Cornwall Wanderurlaub in 2 mal 10 Stationen | Teil 1: Bude bis St. Ives
Meine Cornwall Reise – die mit Wanderschuh und Mietwagen, ihr erinnert euch an die Foto Love Story – begann in Southampton. Bristol wäre theoretisch praktischer, die Flüge zwischen München und Southampton waren aber billiger und von den Uhrzeiten perfekter, und so startete und endete die Tour in Southampton.
Es gibt so viel zu erzählen, dass mein Reisebericht tatsächlich in zwei Teilen erscheint, dieser erste handelt von dem Abschnitt zwischen Bude und St. Ives. Von Wanderungen, Strandhütten, Kaffee, Fish&Chips an der Hafenmauer, Klippen, Ginster, einem Sonnenuntergang und vielem mehr.
1.Station: Der Strandort Bude
Mit einem besseren Ort hätte die Reise nicht beginnen können. Zauberhafte bunte Strandhütten, weiter Strand und steile Klippen für den Abendspaziergang, gutes indisches Essen, ein Sonnenuntergang vom Feinsten, bizarre Cricketspieler zwischen Küste und Golfplatz gequetscht – wir liefen mit strahlenden Augen herum. Und wollten am liebsten bleiben.

2. Station: Küsten- und Kanal-Wanderung bei Bude
Zweieinhalb Stunden wandern, zweieinhalb Stunden, die einen auf den Geschmack des Coastal Path bringen. Der Pfad schlängelt sich immer an der Küste entlang, immer gut zu erkennen und gleichzeitig ordentlich ausgeschildert, ein herrliches Farbenspiel aus türkis-blau-grün-blumenbunt, von Bude 5 km Richtung Süden. Etwa bei Salthouse verlässt man den Küstenpfad, quert über Feldwege bis kurz vor Helebridge, und kann gar nicht anders als am The Weir Café an einem kleinen See eine Kaffeepause zu machen. Unmöglich, hier einfach vorbei zu marschieren (siehe Foto ganz unten).
Direkt hinter dem Café gelangt man zum Bude Canal, der Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, um Waren besser transportieren zu können. Nunja, per Eisenbahn ging es dann doch schneller und Bude hat seitdem einen bequemen (leider komplett asphaltierten) Spazierweg, bei dem kleine Entchen und neugeborene Lämmer für Begeisterung sorgen. Und dann kommt man auch wieder in Bude an, siehe Station 1…

3. Station: Surf Haven Bed & Breakfast in Bude
Wenn Bude der perfekte Urlaubsstart war, dann auch aufgrund dieser Unterkunft. Nur ein paar Minuten vom Strand und vom Coastal Walk entfernt gelegen, das Fenster zum Golfplatz und auch ein Stück vom Meer konnte man aus dem Fenster sehen. Im Sessel vor dem Fenster hätte ich ewig mit einem Buch sitzen können, theoretisch, denn der beste Platz war eigentlich die kleine Terrasse vor dem Haus, unter Palmen, wo die Besitzer erst einmal Tee servierten (und ich bis heute nicht fassen kann, dass ich für das Foto die Tasse nicht rumgedreht habe ggrrrh) und Kekse.
Auch im Zimmer gab es alle Zutaten und Gerätschaften für Kaffee und Tee (inkl Kekse!); früh morgens bei Möwengeschrei noch mal in die Kissen kuscheln mit Kaffee und Krimi, das ist ein herrlicher „Aperitif“ zum Frühstück – köstliches Frühstück, das einem jede Menge Energie für den Wander-Tag gibt. Eigentlich viel zu schade, schon nach einer Nacht wieder auschecken zu müssen, bei so herzlichen Gastgebern, so hübsch eingerichtet, in so guter Lage hält man es gut einige Tage aus! (Hier gibts mehr Infos zum Surf Haven Bed & Breakfast in Bude*)

