Mit Schneeschuhen ist man an der Watzmann Gugl im Nationalpark Berchtesgaden die Minderheit, fast alle sind hier mit Tourenski unterwegs. Im großen und ganzen hatten wir Ende Februar wohl perfekte Schneeschuh-Bedingungen erwischt – abgesehen von einem starken Föhnsturm am Gipfel, der wildes Schneegestöber um uns herum entfachte, bei strahlend blauem Himmel.
Die Tour auf die Gugl unterhalb des Watzmanns ist steil und anstrengend, aber die Aussicht ist grandios, du bist fernab von Skiliften, Autos, Hütten-Trubel. Genau das, was man bei einem sanften Wintererlebnis wie einer Schneeschuh Tour ja sucht.
Die Gugl-Tour war der Abschluss von drei Tagen in den Berchtesgadener Alpen, es wird in Kürze noch einen weiteren Artikel dazu geben, über unser Hotel und weitere Schneeschuhtouren in der Gegend.
Werbehinweise: Im erwähnten Berghotel Rehlegg habe ich auf Einladung des Hotels und „Green Pearls“ übernachtet. Der Artikel enthält Affiliate Links** und Display Werbung von Outtra*.
So wie in der Beschreibung des Rother Schneeschuhführer Chiemgauer Alpen vorgeschlagen, starten wir am Parkplatz Hammerstiel auf 760 m. Alternativ könnte man auch vom Parkplatz bzw. Bushaltestelle Wimbachbrücke aus los stapfen. Diese Variante ist etwas kürzer aber steiler und uns wurde von sehr eisiger schlechter Wegbeschaffenheit berichtet. Zu dem Schneeschuhführer gibt es leider noch keinen ausführlichen Artikel im Blog, du kannst ihn hier direkt bei Amazon anschauen und bestellen**.
Am Start stehen eine große Übersichtskarte mit Touren-Infos vom Alpenverein und eine Testanlage für die Lawinenverschütteten Suchgeräte. Bei der Schneeschuhtour-Tour zum Grünstein 2 Tage vorher (Bericht folgt in Kürze) sind wir hier auch vorbei gekommen.
Mit uns starten mehrere Wanderer, die Schlitten dabei haben – viel Vergnügen werden sie nicht gehabt haben. Ohne Schneeschuhe sinkt man tief ein auf dem Waldweg zu Beginn, viele knietiefe Löcher zeugen davon. Ob man mit Ski so viel Vergnügen hat? Mehrfach liegen Bäume quer und Äste, auf dem buckeligen Weg durch den Wald scheinen Schneeschuhe das beste Mittel zur Fortbewegung.
Von unserem schattigen Wald aus sehen wir über uns schon strahlend blauen Himmel. Von mehreren Stellen mit mehr Weitblick ins Tal sehen wir das Bergsteigerdorf Ramsau und unser Hotel Rehlegg. Relativ flach schlurfen wir dahin, dabei sollen uns doch eigentlich knapp 1000 Hm erwarten?
Der Blick und das Herz öffnen sich, als wir die Stubenalm auf 1.140 m erreichen – nach gerade einmal 300 Hm in fast 1,5 Stunden. Auf der Karte sieht man, welch großen Bogen man von Hammerstiel aus geht, relativ flach, und das dauert natürlich.
Aber egal, an der Stubenalm herrscht tiefster Winter, auch wenn ich im Tal in Berchtesgaden am Tag zuvor schon Krokusse bewundert habe. Die Stubenalm ist eine weite baumfreie Fläche, gerade so schauen Wegweiser und Almhütten aus dem Schnee. Sonnenbrillenalarm! T-Shirt-Temperaturen!
Man blickt auch relativ frei zu unserem weiteren Weg Richtung Gugl und Watzmann. Man sieht die Höhenmeter, die jetzt gleich in Waldschneisen auf uns zukommen und man sieht Schneefahnen rund um den Watzmann. Ein Zeichen für sehr starke Föhnwinde. Föhn ist ein warmer Wind, der vom Berg Richtung Tal weht, und wir gehen jetzt genau darauf zu. Um es vorweg zu nehmen – wir merken kaum etwas vom Wind, bis auf die letzten 100 Höhenmeter, da geht es dann richtig rund und ich wünsche mich so sehr zurück auf die Massageliege im Berghotel Rehlegg oder in die Fußgängerzone von Berchtesgaden.
Aber zunächst klappen wir die Steighilfen der Schneeschuhe auf, trinken noch einen Schluck Wasser und steigen dann die eingefahrenen Skipisten zur Gugl hinauf. Es ist steil, und es wird immer steiler, der Schnee ist aber fest und bestens zu gehen, dank der vielen Skifahrenden hier.
Geradeaus hoch, “Direttissima” steigt es sich am besten. Eine flache Passage, eine Kurve, dann geht es steiler als zuvor weiter. Fantastisch der Blick zurück zur Stubenalm, hinunter nach Berchtesgaden und zu den hohen Gipfel-Nachbarn!
