Einzelne Etappen auf dem Innradweg – oder jedem anderen Fluss-Radweg – sind für mich eine wundervolle Outdoor Beschäftigung in der Zwischensaison. Das ist diese seltsame Jahreszeit zwischen Winter und Frühling, wenn noch jede Menge unbrauchbarer Schnee in den Bergen herum liegt, wenn ich in Frühlingsstimmung bin, lieber grasende Kühe sehen will als grinsende Schneemänner. Wenn ich Fahrrad-Handschuhe “mit ohne Fingerkuppen” tragen will und kein Fleece oder Gestricktes.
Ein paar Kilometer weg von den Bergen sieht die Welt rund um den Frühlingsanfang schon ganz anders aus. Da weht nicht so ein eisiger Wind von den Schneefeldern herunter, da sind die Wiesen schon grün, auf den Wegen abseits der Straßen liegen keine Eisbretter mehr oder monatealte Schneeschichten, die vor sich hin schmelzen.

Zwischen Winter und Frühling ist die Zeit, wo ich meine Zeit lieber abseits der hohen Berge verbringe. Zum Beispiel entlang des Innradwegs. Das Praktische an seinem bayerischen Teil: es lassen sich wirklich gut einzelne Etappen des Innradwegs als Tagestouren fahren. Am Zielort steigt man in den Zug und fährt zum Ausgangsort zurück – in der Südostbayernbahn darf man Fahrräder sogar kostenlos mitnehmen!
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Inhaltsverzeichnis
Der Innradweg – mit dem Fahrrad von Maloja nach Passau
Von der Quelle des Inn bei Maloja in der Schweiz bis zur Mündung in die Donau in Passau führt der Innradweg über 500 km durch die Schweiz, Österreich und Deutschland. Bei Fernradwegen hat man meistens im Kopf, dass man sie „durchradeln muss“, was zählt ist von Anfang bis Ende, von vorne bis hinden. Nicht immer hat man die Zeit und die Möglichkeit dazu, seit Monaten müssen wir damit leben, dass man nicht einfach so irgendwo übernachten kann.
Mein Glück ist in diesem Fall, dass ich relativ nah am Inn wohne, aber doch so weit, dass ich ihn nicht jeden Tag erlebe und die Radltour an seinem Ufer etwas Besonderes ist. Und wieder einmal nach der Devise „machen wir halt das beste draus“, bin ich einzelne Etappen des bayerischen Teils am Inn an verschiedenen Wochenenden gefahren. Als Tagestouren.
Vorweg sei nämlich gesagt, dass die beschiebenen Fahrradtouren alle im Frühling 2021 stattfanden. Pandemie, noch nicht geimpft, Grenze nach Österreich praktisch zu, Gastronomie nur Take-Away, Unsicherheit, Ungeduld, Pandemie-Müdigkeit… Unter all diesen Vorzeichen waren diese Radtouren eine ideale Aktivität fürs Wochenende: Abstand halten geht gut am Fahrrad, die Züge waren relativ leer und alle trugen Masken, Bewegung und frische Luft tun Körper und Seele einfach gut. Und die Touren waren für mich eine herrliche Abwechslung zur Alltags-Monotonie, direkt vor der Haustür.

Die bayerischen Etappen auf dem Innradweg
Meine Empfehlung für den bayerischen Innradweg sind fünf gemütliche Tagesetappen, mit E-bike geht es auch mit weniger Etappen. Ich bin alles mit einem Montainbike gefahren, ohne E, dass war sowohl vom Untergrund als auch von Steigungen her optimal.
Wichtig bei Tagestouren ist ja der Rückweg, bei den hier beschriebenen Etappen geht das sehr gut mit Zügen ca alle Stunde und das Fahrrad darf kostenlos in der Südostbayernbahn mitfahren.
Generell war alles gut beschildert, Karten sind eigentlich nicht notwendig, ab und zu in Google Maps schauen schadet nicht, wenn es einem komisch vorkommt.
Der Fluss Inn selber ist leider relativ langweilig – es fahren keine Schiffe, weder Fracht- noch Personenschiffe, was z.B. den Rhein sehr spannend macht.