4.Station: der Hafen von Padstow
Ein englisches Bilderbuch-Städtchen, dieses Padstow. Goldige Häuser in engen Gassen, rund um ein Hafenbecken gebaut, in der Nähe Strand und türkises Wasser. Klar, dass so ein Ort an einem sonnigen Frühlingssonntag überläuft mit Menschen. Aber wenn man dann an der Hafenmauer sitzt, die Beine baumeln, die Möwen kreischen, ein Straßenmusikant auf seiner Gitarre klimpert, dann genießt man einfach seine Fish & Chips und vergisst die anderen Menschen ganz einfach.
5.Station: die Bedruthan Steps mit kurzer Küstenwanderung
Der Riese Bedruthan hat die Felsen an dem Stück Küste zwischen Padstow und Newquay als Treppenstufen benutzt, angeblich. Für kleinere Menschen wie mich gibt es den gut markierten Coastal Path, vom Parkplatz Park Head durch Felder und Wiesen zur Küste, wo einen ein unbeschreiblich toller Blick auf die Steilküste und Felsen im Wasser erwartet. Das Wasser in allen nur vorstellbaren Blautönen, das grüne Gras der Küste gesprenkelt mit gelbem Ginster und allerlei anderen Blümchen. Solch kleine Abstecher von höchstens einer Stunde an der Küste entlang kann man sicherlich nicht „wandern“ nennen. Bei gutem Wetter schaffen diesen Weg alle, die einigermaßen gut zu Fuß sind. Und doch – eine Reise, bei der man immer wieder die Wanderschuhe anzieht, den Rucksack aufsetzt, losmarschiert, wenn man Salz auf den Lippen schmeckt und Sand in die Augen fliegt – Outdoor Urlaub ist das dann auf jeden Fall.

6. Station: der Sonnenuntergang in Newquay
Der lange Strand von Newquay hätte sicher einen tollen Vordergrund für den Sonnenuntergang abgegeben. Aber es war tatsächlich irgendwie “zu wenig Vordergrund” und es war noch genug Zeit zum Weiterspazieren. Am Südende des Strandes gibt es einen Hügel, am Ende des Stadtteils Pentire. Der Zufall wollte es, dass sich auf dem Gipfel des Hügels, vor dem knallrotgelben englischen Himmel, ein paar Freunde trafen, mit Fahrrädern (und mit irgendwie komisch riechenden Zigaretten…). Und ohne dass sie es wussten, wurden sie zum perfekten Vordergrund für meine Sonnenuntergangsfotos. Die im Meer versinkende Sonne bekamen die Jungs gar nicht mehr mit. Weil sie da den Hügel schon verlassen hatten, keine Ahnung, was sie insgesamt noch mitbekamen.

7. Station: Frühstück im Box & Barber, Newquay
Das billige Hotel in Newquay war ohne Frühstück gebucht, denn die Stadt besteht vor allem aus Bars, Surferkneipen, Restaurants aller Art und aller Preisklassen, und Cafés. Ein paar davon hatte ich auf meinem “Wunschzettel”, der Plan war: herumschlendern und beim “ersten Treffer zuschlagen”. (Der große Vorteil in allen britischen Hotels- und Pensionszimmern ist der Wasserkocher zum Tee und Kaffee kochen auf dem Zimmer, so geht man nie nüchtern aus dem Haus) Der Treffer in Newquay war das “Box & Barber”, in einem unscheinbaren weißen Haus, schlicht und gemütlich eingerichtet, mit kleiner Frühstückskarte, cremigem Flat White und einem köstlichen Avokadobrot. Ein schöner Ort für Surfer zwischen zwei Wellen oder Reisende zwischen zwei Stops. (@box_and_barber).

8. Station: der Strand von Perranporth
Der erste Stop kurz nach dem Frühstück, und einem Kaffee wäre ich durchaus nicht abgeneigt gewesen. An dem riesigen Strand von Perranporth war einiges los, Spaziergänger, Hunde, kleine Sandburgenbauer, Jogger. Felsen am Rand, es war sonnig und warm genug um barfuß über den Sand zu wandern, Wasserpfützen überhüpfte man besser. Der einzige Wermutstropfen: die tolle Strandbar hatte so früh am Morgen noch geschlossen! Es wurde am Dach gearbeitet und Gläser poliert, die im Sand stehenden Tische und Bänke waren verwaist. Aber alles geht halt nicht, ich muss halt wieder kommen, für die perfekte Halbestunde am Strand von Perranporth.

