darf in der Woche um 7.30 Uhr von den 7-Summits-Wanderern benutzt werden, mit dem Ticket bekommt man auch den Chip für die Fotografier-Automaten. Am Wochenende fährt die Seilbahn erst um 9 Uhr, was für die 7 Summits aber recht spät ist, außer man rennt und lässt die Pausen weg. Wem’s Spaß macht…
**Vom Saalbacher Hof waren wir zu Übernachtung und Verpflegung eingeladen, vielen Dank dafür! Hier gibt’s noch meine Reistetipps für Saalbach-Hinterglemm.
Übernachten in Saalbach-Hinterglemm – Hotels finden auf booking.com
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
12 Kommentare
grossartig, das ist eine schöne ecke im no where land zwischen bayern und österreich. habe zweimal den hochkönig umrundet, auch eine sehr empfehlenswerte tour. aber darüber können wir uns im september in zell am see unterhalten, oder?
Der Hochkönig ist vor allem am Gipfel toll (https://www.gipfel-glueck.de/gipfelbuch-hochkonig/) aber von einer Umrundung lass ich mir auch gerne berichten. Ist ja nicht mehr lang, bis wir uns sehen :-)
Schön zu sehen, dass ich die Seven Summits of Saalbach Hinterglemm auch wesentlich entspannter hätte wandern können, wenn ich mir wie du mehr Zeit genommen hätte, hahaha. Glückwunsch zum schönen Wetter, du hattest scheinbar den perfekten Ausblick.
Toller Artikel!
Hehe, das ist der Unterschied, ob dich ein Bergführer antreibt oder du gemütlich tratschend mit einer Freundin herum spazierst :-)
Und das Wetter war der Hammer!
Klingt wirklich nach einer wunderbaren Tour. Und natürlich auch ganz wunderbar beschrieben!
Super cool finde ich ja – Tourismusmarketing 2.0 eben ;) – die Sache mit den Automaten und der Kamera auf den Gipfeln sowie der Verbindung zu der Website.
LG, Kristine
Gamefication ist das Zauberwort… Heute abend muss ich mich mal „dringend“ um den Eintrag auf der Website kümmern um die anderen Badges zu bekommen :)
Wie genial sind denn diese Social-Foto-Fix Automaten ZweiPunktNull bitte? Da würde ich die Tour ja schon alleine machen, nur die Kamera-Automaten zu benutzen.
… allerdings bin ich im Moment wandertechnisch außer Gefecht gesetzt. Dank eines kleinen Wakeboard-Unfalls haben sich bei mir Schuhe für die nächsten drei Wochen erledigt. *grr* Und dabei hätte ich doch _jetzt_ Lust zu wandern …
Grüße
Phil
Ohje, gute Besserung!
Im Oktober kann man ja auch noch gut wandern, aber für die 7 Summits Tour muss man schon 100% fit sein.Ich würde die Tour sogar ohne die Automaten machen ;-)
Toller Bericht, tolle Leistung und schöne Fotos …
Das macht so richtig Lust … leider schlägt jetzt der Berufsalltag wieder so richtig zu …
Wünsche Dir alles Liebe
Michael
Noch ein Tag Alltag, dann ist doch Wochenende. Und September und Oktober gute Wandermonate :-)
Danke für dein Lob,LG.
Hallo Stefanie, super Sache der Bericht und die Fotos und gratuliere zu den Seven Summits – die sind kein „billiges Schnitzel“, liebe Grüße aus Saalbach Hinterglemm
Danke!