Das Gipfelglück am Lasörling 3.098 m in Osttirol ist ein gewaltiges. Für solch einen Gipfel wurde das Wort Gipfelglück erfunden! Mein Bericht über diese tolle Bergtour beinhaltet aber auch eine gescheite Portion Hüttenglück – die Lasnitzenhütte auf 1.900 m ist eine feine Hütte am nördlichen Fuße des Lasörlings mit unglaublichem Blick auf den Großvenediger. Und außerdem sowohl entspannte als auch anspruchsvolle Auf- und Abstiege, die in Erinnerung bleiben. Eine Hüttentour mit 2.300 Hm. Eine Tour, gerade so zwischen Wander-Gipfel und Kletter-Gipfel.
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1.Tag der Hüttentour am Lasörling: Aufstieg von Prägraten zur Lasnitzen Hütte
Gefühlt sind wir ewig unterwegs bis zum Start unserer Lasörling Hütten-Runde. Dabei sind es nur rund 140 km. Die Fahrt geht bis Matrei in Osttirol, dort biegen wir ab ins Virgental; in Prägraten, kurz vor dem Talschluss, finden wir einen kostenlosen Parkplatz am Eingang des Ortsteils Hinterbichl auf ca. 1.300 m. Ungefähr dort, wo Campingplatz, Kirchlein und Bushaltestelle sich treffen, nicht zu übersehen.
An dicht behangenen Himbeerhecken entlang gilt es zunächst die wild dahinfließende Isel zu überqueren, am Campingplatz gibt es Brücke, Pfad und Hinweisschilder zur Lasnitzenhütte. Es ist Freitag Nachmittag, müde von der Woche, nicht endlos Zeit bis zur Dunkelheit, wir wollen Kräfte für den Gipfeltag sparen – deswegen nehmen wir mehr oder weniger den direkten Weg zur Hütte, die Wege Nr. 69 A und B sowie 314.
Der steile waldige Pfad mündet schließlich in einen breiteren Fahrweg, an außergewöhnlichen Felsformationen entlang, und ca 2 Stunden nach Abmarsch gerät die Lasnitzenhütte in unser Blickfeld und wir ins Schwärmen. Von wilden Wassern, Wiesen und Felswänden umgeben macht sie einen so heimeligen und schutzbietenden Eindruck, dass sich die Seele noch mehr auf dieses Berg- und Hüttenwochenende am Lasörling in Osttirol freut.
Die Lasnitzenhütte im Virgental ist privat, sie gehört nicht zum Alpenverein. Zwei Dinge bleiben vor allem in Erinnerung: die unglaublichen Wasser-Mengen um die Hütte herum (überlaufende Brunnen mit Trinkwasser, gratis Duschen – welch Unterschied zu so trockenen Orten wie der Wiener Neustädter Hütte an der Zugspitze) und der gigantische Blick zu den Gletscherhängen des Großvenediger und seiner Nachbarn. In der Nacht überstrahlt vom Großen Wagen, wenn man sich mal hinaus in die Dunkelheit wagt und den Himmel auf sich wirken lässt.
Die meisten Gäste der Lasnitzenhütte in Osttirol scheinen auf dem dem Lasörling Höhenweg unterwegs zu sein, doch es gibt auch andere Bergsteiger wie uns. Der Wirt hat uns ein gemütliches kleines Doppelzimmer reserviert und wir genießen die faule, entspannende Zeit auf der Terrasse wie in der Gaststube, in der es am Abend bis in die letzte Ritze nach frisch gebackenem Kuchen duftet.
Im Magen landen Salat und Gröstl, Knödel und Kaiserschmarren und ein fantastischer Almkrapfen! In unzähligen Blumentöpfen blüht Edelweiß.
2.Tag am Lasörling: von Norden auf den Gipfel auf 3.098 m
Gipfeltag. Keine Wolke am Himmel. Unser Tal, unser Weg zwischen Lasnitzenhütte und Lasörling, liegt noch lange im Schatten, was das Fotografieren beeinträchtigt, uns aber weniger ins Schwitzen geraten lässt. Wir haben uns entschieden den schwarz markierten direkten Weg für den Auf- und Abstieg zu nutzen.
An Blumen, Kühen und Lawinen-Mitbringseln vorbei…
…gehen wir immer weiter Richtung Talschluss, immer leicht bergauf, ohne der „Wand“ am Ende wirklich näher zu kommen. Doch „oben“ scheint die Sonne, eine große Motivation weiterzugehen. Nach den weiten Wiesen wird es irgendwann felsig und steil.
Es wird spannend – die Kamera verschwindet im Rucksack, das Handy bleibt weggepackt. Auf dem letzten Abschnitt zum Grat wird der Fels mehr zu Schutt und losem Geröll, es wird rutschig. An einigen steileren Stellen helfen Seilversicherungen, ob man das noch wandern nennt oder schon bergsteigen – egal, es macht Spaß. Gerade die Art Herausforderung, die ich mag, die fordert, aber nicht überfordert. Und schließlich lockt am Grat die Sonne! Und links von uns der Gipfel des Lasörling…
Von Wandern kann man endgültig nicht mehr sprechen, als wir den ausgesetzten Grat erreichen. Hui. Eigentlich nur eine kurze Strecke links hinüber zum Berger Törl, wo sich unser Weg mit dem einfacheren Weg von der Lasörlinghütte treffen wird. Jetzt macht es richtig Spaß, und es sieht krasser aus, als es dann wirklich ist.
