Lang und einsam ist die Bergtour durchs Watzmannkar zum Dritten Watzmann Kind. 1.500 Höhenmeter sind es zwischen Parkplatz und Gipfel, der Weg selber ist größtenteils aber einfach zu gehen. Die Highlights, die mir persönlich vom Dritten Kind im Watzmannkar in Erinnerung bleiben, sind der Blick auf den Königssee, das Echo, das Wilde, und das Käsebrot der Sennerin der Kührointalm!
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Wir starten unsere Tour zum 3. Watzmannkind wieder einmal am Parkplatz Wimbachbrücke in Ramsau bei Berchtesgaden (ca 635m). Wenn du dich nicht auskennst, Obacht, schau genau auf die Wegweiser, sonst landest du im Wimbachgries oder an der Watzmann Gugl.
Von der Wimbachbrücke durchs Watzmannkar auf das 3. Watzmann Kind
Es geht lange durch schattigen Wald, über schmale Steige und zum Teil breite Forstwege – die Aussicht ist nicht übel, aber unser Gipfel kommt erst sehr spät ins Blickfeld, und sieht dann noch unendlich weit weg aus.
An der Kühroint Alm (1.403 m) machen wir eine kurze Trinkpause. Viele Leute sind uns bisher noch nicht begegnet. Wir folgen dem Pfad nach rechts, Richtung Watzmannhaus, und gelangen in ein kleines Schlaraffenland. Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren wachsen in Fülle am Wegesrand, wie immer denke ich an den berühmten Fuchsbandwurm und seine Warnungen, aber ich lasse es mir dennoch schmecken. Ich kann nicht widerstehen…
Der Abzweig links ins Watzmannkar ist weder beschildert noch markiert, man muss wissen, wann man abbiegt und sich ins Gebüsch schlägt. Der Pfad ist aber deutlich ausgetreten und sieht gepflegt aus, wirkliche Wildnis ist in diesem Teil des Nationalpark Berchtesgaden schwer zu finden. Rund 800 Hm haben wir hinter uns, aber 700 Hm liegen noch vor uns.
Bergtour 3. Watzmann Kind: durchs Watzmann Kar
Der Bergwald geht nach und nach in eine Steinwüste über, endlich betrete ich zum ersten Mal das berühmte Watzmann Kar. Im Halbrund präsentieren sich der Watzmann rechts von uns und die Watzmann Frau links, steile Wände lassen die Blicke weit nach oben wandern. Zwischen den beiden erheben sich die weniger markanten Watzmann Kinder – und sehr weit hinten links das Dritte Kind, der technisch einfachste der Gipfel im Watzmann Kar.
Ein mehr oder weniger gut erkennbarer Steig führt uns von der rechten Seite ans dritte Kind heran, auf dem Rückweg werden wir an der anderen Seite hinunter gehen. Rote Flecken und einzelne Rufe lassen uns Kletterer an der Watzmann Frau entdecken und immer wieder ihren Fortschritt verfolgen. Ansonsten ist relativ wenig los, obwohl es doch ein sonniger Samstag ist.
Geröll macht uns eine Weile lang “Vergnügen”, es ist anstrengend aber immerhin rückt unser Gipfel langsam näher. Faszinierend ist es, wenn man genau hinschaut, wo man da hintritt: auf den Felsbrocken sind deutliche Abdrücke von Muscheln und Korallen zu sehen, Versteinerungen Millionen Jahre alt.
Nach Stunden ist es mit Geröll vorbei, wir wechseln auf die glatten Platten des Watzmann Kindes, die Schuhe werden nun ihre Prüfung im Fach “Reibung und Grip” ablegen. Die von weitem glatte Fläche entpuppt sich dann als Platte mit lauter kleinen Rissen und Erhebungen, steil, aber gut zu gehen, immer auf das Gipfelkreuz zu.
