Einzelne Etappen auf dem Innradweg – oder jedem anderen Fluss-Radweg – sind für mich eine wundervolle Outdoor Beschäftigung in der Zwischensaison. Das ist diese seltsame Jahreszeit zwischen Winter und Frühling, wenn noch jede Menge unbrauchbarer Schnee in den Bergen herum liegt, wenn ich in Frühlingsstimmung bin, lieber grasende Kühe sehen will als grinsende Schneemänner. Wenn ich Fahrrad-Handschuhe “mit ohne Fingerkuppen” tragen will und kein Fleece oder Gestricktes.
Ein paar Kilometer weg von den Bergen sieht die Welt rund um den Frühlingsanfang ganz anders aus. Da weht nicht so ein eisiger Wind von den Schneefeldern herunter, da sind die Wiesen schon grün, auf den Wegen abseits der Straßen liegen keine Eisbretter mehr oder monatealte Schneeschichten, die vor sich hin schmelzen.
Zwischen Winter und Frühling ist die Zeit, wo ich meine Zeit lieber abseits der hohen Berge verbringe. Zum Beispiel entlang des Innradwegs. Das Praktische an seinem bayerischen Teil: es lassen sich wirklich gut einzelne Etappen des Innradwegs als Tagestouren fahren. Am Zielort steigt man in den Zug und fährt zum Ausgangsort zurück – in der Südostbayernbahn darf man Fahrräder sogar kostenlos mitnehmen!
Werbehinweis: Die erste Version des Artikels stammt aus dem April 2021, ein Update kam im Juni 2022 dazu. Der Artikel enthält Affiliate Links*. Findest du Inspiration, findest du Gefallen an diesem Artikel und diesem Blog? Lade mich auf einen Kaffee ein!
Inhaltsverzeichnis
Der Innradweg – mit dem Fahrrad von Maloja nach Passau
Von der Quelle des Inn bei Maloja in der Schweiz bis zur Mündung in die Donau in Passau führt der Innradweg über 500 km durch die Schweiz, Österreich und Deutschland. Bei Fernradwegen hat man meistens im Kopf, dass man sie „durchradeln muss“, was zählt ist von Anfang bis Ende, von vorne bis hinten. Nicht immer hat man die Zeit und die Möglichkeit dazu, monatelang mussten wir damit leben, dass man nicht einfach so irgendwo übernachten konnte.
Mein Glück ist in diesem Fall, dass ich relativ nah am Inn wohne, aber doch so weit, dass ich ihn nicht jeden Tag erlebe und die Radltour an seinem Ufer etwas Besonderes ist. Und wieder einmal nach der Devise „machen wir halt das beste draus“, bin ich einzelne Etappen des bayerischen Teils am Inn an verschiedenen Wochenenden gefahren. Als Tagestouren.
Vorweg sei nämlich gesagt, dass die beschriebenen Fahrradtouren fast alle im Frühling 2021 stattfanden – Simbach nach Passau kam 2022 dazu. Pandemie, noch nicht geimpft, Grenze nach Österreich praktisch zu, Gastronomie nur Take-Away, Unsicherheit, Ungeduld, Pandemie-Müdigkeit… Unter all diesen Vorzeichen waren diese Radtouren eine ideale Aktivität fürs Wochenende: Abstand halten geht gut am Fahrrad, die Züge waren relativ leer und alle trugen Masken, Bewegung und frische Luft tun Körper und Seele einfach gut. Und die Touren waren für mich eine herrliche Abwechslung zur Alltags-Monotonie, direkt vor der Haustür.
Die bayerischen Etappen auf dem Innradweg
Meine Empfehlung für den bayerischen Innradweg sind fünf gemütliche Tagesetappen, mit E-bike geht es auch mit weniger Etappen. Ich bin alles mit einem Mountainbike gefahren, ohne E, dass war sowohl vom Untergrund als auch von Steigungen her optimal.
Wichtig bei Tagestouren ist ja der Rückweg, bei den hier beschriebenen Etappen geht das sehr gut mit Zügen ca alle Stunde und das Fahrrad darf kostenlos in der Südostbayernbahn mitfahren (Ausnahme Simbach-Passau, dazu später mehr).
Generell war alles gut beschildert, Karten sind eigentlich nicht notwendig, ab und zu in Google Maps schauen schadet nicht, wenn es einem komisch vorkommt.
