Als die Tickets für den Vortrag von Simone Moro in München in den Verkauf gingen, habe ich sofort zugeschlagen. Nach dem EOFT Film „Cold“ und Erwähnungen in vielen Berichten anderer Bergsteiger war klar, dass er viel zu erzählen haben würde. Letztendlich war der Abend im Gasteig aber anders, als ich vorher gedacht hätte – zum einen wegen der vielen freien Plätze, unverständlicherweise, zum anderen weil Moro nicht allein von Winter-Besteigungen von Achttausendern erzählte.
Simone Moro ist Italiener hat aber den ganzen Vortrag auf deutsch gemacht – alles andere als in fließendem Deutsch, aber gerade deswegen Kompliment, verstanden hat man alles! Wenn er diesen Vortrag in seiner Muttersprache hält, bringt er wahrscheinlich doppelt so viel Inhalt unter – zu oft kam im Film bereits ein neues Thema und er war mit dem letzten noch gar nicht fertig. Die Leidenschaft und Begeisterung für die Berge kam mit jedem Wort, jedem Suchen nach dem richtigen deutschen Wort und jedem Lachen rüber, genau wie Bestürzung über am Berg sterbende Freunde und die irrwitzigen gefährlichen Schlangen am Everest.
Expeditionen und Familie von Simone Moro
1992 ging Moro auf seine erste Expedition, die lange Liste der seitdem angestrebten und erreichten Gipfel könnt ihr bei Wikipedia einsehen. Sein Ziel ist es, neue Wege zu gehen – unbestiegene Gipfel im 7000m Bereich in Nepal, eine Überschreitung des Everest (rauf von Nepal aus, runter nach Tibet – und dann den Chinesen erklären müssen, wo er plötzlich herkommt ohne Genehmigung…), Wintererstbesteigungen. Früher hat er oft 3 Expeditionen im Jahr unternommen, inzwischen hat er eine Frau und zwei Kinder und hat sehr sympathisch erzählt, warum er wegen diesen nun weniger in der Welt unterwegs ist. Und wie begeistert auch die Kinder von ihrem Bergsteiger-Vater sind und er auch nicht vollständig auf Expeditionen verzichten muss. Er glaubt, dass alle Träume verwirklicht werden können, wenn man es wirklich will, aber keiner seiner Träume ist so wichtig, dass er dafür sterben möchte.
Bergretter und Hubschrauberpilot Simone Moro
Sehr sehr begeisternd hat er schließlich von seiner Arbeit als Hubschrauberpilot in Nepal berichtet. Er hat einen Hubschrauber-Pilotenschein gemacht und fliegt regelmäßig Bergrettungs-Einsätze im Himalya. Sowohl um lebende, verunglückte Bergsteiger zu retten, aber auch um Leichen aus unmöglichen Stellen zu holen. Damit die Familien trauern können einerseits, andererseits damit der „Status“ des Verunglückten von „vermisst“ auf „tot“ wechselt, was Auswirkungen auf Renten- und Versicherungszahlungen hat. Dafür begibt sich Moro mit seinen Kollegen in riskante, gefährliche Situationen, wofür man ihn nicht genug respektieren und bewundern kann.
Und dann erzählt er mit leuchtenden Augen wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum, dass er sich gerade einen eigenen Hubschrauber gekauft hat, der demnächst in Nepal Einsätze fliegt…
Eine Schule unterstützt er „natürlich“ auch noch in Nepal, macht spektakuläre Fallschirmaktionen, hat diverse Preise und Ehrungen bekommen, weil er andern das Leben gerettet hat undsoweiter. Auf Twitter ist er auch, aber leider nicht so interessiert an Kontakt mit deutschen Outdoor-Bloggerinnen ;-)
Fazit
Wieder mal ein toller Bergsteiger-Vortrag, ich weiß es so zu schätzen, dass in München „alle“ zu ihren Vorträgen kommen. Sein Stil beim Bergsteigen wie beim Vortragen ist wieder ganz anders als bei Kaltenbrunner, Diemberger, von Melle usw, ich kann euch sehr empfehlen ihm mal zu zu hören, wenn er in eurer Nähe ist!
Leider habe ich keine Fotos machen können – die Kamera lag zu Hause und der Akku vom Handy war leer… Simone Moro hat aber schon angekündigt, dass er im Sommer zurück nach München kommt um ein neues Buch vorzustellen, dann klappts auch mit dem Foto hoffe ich. Erst mal fährt er jetzt nächste Woche wieder zum Everest, in noch geheimer Mission.
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.