Der Bayrischzeller Höhenweg ist eine ideale Wanderung für schlechtes Wetter. Weil man aussichtsmäßig auch bei verhangenem Himmel nichts verpasst, weil auf dem Weg keine Stellen mit Absturzgefahr warten, und weil man notfalls Stunden im gemütlichen Sillberghaus bei Kuchen & Weißbier verbringen kann. Und wenn sich unterwegs unverhofft doch die Sonne blicken lässt, umso besser.
Der Rundweg beginnt am Parkplatz Seeberg in Bayrischzell, rechts an der Bundesstraße, und ist durchweg gut ausgeschildert. Die Zeitangabe von 5 Stunden (im ADAC Wanderführer München und seine Hausberge sogar 5:45h) ist wie immer so eine Sache, sie reichte für die Tour plus längere Einkehr plus mehrere kleine (Foto-) Pausen… Den Seebergkopf-Gipfel kann man mitnehmen, wenn der Gipfelhang ab der Neuhütte einladend genug aussieht, das sind noch mal ca. 1,5 Std mehr.
Nach einer halben Stunde wandern erinnerte ich mich daran, dass die Tour auf den Seebergkopf ja die allererste Tour war, die ich als Münchnerin unternahm. Geflasht vom Bestehen von Wandergruppen, Wanderertrubel am Bahnhof und der Tatsache, dass man tatsächlich auch im Winter bei Schnee richtig wandern kann. Damit fing vor rund 3 Jahren irgendwie alles an mit dem Gipfelglück und so.
Der Bayrischzeller Höhenweg führt zunächst in Serpentinen den Hang über Bayrischzell hinauf, mit theoretisch immer besser werdenden Blicken auf den Ort und den dahinterliegenden Wendelstein. Aber auch wenn der Blick fehlt, ist es ein schöner Pfad, über Wurzeln, durch den Wald, steil genug um ins Schwitzen zu geraten. An der St. Josephs Deliciousquelle kann man kurz die Trinkflasche auffüllen, kurz danach steht man schon an der Neuhütte, wo man an der „Wacht“ eine kurze Rast einlegen kann. Hier stehen eine Bank und ein Gedenkstein zur Erinnerung an einstige Kämpfe zwischen Tirol und Bayern – die schließlich wohl von Tirol gewonnen wurden, denn hier kommt die typische Willkommens-SMS für das österreichische Handynetz…
An der Neuhütte kann man rechts Richtung Seebergkopf-Gipfel wandern oder geradeaus gemütlich weiter auf dem Höhenweg, der hier übrigens schon seinen höchsten Punkt erreicht hat (1.232m). Auf einem breiten Kiesweg kann man flott den Berg wieder ein Stück hinunterlaufen, vorbei an frühlingsbunten Blumenwiesen, Bergbächen, Klarer Alm und Niederhofer Alm, wunderbar ruhig und ohne jeglichen Trubel. Waldweg und Wasserfall sorgen für Abwechslung, noch einmal geht es im Wald steiler nach oben bis zu einem Fahrweg, der plötzlich von vier fotoscheuen Gämsen blockiert wird.
Der Weg ist in einer langen U-Form verlaufen, inzwischen blickt man linkerhand auf den jetzt sogar wolkenfreien Seeberg. Den einsetzenden Nieselregen hört man erstaunlicherweise bevor man ihn spürt – zunächst scheint es aber ausreichender Regenschutz, die Kamera in den Rucksack zu packen und die Regenhülle über diesen zu ziehen, man ist ja nicht aus Zucker.
Der richtige Regen beginnt im Moment der Kuchenauswahl im wunderschönen Sillberghaus, was die modern und gleichzeitig traditionell eingerichteten kleinen Stuben noch behaglicher macht. Das Weißbier löscht den Durst, der Blick geht über die große Sonnenterrasse (es gibt sogar ein Schwimmbecken, für Schlafgäste) zum Großen Traithen, irgendwo dahinter verstecken sich das Wildalpjoch und das gerade vieldiskutierte Sudelfeld.
Das Sillberghaus ist übrigens einer der Tipps im neuen „Weißbiertouren“ Wanderführer, den ich euch demnächst hier näher vorstelle. Der Wanderführer schlägt die Auerspitz als nahen Gipfel vor, den schreiben wir mal auf die Zukunfts-Liste um einen Grund für einen weiteren Besuch im Sillberghaus zu haben.
Auf Regen folgt Sonne, und davon ganz viel! Es geht nun recht steil durch den Wald hinab bis an die Straße durch das Ursprungtal (das ist die Straße, die man z.B. zum Hinteren Sonnwendjoch nimmt): ein weiterer Vorteil, warum man den Bayrischzeller Höhenweg gut bei Regen machen kann – wenn es gar nicht mehr geht, hält man halt den Daumen raus und lässt sich mitnehmen, so wie damals an der Spitzingstraße…
Lockeres Auswandern könnte man es nennen, etwa eine flache halbe Stunde dauert es noch zurück zum Parkplatz, in purer bayrischer Idylle liegt Bayrischzell in grün-gelben Löwenzahnwiesen und im Hintergrund – der Wendelstein. Schwer vorstellbar, das nur 5 Stunden vorher alles tief in dunklen Wolken versunken war. Man sollte viel öfter auf den Wetterbericht pfeifen- aber das richtige Timing für die Hütteneinkehr ist dabei natürlich unbedingt zu beachten.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
7 Kommentare
Hi Stephanie,
danke für den Bericht, der schließt eine kleine Lücke bei mir. War auf dem Seebergkopf vor ein paar Wochen (http://luftschubser.de/seebergkopf-bayrischzell/) mit Freunden und eigentlich wollte ich die Tour mit der Umrundung der Seeberggruppe abschließen. Kam etwas anders. Aber auf die Route ins Ursprungtal bin ich gar nicht drauf gekommen.
Das nächste mal sagst Du mir Bescheid, okay? ;-)
cheers
Alex
Alex, wer meinen Namen mit ph statt f schreibt, zahlt 5 Euro Strafe! Zum Kassieren sag ich dir gerne Bescheid ;-)
Ooops – das ist peinlich! Entschuldige bitte Stefanie! óÒ/
Dafür bekommst Du eine Gipfelhalbe oder wahlweise ein Stück Kuchen!
In meinem Umfeld schreiben sich die Steffis alle mit ph – also Stephis ;-)
Macht der Gewohnheit … kommt nicht wieder vor!
Guten Morgen :-)
So, ich habe mir diesen Kommentar ausgedruckt und werde ihn dir bei Gelegenheit unter die Nase halte :)
Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich habe es wirklich genossen, dieses Blog zu lesen!
[…] an: Soll ich weiter auf dem Bayrischzeller Höhenweg bleiben und das Sillberghaus besuchen, von dem Gipfelglück-Steffi so begeistert berichtet hat? Oder dem kürzeren, aber vermutlich wegtechnisch interessanteren Weg […]
[…] Regenwetter-Tour: der Bayrischzeller Höhenweg […]