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Drittes Watzmann Kind in Berchtesgaden

von Stefanie Dehler
8 Kommentare

Lang und einsam ist die Bergtour durchs Watzmannkar zum Dritten Watzmann Kind. 1.500 Höhenmeter sind es zwischen Parkplatz und Gipfel, der Weg selber ist größtenteils aber einfach zu gehen. Die Highlights, die mir persönlich vom Dritten Kind im Watzmannkar in Erinnerung bleiben, sind der Blick auf den Königssee, das Echo, das Wilde, und das Käsebrot der Sennerin der Kührointalm!

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Abstieg vom Dritten Watzmann Kind Foto: @bergundball

Wir starten unsere Tour zum 3. Watzmannkind wieder einmal am Parkplatz Wimbachbrücke in Ramsau bei Berchtesgaden (ca 635m). Wenn du dich nicht auskennst, Obacht, schau genau auf die Wegweiser, sonst landest du im Wimbachgries oder an der Watzmann Gugl.

Auf dem Forstweg im Schapbachtal, zwischen Wimbachbrücke und Kührointalm | Bergtour Drittes Watzmann Kind

Von der Wimbachbrücke durchs Watzmannkar auf das 3. Watzmann Kind


Es geht lange durch schattigen Wald, über schmale Steige und zum Teil breite Forstwege – die Aussicht ist nicht übel, aber unser Gipfel kommt erst sehr spät ins Blickfeld, und sieht dann noch unendlich weit weg aus.

Ein herrlicher Sommertag mit Watzmann-Blick, es ist noch ein weiter Weg zum Gipfelglück. | Nationalpark Berchtesgaden


An der Kühroint Alm (1.403 m) machen wir eine kurze Trinkpause. Viele Leute sind uns bisher noch nicht begegnet. Wir folgen dem Pfad nach rechts, Richtung Watzmannhaus, und gelangen in ein kleines Schlaraffenland. Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren wachsen in Fülle am Wegesrand, wie immer denke ich an den berühmten Fuchsbandwurm und seine Warnungen, aber ich lasse es mir dennoch schmecken. Ich kann nicht widerstehen…

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Blick ins Watzmann Massiv | Berchtesgadener Alpen


Der Abzweig links ins Watzmannkar ist weder beschildert noch markiert, man muss wissen, wann man abbiegt und sich ins Gebüsch schlägt. Der Pfad ist aber deutlich ausgetreten und sieht gepflegt aus, wirkliche Wildnis ist in diesem Teil des Nationalpark Berchtesgaden schwer zu finden. Rund 800 Hm haben wir hinter uns, aber 700 Hm liegen noch vor uns.

Im Übergang von Bergwald zu Steinwüste im Watzmann Kar | Berchtesgadener Alpen

Bergtour 3. Watzmann Kind: durchs Watzmann Kar


Der Bergwald geht nach und nach in eine Steinwüste über, endlich betrete ich zum ersten Mal das berühmte Watzmann Kar. Im Halbrund präsentieren sich der Watzmann rechts von uns und die Watzmann Frau links, steile Wände lassen die Blicke weit nach oben wandern. Zwischen den beiden erheben sich die weniger markanten Watzmann Kinder – und sehr weit hinten links das Dritte Kind, der technisch einfachste der Gipfel im Watzmann Kar.

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Im Watzmann Kar – ganz hinten links unser Ziel, das 3. Watzmann Kind | Berchtesgadener Alpen


Ein mehr oder weniger gut erkennbarer Steig führt uns von der rechten Seite ans dritte Kind heran, auf dem Rückweg werden wir an der anderen Seite hinunter gehen. Rote Flecken und einzelne Rufe lassen uns Kletterer an der Watzmann Frau entdecken und immer wieder ihren Fortschritt verfolgen. Ansonsten ist relativ wenig los, obwohl es doch ein sonniger Samstag ist.

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Blick zur Watzmann Frau am Eingang zum Watzmann Kar | Berchtesgadener Alpen


Geröll macht uns eine Weile lang “Vergnügen”, es ist anstrengend aber immerhin rückt unser Gipfel langsam näher. Faszinierend ist es, wenn man genau hinschaut, wo man da hintritt: auf den Felsbrocken sind deutliche Abdrücke von Muscheln und Korallen zu sehen, Versteinerungen Millionen Jahre alt.

Meeresboden
Millionen Jahre alte Versteinerungen auf dem Weg zum 3. Watzmann Kind | Blick zur Watzmann Frau | Berchtesgadener Alpen
Langsam geht es voran im Geröll des Watzmann Kars, langsam kommt das Ziel etwas näher. | Nationalpark Berchtesgaden

Nach Stunden ist es mit Geröll vorbei, wir wechseln auf die glatten Platten des Watzmann Kindes, die Schuhe werden nun ihre Prüfung im Fach “Reibung und Grip” ablegen. Die von weitem glatte Fläche entpuppt sich dann als Platte mit lauter kleinen Rissen und Erhebungen, steil, aber gut zu gehen, immer auf das Gipfelkreuz zu.