9. Station: Sorting Office Café in St. Agnes
Während meiner Reiseplanung saß ich sabbernd vor der Instagram App und träumte mich an dieses kleine Café, auf halbem Wege zwischen Newquay und St Ives gelegen. Von St. Agnes habe ich nichts gesehen als den Parkplatz und das Café und ich wäre am liebsten nicht nur für einen Snack geblieben sondern gleich auch für Frühstück und Mittagessen, so lange bis das Buch ausgelesen war.
Die beiden Räume sind winzig, mit knarrendem Holzboden, kleinen Holztischen, einem überfüllten Tresen, Kaffeeduft, ein Ort, wo Einmal-Gäste wie Stammgäste herzlich begrüßt werden, wo die Wahl schwer fällt, was man bestellen soll. Auch wenn man durch die Instagramfotos schon auf alle Herrlichkeiten vorbereitet scheint. Bald stand dann eine Tasse heiße Schokolade mit Sahne und Marshmallow Würfelchen vor mir, neben einem Brownie mit Pistazien. Also, sehr lange standen sie da natürlich nicht. Ich las ein paar Seiten in meinem Krimi. Und musste mich dann losreißen, schweren Herzens, und die Reise fortsetzen. Sehnsüchtig sitze ich seitdem wieder sabbernd vor den Instagram Fotos (@the_sorting_office) und wünsche ich könnte Stammgast werden.

10. Station: Bummel durch St. Ives
St. Ives ist so klein, eng und voll, dass man angehalten ist, ein paar km vor der Stadt zu parken und mit dem Zug weiterzufahren. Was tatsächlich stressfrei und praktisch ist (zumindest wenn im Frühling der Parkplatz auch mittags schön leer ist…), außerdem fährt man an den herrlichen Stränden und türkisblauem Wasser vorbei. St. Ives ist wohl der Inbegriff von einem Küsten-Künstler-Städtchen in Cornwall, das man aus Filmen und Büchern „kennt“, wo man durch die Gassen streift, durch Galerien, Deko- und Souvenir-Shops und unbedingt etwas kaufen muss (und weil das Auto ja weit weg steht, hält es sich in Grenzen). Man bewundert Cottages und Gärten, schaut den Möwen zu, isst Eis und Pasties (typische Blätterteig-Snacks), und in all dem Trubel freut man sich schon auf die nächste ruhige Wanderetappe auf dem Coastal Trail.

Extra-Tipp:
32 Wandervorschläge mit ausreichender Karte, Beschreibungen, Höhenprofilen und Tipps hat der kleine Wanderführer „Outdoor Regional Cornwall“ aus dem Conrad Stein Verlag. Geschrieben von Markus und Janina Meier, erschienen 2016, ISBN 978-3-86686-472-6 und hier bei Amazon** zu bestellen. Er war genau richtig für meine Zwecke – viel von Cornwall sehen und trotzdem jeden Tag die Wanderschuhe anziehen und ein Stück laufen. In diesem Wanderführer gibt es die Tour in Bude an der Küste und dem Kanal entlang sowie eine längere Rundtour an den Bedruthan Steps. Die Tour auf den höchsten Berg von Cornwall, Brown Willy mit 420m, ist zwar beschrieben aber ich hatte dafür schlicht und einfach keine Zeit. Zumindest nicht bei dieser Reise…*

Anmerkungen zu *: Im Surf Haven B&B habe ich auf Einladung übernachtet. Die Reise wurde von Visit Britain unterstützt und der Wanderführer ist ein Rezensionsexemplar des Verlags. Meine Begeisterung und Meinung hat keiner dieser Partner beeinflusst.
**Amazon Affiliate Link: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Wenn du clickst und etwas bestellst, erhalte ich eine kleine Provision, ohne dass du mehr bezahlst. Du unterstützt damit das Gipfelglück Blog. Danke!
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Jeder, wirklich jeder, den ich kenne, scheint in diesem Jahr in Cornwall gewesen zu sein – nur ich habe 2017 es leider wieder nicht geschafft. Deine Bilder sind wirklich toll und ein Grund mehr hinzufahren. Danke für den Tipp mit dem Wanderführer, den werde ich auf jeden Fall mitnehmen.
Dann hättest du nächstes Jahr deine Ruhe, noch mehr Ruhe, wenn alle dieses Jahr schon da waren ;-) Ich kann es dir wirklich empfehlen, ich hoffe, dass es bei mir bald mal mit Wales klappt, oder noch mal Schottland, oder dem Lake District… LG!