Der Fluss Inn selber ist leider relativ langweilig – es fahren keine Schiffe, weder Fracht- noch Personenschiffe, was z.B. den Rhein sehr spannend macht.
Die erste Etappe auf dem Innradweg in Bayern: von Kiefersfelden nach Rosenheim
Diese Etappe fehlt mir zwar noch, aber ich wollte den Artikel dennoch schon starten. Geplant ist, demnächst mit dem Auto nach Rosenheim zu fahren, von dort mit dem Zug nach Kiefersfelden und dann mit dem Radl zurück nach Rosenheim. Aufgrund der Nähe zu den Bergen warte ich noch, bis mehr Schnee geschmolzen ist…
Innradweg Etappe Rosenheim – Wasserburg
Gefahren am Palmsonntag, 28.März 2021, ca 30 km
Zug: 25 min, 7,50 Euro
Zum Start in Rosenheim haben wir uns einen Straßenrand-Parkplatz in der Nähe des Mangfallparks gesucht, kostenlos, aber relativ weit weg vom Bahnhof. Trotzdem gefällt mir der Mangfallpark als Startpunkt der Etappe auf dem Innradweg. Hier fließt die kleine Mangfall in den Inn, der Uferbereich ist schön angelegt als Naherholungsgebiet mit Wiesen, Wegen und Kunstwerken.
Schon bald ist der Inndamm dann leider wegen Bauarbeiten gesperrt und Umleitungsschilder leiten uns so halb-gut um. Ein kleines Highlight ist der einsame Waldsee auf der Höhe von Hochstätt, schön ruhig für eine Pause.
Diese Etappe des bayrischen Teils des Innradwegs hat sicher das schönste Etappenziel: man erreicht die imposante Innbrücke von Wasserburg, fährt (bzw schiebt) durch das hübsche Stadttor und landet in der Altstadt mit wunderschönen bunten Häusern, mit Eisdielen und Restaurants und viel Leben. Wasserburg ist wirklich ein besonders schönes Städtchen!
Nunja, nach der Eispause geht es noch mal ein paar Kilometer und Höhenmeter weiter, der Bahnhof ist 5 km außerhalb in Reitmehring. Am Bahnhof gibts zum gelungenen Tagesabschluss einen öffentlichen Bücherschrank und eine gute, freundliche Bahnhofsbäckerei!
Vom Bahnhof Rosenheim zurück zum Mangfallpark sind es noch mal 2 km, flach und eher unspektakulär ist mir das in Erinnerung – wobei Rosenheim sicher noch mal einen genaueren Blick wert ist.
Innradweg Etappe Wasserburg – Mühldorf
Gefahren am Ostersonntag, 4. April 2021, ca 45 km
Zug: 30 min, 10,40 Euro
Den Bahnhof kennen wir schon vom letzten Mal, hier kann man als Bahnkund:in auch gratis parken und erst einmal ein paar gelesene Bücher im öffentlichen Bücherschrank ablegen.
“Am Flussufer geht es ja immer leicht bergab” – das gilt leider nicht für diese Etappe des Innradwegs. Wer von Wasserburg nach Mühldorf radelt, sieht über weite Strecken gar nichts vom Inn und muss mehr als 400 Höhenmeter bergauf und bergab fahren. Für den Frühling für mich aber genau richtig!
Im Wald bekommen die Bäume die ersten hellgrünen Blätter, die Wiesen sehen bereits saftig aus und es grasen sogar schon Kühe! Am Horizont die schneebedeckten Alpengipfel erinnern daran, dass es daheim in den Bergen noch lange nicht so weit ist…
In den Vorgärten blühen Osterglocken und die vereinzelten Orte, durch die man fährt, haben Blumen angepflanzt und österlich dekoriert. In Kraiburg finden wir eine sonnige Bank um ein Mahl aus mitgebrachten Broten, Ostereiern und Schoko-Osterhasen zu verspeisen.
Kurz vor der Ankunft in Mühldorf verlieren wir tatsächlich den Weg und fahren mit Hilfe von Google Maps durch ein Industriegebiet zum Bahnhof. Die Zeit bis zur Zugabfahrt ist recht knapp, deswegen haben wir das Stadtzentrum verpasst und im wenig ansprechenden Bahnhof nur schnell einen Kaffee gekauft – kein schönes Etappenende, aber so ist es halt manchmal.