Vom Geröll auf die Platte – die letzten Meter zum Gipfel des Dritten Watzmann Kindes | Berchtesgadener Alpen
Geht einfacher als es aussieht – steile Meter zum 3. Watzmann Kind | Berchtesgadener Alpen

Bergtour 3. Watzmann Kind: Am Gipfel über dem Königssee

Dort angekommen, auf 2.165 m, macht sich die dort rastende Gruppe gerade an den Aufbruch und lässt uns allein mit den Dohlen.

Gipfelkreuz am 3. Watzmann Kind | Berchtesgadener Alpen


Dies ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Vom Gipfel des Dritten Watzmann Kindes hat man einen unglaublichen Blick auf den türkis schimmernden Königssee, die Kirche von St. Bartholomä, den dunklen Obersee und weiße Pünktchen. Die Pünktchen sind die Schiffe auf dem See, meist sind acht gleichzeitig erkennbar. Acht mal achtzig Passagiere, und wir überblicken nicht mal den ganzen See. Aus eigener Erfahrung weiß ich – es ist krass voll, am Parkplatz, am Weg zu den Anlegestellen…

Aber sobald man im Boot sitzt, die Wahnsinns-Kulisse von See und Bergen bewundert, das berühmte Echo hört, ist es einfach nur kitschig schön und eine tolle Erfahrung, egal wie viele Leute um dich herum sind. Ob jemand dort unten zum dritten Watzmannkind herauf blickt und sich fragt, ob da oben wohl jemand sitzt?

Königssee und Obersee von oben, vom 3. Kind im Watzmann Kar | Berchtesgadener Land

Und von was die Dohlen sich wohl erzählen? Unglaublicherweise hören wir hier oben nämlich auch ein Echo, das der Dohlen!

Dohle, Königssee und Echo! Foto: @bergundball

Ich sitze lange am Fels, höre den Dohlen zu und schaue auf den See, die Schiffe und die Bergkulisse aus den Berchtesgadener Bergen, Steinernem Meer und Hagengebirge. Untersberg, Hochkönig, Dachstein, die Stadt Berchtesgaden. Hier oben zu zweit alleine zu sitzen, bei bestem Bergwetter, ist ein großes Privileg. Man fühlt sich klein inmitten der weiten Bergwelt, und gleichzeitig wie die Königin der Welt, so weit oben.

Fels und Himmel und das Grün der Gotzenalm – der Ausblick am Dritten Watzmann Kind Gipfel | Berchtesgadener Alpen

Der Weg zurück, wie gesagt an der rechten Seite des Watzmann Kars entlang, von oben gesehen, ist ebenso anstrengend wie bergauf. Es sind tatsächlich noch Rest-Schneefelder zu queren, zum Glück weisen Steinmännchen den ungefähren Weg. Der Steig ist mehr schlecht als recht zu erkennen, weniger Geröll als am Hinweg, aber man muss genau hinschauen, wo es lang geht, sonst steht man plötzlich an einer unkletterbaren Wand.

Schneefeld im Watzmannkar | Berchtesgadener Alpen


Dazu kommen die starren Blicke einer Gams. Sie hat ein paar Grashalme in dieser Steinwüste gefunden und kaut, während sie uns seltsame Menschen beobachtet, die wackelig und langsam das Kar durchwandern. Innerlich schüttelt sie vermutlich den Kopf und rollt die Augen über so viel Unbeholfenheit. Wir freuen uns trotzdem sie zu sehen.

Die Gams im Watzmann Kar Foto: @bergundball

Bergtour 3. Watzmann Kind: Auf der Kühroint Alm

Langsam wird es grüner, wir erreichen die Latschen, Gras und bald auch wieder Heidelbeer Gebiet. Es zieht sich. Das Wasser im Trinksack neigt sich dem Ende, die Füße gehen automatisch aber nicht mehr so spritzig wie noch vor Stunden. Wie gut, dass wir irgendwann an der Kühroint Alm ankommen. Hier gibt es eine große trubelige Almhütte und eine kleine Hütte, die von der Sennerin betrieben wird. Wir bedienen uns mit herrlich kühlen Getränken aus dem Brunnen und lassen uns mit Käsebrot verwöhnen. Almkäse von der Kühroint Alm.

Brotzeit auf der Kühroint Alm mit Käse von der Sennerin | Nationalpark Berchtesgaden


Allzu lang dürfen wir nicht verweilen, es folgt das zähe Wanderstück durch das Schapbachtal zurück zum Parkplatz. Man wünscht sich ein Fahrrad, oder ein Pferd, oder irgendetwas, was den Abstieg schneller machen würde. Alles wünschen hilft natürlich nichts, Meter um Meter, Schritt für Schritt, geht es abwärts. Auch mit der Einsamkeit des Gipfels ist es natürlich vorbei. Bei aller Erschöpfung nach der langen Tour – das Grinsen im Gesicht bleibt.

