Die Wanderung auf das Wildalpjoch und die benachbarte Käserwand war ein echtes Highlight – ganz einfach, weil es die erste Bergtour des Jahres war, die man ganz in kurzen Ärmeln machen konnte!
Strahlende Sonne den ganzen Tag, herrliche Aussicht bis zum Großglockner und in der ersten Hälfte eine Frühlings-Blumen-Pracht, die man in den Bergen nur selten hat, nur, wenn man das richtige Wochenende erwischt…
Bei einer Tour bis auf 1.720 Meter kommt man natürlich noch in den Schnee, leider, und die erste Aktion nach meiner Rückkehr nach München war es, die Ski-Klamotten in den Keller zu räumen. Genug vom Schnee, nach solch einem Sonnentag will ich nur noch Frühling und Sommer!
Das Wildalpjoch ist einer der weniger bekannten Münchner Hausberge – ich habe tatsächlich meinem „besten Kalender der Welt“ zum ersten Mal von ihm gehört. Das Wildalpjoch-Gipfel-Panorama schmückte den Monat März. Den Gipfel erreicht man über Bayrischzell und das Sudelfeld, er ist ein unmittelbarer Nachbar des Wendelsteins und der Blick auf den zugebauten Berg mit Seilbahnen von allen Seiten ist ziemlich abschreckend, auch wenn sich ohne Fernglas keine Menschenmassen erkennen ließen.
Als Startpunkt der Rundtour empfehle ich den großen Parkplatz an der B307, den ersten links nach der Jugendherberge. Der Weg vom Parkplatz zum Wildalpjoch-Gipfel ist durchweg ausgeschildert und gut zu finden, der Rückweg erfolgt dann an der Käserwand vorbei über eine steile Wiese ohne erkennbaren Weg und am Ende noch etwa 400 Meter an der Straße entlang – meiner Einschätzung nach wird die Tour in Gegenrichtung weniger schön sein.
Die erste Pause möchte man eigentlich ein paar Meter nach dem Start machen, sich einfach ins Gras zu den vielen Blumen setzen und dem Bach beim Plätschern zuhören…
Erfreulicherweise geht es direkt auf einem Pfad hinein in die Almwiesen, auf denen unendlich viele Krokusse und anderes in gelb und weiß blüht. Ich habe zwar das Pflanzen-Bestimmungs-Buch wieder einmal aus dem Regal geholt, allerdings erfolglos – vielleicht kennt sich einer der Leser besser aus?
Nach einer Weile wechselt der Weg auf einen Fahrweg, an dessen Ende, bei ein paar Alm-Gebäuden, dann der Schnee anfängt. Und auch mal in Matsch übergeht, dann ganz trocken zwischen Latschen hindurch, bis zu einem Sattel. Hier ist man nun ganz nah am Wendelstein, sieht ein, zwei Schneeschuh-Wanderer durch die weiten Schneefelder schlurfen.
Die letzten Meter Richtung Wildalpjoch, auf dem Grat, verlaufen zwar auch durch den Schnee, Schneeschuhe wären nutzlos, Gamaschen hilfreicher, aber wenn es warm genug ist, darf ein bisschen Schnee auch mal oben in die Wanderschuhe fallen.
Auch eine Gams ist hier am Sattel unterwegs, gut getarnt und gar seltsame Laute von sich gebend. Zunehmend genervter, und als ich sie endlich entdecke, sagt mir ihr vorwurfsvoller Blick „nah endlich, wie oft soll ich denn noch rüberpfeifen“. Und schon ist sie auch verschwunden, Richtung Soinhütte.
6, 7 Leute auf dem Gipfel des Wildalpjoch, für mehr ist kein Platz. Und wie gipfelglücklich so eine Bergspitze im Frühling ist: ein Traum von einem Blick, genauso wie auf dem Kalenderblatt, Fels und Gras warm und trocken, kaum Wind, so dass man lange dem Segelflieger mit den Blicken folgt, ins flache Alpenvorland schaut, zur Kampenwand, zum Watzmann, zu Großglockner und Großvenediger, Karwendel und Zugspitze und allem dazwischen, und immer wieder zum Wendelstein, der ganz ruhig dazuliegen scheint, als gäbe es keine Seilbahnen weit und breit.