Und dann kommt der Endspurt, die vielleicht letzten 100 Höhenmeter, und es wird brutal. Es gibt auf der rechten Seite einen sanfteren Rücken mit einer Aufstiegsspur der Tourengehenden, wir haben den Abzweig leider verpasst, trotz Hinweis in der Beschreibung des Tourenbuches. Im Abstieg sind wir die Variante dann aber gegangen. Doch zunächst gibt es eine Lektion in Durchhalten und Zähne zusammen beißen. Der Föhnsturm fegt hier in Böen wild über die Kante auf uns, die wir uns den steilen Schlusshang hinaufkämpfen.
Der Sturm schickt Schwaden von Flugschnee auf uns herab, der im Gesicht piekst und sich auf den Schneeschuhen ablegt. Legt sich der Wind, schütteln wir uns wie nasse Hunde, schütteln den Schnee von den Schneeschuhen und gehen so lange weiter, bis die nächste Böe uns erwischt. Ein Hoch auf die Erfindung der Schneeschuhe – die Zacken greifen so gut im festen Schnee, wir überstehen die Böen und stehen fest genug zum einbeinigen Schütteln.
Ziel erreicht: auf dem Gipfel Plateau der Watzmann Gugl
Dann ist nach 3 ½ Stunden die Kante zur Hochfläche der Gugl erreicht (1.801 m), der Wind bläst nun noch wilder und lässt einen gar nicht richtig diesen herrlichen Ort genießen. Ein paar krumme Bäume trotzen dem Wind, die berühmte Gugl Schaukel schaukelt von alleine im Schneesturm herum, alles andere als einladend. Auch wenn die Fotos einen ganz anderen Eindruck geben.
Ein paar Fotos müssen sein, rüber zum Hochkalter-Massiv….
… hinauf zum Watzmann Hocheck und zum Watzmannhaus, das nur einen Katzensprung entfernt scheint.
Sicher wäre es toll, ins Wimbachgrieß hinunter zu schauen. Aber dazu müssten wir an die Kante des Plateaus in Richtung Hochkalter, gegen den Wind, und dafür ist heute einfach nicht der richtige Tag. Obwohl die Fotos so schönen Himmel zeigen und kaum eine Spur von Sturm…
Schnell drehen wir dem peitschenden Sturm den Rücken zu, halten uns links und finden auch gleich die Ski-Aufstiegsspur, deren angenehmem Gefälle wir folgen. Normalerweise wäre das so eine Sache – zerstören Schneeschuhe nicht die schmale Skispur? Normalerweise eine wichtige Frage, aber für den nächsten Tag ist Neuschnee angekündigt und es wird eh neu gespurt werden müssen. Also ohne schlechtes Gewissen hinunter, mit herrlichem Blick auf den Ort Berchtesgaden, auf Hohen Göll und Hohes Brett, auf Untersberg, Staufen, Reiteralm.
Bald stößt die Aufstiegsspur auf die pistenartige Schneise, vom Schneesturm ist nichts mehr zu spüren. Jetzt ist wieder T-Shirt Wetter, und es wird Zeit für eine Brotzeitpause, denn die musste leider am Gipfel ausfallen…
Der restliche Rückweg ist zäh. Der Schnee ist weich, teilweise sinkt man sogar mit Schneeschuhen ein. Wir stapfen vor uns hin so gut es geht. Die Gedanken drehen sich im Kreis. Einerseits schön, die Frühlingswärme, das Grün im Tal und die ersten Blüten. Andererseits halt viel zu früh, es ist Ende Februar und da sollte noch kein Frühling sein, besorgte Gedanken.
Etwa zwei Stunden (die Pause abgerechnet) dauert der Abstieg vom Gipfel der Gugl bis zum Parkplatz Hammerstiel. Der flache Forstweg durch den Wald mit schlechter werdendem Schnee und querliegenden Ästen macht nicht mehr viel Spaß. Da machen sich direkt die nächsten Gedanken auf den Weg – wir sind im Nationalpark Berchtesgaden. Sollen hier die umgestürzten Bäume und störenden Äste aufgeräumt werden, damit die Menschen sich bei Bewegung und frischer Luft etwas Gutes tun können? Oder sollte der Mensch die Natur im Nationalpark ganz in Ruhe lassen?
Fazit zur Schneeschuh Tour zur Watzmann Gugl
Die qualvollen 20 Minuten im Schneesturm sind zum Glück schnell vergessen, die tollen Fotos verwehen die Erlebnisse und hinterlassen gute Erinnerungen. Die Tour ist im Schneeschuhführer als rot markiert – rot ist sie bei optimalen Schneebedingungen, wenn die steilen Schneisen weder vereist noch aufgeweicht sind. Es kann sonst sehr unangenehm werden und man ist mit Tourenski vielleicht doch besser dran.
Deswegen bin ich so froh, dass wir unseren Schneeschuh- Kurzurlaub im Bergsteigerdorf Ramsau so zeitlich perfekt geplant haben, den richtigen Tag für die Gugl-Tour gewählt haben und nach dem erholsamen Ruhetag im Berghotel Rehlegg in bester Form für die Tour waren. Mehr über unseren Aufenthalt im Hotel und weitere Schneeschuhtipps für das Bergsteigerdorf Ramsau und Umgebung findest du hier.
Datum der Tour: 28. Februar 2019
Alle Höhenangaben aus dem Rother Schneeschuhführer Chiemgauer Alpen**.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.