Geocaches direkt am Weg: Die Schöne Aussicht lohnt sich auf jeden Fall und an einem sonnigen Tag ist es eine schöne Pause, bei Gars an der Kapelle Mariä Himmelfahrt auf der Bank sitzend das Gesicht in die Sonne zu halten und schnell nach dem Döschen zu greifen.
Innradweg Etappe Mühldorf – Simbach
Gefahren am Samstag, 10. April 2021, ca 60 km (mit Abstecher nach Altötting)
Zug: 33 min, 10,70 Euro
In Bahnhofsnähe Mühldorf gibt es Parkplätze am Straßenrand, die ab 12 Uhr gratis sind. Von dort geht’s bergab ins Stadtzentrum von Mühldorf, was wir in der Vorwoche verpasst hatten, und die Erkenntnis, dass auch Mühldorf einen hübschen, langgestreckten Stadtplatz hat mit zwei Toren, bunten Häusern mit Arkaden und einigen Buchläden. Typische Architektur für die Region an Inn und Salzach.
In dieser Etappe des Innradwegs fährt man tatsächlich viel am Flussufer entlang oder höhergelegen auf dem Deich. Teilweise mit sehr viel Ruhe im Naturschutzgebiet, teilweise aber auch mit viel Lärm nah an der Autobahn und anderen Straßen.
Altötting liegt nicht direkt am Innradweg, der Abstecher von 2 x 4 km ist aber beschildert und lohnt sich, für einen Blick in die berühmte Wallfahrtskirche und ein Eis am Kapellplatz.
Vor Marktl kommt man an der Dachlwand vorbei, einer markanten Hangformation gegenüber der Stelle, wo die Alz in den Inn mündet. Die Bushaltestelle von Marktl ist dieses Mal der Ort für ein kleines Picknick mit Kaffee und Kuchen aus der Bäckerei, ein Supermarkt liegt auch direkt am Weg. Hinter Marktl erreicht man dann die Grenze von Oberbayern nach Niederbayern und die Mündung der Salzach in den Inn. Das gegenüberliegende Ufer des Inns gehört zu Österreich, so nah und doch so unerreichbar im April 2021.
Geocachen: Einige Teile der Schilderwald Serie, zB dieser, liegen direkt am Weg und sind schnell gefunden. Geocachen mehr für die Statistik, weniger für die Schönheit.
Der Bahnhof von Simbach am Inn ist altmodisch hübsch,1871 gebaut steht er unter Denkmalschutz. Mit hohen Fenstern und Türen, zierlichen Gusseisensäulen, Schildern in alter Schrift und einer krummen Bahnhofshalle mit einem großen Gemälde schaut es aus, als käme gleich Kaiserin Sissi ums Eck spaziert, oder als würde man hier einen Film drehen! Am Vorplatz steht eine große Dampflok und in der Nähe gibt es noch mal Einkaufsmöglichkeiten für Proviant für die Rückfahrt nach Mühldorf. In Simbach ist man der Mündung des Inns in die Donau schon sehr nah, aber:
Die letzte Etappe auf dem Innradweg: von Simbach bis Passau
Gefahren am Donnerstag, 26. Mai 2022, ca 79 km
Auf dieser Etappe ist die Zugrückfahrt komplizierter. Es gibt keine direkte Verbindung Passau-Simbach, man müsste von Passau nach Mühldorf und von Mühldorf nach Simbach fahren – das dauert 3 h und ist zusammen mit An- und Abreise einfach zu lang für eine Tagestour.
Deswegen springen wir nun ein Jahr weiter, die Pandemie ist nicht mehr so dramatisch, die Grenze nach Österreich ist offen, reisen ist wieder so viel einfacher und: wir haben 4 Tage Zeit für eine kleine Fahrrad-Reise!
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Rund 3 Stunden sind wir mit der Bahn unterwegs, von Ruhpolding nach Simbach, auch, weil wir zwischenzeitlich einen anderen Zug abschleppen müssen! Im Simbach angekommen vertrödeln wir ein wenig Zeit, denn die Brücke, die hier über den Inn nach Österreich führt, war ein Jahr vorher gesperrt. Jetzt sind Brücke und Grenze offen, wir machen Fotos und freuen uns über das Wiedersehen mit dem Inn in besseren Zeiten.