Bergtour 3. Watzmann Kind: Am Gipfel über dem Königssee
Dort angekommen, auf 2.165 m, macht sich die dort rastende Gruppe gerade an den Aufbruch und lässt uns allein mit den Dohlen.
Dies ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Vom Gipfel des Dritten Watzmann Kindes hat man einen unglaublichen Blick auf den türkis schimmernden Königssee, die Kirche von St. Bartholomä, den dunklen Obersee und weiße Pünktchen. Die Pünktchen sind die Schiffe auf dem See, meist sind acht gleichzeitig erkennbar. Acht mal achtzig Passagiere, und wir überblicken nicht mal den ganzen See. Aus eigener Erfahrung weiß ich – es ist krass voll, am Parkplatz, am Weg zu den Anlegestellen…
Aber sobald man im Boot sitzt, die Wahnsinns-Kulisse von See und Bergen bewundert, das berühmte Echo hört, ist es einfach nur kitschig schön und eine tolle Erfahrung, egal wie viele Leute um dich herum sind. Ob jemand dort unten zum dritten Watzmannkind herauf blickt und sich fragt, ob da oben wohl jemand sitzt?
Und von was die Dohlen sich wohl erzählen? Unglaublicherweise hören wir hier oben nämlich auch ein Echo, das der Dohlen!
Ich sitze lange am Fels, höre den Dohlen zu und schaue auf den See, die Schiffe und die Bergkulisse aus den Berchtesgadener Bergen, Steinernem Meer und Hagengebirge. Untersberg, Hochkönig, Dachstein, die Stadt Berchtesgaden. Hier oben zu zweit alleine zu sitzen, bei bestem Bergwetter, ist ein großes Privileg. Man fühlt sich klein inmitten der weiten Bergwelt, und gleichzeitig wie die Königin der Welt, so weit oben.
Der Weg zurück, wie gesagt an der rechten Seite des Watzmann Kars entlang, von oben gesehen, ist ebenso anstrengend wie bergauf. Es sind tatsächlich noch Rest-Schneefelder zu queren, zum Glück weisen Steinmännchen den ungefähren Weg. Der Steig ist mehr schlecht als recht zu erkennen, weniger Geröll als am Hinweg, aber man muss genau hinschauen, wo es lang geht, sonst steht man plötzlich an einer unkletterbaren Wand.
Dazu kommen die starren Blicke einer Gams. Sie hat ein paar Grashalme in dieser Steinwüste gefunden und kaut, während sie uns seltsame Menschen beobachtet, die wackelig und langsam das Kar durchwandern. Innerlich schüttelt sie vermutlich den Kopf und rollt die Augen über so viel Unbeholfenheit. Wir freuen uns trotzdem sie zu sehen.
Bergtour 3. Watzmann Kind: Auf der Kühroint Alm
Langsam wird es grüner, wir erreichen die Latschen, Gras und bald auch wieder Heidelbeer Gebiet. Es zieht sich. Das Wasser im Trinksack neigt sich dem Ende, die Füße gehen automatisch aber nicht mehr so spritzig wie noch vor Stunden. Wie gut, dass wir irgendwann an der Kühroint Alm ankommen. Hier gibt es eine große trubelige Almhütte und eine kleine Hütte, die von der Sennerin betrieben wird. Wir bedienen uns mit herrlich kühlen Getränken aus dem Brunnen und lassen uns mit Käsebrot verwöhnen. Almkäse von der Kühroint Alm.
Allzu lang dürfen wir nicht verweilen, es folgt das zähe Wanderstück durch das Schapbachtal zurück zum Parkplatz. Man wünscht sich ein Fahrrad, oder ein Pferd, oder irgendetwas, was den Abstieg schneller machen würde. Alles wünschen hilft natürlich nichts, Meter um Meter, Schritt für Schritt, geht es abwärts. Auch mit der Einsamkeit des Gipfels ist es natürlich vorbei. Bei aller Erschöpfung nach der langen Tour – das Grinsen im Gesicht bleibt.
