Von der Bergtour auf das Seehorn in den Berchtesgadener Alpen bin ich immer wieder begeistert – die Aussicht ist gigantisch, Beginn und Abschluss auf der Kallbrunnalm so entspannend und beglückend. Nach dem Winter dauert es oft lange, bis der Schnee soweit geschmolzen ist, dass man zum Seehorn wandern kann. Und dann braucht es einen starken Willen und Durchhaltevermögen, bis man den nicht endenden Gipfelhang hinter sich gebracht hat.
Von Mitte Juni sind die Fotos in diesem Tourenbericht, sehr sommerlich sieht es nicht aus, wie du merken wirst. Für viele von uns braucht es aber eh eine Reihe von kürzeren, niedrigeren Touren im Frühling, bis wir die 1.350 hm zum Seehorn gut schaffen. Die Begeisterung bleibt in Erinnerung, die zähen Stellen vergisst man überraschend schnell.
Übrigens: Den GPX Track zu meiner Tour findest du ganz unten im Link zu meinem Komoot Profil.
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Der Start zur Tour aufs Seehorn ist dieses Mal der Parkplatz Pürzelbach auf 1.043m, oberhalb von Weißbach bei Lofer. Alternativ könntest vom Tal aus das Bergsteigertaxi nehmen oder vom Parkplatz Hinterthal mit dem Fahrrad zur Kallbrunnalm radeln. Für uns war die Seehorn-Wanderung Teil eines Berg-Wochenendes, dazu aber später mehr.
Am Parkplatz begrüßen uns wilde Wolkenspiele, den ganzen Tag über wechseln der Blick nach oben und das Licht ständig. Immerhin bleibt es aber trocken. Die Leoganger Steinberge gegenüber zeigen sich noch winterlich, wenn die Wolken denn den Blick freigeben. Angenehm unaufgeregt geht es auf dem Forstweg zunächst zur Kallbrunnalm hinauf.
Über die wunderbare Kallbrunnalm habe ich schon im Artikel über die Tour auf den Hochkranz geschrieben. Damals im Herbst sind wir links zum Hochkranz abgebogen, heute haben wir aber eine längere Tour vor und folgen zunächst dem breiten Fahrweg an allen Almhütten vorbei.
Vom breiten Weg auf der idyllischen Kallbrunnalm biegen wir ins Wilde ab, ein Wegweiser zeigt auf den winzigen Pfad, wo wir weiterwandern. Blümchen und Bienchen, Steine im Weg und Baumstämme über dem Weg – es ist etwas mühselig, batzig, steil, aber da musst du halt durch, im wahrsten Sinne des Wortes.
Belohnung für das Durchkämpfen: Der Seehornsee auf 1.779m mit großartigem Blick auf den Gipfel des Seehorns. Wobei ich mich frage – warum heißt der Berg eigentlich nicht Seehornseegipfel? Oder Seehornseespitz? Oder gar Seehornseehorn? Bei langen Wanderungen beschäftigt sich mein Kopf mit seltsamen Dingen…
Der Seehornsee kommt etwas überraschend in Sicht und irgendwie hat man das Gefühl, man könnte hier die Wanderung auch beenden, oder zumindest eine lange Pause einlegen, so schön ist es hier. Einsam. Endlich auch sonnig – die vielen Wolken nerven an diesem Tag etwas und machen das Fotografieren schwierig. Irgendwann einmal mache ich vielleicht einmal diese lange Pause am See, doch bisher habe ich mich immer aufgerafft und bin Richtung Gipfel weiter gestapft.
Der Weg ist nun nicht mehr so mühselig, stattdessen ein schöner, manchmal anspruchsvoller Bergpfad durch ein Latschengebiet. Steil, manchmal ausgesetzt, manchmal zum Kraxeln, manchmal mit einem Drahtseil gesichert, manchmal kleine Schneefelder. Alles macht Spaß. Bis man – zumindest im Frühling – die Schlüsselstelle erreicht: ein wirklich steiles Schneefeld, an dem man auch nur so halb sieht, wo der Fels eine stabile Unterlage bildet oder auch nicht.
Die Alternative links daneben ist eine „Kletterwand“, die für mich (!) schlimmer aussieht als sie dann ist, die man aber können muss. Die man auch wieder abklettern muss am Rückweg – wenn das zu viel für dich ist, überlege dir gut, ob du hier weitergehst oder entspannt den Tag am Seehornsee verbringst.
Später erfahren wir übrigens, dass wir wirklich früh dran sind – obwohl Mitte Juni und schon fast Sonnwend, ist es erst eine Woche her, dass die ersten Wanderer (also die ohne Ski) den Seehorn-Gipfel erreicht haben.
Im Anschluss an die Klettereinlage wird es dann etwas zäh. Das Gipfelkreuz immer im Blick geht es lange lange lange über Wiesen und Wiesen mit Felsblöcken dahin. Rechts geht es teils steil bergab, manchmal noch ein Schneefeld zur Abwechslung, aber ansonsten zieht es sich sehr – für die Füße nicht mehr sehr anspruchsvoll, für den Kopf schon eher. Wäre man doch zum Picknick und Sonnenbad am Seehornsee geblieben…
Am Gipfel des Seehorn 2.322m
Doch wer sich den endlos langen Wiesenhang hinauf kämpft, wird am Gipfelkreuz mit grandioser Aussicht auf die Berchtesgadener Alpen mit Watzmann und Hochkalter belohnt, auf das Steinerne Meer, auf die Hohen Tauern mit ihren vergletscherten Gipfeln. Direkt vor uns: die Hochwies, der Große Hundstod, das Kammerlinghorn, die Loferer und Leoganger Steinberge, die heimischen Chiemgauer.