Das eigentliche Radeln am Inn Richtung Passau beginnt zäh – der Weg führt schnurgerade auf dem Deich am Fluss entlang. Langweilig und eintönig. Es lohnt sich deswegen, den gelegentlichen Hinweisschildern zu Ortschaften wie Aigen zu folgen (und dann am besten per Google Maps den Weg zurück zum Inn). Es gibt Gaststätten zum Einkehren und Geocaches zu finden!
Unsere erste Pause führt uns über den Fluss nach Österreich, nach Schärding. Der riesigen Stadtplatz mit den bunt gestrichenen Häusern wuselt es wie in einem Ameisenhaufen. Das tolle Wetter lockt viele Leute zum Fahrrad fahren und Eis essen. Wie schön es hier ist (und Passau auch gar nicht mehr weit…).
Hinter Schärding, zurück auf der bayerischen Inn-Seite, wird es abwechslungsreicher. Es geht vorbei an Getreidefeldern mit Mohn und Kornblumen, ein Stück durch den Wald über einen herrlichen Trail, an einem Vogel-Beobachtungsturm vorbei (mit dem Geocache GC9F1TR). Und dann nähert man sich dem Ziel, der großen Stadt, und dem großen Fluss!
Der offizielle Radweg führt über die wuselige Ufer-Promenade von Passau, durch kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster, an Universitäts-Gebäuden vorbei, unendlich vielen Cafés und Kneipen. Aber wir haben nur Augen für die kleinen grün-weißen Fahrradschilder – bevor wir Passau genießen, müssen wir erst die Mündung des Inn in die Donau erreichen.
Links erspähen wir durch die Gassen schon die Donau. Schließlich endet die Straße, wir müssen absteigen und das letzte Stück über eine weite Grasfläche in die Richtung des Punktes schieben, wo sich besonders viele Leute aufhalten. Links von uns die Donau, rechts von uns der Inn, vor uns ein Gedenkstein und dann nur noch Wasser – geschafft.
Auch wenn uns „der Anfang“ noch fehlt, sind wir 214 km durch Bayern den Inn entlang geradelt, bis zu seiner Mündung in den Inn. Welch schönes Ende dieser Radweg hat, Passau ist eine tolle Stadt!
Das beste: für den Inn mag in Passau Schluss sein, für uns aber nicht. Denn wir haben ja noch 3 Tage Zeit und werden einfach weiter die Donau entlang radeln. Davon handelt dann ein anderer Artikel.
Und irgendwann wird es ein weiteres Update dieses Artikels geben – wenn ich die Quelle des Inns in Maloja besucht habe und den Inn auf seinem Weg nach Rosenheim begleite.
Geocachen auf den bayerischen Etappen auf dem Innradweg
Zugegeben, das Geocachen war auf allen bisherigen Etappen auf dem Innradweg zweitrangig, deswegen hätte ich sicher noch sehr viel mehr Dosen finden können, auch abseits des offiziellen Wegs. Aber das Radeln und Vorankommen war immer wichtiger, und so habe ich mich vor jeder Etappe zwar vorbereitet, geschaut, wo Dosen liegen, aber eben etwas halbherzig. Ich war immer auch froh, wenn das Handy mal eine Weile ausgeschaltet war, trotz Strava Tracking und Fotografier-Funktion. Alle nicht gefundenen Geocaches sind wie immer ein Grund wiederzukommen.
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Radkarten für den Innradweg
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Liebe Stefanie, schade dass es die Hinweise auf herrliche Radwege nur für Süddeutschland gibt. Ich wohne in Hamburg und habe mit einer Freundin herrliche Radtouren gemacht. Unsere schönste Tour war von Passau nach Wien. Machen Sie weiter so. Radfahren ist ein befreiender Sport. Mit ❤️ lichem Gruß und viel Unternehmungsgeist für die Pfingsttage Elisabeth
Es ist das alte Dilemma – so viel schöne Radwege und Landschaft, so wenig Zeit… Hamburg ist weit von uns aus, ich bin so viel schneller in Österreich, Italien und an all den schönen Zielen in der Nähe. Immerhin habe ich einen Artikel von der Wanderung von Amrum nach Föhr, da erinnere ich mich auch so gerne dran.
Herzliche Grüße!