Die erste Etappe auf dem Innradweg in Bayern: von Kufstein bzw Kiefersfelden nach Rosenheim
Diese Etappe fehlt mir zwar noch, aber ich wollte den Artikel dennoch schon starten. Geplant ist, demnächst mit dem Auto nach Rosenheim zu fahren, von dort mit dem Zug nach Kiefersfelden (oder sogar Kufstein, wenn das wieder mal möglich ist) und dann mit dem Radl zurück nach Rosenheim. Aufgrund der Nähe zu den Bergen warte ich noch, bis mehr Schnee geschmolzen ist…

Innradweg Etappe Rosenheim – Wasserburg
Gefahren am Palmsonntag, 28.März, ca 30 km
Zug: 25min, 7,50 Euro
Zum Start in Rosenheim haben wir uns einen Straßenrand-Parkplatz in der Nähe des Mangfallparks gesucht, kostenlos, aber relativ weit weg vom Bahnhof. Trotzdem gefällt mir der Mangfallpark als Startpunkt der Etappe auf dem Innradweg. Hier fließt die kleine Mangfall in den Inn, der Uferbereich ist schön angelegt als Naherholungsgebiet mit Wiesen, Wegen und Kunstwerken.

Schon bald war der Inndamm dann leider wegen Bauarbeiten gesperrt und Umleitungsschilder haben uns so halb-gut umgeleitet. Ein kleines Highlight war der einsame Waldsee auf der Höhe von Hochstätt, schön ruhig für eine Pause.

Diese Etappe des bayrischen Teils des Innradwegs hat sicher das schönste Etappenziel: man erreicht die imposante Innbrücke von Wasserburg, fährt (bzw schiebt) durch das hübsche Stadttor und landet in der Altstadt mit wunderschönen bunten Häusern, mit Eisdielen und Restaurants und viel Leben. Wasserburg ist wirklich ein besonders schönes Städtchen!

Nunja, nach der Eispause geht es noch mal ein paar Kilometer und Höhenmeter weiter, der Bahnhof ist 5 km außerhalb in Reitmehring. Am Bahnhof gibts zum gelungenen Tagesabschluss einen öffentlichen Bücherschrank und eine gute, freundliche Bahnhofsbäckerei!
Vom Bahnhof Rosenheim zurück zum Mangfallpark sind es noch mal 2 km, flach und eher unspektakulär ist mir das in Erinnerung – wobei Rosenheim sicher noch mal einen genaueren Blick wert ist.

Innradweg Etappe Wasserburg – Mühldorf
Gefahren am Ostersonntag, 4. April, ca 45 km
Zug: 30 min, 10,40 Euro
Den Bahnhof kennen wir schon vom letzten Mal, hier kann man als Bahnkund:in auch gratis parken und erst einmal ein paar gelesene Bücher im öffentlichen Bücherschrank ablegen.
“Am Flussufer geht es ja immer leicht bergab” – das gilt leider nicht für diese Etappe des Innradwegs. Wer von Wasserburg nach Mühldorf radelt, sieht über weite Strecken gar nichts vom Inn und muss mehr als 400 Höhenmeter bergauf und bergab fahren. Für den Frühling für mich aber genau richtig!

Im Wald bekamen die Bäume die ersten hellgrünen Blätter, die Wiesen sahen bereits saftig aus und es grasten sogar schon Kühe! Am Horizont die schneebedeckten Alpengipfel erinnerten daran, dass es daheim in den Bergen noch lange nicht so weit sein würde…

In den Vorgärten blühten Osterglocken und die vereinzelten Orte, durch die man fährt, hatten Blumen angepflanzt und österlich dekoriert. In Kraiburg fanden wir eine sonnige Bank um ein Mahl aus mitgebrachten Broten, Ostereiern und Schoko-Osterhasen zu verspeisen.

Kurz vor der Ankunft in Mühldorf haben wir tatsächlich den Weg verloren und sind mit Hilfe von Google Maps durch ein Industriegebiet zum Bahnhof gefahren. Die Zeit bis zur Zugabfahrt war recht knapp, deswegen haben wir das Stadtzentrum verpasst und im wenig ansprechenden Bahnhof nur schnell einen Kaffee gekauft – kein schönes Etappenende, aber so ist es halt manchmal.
Geocaches direkt am Weg: Die Schöne Aussicht lohnt sich auf jeden Fall und an einem sonnigen Tag ist es eine schöne Pause, bei Gars an der Kapelle Mariä Himmelfahrt auf der Bank sitzend das Gesicht in die Sonne zu halten und schnell nach dem Döschen zu greifen.

Innradweg Etappe Mühldorf – Simbach
Gefahren am Samstag, 10. April, ca 60 km (mit Abstecher nach Altötting)
Zug: 33 min, 10,70 Euro
In Bahnhofsnähe Mühldorf gibt es Parkplätze am Straßenrand, die ab 12 Uhr gratis sind. Von dort geht’s bergab ins Stadtzentrum von Mühldorf, was wir in der Vorwoche verpasst hatten, und die Erkenntnis, dass auch Mühldorf einen hübschen, langgestreckten Stadtplatz hat mit bunten Häusern und einigen Buchläden.