Die meisten Wanderer gehen den gleichen Weg wieder zurück, doch bietet sich die Gegend super für eine Rundtour an. Die Wiese Richtung Käserwand ist extrem rutschig, aber ein Sturz in den Schneehang wäre nur nass, nicht gefährlich. Man könnte hier einen Geocache finden – wenn nicht ein paar Leute genau hier ihr Brotzeit-Lager aufgeschlagen hätten… Nur ein paar Minuten später, mit ein wenig Gekraxel, steht man dann am Gipfel der Käserwand, noch eine Pause, weil’s so schön ist, und weil man von hier so einen guten Blick aufs liebgewonnene Wildalpjoch hat.
Und dann geht es querfeldein die Wiese hinunter. Den schmierigen Schlammpfad meidet man besser, aber auch das Gras ist teilweise glatt und jeder Wanderer landet irgendwann doch mal auf dem Hintern…
Ohne Wegmarkierung hält man sich einfach immer bergab, gelangt dann automatisch wieder auf einen Pfad, der zum Weg wird, am Ende wie schon gesagt ein paar Minuten an der Straße entlang zurück zum Parkplatz. Es gibt einen Mini-Bürgersteig, auf der Straße jede Menge Motorrad- und Cabrio-Fahrer, wie das im Sommer halt so ist.
Am Eingang zum Parkplatz fällt dann noch das Bushaltestellen-Schild ins Auge – die Wendelstein Ringlinie hält hier für Leute, die in der Gegend wohnen oder viel Zeit haben. Laut Fahrplan auf der Website könnte man also ab dem 26. April die BOB von München bis Bayrischzell nehmen und dann in diesen Bus steigen. Ich will aber gar nicht wissen, wie lang man dann unterwegs ist – mit der Wandertour ist man incl. Pausen nur etwas mehr als 4 Stunden unterwegs (die Angaben auf dem abgebildeten Schild oben sind Mumpitz…).
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
10 Kommentare
Frühling..Jippii. Die ersten Boten hast du schon herrlich eingefangen. Einfach nur schön :)
Bei der Benennung der Bergblumen habe ich genauso viel Ahnung wie du :D. Auf der weiß-lila gesprenkelten Wiese gedeihen die Krokusse. Die kenne ich schon mal ;). Das war es aber auch schon.
Bergige Grüße & auf in den Frühling :)
Conny
Ja auch wenn da 100 Blumen blühen, so heißem sie doch alle nur Krokus ;-) Wunderschön!
Also ich hoffe ja immer noch auf eine Saisonabschluss-Skitour :) Freue mich jetzt aber genauso auf den Frühling.
Die gelbe Blume müsste eine Aurikel sein.
Liebe Grüße
Rebecca
Den Namen Aurikel habe ich vorher noch nie gehört, aber das scheint super zu passen, danke für den Hinweis :-)
Eine coole Tour!
Bezüglich der Pflanze hätte ich auch noch einen heißen Tipp. ich vermute, dass es sich um ein „Buschwindröschen“ handelt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Buschwindr%C3%B6schen
Was sagt der Alpen-Profi?
LG Phil
Ich schließe mich deiner Meinung an, Phil, es scheinen Buschwindröschen zu sein… Danke :-)
Sooo viele Blumen. Wie schön! Gibts bei uns im Bayerischen Wald leider weniger. Zum Glück ist Passau aber bekannt für die 17 üppig beflanzten Blumengärten ;)
Im Bayrischen Wald muss es doch auch Blumenwiesen geben, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass da so gar nichts blüht…
Die gelbe Blume ist die Hohe Schlüsselblume. Bei der Aurikel sehen vor allem die Blätter deutlich anders aus. Sie sind fleischig und glatt.
Die weiße Blume ist wie bereits gesagt wurde eindeutig ein Buschwindröschen.
Vielen Dank :-)
Gut, dass es bald Sommer wird, dann kann ich wieder üben die Blumen zu bestimmen :-)