Datum der Tour: 17. August 2019

Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 14 Berchtesgadener Land Chiemgauer Alpen sowie aus dem Alpinführer Berchtesgadern Alpen. Hier kannst du die Wanderkarte bei Amazon bestellen*.

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Fels und Geröll auf dem Weg zum Gipfel | Berchtesgadener Alpen

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8 Kommentare

MArkus 10. September 2019 - 15:43

Klingt fast wie ein Geheimtipp in der Gegend… ;-) Ich werde es mal als solchen speichern, vor allem die Ausblicke klingen verlockend.

antworten
Stefanie Dehler 10. September 2019 - 20:49

Im Sommer vielleicht ein Geheimtipp, im Winter sind dort jede Menge Skitourengeher*innen, habe ich mir sagen lassen. Und ja, die Ausblicke sind der Hammer!

antworten
Eva Augeneder 22. Juli 2022 - 21:49

Sehr gut kommentiert. Wieviele km sind das?
Liebe Grüße Eva aus Linz

antworten
Stefanie Dehler 23. Juli 2022 - 19:47

Hallo Eva,
es sind ca 1500 Höhenmeter, die km weiß sicher jemand auf Komoot oder Outdooractive oder Hikr…

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Markus 17. September 2020 - 17:56

So, jetzt habe ich es auch mal bis aufs dritte Watzmannkind geschafft. Der erste Versuch ist in Nebel und Gewitter hängengeblieben. Einsam war es nicht am letzten Freitag der Sommerferien. Wir sind aber schon am Donnerstag „angereist“ mit dem Fahrrad auf die große Kührointalm gefahren und geschoben und dort übernachtet (65 Euro im Zimmer mit Halbpension, dreigängiges (!) Abendessen und üppiges Frühstück mit Cappuccino so viel man trinken kann). Am nächsten Tag ging es deshalb erst verhältnismäßig spät los und es waren schon viele Einheimische unterwegs, trotzdem nicht überlaufen. Das Kar ist beeindruckend, die Blicke auf den Watzmann mit Frau und Kindern sind imposant. Ich empfehle noch einen Abstecher zu den Resten des Watzmann-Gletschers unterhalb des riesigen Felstrichters. Die Abfahrt von der Kührointalm mit dem Fahrrad in sicherer Geschwindigkeit spart sicher anderthalb Stunden, aber Achtung vor entgegenkommenden Freizeit-E-Bikern, die schnell auf ein ein Bier rauffahren, und ggf. flotten VW-Bussen der Bundespolizei und der Hüttenbetreiber. Wieder eine schöne Tour in der Gegend.

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Stefanie Dehler 23. September 2020 - 09:07

Kühroint übernachten, das hatte ich auch schon länger mal vor. Die Gegend ist wirklich gewaltig, freut mich, dass es dir gefallen hat!

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Genusswanderer 26. Mai 2021 - 17:20

Das sind super Fotos , die Dohle ist ein Schrei . Jetzt mach ich mir ein wenig sorgen, wir würden gern soweit wandern dass wir vom Watzmann aus den Königssee sehen können. Bergsteigen muss aber nicht unbedingt sein, also über die Felsen klettern, gemütlich den Berg hinauf. Habe gelesen dass die Kührointhütte am kleinen Watzmann liegen soll, wo auch die Archenkanzel in der Nähe ist. Kann man bis zur Archenkanzel ohne Klettern zu müssen, auf dem Bild sieht ja alles extrem steil aus. https://www.kuehroint.com/watzmann-gipfel-touren.html#watzmannmassiv
Zwischen kleinen Watzmann und den Hauptgipfeln liegt das Watzmannkar, muss man da durch um zur Archenkanzel zu gelangen ?

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Stefanie Dehler 27. Mai 2021 - 08:54

Die Archenkanzel ist einfach zu erreichen, ganz ohne klettern, ohne das Watzmannkar, und es ist wunderschön! Zur Kühroint ist es auch wandern und kein Bergsteigen.
Das 3. Watzmannkind oder das Hocheck ist zwar auch ohne klettern, aber trotzdem würde sogar ich nicht mehr gemütlich dazu sagen :-)
Es hängt natürlich immer von der eigenen Fitness und den eigenen Fähigkeiten ab, deswegen übernehme ich keine Haftung und kein „du hast aber damals gesagt es ist leicht“. Aber verglichen mit den hohen Watzmangipfeln sind Kühroint und Archenkanzel einfach zu erreichen. Ich hoffe das hilft!

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