Richtig knackig ist die Bergtour auf den Daniel. Mit rund 1.300 Höhenmetern anspruchsvoll was die Kondition angeht, aber nicht wirklich schwer – und wer es schafft, wird mit grandiosen Blicken auf die Zugspitze, die Ehrwalder Sonnenspitze, die Ehrwalder Alm, die Gartnerwand, die Ammergauer Alpen bis zum Säuling und weiteren Spitzen und Zacken und Gipfeln rundherum belohnt. Und mit unendlich vielen sensationellen Fotomotiven. Der Daniel ist definitiv ein besonderes Schmankerl in den „Münchner“ Bergen!
Parken kann man in Lermoos am Panoramabad, das allerdings etwas versteckt liegt, und der Parkplatz an der Hauptstraße gegenüber der Tankstelle ist genauso passend gelegen. Schon morgens ist es ordentlich warm, und es ist ganz gut, dass der Weg zunächst nicht allzu steil durch den Wald Richtung Tuftlalm führt. Von Lermoos auf 1.000 m gelegen sind es 496 Hm bis zur Alm.
Warum man hier eine Aussichtsplattform hinstellen musste, ist mir ein Rätsel – die Aussicht ist der Knaller, ohja, auf die Zugspitze, die Ehrwalder Alm etc etc, aber in reiner Natur ohne Plattform kann man die genauso genießen. Wegen dem Geocache wären wir aber eh da vorbei gekommen, und so schreiten wir auch kopfschüttelnd eine Runde über die Aussichtsplattform …
Auf der Hütte dafür die gute Nachricht: es gibt frische Buttermilch, die erste des Sommers für mich! Neben den Tischen stehen Ziegen in der Sonne und Hasen im Schatten, und eigentlich könnte man auch den ganzen sonnigen Sonntag hier verbringen…
Zum Glück entscheiden wir uns zum Weiterwandern. Die Sicht wird Höhenmeter um Höhenmeter noch besser, die Hitze des Tages wird in einem kleinen Latschenwald noch heißer, und es wird steil, irgendwo müssen die 1.300 m ja her kommen. Überall blüht es in allen Farben…
… und das Grün der Latschen macht sich perfekt vor dem Blau des Himmels.
Der Pfad schlängelt sich am Grünen Ups mit seinem schiefen Kreuzchen vorbei…
…und wird im Fels, Schotter und Geröll dann fast unsichtbar. Alles sieht aber schlimmer aus als es ist, man kommt ganz flott den Hang hinauf und ich mache sogar noch zwei Ehrenrunden als erst der Kameraobjektiv-Deckel und dann die – volle – Trinkflasche noch mal zurück kullern. Bei Nässe ist dieses Stück sicher unangenehm zu gehen und nicht zu empfehlen. Aber an diesem Sonntag Anfang Juli macht es einfach nur Spaß!
Von der Upsspitze (2.332m) wandert der Blick dann den spektakulären Grat zum Daniel entlang – für geübte Wanderer aber gar kein Problem, es ist nicht extrem ausgesetzt, nicht gefährlich, der Pfad breit genug zum bequemen Gehen.
Gegen 3 Uhr am Nachmittag – nach etwa 4 1/2 Stunden mit Pausen – stehen wir am Gipfelkreuz des Daniel auf 2.340 m.
Und obwohl es so ein Traumtag ist, sind kaum Leute auf dieser Berg unterwegs. Ein paar Leute sind vor uns am Gipfel, verschwinden dann aber bald, und dann sind am Gipfel nur noch wir.
Meine Begleitung, ich und die zwei Flaschen Bier, die er hochgeschleppt hat. Mehr als lauwarm der erste Schluck, aber der Rest war dann fast schon erfrischend.
Es wird zwar wolkiger, aber es sieht nicht nach Gewitter aus und so verbringen wir viel Zeit am Gipfel und reißen uns dann nur los, weil die Hütte mit einem Abendessen lockt. Der direkte Weg vom Daniel ist noch einfacher zu gehen als der Weg über die Upsspitze, führt durch die Latschen, über Almwiesen an der Zugspitze vorbei, die heute wie ein ausbrechender Vulkan aussieht.
An der Tuftlalm geht es erst einmal zum Abkühlen an den Brunnen und dann in die winzige Gaststube, wo von der Decke der Schmuck für den Almabtrieb hängt.
Viel Auswahl bietet die Küche nicht mehr – aber gegen Suppe, Würschtl und Kaiserschmarrn ist absolut gar nichts einzuwenden.
Den Heimweg zurück zum Auto und in die Stadt schieben wir so lange raus wie nur möglich, der Blick von der Tuftlalm auf die umliegenden Berge ist zu schön, die Luft zu mild und die Ruhe auf der Alm wird nur vom Geplapper zufriedener Wanderer unterbrochen. Als letztes Schmankerl kurz vor dem Parkplatz in Lermoos trauen wir uns noch auf den Weg, auf dem „sehr schwierig“ steht. Er ist steil, bei trockenem Wetter aber gar nicht so wild – sehr schwierig nur bei Nässe, und die Tour zum Daniel und zur Upsspitze sollte man eh nur bei gutem Wetter machen. Wegen der Alm, dem letzten Anstieg zur Upsspitze und dem Hammer-Blick vom Gipfel!
An den nächsten Tagen muss man sich auf Muskelkater einstellen. Muskelkater, der beim Radlfahren viel weniger schlimm ist als beim Sitzen auf dem Bürostuhl…
Offiziell gehören Daniel und Upsspitze zu den Ammergauer Alpen, „logistisch“ passen sie aber auch zu den Reisetipps für Garmisch-Partenkirchen und Umgebung.
*Alle Höhenangaben von hoehenrausch.de
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
6 Kommentare
Schön geschriebener Bericht und es sei ein Tipp, wenn genügend Zeit vorhanden, das Du an der grünen Ups (mit dem schiefen Kreuz) einfach weiterwanderst. Es folgt einer herrlicher Weg, der sich auch Alpenrosenweg nennt und weiter zum Plattberg führt (es gibt auch noch die Möglichkeit bis zur Kohlbergspitze zu überschreiten). Von diesem Gipfel lässt sich dann eine herrliche Überschreiung bis zum Daniel unternehmen und hat so eine herrliche Rundtour, welche aber immer noch ausbaufähig ist :-).
Berg heil und VG
Vielen Dank für die Ergänzung! Noch mehr brauchte ich bei der Hitze am Sonntag nicht, aber bei ein paar Grad kühler kann man gut noch weiter gehen um mehr von der wundervollen Umgebung zu sehen. LG!
Liebe Steffi,
schöner Beitrag! Sag mal, waren bei dir auch so unendlich viele Fliegen auf der Ehrwalder Alm? Ich wurde 2x dort von einem regelrechten Saturn-Ring an Fliegen bis auf den Gipfel begleitet. Das war so grausam, dass ich den Daniel seither meide. :-)
Überhaupt keine Fliegen, das einzig störende an der Tour war wirklich nur das nach-hause-fahren-müssen!
Der Daniel steht auch noch auf meiner Liste und dein Bericht macht Lust. Vor einigen Jahren hab ich mich Ende Juli zum Daniel aufgemacht. Allerdings war es neblig und es gab Schnee (!). Wir sind dann nur bis zur Upsspitze gegangen. Die Gratwanderung wirkte mit Neuschnee und Nebel bedrohlicher als sie sicherlich in Wirklichkeit ist. Aber Berge laufen zum Glück nicht weg.
Im Nebel ohne Sonne ist es eh nur der halbe Spaß, für den Daniel braucht man das richtige Wetter für die großartige Sicht!