Überall gute Tritte und Griffe, trockener, fester, griffiger Fels, genau da, wo es nötig ist, Stahlseile. Der richtige Wegverlauf immer gut zu erkennen. Konzentriert, ein Schritt nach dem anderen, mit Selbstbewusstsein, Können und Erfahrung arbeiten wir uns Meter um Meter voran. Es ist herausfordernd, vor allem, wenn ich daran denke, dass wir hier ja auch wieder zurück gehen wollen.
Bisher haben wir nicht mehr als zwei andere Bergsteigerinnen getroffen, am Berger Törl werden es plötzlich viel mehr. Wir machen eine kurze Pause, zum Durchatmen nach diesem spannenden, herrlichen Gratabschnitt. Die Sicht ist bereits jetzt fantastisch, egal in welche Richtung man schaut.
Die letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel wird es wieder einfacher, aber es wird steil. Weiterhin ist der Weg gut zu erkennen, es ist sonnig und warm, natürlich merkt man nun, dass man die 3000m-Linie überschritten hat.
Welch bewegender Moment, als wir dann nach rund 4 Stunden am Gipfel des Lasörling stehen, auf 3.098 m. Der Großglockner, der Großvenediger, Simonyspitzen, Rötspitze, Hochgall, zahlreiche undefinierbare Dolomiten-Gipfel – mit der Handvoll Leute, die wir am Gipfel treffen, schaffen wir es viele Gipfel zu bestimmen, aber lange nicht alle. Es ist nicht windig, wie so oft auf hohen Gipfeln, es ist einfach perfekt.
Wir sitzen hier sicher eine halbe Stunde lang, bevor wir uns losreißen und auf den Rückweg machen. Mit Respekt geht es den Grat entlang, doch keine Situation ist wirklich knifflig. Bergsteigen macht bei diesen perfekten Bedingungen wirklich Spaß. Natürlich sind wir froh, als der schmale Grat geschafft ist, als die steilen versicherten Stellen ins Lasnitzental hinunter gemeistert sind und wir irgendwann das Geröll hinter uns lassen und nur noch Wiesenwege entlang spazieren dürfen.
Den Brunnen an der Lasnitzenhütte lasse ich die erste Zeit kaum aus den Augen, welch Luxus so viel trinken zu können, wie der Körper verlangt, nach dieser sonnigen felsigen Bergtour. Ich genieße es, eine zweite Nacht in dieser schönen Hütte verbringen zu dürfen – so konnte natürlich ein großer Teil des Gepäcks unten bleiben und der Abend in der bereits vertrauten Umgebung, mit bekannten Gesichtern ist ein sehr entspannter.
3.Tag am Lasörling: Abstieg über Muhs Panoramaweg und Bergerseehütte
Für den letzten Tag hat sich ein Wetterumschwung angekündigt. Aber einfach so absteigen, den gleichen Weg wie vorgestern? Zu langweilig, denken wir, und mit Blick rüber zum Venediger: noch nicht nötig. Der Himmel schaut noch gut aus, wenn auch Wolken im Norden herumschwirren. Wir frühstücken früh, wollen nicht trödeln, starten dann erst einmal wieder Richtung Lasörling. Biegen dann aber bei nächster Gelegenheit nach links ab, Ziel: Muhs-Panoramaweg und Bergerseehütte.
Lange Zeit begegnen wir niemandem. Der Pfad, der sich durch Blumenwiesen den Hang entlang schlängelt, gehört uns. Natürlich, wie Höhenwege nun einmal sind, ist es selten komplett flach, aber es ist angenehm zu wandern, die Ruhe nur unterbrochen vom Murmeltier Pfeifen. Dies ändert sich: immer mehr Menschen in 2er, 3er und 4er Grüppchen kommen uns entgegen – offenbar sind alle, die auf der Bergerseehütte übernachtet haben, jetzt wach und unterwegs. Genauso wie eine meckernde neugierige Ziegenherde.
Aufgrund vieler Bilder freuen wir uns sehr auf die Bergerseehütte, in einem Kessel, am Ufer eines Bergsees gelegen. Unser Panoramaweg hat sich nun um den Muhskopf (2.561 m) herumgewunden, fast könnte man behaupten, wir hätten uns an Großvenediger und Großem Geiger satt gesehen (die eh immer mehr von Wolken verschluckt werden), Zeit für den Blick nach unten: wow. Welch Ort für eine Hütte. Welch Zeit für einen Besuch, hier ist niemand, außer uns und dem Hüttenwirt!
Wir bestellen Kaffee an der Bergerseehütte auf 2.181 m- es ist unmöglich hier einfach so vorbei zu spazieren. Am Ufer wächst Wollgras, und liegt da tatsächlich ein Tretboot? Doch es treibt uns innerlich ins Tal, Regen und Gewitter im Gebirge, das vermeidet man besser.