Datum der Tour: 17. August 2019
Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 14 Berchtesgadener Land Chiemgauer Alpen sowie aus dem Alpinführer Berchtesgadern Alpen. Hier kannst du die Wanderkarte bei Amazon bestellen*.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
8 Kommentare
Klingt fast wie ein Geheimtipp in der Gegend… ;-) Ich werde es mal als solchen speichern, vor allem die Ausblicke klingen verlockend.
Im Sommer vielleicht ein Geheimtipp, im Winter sind dort jede Menge Skitourengeher*innen, habe ich mir sagen lassen. Und ja, die Ausblicke sind der Hammer!
Sehr gut kommentiert. Wieviele km sind das?
Liebe Grüße Eva aus Linz
Hallo Eva,
es sind ca 1500 Höhenmeter, die km weiß sicher jemand auf Komoot oder Outdooractive oder Hikr…
So, jetzt habe ich es auch mal bis aufs dritte Watzmannkind geschafft. Der erste Versuch ist in Nebel und Gewitter hängengeblieben. Einsam war es nicht am letzten Freitag der Sommerferien. Wir sind aber schon am Donnerstag „angereist“ mit dem Fahrrad auf die große Kührointalm gefahren und geschoben und dort übernachtet (65 Euro im Zimmer mit Halbpension, dreigängiges (!) Abendessen und üppiges Frühstück mit Cappuccino so viel man trinken kann). Am nächsten Tag ging es deshalb erst verhältnismäßig spät los und es waren schon viele Einheimische unterwegs, trotzdem nicht überlaufen. Das Kar ist beeindruckend, die Blicke auf den Watzmann mit Frau und Kindern sind imposant. Ich empfehle noch einen Abstecher zu den Resten des Watzmann-Gletschers unterhalb des riesigen Felstrichters. Die Abfahrt von der Kührointalm mit dem Fahrrad in sicherer Geschwindigkeit spart sicher anderthalb Stunden, aber Achtung vor entgegenkommenden Freizeit-E-Bikern, die schnell auf ein ein Bier rauffahren, und ggf. flotten VW-Bussen der Bundespolizei und der Hüttenbetreiber. Wieder eine schöne Tour in der Gegend.
Kühroint übernachten, das hatte ich auch schon länger mal vor. Die Gegend ist wirklich gewaltig, freut mich, dass es dir gefallen hat!
Das sind super Fotos , die Dohle ist ein Schrei . Jetzt mach ich mir ein wenig sorgen, wir würden gern soweit wandern dass wir vom Watzmann aus den Königssee sehen können. Bergsteigen muss aber nicht unbedingt sein, also über die Felsen klettern, gemütlich den Berg hinauf. Habe gelesen dass die Kührointhütte am kleinen Watzmann liegen soll, wo auch die Archenkanzel in der Nähe ist. Kann man bis zur Archenkanzel ohne Klettern zu müssen, auf dem Bild sieht ja alles extrem steil aus. https://www.kuehroint.com/watzmann-gipfel-touren.html#watzmannmassiv
Zwischen kleinen Watzmann und den Hauptgipfeln liegt das Watzmannkar, muss man da durch um zur Archenkanzel zu gelangen ?
Die Archenkanzel ist einfach zu erreichen, ganz ohne klettern, ohne das Watzmannkar, und es ist wunderschön! Zur Kühroint ist es auch wandern und kein Bergsteigen.
Das 3. Watzmannkind oder das Hocheck ist zwar auch ohne klettern, aber trotzdem würde sogar ich nicht mehr gemütlich dazu sagen :-)
Es hängt natürlich immer von der eigenen Fitness und den eigenen Fähigkeiten ab, deswegen übernehme ich keine Haftung und kein „du hast aber damals gesagt es ist leicht“. Aber verglichen mit den hohen Watzmangipfeln sind Kühroint und Archenkanzel einfach zu erreichen. Ich hoffe das hilft!