In dieser Etappe des Innradwegs fährt man tatsächlich viel am Flussufer entlang oder höhergelegen auf dem Deich. Teilweise mit sehr viel Ruhe im Naturschutzgebiet, teilweise aber auch mit viel Lärm nah an der Autobahn und anderen Straßen.

Altötting liegt nicht direkt am Innradweg, der Abstecher von 2x 4 km ist aber beschildert und lohnt sich, für einen Blick in die berühmte Wallfahrtskirche und ein Eis am Kapellplatz.
Vor Marktl kommt man an der Dachlwand vorbei, einer markanten Hangformation gegenüber der Stelle, wo die Alz in den Inn mündet. Die Bushaltestelle von Marktl ist dieses Mal der Ort für ein kleines Picknick mit Kaffee und Kuchen aus der Bäckerei, ein Supermarkt liegt auch direkt am Weg. Hinter Marktl erreicht man dann die Grenze von Oberbayern nach Niederbayern und die Mündung der Salzach in den Inn. Das gegenüberliegende Ufer des Inns gehört zu Österreich, so nah und doch so unerreichbar im Moment.

Geocachen: Einige Teile der Schilderwald Serie, zB dieser, liegen direkt am Weg und sind schnell gefunden. Geocachen mehr für die Statistik, weniger für die Schönheit.

Der Bahnhof von Simbach am Inn ist altmodisch hübsch,1871 gebaut steht er unter Denkmalschutz. Mit hohen Fenstern und Türen, zierlichen Gusseisensäulen, Schildern in alter Schrift und einer krummen Bahnhofshalle mit einem großen Gemälde schaut es aus, als käme gleich Kaiserin Sissi ums Eck spaziert, oder als würde man hier einen Film drehen! Am Vorplatz steht eine große Dampflok und in der Nähe gibt es noch mal Einkaufsmöglichkeiten für Proviant für die Rückfahrt nach Mühldorf. In Simbach ist man der Mündung des Inns in die Donau schon sehr nah, aber:
Die letzte Etappe auf dem Innradweg: von Simbach bis Passau
Auch diese Etappe fehlt mir noch, unter anderem, weil die Zugrückfahrt komplizierter würde. Da es keine direkte Verbindung Passau-Simbach gibt, müsste man von Passau nach Mühldorf und von Mühldorf nach Simbach fahren – das dauert 3 h und ist zusammen mit An- und Abreise von Simbach einfach zu lang für eine Tagestour.
Ich will diese letzte der fünf bayerischen Etappen auf dem Innradweg aber auf jeden Fall fahren, entweder mal mit Übernachtung in der Gegend, oder in Verbindung mit einer Tour entlang der Salzach, oder mit E-bike die gesamte Strecke Mühldorf-Passau oder oder oder. Und dann wird dieser Artikel natürlich aktualisiert (wenn du das nicht verpassen willst, melde dich für den Newsletter an!).


Geocachen auf den bayerischen Etappen auf dem Innradweg
Zugegeben, das Geocachen war auf allen bisherigen Etappen auf dem Innradweg zweitrangig, deswegen hätte ich sicher noch sehr viel mehr Dosen finden können, auch abseits des offiziellen Wegs. Aber das Radeln und Vorankommen war immer wichtiger, und so habe ich mich vor jeder Etappe zwar vorbereitet, geschaut, wo Dosen liegen, aber eben etwas halbherzig. Ich war immer auch froh, wenn das Handy mal eine Weile ausgeschaltet war, trotz Strava Tracking und Fotografier-Funktion. Alle nicht gefundenen Geocaches sind wie immer ein Grund wiederzukommen.

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Radkarten für den Innradweg
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Liebe Stefanie, schade dass es die Hinweise auf herrliche Radwege nur für Süddeutschland gibt. Ich wohne in Hamburg und habe mit einer Freundin herrliche Radtouren gemacht. Unsere schönste Tour war von Passau nach Wien. Machen Sie weiter so. Radfahren ist ein befreiender Sport. Mit ❤️ lichem Gruß und viel Unternehmungsgeist für die Pfingsttage Elisabeth
Es ist das alte Dilemma – so viel schöne Radwege und Landschaft, so wenig Zeit… Hamburg ist weit von uns aus, ich bin so viel schneller in Österreich, Italien und an all den schönen Zielen in der Nähe. Immerhin habe ich einen Artikel von der Wanderung von Amrum nach Föhr, da erinnere ich mich auch so gerne dran.
Herzliche Grüße!