Die Wanderung zum Brünnstein war in vieler Hinsicht bemerkenswert: Es war die erste Tour des Jahres mit kurzen Hosen zum Beispiel. Eine in großer Gruppe – 6 Leute, davon so einige Twitterer, dazu moralische Unterstützung in Chicago ;-) Zu viele Wege, die zum Gipfel führen und einen Großteil davon sind wir gegangen. Ein erquickender kleiner Klettersteig zu einem Gipfel mit einem Wahnsinns-Rundblick hoch über dem Inntal. Und vom Zug aus ein alpenglühender Wilder und Zahmer Kaiser, dass einem der Atem stockte.
Anreise mit der Bahn ist sehr gut möglich, man fährt bis zum Bahnhof Oberaudorf (von München bis Rosenheim und dort in den Zug nach Kufstein umsteigen). Die Tour kann man wohl auch im Winter machen, dann ohne Gipfelbesteigung aber mit Schlittenabfahrt. Man sieht den Brünnstein schon von weitem, und er scheint ganz schön weit weg und hoch zu sein, steil und felsig. Schotterwege, Wiesenwege, Waldwege wechseln sich ab, genauso schnell wechseln bei 6 Leuten die Gesprächsthemen, und nach viel auf und ab geht es dann mal nur noch bergauf. Vorbei an letzten Schneefeldern, vereinzelten Blümelein und Bächlein, den Weg muss man sich manchmal ein wenig suchen – also wunderbarerweise keine Wanderautobahn hier!
Nach einer Weile: das Brünnsteinhaus. Eine DAV Hütte mit grandiosem Blick auf den Wilden und den Zahmen Kaiser, deren einzelne Gipfel ich dank der Panoramakarte Unseres Mannes in Chicago excellent bestimmen kann. Mein Tipp für die Brünnsteinhütte: Wenn es Rharbarberkuchen gibt, esst ihn bevor ihr auf den Gipfel geht. Sonst kann es passieren, dass ihr vom Gipfel kommt und Rharbarberkuchen ist ausverkauft. Kein schönes Erlebnis…
Der Weg zum Brünnstein Gipfel führt in 40 Minuten über einen einfachen Klettersteig, den Julius-Mayr-Weg. Man benötigt keine Ausrüstung dafür, der Weg ist mit einem Seil gesichert, es gibt ein paar Leitersprossen und Stahlstufen, eine kleine schmale ausgesetzte Stelle, ein wenig Felskletterei und einen lustigen Spalt, durch den man sich zwängen muss. Für Anfänger und Nicht-Ganz-Schwindelfreie gut zum Üben, einigermaßen trittfest und schwindelfrei sollte man aber sein.
Der Blick vom Gipfel ist wahrhaftiges Gipfelglück. Felsig ist es oben auf 1619 m, nicht sonnig sondern bedeckt und sehr windig, aber das Kaisergebirge und in der Ferne Großglockner und Venediger in aller Pracht. An der kleinen Kapelle ist übrigens nicht ganz der Gipfel- sondern ein paar Meter dahinter, am Gipfelkreuz. Selten schmeckt Gipfelschokolade so gut wir hier! Auch dieser Gipfel liegt natürlich in Österreichischem Handy-Einzugsgebiet, hartnäckigem noch dazu!
Der Rückweg zum Brünnsteinhaus geht über eine andere Strecke, die am Anfang ein wenig steil und seilgesichert ist, aber deutlich einfacher als über den Klettersteig. 30 min später ist es Zeit für meine Lieblingskombination aus Weißbier & Kuchen – leider war nur Kirschkuchen übrig, der war aber gut und hat zu dem Flötzinger Bier gepasst, eine kleine Brauerei aus Rosenheim ist das, habe ich gelernt. Das Brünnsteinhaus hat im Eingangsbereich allerlei historisches ausgestellt, noch mehr zum lernen; unter anderem ein Schild, das aus dem Jahr 1923 erzählt: eine Übernachtung kostete damals 600 Milliarden Mark, eine Maß Bier 460 Milliarden Mark. Das ist heute deutlich günstiger! Im Brünnsteinhaus kann man auch übernachten, allerdings kann man nicht sehr viele Gipfel von hier aus machen. Aber angucken um so mehr!
Der Rückweg zieht sich dann auch etwas, und die Bahnhofskneipe enttäuscht mit den Öffnungszeiten: sonntags von 7 bis 11 Uhr. Nicht 23, 11 Uhr! Entschädigung: Alpenglühen aus dem Zugfenster betrachtet, Wilder und Zahmer Kaiser leuchten als wolle die Sonne den ganzen trüben Tag wieder gut machen.
Fazit: die Tour ist sehr zu empfehlen, man sollte aber vorher schon genau gucken, welchen Weg man von unten nimmt. Und ja, ich habe heute Ansätze von Muskelkater…
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Hey. Habe am Sonntag (05.05.13) auch die Tour zum Brünnstein gemacht und hatte deinen Beitrag hierzu vorher gar nicht gelesen gehabt :) Wir sind allerdings von Tatzelwurm im Nebel los. Erst bei 1000 Hm hatten wir dann langsam den erwünschten blauen Himmel gesehen. Sind sonst aber genauso wie ihr gelaufen. Klettersteig hoch, rote Tour wieder runter.
Komischerweise sind wir kaum Leuten begegnet. Erst am Gipfel waren es ein paar, aber als wir wieder abgestiegen waren, war die Hütte komplett voll. Um 11 Uhr saßen da nur 2 Personen :)
Der frühe Vogel hat den Gipfel für sich. War denn noch viel Schnee unterwegs?