Wir trennen uns schweren Herzens von diesem friedlichen Ort, noch nicht wissend, wie sehr sich der restliche Weg ziehen wird, 900 Hm in praller Sonne, heiß und stickig, je weiter wir nach unten kommen.
Es ist ein schöner Weg, keine Frage (Weg Nr. 80). Am Zopatnitzenbach entlang und ihn überquerend, vorbei an Lawinenkegeln, durch Wiesen und Wald, hinunter Richtung Virgental und Prägraten. Mitunter ist der Weg etwas ausgesetzt, mitunter steil, insgesamt etwas zäh. Vor allem als es, im Tal angekommen, dann noch etwa eine halbe Stunde flach voran geht, bis wir am Auto am Ortseingang von Hinterbichl ankommen.
Tatsächlich sind wir dann kaum 10 Minuten im Auto unterwegs, als es anfängt zu regnen. Wir beschließen auf den Besuch bei den Umbal-Wasserfällen am Talschluss zu verzichten, auch wenn sie toll sein sollen und wer weiß, wann man wieder mal in diesem Tal ist. Aber egal, trocken angekommen, alles richtig gemacht am Lasörling.
Virgentaler Hütten
Die Alm- und Hüttenwirte des Vigentals haben sich zum Verein Virgentaler Hütten zusammengeschlossen und eine Broschüre mit 50 Seiten veröffentlicht, die wirklich Lust auf weitere Bergtouren und Hüttenwochenenden in der Gegend macht. Auf der Nordseite des Tals warten Hütten und Gipfel des Venediger Massivs, auf der südlichen Seite jene rund um den Lasörling, teils im Nationalpark Hohe Tauern gelegen. Von 60 Dreitausendern um das Tal spricht die Broschüre! Und dass man hier “in den hochgehobenen Stockwerken der Berge unterwegs [ist], von wo wir mit Adleraugen in die Talgründe schauen”. Und zu all den anderen Gipfel, die wir in den nächsten Monaten und Jahren noch besteigen wollen.
Datum der Tour: 3. bis 5. August 2018
Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 50, Nationalpark Hohe Tauern (3 Karten im Set, Kompass-Wanderkarte hier bei Amazon bestellen**)
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Andere Dreitausender bei Gipfelglück
Bericht mit toller Benennung der umliegenden Gipfel bei christianengl.de
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
4 Kommentare
Danke für diese Entführung zurück nach Hinterbichl – wir sind wirklich gerne da! :) Danke auch für die Verlinkung!
Schöne Tour, immer wieder.
LG Sabrina
Gerne! Ich möchte auch unbedingt wieder mal dort hin!
Hallo Stefanie,
deinen Artikel sehr gern gelesen. Wir waren in den 80er Jahren mit unseren beiden
Söhnen in Prägraten und ich habe den beiden damals das Bergwandern näher gebracht. Höhepunkte waren damals die Tour auf dem Großvenediger mit dem Bergführer Peter Klaunzer aus Matrei als Hüttenwirt des Defreggerhauses und eine Besteigung der Rötspitze mit dem Prägratener Bergführer Lois Berger (der sich gern als „Alpenkönig“ bezeichnete). Der Rückweg von der Rötspitze, bei dem das Wetter nicht mitspielte, über die Clarahütte am Umbaltalbach entlang geschah in einem Gewitter, das unsere Frau und Mutter in Prägraten in Angst und Schrecken versetzte. Patschnass sind wir dann von Gröden nach Prägraten zurückgekommen. Für unseren jüngeren Sohn, der nicht mit auf die Rötspitze durfte, weil er zu jung war, war dann der Höhenweg: Prägraten – Hinterbichl – Sajathütte – Eisseehütte – Bonn-Matereier- Hütte mit Übernachtung angesagt. Für den Jungen unvergesslich….
Wir haben in den Jahren in denen wir dort waren, viele wunderschöne Touren gemacht. Heute ist der damalige Bergwanderer ein alter Mann, der auf die 80 zugeht… . Unsere Urlaube verbringen wir jetzt auf der Insel Amrum; ruhebedürftig und altersbedingt.. Die vielen Bergtouren, die wir einstmals gemacht haben, verfolge ich jetzt am PC…Was bleibt mir anderes übrig..
Wünsche dir noch viele schöne und gesunde Touren und tolle Berichte – so, wie du ihn vom Lasörling gemacht hast -; den wir übrigens nie gemacht haben, weil immer das Wetter nicht mitspielte.
Grüße von der Heringsfront aus Hamburg
sendet
Norbert
Lieber Norbert,
ich freue mich so, wenn mein Artikel schöne Erinnerungen wecken. Die Gegend am Lasörling ist wirklich wunderschön.
Aber Amrum auch! Ich war vor einigen Jahren dort und der Wanderführer bei der Wattwanderung von Amrum nach Föhr hat den legendären Satz gesagt: Süddeutschland fängt für ihn an, wenn er durch den Elbtunnel fährt.
Alles Gute dir und viel Freude weiterhin mit all den tollen Geschichten im Internet!