Der Wind weht gewaltig um uns herum, wir ziehen alle Schichten an, die wir dabei haben, wie Sommer fühlt es sich wahrlich nicht an. Es gibt eine Art kleine Bank am Seehorn-Gipfel, die sogar recht windgeschützt ist – endlich Zeit für Picknick und Brotzeit.
Abstieg vom Seehorn zur Kallbrunnalm
Der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Weg – es geht schneller, die zähe Wiese ist immer noch lang aber der Blick nun komplett anders. Man sieht den Dießbachstausee, den Seehornsee, den Hochkranz, die Leoganger und so viel mehr. Die Schneefelder sind noch weicher als am Morgen, das große Schneefeld umklettern wir erneut und wieder ist die Felswand leichter überwunden als gedacht.
Wieder an der Kallbrunnalm angekommen ist es so viel sommerlicher als am Gipfel, die Seen verstecken sich wieder, das Seehorn ist ein prächtiger Anblick vor dem blauweißgrauen Himmel.
Einkehr auf der Kallbrunnalm
Ein Highlight des Tages ist die Einkehr an der Jausenstation Kallbrunnalm. Es gibt Kaffee und Schokokuchen, das geschwitzte T-Shirt trocknet in der Sonne. Ein Gefühl von endlich wieder Berg-Sommer, wo die Alm-Einkehr den krönenden Abschluss einer Bergtour bildet.
Wer braucht schon Schneefelder, wenn es Schokokuchen und heißen Kaffee gibt!
Übernachten am Hirschbichl
Wie schon angedeutet war mit der Bergtour aufs Seehorn noch nicht alles vorbei, es ging noch nicht sofort nach Hause zurück. Das Wetter war auch für den nächsten Tag gut gemeldet, es gab keine Termine oder Verpflichtungen und die spontane Suche nach einem Übernachtungsplatz ließ uns schnell am Hirschbichl fündig werden.
Am nächsten Tag gingen wir also noch aufs Kammerlinghorn, zu dem es hier schon einen Artikel gibt.
Der Hirschbichl ist ein Pass auf 1.183 m an der Bayerisch-Österreichischen Grenze, der Weg schon seit über 2000 Jahren bekannt, bedeutungsvoll im Salzhandel und bei Schmugglern. Ein Gasthof steht hier seit Jahrhunderten: 1738 wurde der Bierausschank genehmigt.
Wer im historischen Alpengasthof Hirschbichl übernachtet, hat das Privileg dort mit dem Auto hinfahren zu dürfen – was sonst nur der Almerlebnisbus aus der Ramsau darf. Das Gasthaus steht auf österreichischer Seite, nur wenige Meter weiter beginnen Bayern und der Nationalpark Berchtesgaden. Die Tal-Orte auf beiden Seiten des Passes, Ramsau und Weißbach, sind beides Bergsteigerdörfer der Alpenvereine.
Es gibt ein paar Ferienwohnungen, ein Bettenlager und zwei recht altmodische Zimmer, gutes Abendessen und gutes Frühstück, draußen einen großen sonnigen Sitzbereich und freundliche Wirtsleute. Ideal für ein komfortables Berg-Wochenende, durch den Parkplatz am Pass und die vielen Tourenmöglichkeiten.
Datum der Tour: im Juni 2023
Alle Höhenangaben stammen aus der Kompass Karte 14 Berchtesgadener Land Chiemgauer Alpen. Hier kannst du die Kompass Wanderkarte bei Amazon bestellen* oder hol sie dir in deiner Lieblingsbuchhandlung.
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Die Tour zum Seehorn auf Komoot
Auch von der Kallbrunnalm: Tour zum Hochkranz
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
3 Kommentare
Als jemand, der ein Interesse an Reisen nach Frankreich hat, kann ich mich nur begeistern, wie Paris sich zu einer großartigen Fahrradstadt entwickelt hat. Dein Vor-Programm, das du dir zusammengestellt hast, klingt wirklich spannend, besonders die Zugfahrt unterm Ärmelkanal nach Paris. Ich kann mir vorstellen, wie aufregend es sein muss, die Stadt auf zwei Rädern zu erkunden, vor allem mit den gut ausgebauten Radwegen und der Trennung von Autospuren. Es ist großartig zu hören, dass Paris so fahrradfreundlich geworden ist.
Deine Erfahrungen und Empfehlungen zu Sehenswürdigkeiten und Cafés sind sehr hilfreich für alle, die Paris mit dem Fahrrad besuchen möchten.
Vielleicht werde ich mir auch einen Fahrradtrip nach Paris überlegen!
Das Seehorn klingt nach einer großartigen Herausforderung für alle, die nicht nur die Aussicht, sondern auch den Weg dorthin genießen möchten. Besonders der Gedanke, sich durch Schneefelder und steile Passagen zu kämpfen, hat etwas, das Abenteuerlust weckt – und gleichzeitig Respekt verlangt.
Vielleicht braucht es für solche Gipfeltouren nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern auch eine Art mentale Ruhe, die man beim Sprachenlernen ähnlich spürt, wenn die Fortschritte langsam, aber sicher kommen. Gibt es auf der Strecke eigentlich auch Möglichkeiten, mal innezuhalten und einfach die Natur auf sich wirken zu lassen?
Die Natur auf sich wirken lassen – am allerbesten am Gipfel mit der gewaltigen Aussicht. Aber auch zwischendurch am See, vielleicht am Rückweg, das lohnt sich sehr!