Schloss Neuschwanstein ist für so viele Leute auf der Welt ein Traumreiseziel – welch Privileg, einfach mal an einem Wochenende zum Wandern und Entspannen ins Reich des Märchenkönigs fahren zu können, das Schloss und seinen Trubel dabei links liegen zu lassen und es aus der Ferne zu bewundern.
Wobei man bei der Wanderung auf den Säuling nicht wirklich von links liegen lassen reden kann, beginnt die Bergtour doch am Parkplatz von Hohenschwangau (auf ca 800 m) und auch beim wiederholten Besuch lässt man sich die Aussicht von der Marienbrücke nicht entgehen. Wenn man schon mal da ist, und vor allem wenn dies die einzig gute Aussicht dieser ansonsten tollen Tour sein wird.
Zunächst macht das ja gar nix mit dem Nebel, den Wolken und der nicht vorhandenen Sicht. Frösche springen über den Weg und die Schilder versprechen den Neuschwanstein-Touristen Nervenkitzel.
[Die Bayerische Schlösserverwaltung hat leider sehr strikte Richtlinien und Vorgaben, was das Fotografieren der Schlösser in Bayern angeht. Deswegen hier leider keine Fotos von Neuschwandstein!]
Vor uns erhebt sich das Massiv aus Säuling und Pilgerschrofen, im hohen Gras und im Matsch schlagen wir den nur langsam ansteigenden Weg links rum ein, zuerst zum Gipfel, dann zur Hütte, dann „hinten rum“ in weitem Bogen zurück zu den Märchenschlössern.
Der Nebel verhindert jede Aussicht, ist aber nicht so dicht, dass er gefährlich werden würde. Der Weg ist immer gut zu erkennen, und er ist schön und abwechslungsreich genug, die Umgebung zu ignorieren.
Es gibt Kraxelstellen…
…eine kurze Leiter…
…seilgesicherte Stellen – wobei für geübte Wanderer das Seil nicht notwendig ist.
An der Schlüsselstelle trennt sich die Spreu vom Weizen – wenn ihr andere Wanderberichte vom Säuling anseht, findet ihr zum einen meist tolles Wetter und tolle Aussicht, zum anderen aber auch ein normalgroßes, fotogenes Gipfelkreuz. Das, liebe Leser, ist leider nur ein Nebengipfel, den wir im Nebel nicht mal gesehen haben. An der nachfolgend abgebildeten Stelle ginge es rechts hoch zum Nebengipfel, es ist allerdings geradeaus ein schmaler Grat, der zum Hauptgipfel führt.
Dieser hat ein knapp 30 cm hohes Gipfelkreuzchen aufzuweisen und trägt sonst keinerlei Hinweise, wo man sich befindet. Gleichzeitig anwesende Wanderer versichern sich gegenseitig, auf dem „Richtigen Säuling“ zu sein, auf 2.047 m – was will man sonst auch machen in dieser Nebelsuppe, in diesem Elend.
Lange dauert die Gipfelrast folgerichtig nicht, die nächste Station ist wohl kaum mehr als eine halbe Stunde entfernt. Zu erreichen über weitere Kraxeleien, die aufgrund von Hunger, Durst und Wetter nicht mehr so viel Spaß machen.
So etwas wie Aussicht – man wird bescheiden – zeigt sich dann doch noch, von der Terrasse des Säulinghauses. Auf Reutte und wahrscheinlich die Tannheimer Berge – zumindest konnte man von dort im Frühling bei unserer Mädelstour herrlich auf den Säuling blicken…
Das Säulinghaus auf 1.720 m (auf Tiroler Seite) gelegen hat mich positiv überrascht, nicht, weil es besonders hübsch oder modern ist, sondern Atmosphäre hat.
Alles ganz entspannt, man fühlt sich willkommen, liegt vielleicht daran, dass das Weib dabei ist ;-)
An unserem Erkertisch, bei Kuchen und Bierchen, hätte ich es noch eine Weile ausgehalten, vielleicht hätten die Wolken ja auch noch mal den Blick auf Reutte freigegeben.
Aber der Rückweg ist weit, der Pilgerschrofen will komplett umrundet werden. Was sich ziemlich zieht, auch wenn der Weg abwechslungsreich ist, im Aufund Ab die Hänge querend,
durch den Wald, am blauweißen Grenzpfosten vorbei,
immer die Felsen rechts aufsteigend, ein letzter steiler Anstieg – bevor es nur noch bergab geht, im Zickzack über glitschige Steine und matschige Wurzeln. An der Wildsulzhütte treffen wir auf den Aufstiegsweg, jetzt ist es nicht mehr weit zum Parkplatz.
Noch mal am Schloss vorbei – doofe Sprüche einiger Königspilger, ungläubige Blicke einiger weit angereister Besucher und schnell noch ein paar Fotos gemacht – Neuschwanstein Fotos kann man nie genug haben und natürlich hat der Kini hier im Tal für Sonne und blauen Himmel gesorgt! Ein versöhnlicher Abschluss dieser 8-Stunden-Tour.
[Die Bayerische Schlösserverwaltung hat leider sehr strikte Richtlinien und Vorgaben, was das Fotografieren der Schlösser in Bayern angeht. Deswegen hier leider keine Fotos von Neuschwandstein!]
Übrigens, einen Tipp zum Übernachten in Schwangau mit Neuschwansteinblick samt Thermen-Empfehlung gibt’s jetzt neu bei den Reisetipps Füssen und Umgebung.
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*Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte No 4, Füssen Außerfern.
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
7 Kommentare
eine wunderschöne Tour :) war dort diesen Sommer auch schon :) und bei Sonnenschein sogar noch schöner
O-Ton eines Wanderers im Frühsommer an der Verzweigung: „Ach, die paar Meter spar’n wir uns …“ Hmm. In jedem Fall noch mal für besseres Wetter zu empfehlen, liebe Steffi. Die Aussicht ist nämlich wirklich fein. Vor allem mit dem Gipfelkreuz, zehn Meter weiter unten, im Bild. lg, Nadine
@ Hanna und Nadine – ja, ich werde bestimmt noch einen Sonnen-Versuch starten, nächstes Jahr oder so :)
Diesen Winter (ja, Winter!! ;-) ) muss ich es endlich auch malwieder nach Neuschwanstein schaffen! Als Kind war ich irgendwann mal dort mit der Schule, aber seit dem nicht mehr. Das darf nicht sein!
Winter mit Schnee in Neuschwanstein ist ja eine doppelte Ladung Kitsch :-) Also hoffe ich, dass du dann Fotos machst und drüber bloggst!
Ich habe Neuschwanstein für die erste Novemberwoche auf dem Terminkalender.
Ich war schließlich seit 3 Jahren nicht mehr dort… ;-)
Hoffentlich ist es dann nicht so überlaufen, wie bei den anderen Malen im Juli/August und zwischen Weihnachten und Neujahr… :-)
Im November ist vielleicht wirklich eine kleine Chance auf wenig Betrieb…und hoffentlich trotzdem Sonne!